Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Wirklichkeit.
A.
Zufälligkeit
oder
Formelle Wirklichkeit, Möglichkeit und
Nothwendigkeit
.

1. Die Wirklichkeit ist formell, insofern sie als er-
ste Wirklichkeit nur unmittelbare, unreflectirte
Wirklichkeit, somit nur in dieser Formbestimmung, aber
nicht als Totalität der Form ist. Sie ist so weiter nichts
als ein Seyn oder Existenz überhaupt. Aber weil
sie wesentlich nicht blosse unmittelbare Existenz, son-
dern, als Formeinheit des Ansichseyns oder der Inner-
lichkeit, und der Aeusserlichkeit ist, so enthält sie unmit-
telbar das Ansichseyn oder die Möglichkeit.
Was wirklich ist, ist möglich
.

2. Diese Möglichkeit ist die in sich reflectirte Wirk-
lichkeit. Aber diß selbst erste Reflectirtseyn ist
ebenfalls das Formelle, und hiemit überhaupt nur die
Bestimmung der Identität mit sich
oder des
Ansichseyns überhaupt.

Weil aber die Bestimmung hier Totalität der
Form
ist, ist dieses Ansichseyn, bestimmt als aufge-
hobenes
, oder als wesentlich nur in Beziehung auf
die Wirklichkeit; als das Negative von dieser, gesetzt
als Negatives. Die Möglichkeit enthält daher die zwey
Momente; erstlich das positive, daß es ein Re-
flectirtseyn in sich selbst ist; aber indem es in der absoluten

Form
Die Wirklichkeit.
A.
Zufaͤlligkeit
oder
Formelle Wirklichkeit, Moͤglichkeit und
Nothwendigkeit
.

1. Die Wirklichkeit iſt formell, inſofern ſie als er-
ſte Wirklichkeit nur unmittelbare, unreflectirte
Wirklichkeit, ſomit nur in dieſer Formbeſtimmung, aber
nicht als Totalitaͤt der Form iſt. Sie iſt ſo weiter nichts
als ein Seyn oder Exiſtenz uͤberhaupt. Aber weil
ſie weſentlich nicht bloſſe unmittelbare Exiſtenz, ſon-
dern, als Formeinheit des Anſichſeyns oder der Inner-
lichkeit, und der Aeuſſerlichkeit iſt, ſo enthaͤlt ſie unmit-
telbar das Anſichſeyn oder die Moͤglichkeit.
Was wirklich iſt, iſt moͤglich
.

2. Dieſe Moͤglichkeit iſt die in ſich reflectirte Wirk-
lichkeit. Aber diß ſelbſt erſte Reflectirtſeyn iſt
ebenfalls das Formelle, und hiemit uͤberhaupt nur die
Beſtimmung der Identitaͤt mit ſich
oder des
Anſichſeyns uͤberhaupt.

Weil aber die Beſtimmung hier Totalitaͤt der
Form
iſt, iſt dieſes Anſichſeyn, beſtimmt als aufge-
hobenes
, oder als weſentlich nur in Beziehung auf
die Wirklichkeit; als das Negative von dieſer, geſetzt
als Negatives. Die Moͤglichkeit enthaͤlt daher die zwey
Momente; erſtlich das poſitive, daß es ein Re-
flectirtſeyn in ſich ſelbſt iſt; aber indem es in der abſoluten

