Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Abschnitt.
Die Wirklichkeit.

Die Wirklichkeit ist die Einheit des Wesens
und der Existenz;
in ihr hat das gestaltlose We-
sen und die haltlose Erscheinung; -- oder das be-
stimmungslose Bestehen und die bestandlose Mannichfaltig-
keit ihre Wahrheit. Die Existenz ist zwar die aus
dem Grunde hervorgegangene Unmittelbarkeit, aber sie hat
die Form noch nicht an ihr gesetzt; indem sie sich be-
stimmt und formirt, ist sie die Erscheinung; und in-
dem sich diß nur als Reflexion-in-anderes bestimmte
Bestehen zur Reflexion-in-sich fortbildet, wird es zu
zwey Welten, zwey Totalitäten des In-
halts,
deren die eine als in sich, die andere als in
anderes reflectirte
bestimmt ist. Das wesentliche
Verhältniß aber stellt ihre Formbeziehung dar, de-
ren Vollendung das Verhältniß des Innern und
Aeussern ist, daß der Inhalt beyder nur Eine
identische Grundlage und eben so sehr nur Eine
Identität der Form
ist. -- Dadurch daß sich auch
diese Identität in Ansehung der Form ergeben hat, ist
die Formbestimmung ihrer Verschiedenheit aufgehoben und
es ist gesetzt, daß sie Eine absolute Totalität sind.

Diese Einheit des Innern und Aeussern ist die ab-
solute Wirklichkeit.
Diese Wirklichkeit aber ist

zu-

Dritter Abſchnitt.
Die Wirklichkeit.

Die Wirklichkeit iſt die Einheit des Weſens
und der Exiſtenz;
in ihr hat das geſtaltloſe We-
ſen und die haltloſe Erſcheinung; — oder das be-
ſtimmungsloſe Beſtehen und die beſtandloſe Mannichfaltig-
keit ihre Wahrheit. Die Exiſtenz iſt zwar die aus
dem Grunde hervorgegangene Unmittelbarkeit, aber ſie hat
die Form noch nicht an ihr geſetzt; indem ſie ſich be-
ſtimmt und formirt, iſt ſie die Erſcheinung; und in-
dem ſich diß nur als Reflexion-in-anderes beſtimmte
Beſtehen zur Reflexion-in-ſich fortbildet, wird es zu
zwey Welten, zwey Totalitaͤten des In-
halts,
deren die eine als in ſich, die andere als in
anderes reflectirte
beſtimmt iſt. Das weſentliche
Verhaͤltniß aber ſtellt ihre Formbeziehung dar, de-
ren Vollendung das Verhaͤltniß des Innern und
Aeuſſern iſt, daß der Inhalt beyder nur Eine
identiſche Grundlage und eben ſo ſehr nur Eine
Identitaͤt der Form
iſt. — Dadurch daß ſich auch
dieſe Identitaͤt in Anſehung der Form ergeben hat, iſt
die Formbeſtimmung ihrer Verſchiedenheit aufgehoben und
es iſt geſetzt, daß ſie Eine abſolute Totalitaͤt ſind.

Dieſe Einheit des Innern und Aeuſſern iſt die ab-
ſolute Wirklichkeit.
Dieſe Wirklichkeit aber iſt

