Die vorhin relative Repulsion und Attraction, wel- che nur eine Beziehung der Eins war, wovon sich ihre Unmittelbarkeit, als Beziehung auf sich selbst, unterschied, ist also in der That absolute Repulsion und Attraction; Repulsion und Attraction, welche identisch sind. Was vorhanden ist, ist, daß Eins, als sich unendlich auf sich selbst beziehend, sich auf sein absolutes Andersseyn bezieht, und indem es sich auf diß sein Nichtseyn bezieht, eben darin sich auf sich selbst bezieht, und daß das Eins selbst nur dieses Beziehen ist. Seine Unmittelbarkeit, sein Seyn ist vielmehr sein Andersseyn, und diß sein Aussersichseyn ist sein Seyn.
Anmerkung.
Attraction und Repulsion pflegen bekanntlich als Kräfte angesehen zu werden. Sie werden bey dieser Vorstellung als selbstständig betrachtet, so daß sie sich nicht durch ihre Natur aufeinander beziehen, d. h. daß nicht jede nur ein in ihre entgegengesetzte übergehendes Moment seyn, sondern fest der andern gegenüber be- harren soll. Sie werden ferner vorgestellt, als in einem Dritten, der Materie, zusammenkommend; so je- doch, daß diß in-eins-Werden nicht als ihre Wahrheit gilt, sondern jede vielmehr ein Erstes und An-und-für- sich-seyendes, die Materie aber das durch sie gesetzte und hervorgebrachte ist. Wenn gesagt wird, daß die Materie diese Kräfte in sich habe, so ist unter dieser ihrer Einheit eine Verknüpfung verstanden, wobey sie zugleich als in sich seyende frey von einander vorausge- setzt werden.
Kant hat bekanntlich die Materie aus der Repulsiv- und Attractiv-Kraft construirt,
oder
K 2
Qualitaͤt.
Die vorhin relative Repulſion und Attraction, wel- che nur eine Beziehung der Eins war, wovon ſich ihre Unmittelbarkeit, als Beziehung auf ſich ſelbſt, unterſchied, iſt alſo in der That abſolute Repulſion und Attraction; Repulſion und Attraction, welche identiſch ſind. Was vorhanden iſt, iſt, daß Eins, als ſich unendlich auf ſich ſelbſt beziehend, ſich auf ſein abſolutes Andersſeyn bezieht, und indem es ſich auf diß ſein Nichtſeyn bezieht, eben darin ſich auf ſich ſelbſt bezieht, und daß das Eins ſelbſt nur dieſes Beziehen iſt. Seine Unmittelbarkeit, ſein Seyn iſt vielmehr ſein Andersſeyn, und diß ſein Auſſerſichſeyn iſt ſein Seyn.
Anmerkung.
Attraction und Repulſion pflegen bekanntlich als Kraͤfte angeſehen zu werden. Sie werden bey dieſer Vorſtellung als ſelbſtſtaͤndig betrachtet, ſo daß ſie ſich nicht durch ihre Natur aufeinander beziehen, d. h. daß nicht jede nur ein in ihre entgegengeſetzte uͤbergehendes Moment ſeyn, ſondern feſt der andern gegenuͤber be- harren ſoll. Sie werden ferner vorgeſtellt, als in einem Dritten, der Materie, zuſammenkommend; ſo je- doch, daß diß in-eins-Werden nicht als ihre Wahrheit gilt, ſondern jede vielmehr ein Erſtes und An-und-fuͤr- ſich-ſeyendes, die Materie aber das durch ſie geſetzte und hervorgebrachte iſt. Wenn geſagt wird, daß die Materie dieſe Kraͤfte in ſich habe, ſo iſt unter dieſer ihrer Einheit eine Verknuͤpfung verſtanden, wobey ſie zugleich als in ſich ſeyende frey von einander vorausge- ſetzt werden.
