Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844.§. 137. Völkerrecht im Zustand des Unfriedens. empfohlen; 1 allein es läßt sich schlechterdings nicht behaupten,daß dieser, ohnehin auch nicht alle Schwierigkeiten beseitigende Termin, ein gemeiner Völkergrundsatz geworden sei. In Ländern des französischen Civilrechtes entscheidet der auf kriegerische Zustände vorzüglich passende Grundsatz: En fait de meubles la possession vaut titre. 2 Appropriation im Seekriege. 137. Dehnt der Krieg sein Gebiet auch auf die See aus, so Wenigstens bis zur letzten allgemeinen Pacification Europas Der bisherige Grundsatz war: alles feindliche Gut zur See, 1 Groot III, 6, 3. 2 Code civil Art. 2279. 3 Betrachtungen über diesen Gegenstand s. in Büsch, über das Bestreben der Völker neuerer Zeit, einander in ihrem Seehandel recht wehe zu thun. Hamb. 1800. Jouffroy, dr. maritime, p. 57 s. Zachariä 40 B. IV, 1, S. 111. Hinsichtlich der Praxis vgl. man N. Carlos Abreu, tratado jurid. politico sobre las presas marit. Cadix 1746. Franz. 1758 u. 1802. R. J. Valin zur Ordonn. v. 1681. und sein traite des prises ou prin- cipes de la iurispr. franc. concernant les prises; a la Rochelle et Par. 1782. v. Steck, Vers. über Handels- und Schiffahrtsvertr. Halle 1782. S. 171. G. F. de Martens, Essai concernant les armateurs. 1795. u. deutsch im selb. J. Nau, Völkerseerecht, §. 265 f. Wheaton, intern. L. IV, 3, §. 9 f. 4 In Frankreich haben die Gerichte sich sehr bestimmt dahin ausgesprochen, daß nicht einmal zur Ausübung von Repressalien Fischerböte des Feindes als gute Prise behandelt werden dürften. Sirey, I, 2, 331. 5 Respect pour le malheur! Sirey, ebds. p. 296.
§. 137. Voͤlkerrecht im Zuſtand des Unfriedens. empfohlen; 1 allein es läßt ſich ſchlechterdings nicht behaupten,daß dieſer, ohnehin auch nicht alle Schwierigkeiten beſeitigende Termin, ein gemeiner Völkergrundſatz geworden ſei. In Ländern des franzöſiſchen Civilrechtes entſcheidet der auf kriegeriſche Zuſtände vorzüglich paſſende Grundſatz: En fait de meubles la possession vaut titre. 2 Appropriation im Seekriege. 137. Dehnt der Krieg ſein Gebiet auch auf die See aus, ſo Wenigſtens bis zur letzten allgemeinen Pacification Europas Der bisherige Grundſatz war: alles feindliche Gut zur See, 1 Groot III, 6, 3. 2 Code civil Art. 2279. 3 Betrachtungen über dieſen Gegenſtand ſ. in Büſch, über das Beſtreben der Völker neuerer Zeit, einander in ihrem Seehandel recht wehe zu thun. Hamb. 1800. Jouffroy, dr. maritime, p. 57 s. Zachariä 40 B. IV, 1, S. 111. Hinſichtlich der Praxis vgl. man N. Carlos Abreu, tratado jurid. politico sobre las presas marit. Cadix 1746. Franz. 1758 u. 1802. R. J. Valin zur Ordonn. v. 1681. und ſein traité des prises ou prin- cipes de la iurispr. franç. concernant les prises; à la Rochelle et Par. 1782. v. Steck, Verſ. über Handels- und Schiffahrtsvertr. Halle 1782. S. 171. G. F. de Martens, Essai concernant les armateurs. 1795. u. deutſch im ſelb. J. Nau, Völkerſeerecht, §. 265 f. Wheaton, intern. L. IV, 3, §. 9 f. 4 In Frankreich haben die Gerichte ſich ſehr beſtimmt dahin ausgeſprochen, daß nicht einmal zur Ausübung von Repreſſalien Fiſcherböte des Feindes als gute Priſe behandelt werden dürften. Sirey, I, 2, 331. 5 Respect pour le malheur! Sirey, ebdſ. p. 296.
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§. 137. Voͤlkerrecht im Zuſtand des Unfriedens.
empfohlen; 1 allein es läßt ſich ſchlechterdings nicht behaupten,
daß dieſer, ohnehin auch nicht alle Schwierigkeiten beſeitigende
Termin, ein gemeiner Völkergrundſatz geworden ſei. In Ländern
des franzöſiſchen Civilrechtes entſcheidet der auf kriegeriſche Zuſtände
vorzüglich paſſende Grundſatz: En fait de meubles la possession
vaut titre. 2
Appropriation im Seekriege.
137. Dehnt der Krieg ſein Gebiet auch auf die See aus, ſo
ſind nicht allein die Schiffe der feindlichen Staatsgewalten gegen-
ſeitig dem Recht der Eroberung und Aneignung unterworfen, wenn
ſie bis zum Frieden behauptet werden können, ſondern man legt
ſich auch eine unbedingte Appropriationsbefugniß gegen feindliche
Privatſchiffe und Güter bei, 3 wovon man nur etwa die Fahr-
zeuge und Geräthſchaften der Fiſcher an den Küſten menſchenfreund-
lich ausnimmt, 4 desgleichen ſchiffbrüchige und verſchlagene Güter. 5
Wenigſtens bis zur letzten allgemeinen Pacification Europas
war der Seekrieg, wie wir ihn ſchon nannten, noch immer vor-
zugsweiſe ein Raubkrieg gegen den Seehandel, worin auch ſo lange
keine Aenderung zu erwarten iſt, als Habſucht, Geld und Krä-
merintereſſen den vorzüglichſten Einfluß auf Entſtehung und Füh-
rung der Kriege äußern werden.
Der bisherige Grundſatz war: alles feindliche Gut zur See,
es gehöre dem Staat oder dem Einzelnen, iſt gute Priſe der ſich
1 Groot III, 6, 3.
2 Code civil Art. 2279.
3 Betrachtungen über dieſen Gegenſtand ſ. in Büſch, über das Beſtreben der
Völker neuerer Zeit, einander in ihrem Seehandel recht wehe zu thun.
Hamb. 1800. Jouffroy, dr. maritime, p. 57 s. Zachariä 40 B. IV,
1, S. 111. Hinſichtlich der Praxis vgl. man N. Carlos Abreu, tratado
jurid. politico sobre las presas marit. Cadix 1746. Franz. 1758 u. 1802.
R. J. Valin zur Ordonn. v. 1681. und ſein traité des prises ou prin-
cipes de la iurispr. franç. concernant les prises; à la Rochelle et Par.
1782. v. Steck, Verſ. über Handels- und Schiffahrtsvertr. Halle 1782.
S. 171. G. F. de Martens, Essai concernant les armateurs. 1795. u.
deutſch im ſelb. J. Nau, Völkerſeerecht, §. 265 f. Wheaton, intern.
L. IV, 3, §. 9 f.
4 In Frankreich haben die Gerichte ſich ſehr beſtimmt dahin ausgeſprochen,
daß nicht einmal zur Ausübung von Repreſſalien Fiſcherböte des Feindes
als gute Priſe behandelt werden dürften. Sirey, I, 2, 331.
5 Respect pour le malheur! Sirey, ebdſ. p. 296.
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