Form
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0247" n="235"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Wirklichkeit</hi>.</fw><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#aq">A.</hi><lb/><hi rendition="#g">Zufa&#x0364;lligkeit<lb/>
oder<lb/>
Formelle Wirklichkeit, Mo&#x0364;glichkeit und<lb/>
Nothwendigkeit</hi>.</head><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                <p>1. Die Wirklichkeit i&#x017F;t formell, in&#x017F;ofern &#x017F;ie als er-<lb/>
&#x017F;te Wirklichkeit nur <hi rendition="#g">unmittelbare, unreflectirte</hi><lb/>
Wirklichkeit, &#x017F;omit nur in die&#x017F;er Formbe&#x017F;timmung, aber<lb/>
nicht als Totalita&#x0364;t der Form i&#x017F;t. Sie i&#x017F;t &#x017F;o weiter nichts<lb/>
als ein <hi rendition="#g">Seyn</hi> oder <hi rendition="#g">Exi&#x017F;tenz</hi> u&#x0364;berhaupt. Aber weil<lb/>
&#x017F;ie <hi rendition="#g">we&#x017F;entlich</hi> nicht blo&#x017F;&#x017F;e unmittelbare Exi&#x017F;tenz, &#x017F;on-<lb/>
dern, als Formeinheit des An&#x017F;ich&#x017F;eyns oder der Inner-<lb/>
lichkeit, und der Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit i&#x017F;t, &#x017F;o entha&#x0364;lt &#x017F;ie unmit-<lb/>
telbar das <hi rendition="#g">An&#x017F;ich&#x017F;eyn</hi> oder die <hi rendition="#g">Mo&#x0364;glichkeit.<lb/>
Was wirklich i&#x017F;t, i&#x017F;t mo&#x0364;glich</hi>.</p><lb/>
                <p>2. Die&#x017F;e Mo&#x0364;glichkeit i&#x017F;t die in &#x017F;ich reflectirte Wirk-<lb/>
lichkeit. Aber diß &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;te <hi rendition="#g">Reflectirt&#x017F;eyn</hi> i&#x017F;t<lb/>
ebenfalls das Formelle, und hiemit u&#x0364;berhaupt nur <hi rendition="#g">die<lb/>
Be&#x017F;timmung der Identita&#x0364;t mit &#x017F;ich</hi> oder des<lb/>
An&#x017F;ich&#x017F;eyns u&#x0364;berhaupt.</p><lb/>
                <p>Weil aber die Be&#x017F;timmung hier <hi rendition="#g">Totalita&#x0364;t der<lb/>
Form</hi> i&#x017F;t, i&#x017F;t die&#x017F;es An&#x017F;ich&#x017F;eyn, be&#x017F;timmt als <hi rendition="#g">aufge-<lb/>
hobenes</hi>, oder als we&#x017F;entlich nur in Beziehung auf<lb/>
die Wirklichkeit; als das Negative von die&#x017F;er, <hi rendition="#g">ge&#x017F;etzt</hi><lb/>
als Negatives. Die Mo&#x0364;glichkeit entha&#x0364;lt daher die zwey<lb/>
Momente; <hi rendition="#g">er&#x017F;tlich</hi> das <hi rendition="#g">po&#x017F;itive</hi>, daß es ein Re-<lb/>
flectirt&#x017F;eyn in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t; aber indem es in der ab&#x017F;oluten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Form</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0247] Die Wirklichkeit. A. Zufaͤlligkeit oder Formelle Wirklichkeit, Moͤglichkeit und Nothwendigkeit. 1. Die Wirklichkeit iſt formell, inſofern ſie als er- ſte Wirklichkeit nur unmittelbare, unreflectirte Wirklichkeit, ſomit nur in dieſer Formbeſtimmung, aber nicht als Totalitaͤt der Form iſt. Sie iſt ſo weiter nichts als ein Seyn oder Exiſtenz uͤberhaupt. Aber weil ſie weſentlich nicht bloſſe unmittelbare Exiſtenz, ſon- dern, als Formeinheit des Anſichſeyns oder der Inner- lichkeit, und der Aeuſſerlichkeit iſt, ſo enthaͤlt ſie unmit- telbar das Anſichſeyn oder die Moͤglichkeit. Was wirklich iſt, iſt moͤglich. 2. Dieſe Moͤglichkeit iſt die in ſich reflectirte Wirk- lichkeit. Aber diß ſelbſt erſte Reflectirtſeyn iſt ebenfalls das Formelle, und hiemit uͤberhaupt nur die Beſtimmung der Identitaͤt mit ſich oder des Anſichſeyns uͤberhaupt. Weil aber die Beſtimmung hier Totalitaͤt der Form iſt, iſt dieſes Anſichſeyn, beſtimmt als aufge- hobenes, oder als weſentlich nur in Beziehung auf die Wirklichkeit; als das Negative von dieſer, geſetzt als Negatives. Die Moͤglichkeit enthaͤlt daher die zwey Momente; erſtlich das poſitive, daß es ein Re- flectirtſeyn in ſich ſelbſt iſt; aber indem es in der abſoluten Form

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/247
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/247>, abgerufen am 21.11.2024.