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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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I. Per. I. Th. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
dem Schutze der Pforte sich jetzt an der Afrikani-
schen Küste
bildenden Raubstaaten, wogegen das
den Rhodisern gegebene Malta nur eine schwache
Vormauer ward, drohten diese völlig zu vernichten.

Eroberung der, den Johannitern gehörigen, Insel Rho-
dus durch die Türken nach einer hartnäckigen Gegenwehr 1522.
Der Orden erhält 1530 von Carl V. die zu Neapel gehörige
Felseninsel Maltha als Lehen dieses Reichs, mit der Ver-
pflichtung des Kriegs gegen die Ungläubigen. -- Gründung
der Herrschaft der Pforte an der Nordküste von Afrika,
(bis dahin theils unter Arabischer, theils Spanischer Herr-
schaft), durch die Eroberungen der Seeräuber Horuc und
Hayradin, (der Barbarossas). Der erste bemächtigt sich
Algiers 1517, und hat 1518 seinen Bruder Hayradin zum
Nachfolger, der sich der Pforte freywillig unterwirft; Ober-
befehlshaber ihrer Seemacht
wird, und sich 1531
Tunis bemächtigt. Wenn ihm letzteres gleich durch den
Zug von Carl V. 1535 wieder entrissen ward, so ward
damit doch die Macht der Seeräuber keinesweges vernichtet,
oder auch nur beträchtlich geschwächt; zumal da auch Tripo-
lis
1551 von einem andern Seeräuber Dragut erobert, und
auch Tunis wieder eingenommen ward. -- Da auch Aegyp-
ten
seit 1517 bezwungen war, so war der Pforte fast die
ganze Küste von Nordafrika unterworfen.

1535
bis
1538

12. Ursachen zum dritten Kriege zwischen Carl
und Franz. Sie lagen schon in den Bedingungen des
Friedens zu Cambrais; da Franz Italien und beson-
ders Mayland nicht verschmerzen konnte. Wenn gleich
seine Bemühungen, sich Verbindungen zu verschaffen,
meist mißlangen, so war doch der Krieg bey ihm be-
schlossen; die Hinrichtung des Maraviglia in Mayland

gab

I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
dem Schutze der Pforte ſich jetzt an der Afrikani-
ſchen Kuͤſte
bildenden Raubſtaaten, wogegen das
den Rhodiſern gegebene Malta nur eine ſchwache
Vormauer ward, drohten dieſe voͤllig zu vernichten.

Eroberung der, den Johannitern gehoͤrigen, Inſel Rho-
dus durch die Tuͤrken nach einer hartnaͤckigen Gegenwehr 1522.
Der Orden erhaͤlt 1530 von Carl V. die zu Neapel gehoͤrige
Felſeninſel Maltha als Lehen dieſes Reichs, mit der Ver-
pflichtung des Kriegs gegen die Unglaͤubigen. — Gruͤndung
der Herrſchaft der Pforte an der Nordkuͤſte von Afrika,
(bis dahin theils unter Arabiſcher, theils Spaniſcher Herr-
ſchaft), durch die Eroberungen der Seeraͤuber Horuc und
Hayradin, (der Barbaroſſas). Der erſte bemaͤchtigt ſich
Algiers 1517, und hat 1518 ſeinen Bruder Hayradin zum
Nachfolger, der ſich der Pforte freywillig unterwirft; Ober-
befehlshaber ihrer Seemacht
wird, und ſich 1531
Tunis bemaͤchtigt. Wenn ihm letzteres gleich durch den
Zug von Carl V. 1535 wieder entriſſen ward, ſo ward
damit doch die Macht der Seeraͤuber keinesweges vernichtet,
oder auch nur betraͤchtlich geſchwaͤcht; zumal da auch Tripo-
lis
1551 von einem andern Seeraͤuber Dragut erobert, und
auch Tunis wieder eingenommen ward. — Da auch Aegyp-
ten
ſeit 1517 bezwungen war, ſo war der Pforte faſt die
ganze Kuͤſte von Nordafrika unterworfen.

1535
bis
1538

12. Urſachen zum dritten Kriege zwiſchen Carl
und Franz. Sie lagen ſchon in den Bedingungen des
Friedens zu Cambrais; da Franz Italien und beſon-
ders Mayland nicht verſchmerzen konnte. Wenn gleich
ſeine Bemuͤhungen, ſich Verbindungen zu verſchaffen,
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ſchloſſen; die Hinrichtung des Maraviglia in Mayland

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[48/0086] I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. dem Schutze der Pforte ſich jetzt an der Afrikani- ſchen Kuͤſte bildenden Raubſtaaten, wogegen das den Rhodiſern gegebene Malta nur eine ſchwache Vormauer ward, drohten dieſe voͤllig zu vernichten. Eroberung der, den Johannitern gehoͤrigen, Inſel Rho- dus durch die Tuͤrken nach einer hartnaͤckigen Gegenwehr 1522. Der Orden erhaͤlt 1530 von Carl V. die zu Neapel gehoͤrige Felſeninſel Maltha als Lehen dieſes Reichs, mit der Ver- pflichtung des Kriegs gegen die Unglaͤubigen. — Gruͤndung der Herrſchaft der Pforte an der Nordkuͤſte von Afrika, (bis dahin theils unter Arabiſcher, theils Spaniſcher Herr- ſchaft), durch die Eroberungen der Seeraͤuber Horuc und Hayradin, (der Barbaroſſas). Der erſte bemaͤchtigt ſich Algiers 1517, und hat 1518 ſeinen Bruder Hayradin zum Nachfolger, der ſich der Pforte freywillig unterwirft; Ober- befehlshaber ihrer Seemacht wird, und ſich 1531 Tunis bemaͤchtigt. Wenn ihm letzteres gleich durch den Zug von Carl V. 1535 wieder entriſſen ward, ſo ward damit doch die Macht der Seeraͤuber keinesweges vernichtet, oder auch nur betraͤchtlich geſchwaͤcht; zumal da auch Tripo- lis 1551 von einem andern Seeraͤuber Dragut erobert, und auch Tunis wieder eingenommen ward. — Da auch Aegyp- ten ſeit 1517 bezwungen war, ſo war der Pforte faſt die ganze Kuͤſte von Nordafrika unterworfen. 12. Urſachen zum dritten Kriege zwiſchen Carl und Franz. Sie lagen ſchon in den Bedingungen des Friedens zu Cambrais; da Franz Italien und beſon- ders Mayland nicht verſchmerzen konnte. Wenn gleich ſeine Bemuͤhungen, ſich Verbindungen zu verſchaffen, meiſt mißlangen, ſo war doch der Krieg bey ihm be- ſchloſſen; die Hinrichtung des Maraviglia in Mayland gab

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/86>, abgerufen am 26.04.2024.