Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Per. I. Th. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
Um eben die Zeit Eroberung des Spanischen Na-
varras
, als verbündeten Staats von Frankreich durch
Ferdinand Catholicus 1512. Einfall Heinrich's VIII. in Ar-
tois, und der Schweizer in Burgund, Aug. 1513. Unter-
dessen Tod des Pabst[es] Julius II. 21. Febr. 1513, dem
Leo X. aus dem Hause Medici folgt.

16. Auflösung der Ligue, da der neue Pabst
sich mit Frankreich aussöhnt, sobald nur Ludwig XII.
das Concilium zu Pisa verwarf. Mit Ferdinand
wurde leicht Friede, als man ihm seine Beute --
Navarra -- ließ. Heinrich VIII., der als Schwie-
gersohn von ihm abhieng, ward durch Geld und eine
Heyrath gewonnen, und die Schweizer -- betrog
man. So blieben Frankreich, nach allen seinen Er-
oberungen, nichts als seine Ansprüche; die viel-
leicht Ludwig XII. noch mal wieder durchzusetzen ver-
1515sucht hätte, wäre ihm nicht der Tod zuvorgekommen.

Vertrag mit Ludwig XII. 6. Oct. 1513. -- Mit Ferdi-
nand von Aragon 1. Dec. 1513. Mit den Schweizern, in-
dem man sie durch falsche Geißeln hintergieng, ein Still-
stand 13. Sept. 1513. -- Auch mit Maximilian 1. ein
Stillstand wegen Mayland, dessen neuer Herzog von ihm
war bestätigt worden. -- Der erkaufte Frieden mit Eng-
land wird durch eine Heyrath Ludwig's XII. mit der Schwe-
ster Heinrich's VIII., Maria, befestigt 7. Aug. 1514. --
Aber schon am 1. Jan. 1515. starb Ludwig XII.

17. Bey aller Thätigkeit erscheint die Politik
dieses Zeitraums doch in ihrer Kindheit. Die Ver-
schlingung ihrer Fäden wird fast zum Gewirr. Kein

gro-

I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
Um eben die Zeit Eroberung des Spaniſchen Na-
varras
, als verbuͤndeten Staats von Frankreich durch
Ferdinand Catholicus 1512. Einfall Heinrich's VIII. in Ar-
tois, und der Schweizer in Burgund, Aug. 1513. Unter-
deſſen Tod des Pabſt[es] Julius II. 21. Febr. 1513, dem
Leo X. aus dem Hauſe Medici folgt.

16. Aufloͤſung der Ligue, da der neue Pabſt
ſich mit Frankreich ausſoͤhnt, ſobald nur Ludwig XII.
das Concilium zu Piſa verwarf. Mit Ferdinand
wurde leicht Friede, als man ihm ſeine Beute —
Navarra — ließ. Heinrich VIII., der als Schwie-
gerſohn von ihm abhieng, ward durch Geld und eine
Heyrath gewonnen, und die Schweizer — betrog
man. So blieben Frankreich, nach allen ſeinen Er-
oberungen, nichts als ſeine Anſpruͤche; die viel-
leicht Ludwig XII. noch mal wieder durchzuſetzen ver-
1515ſucht haͤtte, waͤre ihm nicht der Tod zuvorgekommen.

Vertrag mit Ludwig XII. 6. Oct. 1513. — Mit Ferdi-
nand von Aragon 1. Dec. 1513. Mit den Schweizern, in-
dem man ſie durch falſche Geißeln hintergieng, ein Still-
ſtand 13. Sept. 1513. — Auch mit Maximilian 1. ein
Stillſtand wegen Mayland, deſſen neuer Herzog von ihm
war beſtaͤtigt worden. — Der erkaufte Frieden mit Eng-
land wird durch eine Heyrath Ludwig's XII. mit der Schwe-
ſter Heinrich's VIII., Maria, befeſtigt 7. Aug. 1514. —
Aber ſchon am 1. Jan. 1515. ſtarb Ludwig XII.

17. Bey aller Thaͤtigkeit erſcheint die Politik
dieſes Zeitraums doch in ihrer Kindheit. Die Ver-
ſchlingung ihrer Faͤden wird faſt zum Gewirr. Kein

