Diß könnte auch so ausgedrückt werden: Das Werden ist das Verschwinden von Seyn in Nichts, und von Nichts in Seyn, und das Verschwinden von Seyn und Nichts überhaupt; aber es beruht zugleich auf dem Unterschiede derselben. Es widerspricht sich also in sich selbst, weil es solches in sich vereint, das sich entgegen- gesetzt ist; eine solche Vereinigung aber zerstört sich.
Diß Resultat ist das Verschwundenseyn nicht als Nichts; so wäre es nur ein Rückfall in die eine der schon aufgehobenen Bestimmungen. Sondern es ist die zur ruhigen Einfachheit gewordene Einheit des Seyns und Nichts.
Im Werden selbst ist sowohl Seyn als Nichts, je- des auf gleiche Weise vielmehr nur als das Nichts seiner selbst. Werden ist die Einheit als Verschwinden, oder die Einheit in der Bestimmung des Nichts. Aber diß Nichts ist wesentliches Uebergehen ins Seyn, und das Werden also Uebergehen in die Einheit des Seyns und Nichts, welche als seyend ist, oder die Gestalt der unmittelbaren Einheit dieser Momente hat; das Daseyn.
Anmerkung.
Aufheben und das Aufgehobene ist einer der wichtigsten Begriffe der Philosophie, eine Grundbestim- mung, die schlechthin allenthalben wiederkehrt, deren Sinn bestimmt aufzufassen, und besonders vom Nichts zu unterscheiden ist. -- Was sich aufhebt, wird dadurch nicht zu Nichts. Nichts ist das Unmittelbare; ein Aufgehobenes dagegen ist ein Vermitteltes, es ist das Nichtseyende, aber als Resultat, das von einem Seyn ausgegangen ist. Es hat daher die Bestim- mung, aus der es herkommt, noch an sich.
Auf-
Qualitaͤt.
Diß koͤnnte auch ſo ausgedruͤckt werden: Das Werden iſt das Verſchwinden von Seyn in Nichts, und von Nichts in Seyn, und das Verſchwinden von Seyn und Nichts uͤberhaupt; aber es beruht zugleich auf dem Unterſchiede derſelben. Es widerſpricht ſich alſo in ſich ſelbſt, weil es ſolches in ſich vereint, das ſich entgegen- geſetzt iſt; eine ſolche Vereinigung aber zerſtoͤrt ſich.
Diß Reſultat iſt das Verſchwundenſeyn nicht als Nichts; ſo waͤre es nur ein Ruͤckfall in die eine der ſchon aufgehobenen Beſtimmungen. Sondern es iſt die zur ruhigen Einfachheit gewordene Einheit des Seyns und Nichts.
Im Werden ſelbſt iſt ſowohl Seyn als Nichts, je- des auf gleiche Weiſe vielmehr nur als das Nichts ſeiner ſelbſt. Werden iſt die Einheit als Verſchwinden, oder die Einheit in der Beſtimmung des Nichts. Aber diß Nichts iſt weſentliches Uebergehen ins Seyn, und das Werden alſo Uebergehen in die Einheit des Seyns und Nichts, welche als ſeyend iſt, oder die Geſtalt der unmittelbaren Einheit dieſer Momente hat; das Daſeyn.
Anmerkung.
Aufheben und das Aufgehobene iſt einer der wichtigſten Begriffe der Philoſophie, eine Grundbeſtim- mung, die ſchlechthin allenthalben wiederkehrt, deren Sinn beſtimmt aufzufaſſen, und beſonders vom Nichts zu unterſcheiden iſt. — Was ſich aufhebt, wird dadurch nicht zu Nichts. Nichts iſt das Unmittelbare; ein Aufgehobenes dagegen iſt ein Vermitteltes, es iſt das Nichtſeyende, aber als Reſultat, das von einem Seyn ausgegangen iſt. Es hat daher die Beſtim- mung, aus der es herkommt, noch an ſich.
Auf-
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Qualitaͤt.
Diß koͤnnte auch ſo ausgedruͤckt werden: Das
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von Nichts in Seyn, und das Verſchwinden von Seyn
und Nichts uͤberhaupt; aber es beruht zugleich auf dem
Unterſchiede derſelben. Es widerſpricht ſich alſo in ſich
ſelbſt, weil es ſolches in ſich vereint, das ſich entgegen-
geſetzt iſt; eine ſolche Vereinigung aber zerſtoͤrt ſich.
Diß Reſultat iſt das Verſchwundenſeyn nicht als
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und Nichts.
Im Werden ſelbſt iſt ſowohl Seyn als Nichts, je-
des auf gleiche Weiſe vielmehr nur als das Nichts ſeiner
ſelbſt. Werden iſt die Einheit als Verſchwinden, oder
die Einheit in der Beſtimmung des Nichts.
Aber diß Nichts iſt weſentliches Uebergehen ins Seyn,
und das Werden alſo Uebergehen in die Einheit des
Seyns und Nichts, welche als ſeyend iſt, oder die
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hat; das Daſeyn.
Anmerkung.
Aufheben und das Aufgehobene iſt einer der
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mung, die ſchlechthin allenthalben wiederkehrt, deren
Sinn beſtimmt aufzufaſſen, und beſonders vom Nichts zu
unterſcheiden iſt. — Was ſich aufhebt, wird dadurch
nicht zu Nichts. Nichts iſt das Unmittelbare; ein
Aufgehobenes dagegen iſt ein Vermitteltes, es iſt
das Nichtſeyende, aber als Reſultat, das von einem
Seyn ausgegangen iſt. Es hat daher die Beſtim-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/93>, abgerufen am 22.02.2025.
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