Kant hat bekanntlich die Materie aus der Repulſiv- und Attractiv-Kraft conſtruirt,
oder
K 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><pbfacs="#f0167"n="119"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Qualitaͤt</hi>.</fw><lb/><p>Die vorhin relative Repulſion und Attraction, wel-<lb/>
che nur eine <hirendition="#g">Beziehung der Eins</hi> war, wovon ſich<lb/>
ihre <hirendition="#g">Unmittelbarkeit</hi>, als <hirendition="#g">Beziehung auf ſich<lb/>ſelbſt, unterſchied</hi>, iſt alſo in der That abſolute<lb/>
Repulſion und Attraction; Repulſion und Attraction,<lb/>
welche identiſch ſind. Was vorhanden iſt, iſt, daß Eins,<lb/>
als ſich unendlich <hirendition="#g">auf ſich ſelbſt</hi> beziehend, ſich auf<lb/>ſein abſolutes <hirendition="#g">Andersſeyn</hi> bezieht, und indem es ſich<lb/>
auf <hirendition="#g">diß ſein Nichtſeyn</hi> bezieht, eben darin ſich<lb/><hirendition="#g">auf ſich ſelbſt</hi> bezieht, und daß das Eins ſelbſt nur<lb/>
dieſes Beziehen iſt. Seine Unmittelbarkeit, <hirendition="#g">ſein<lb/>
Seyn</hi> iſt vielmehr <hirendition="#g">ſein Andersſeyn</hi>, und diß ſein<lb/><hirendition="#g">Auſſerſichſeyn</hi> iſt <hirendition="#g">ſein Seyn</hi>.</p><lb/><divn="7"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Anmerkung</hi>.</hi></head><lb/><p>Attraction und Repulſion pflegen bekanntlich als<lb/><hirendition="#g">Kraͤfte</hi> angeſehen zu werden. Sie werden bey dieſer<lb/>
Vorſtellung als ſelbſtſtaͤndig betrachtet, ſo daß ſie ſich<lb/>
nicht durch ihre Natur aufeinander beziehen, d. h. daß<lb/>
nicht jede nur ein in ihre entgegengeſetzte uͤbergehendes<lb/>
Moment ſeyn, ſondern feſt der andern gegenuͤber be-<lb/>
harren ſoll. Sie werden ferner vorgeſtellt, als in einem<lb/><hirendition="#g">Dritten</hi>, der <hirendition="#g">Materie</hi>, zuſammenkommend; ſo je-<lb/>
doch, daß diß in-eins-Werden nicht als ihre Wahrheit<lb/>
gilt, ſondern jede vielmehr ein Erſtes und An-und-fuͤr-<lb/>ſich-ſeyendes, die Materie aber das durch ſie geſetzte<lb/>
und hervorgebrachte iſt. Wenn geſagt wird, daß die<lb/>
Materie dieſe Kraͤfte <hirendition="#g">in ſich habe</hi>, ſo iſt unter dieſer<lb/>
ihrer Einheit eine Verknuͤpfung verſtanden, wobey ſie<lb/>
zugleich als in ſich ſeyende frey von einander vorausge-<lb/>ſetzt werden.</p><lb/><p><hirendition="#g">Kant</hi> hat bekanntlich die <hirendition="#g">Materie aus</hi> der<lb/><hirendition="#g">Repulſiv</hi>- und <hirendition="#g">Attractiv-Kraft conſtruirt</hi>,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">oder</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[119/0167]
Qualitaͤt.
Die vorhin relative Repulſion und Attraction, wel-
che nur eine Beziehung der Eins war, wovon ſich
ihre Unmittelbarkeit, als Beziehung auf ſich
ſelbſt, unterſchied, iſt alſo in der That abſolute
Repulſion und Attraction; Repulſion und Attraction,
welche identiſch ſind. Was vorhanden iſt, iſt, daß Eins,
als ſich unendlich auf ſich ſelbſt beziehend, ſich auf
ſein abſolutes Andersſeyn bezieht, und indem es ſich
auf diß ſein Nichtſeyn bezieht, eben darin ſich
auf ſich ſelbſt bezieht, und daß das Eins ſelbſt nur
dieſes Beziehen iſt. Seine Unmittelbarkeit, ſein
Seyn iſt vielmehr ſein Andersſeyn, und diß ſein
Auſſerſichſeyn iſt ſein Seyn.
Anmerkung.
Attraction und Repulſion pflegen bekanntlich als
Kraͤfte angeſehen zu werden. Sie werden bey dieſer
Vorſtellung als ſelbſtſtaͤndig betrachtet, ſo daß ſie ſich
nicht durch ihre Natur aufeinander beziehen, d. h. daß
nicht jede nur ein in ihre entgegengeſetzte uͤbergehendes
Moment ſeyn, ſondern feſt der andern gegenuͤber be-
harren ſoll. Sie werden ferner vorgeſtellt, als in einem
Dritten, der Materie, zuſammenkommend; ſo je-
doch, daß diß in-eins-Werden nicht als ihre Wahrheit
gilt, ſondern jede vielmehr ein Erſtes und An-und-fuͤr-
ſich-ſeyendes, die Materie aber das durch ſie geſetzte
und hervorgebrachte iſt. Wenn geſagt wird, daß die
Materie dieſe Kraͤfte in ſich habe, ſo iſt unter dieſer
ihrer Einheit eine Verknuͤpfung verſtanden, wobey ſie
zugleich als in ſich ſeyende frey von einander vorausge-
ſetzt werden.
Kant hat bekanntlich die Materie aus der
Repulſiv- und Attractiv-Kraft conſtruirt,
oder
K 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/167>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.