gro-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p>
                  <pb facs="#f0068" n="30"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Per. <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et">Um eben die Zeit <hi rendition="#g">Eroberung des Spani&#x017F;chen Na-<lb/>
varras</hi>, als verbu&#x0364;ndeten Staats von Frankreich durch<lb/>
Ferdinand Catholicus 1512. Einfall Heinrich's <hi rendition="#aq">VIII.</hi> in Ar-<lb/>
tois, und der Schweizer in Burgund, Aug. 1513. Unter-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Tod des Pab&#x017F;t<supplied>es</supplied> <hi rendition="#g">Julius</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> 21. Febr. 1513, dem<lb/><hi rendition="#g">Leo</hi> <hi rendition="#aq">X.</hi> aus dem Hau&#x017F;e Medici folgt.</hi> </p><lb/>
                <p>16. Auflo&#x0364;&#x017F;ung der Ligue, da der neue Pab&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ich mit Frankreich aus&#x017F;o&#x0364;hnt, &#x017F;obald nur Ludwig <hi rendition="#aq">XII.</hi><lb/>
das Concilium zu Pi&#x017F;a verwarf. Mit Ferdinand<lb/>
wurde leicht Friede, als man ihm &#x017F;eine Beute &#x2014;<lb/>
Navarra &#x2014; ließ. Heinrich <hi rendition="#aq">VIII.</hi>, der als Schwie-<lb/>
ger&#x017F;ohn von ihm abhieng, ward durch Geld und eine<lb/>
Heyrath gewonnen, und die Schweizer &#x2014; betrog<lb/>
man. So blieben Frankreich, nach allen &#x017F;einen Er-<lb/>
oberungen, nichts als <hi rendition="#g">&#x017F;eine An&#x017F;pru&#x0364;che</hi>; die viel-<lb/>
leicht Ludwig <hi rendition="#aq">XII.</hi> noch mal wieder durchzu&#x017F;etzen ver-<lb/><note place="left">1515</note>&#x017F;ucht ha&#x0364;tte, wa&#x0364;re ihm nicht <hi rendition="#g">der Tod</hi> zuvorgekommen.</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Vertrag mit Ludwig <hi rendition="#aq">XII.</hi> 6. Oct. 1513. &#x2014; Mit Ferdi-<lb/>
nand von Aragon 1. Dec. 1513. Mit den Schweizern, in-<lb/>
dem man &#x017F;ie durch fal&#x017F;che Geißeln hintergieng, ein Still-<lb/>
&#x017F;tand 13. Sept. 1513. &#x2014; Auch mit Maximilian 1. ein<lb/>
Still&#x017F;tand wegen Mayland, de&#x017F;&#x017F;en neuer Herzog von ihm<lb/>
war be&#x017F;ta&#x0364;tigt worden. &#x2014; Der erkaufte Frieden mit Eng-<lb/>
land wird durch eine Heyrath Ludwig's <hi rendition="#aq">XII.</hi> mit der Schwe-<lb/>
&#x017F;ter Heinrich's <hi rendition="#aq">VIII.</hi>, Maria, befe&#x017F;tigt 7. Aug. 1514. &#x2014;<lb/>
Aber &#x017F;chon am 1. Jan. 1515. &#x017F;tarb Ludwig <hi rendition="#aq">XII.</hi></hi> </p><lb/>
                <p>17. Bey aller Tha&#x0364;tigkeit er&#x017F;cheint die Politik<lb/>
die&#x017F;es Zeitraums doch in ihrer Kindheit. Die Ver-<lb/>
&#x017F;chlingung ihrer Fa&#x0364;den wird fa&#x017F;t zum Gewirr. Kein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">gro-</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0068] I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. Um eben die Zeit Eroberung des Spaniſchen Na- varras, als verbuͤndeten Staats von Frankreich durch Ferdinand Catholicus 1512. Einfall Heinrich's VIII. in Ar- tois, und der Schweizer in Burgund, Aug. 1513. Unter- deſſen Tod des Pabſtes Julius II. 21. Febr. 1513, dem Leo X. aus dem Hauſe Medici folgt. 16. Aufloͤſung der Ligue, da der neue Pabſt ſich mit Frankreich ausſoͤhnt, ſobald nur Ludwig XII. das Concilium zu Piſa verwarf. Mit Ferdinand wurde leicht Friede, als man ihm ſeine Beute — Navarra — ließ. Heinrich VIII., der als Schwie- gerſohn von ihm abhieng, ward durch Geld und eine Heyrath gewonnen, und die Schweizer — betrog man. So blieben Frankreich, nach allen ſeinen Er- oberungen, nichts als ſeine Anſpruͤche; die viel- leicht Ludwig XII. noch mal wieder durchzuſetzen ver- ſucht haͤtte, waͤre ihm nicht der Tod zuvorgekommen. 1515 Vertrag mit Ludwig XII. 6. Oct. 1513. — Mit Ferdi- nand von Aragon 1. Dec. 1513. Mit den Schweizern, in- dem man ſie durch falſche Geißeln hintergieng, ein Still- ſtand 13. Sept. 1513. — Auch mit Maximilian 1. ein Stillſtand wegen Mayland, deſſen neuer Herzog von ihm war beſtaͤtigt worden. — Der erkaufte Frieden mit Eng- land wird durch eine Heyrath Ludwig's XII. mit der Schwe- ſter Heinrich's VIII., Maria, befeſtigt 7. Aug. 1514. — Aber ſchon am 1. Jan. 1515. ſtarb Ludwig XII. 17. Bey aller Thaͤtigkeit erſcheint die Politik dieſes Zeitraums doch in ihrer Kindheit. Die Ver- ſchlingung ihrer Faͤden wird faſt zum Gewirr. Kein gro-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/68
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/68>, abgerufen am 27.04.2024.