zu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0225" n="213"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Dritter Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Die Wirklichkeit.</hi> </head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Wirklichkeit i&#x017F;t die <hi rendition="#g">Einheit des We&#x017F;ens<lb/>
und der Exi&#x017F;tenz;</hi> in ihr hat das <hi rendition="#g">ge&#x017F;taltlo&#x017F;e</hi> We-<lb/>
&#x017F;en und die <hi rendition="#g">haltlo&#x017F;e</hi> Er&#x017F;cheinung; &#x2014; oder das be-<lb/>
&#x017F;timmungslo&#x017F;e Be&#x017F;tehen und die be&#x017F;tandlo&#x017F;e Mannichfaltig-<lb/>
keit ihre Wahrheit. Die <hi rendition="#g">Exi&#x017F;tenz</hi> i&#x017F;t zwar die aus<lb/>
dem Grunde hervorgegangene Unmittelbarkeit, aber &#x017F;ie hat<lb/>
die Form noch nicht an ihr ge&#x017F;etzt; indem &#x017F;ie &#x017F;ich be-<lb/>
&#x017F;timmt und formirt, i&#x017F;t &#x017F;ie die <hi rendition="#g">Er&#x017F;cheinung;</hi> und in-<lb/>
dem &#x017F;ich diß nur als Reflexion-in-anderes be&#x017F;timmte<lb/>
Be&#x017F;tehen zur Reflexion-in-&#x017F;ich fortbildet, wird es zu<lb/><hi rendition="#g">zwey Welten,</hi> zwey <hi rendition="#g">Totalita&#x0364;ten des In-<lb/>
halts,</hi> deren die eine als <hi rendition="#g">in &#x017F;ich,</hi> die andere als <hi rendition="#g">in<lb/>
anderes reflectirte</hi> be&#x017F;timmt i&#x017F;t. Das we&#x017F;entliche<lb/>
Verha&#x0364;ltniß aber &#x017F;tellt ihre <hi rendition="#g">Formbeziehung</hi> dar, de-<lb/>
ren Vollendung das <hi rendition="#g">Verha&#x0364;ltniß</hi> des <hi rendition="#g">Innern</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Aeu&#x017F;&#x017F;ern</hi> i&#x017F;t, daß der <hi rendition="#g">Inhalt</hi> beyder nur Eine<lb/><hi rendition="#g">identi&#x017F;che Grundlage</hi> und eben &#x017F;o &#x017F;ehr nur <hi rendition="#g">Eine<lb/>
Identita&#x0364;t der Form</hi> i&#x017F;t. &#x2014; Dadurch daß &#x017F;ich auch<lb/>
die&#x017F;e Identita&#x0364;t in An&#x017F;ehung der Form ergeben hat, i&#x017F;t<lb/>
die Formbe&#x017F;timmung ihrer Ver&#x017F;chiedenheit aufgehoben und<lb/>
es i&#x017F;t <hi rendition="#g">ge&#x017F;etzt,</hi> daß &#x017F;ie <hi rendition="#g">Eine</hi> ab&#x017F;olute Totalita&#x0364;t &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Einheit des Innern und Aeu&#x017F;&#x017F;ern i&#x017F;t die <hi rendition="#g">ab-<lb/>
&#x017F;olute Wirklichkeit.</hi> Die&#x017F;e Wirklichkeit aber i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">zu-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0225] Dritter Abſchnitt. Die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit iſt die Einheit des Weſens und der Exiſtenz; in ihr hat das geſtaltloſe We- ſen und die haltloſe Erſcheinung; — oder das be- ſtimmungsloſe Beſtehen und die beſtandloſe Mannichfaltig- keit ihre Wahrheit. Die Exiſtenz iſt zwar die aus dem Grunde hervorgegangene Unmittelbarkeit, aber ſie hat die Form noch nicht an ihr geſetzt; indem ſie ſich be- ſtimmt und formirt, iſt ſie die Erſcheinung; und in- dem ſich diß nur als Reflexion-in-anderes beſtimmte Beſtehen zur Reflexion-in-ſich fortbildet, wird es zu zwey Welten, zwey Totalitaͤten des In- halts, deren die eine als in ſich, die andere als in anderes reflectirte beſtimmt iſt. Das weſentliche Verhaͤltniß aber ſtellt ihre Formbeziehung dar, de- ren Vollendung das Verhaͤltniß des Innern und Aeuſſern iſt, daß der Inhalt beyder nur Eine identiſche Grundlage und eben ſo ſehr nur Eine Identitaͤt der Form iſt. — Dadurch daß ſich auch dieſe Identitaͤt in Anſehung der Form ergeben hat, iſt die Formbeſtimmung ihrer Verſchiedenheit aufgehoben und es iſt geſetzt, daß ſie Eine abſolute Totalitaͤt ſind. Dieſe Einheit des Innern und Aeuſſern iſt die ab- ſolute Wirklichkeit. Dieſe Wirklichkeit aber iſt zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/225
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/225>, abgerufen am 21.11.2024.