Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Periode. 1661--1786.
verderblichste Folge, weil die kleinlichen Leiden-
schaften der Regenten und ihrer nächsten Umgebun-
gen nur zu oft durch ungünstige Gesandtschaftsbe-
richte aufgeregt wurden, die selbst Kriege herbey-
führten und verlängerten. Dagegen bestimmte das
Gesandtschaftswesen am meisten die Formen der
auswärtigen Politik; und wer in der Beobachtung
dieser Formen etwas mehr als leeres Ceremoniel
sieht, wird nicht anstehen, seinen Werth auch dar-
nach zu würdigen.

Zwar gründete schon Ferdinand Catholicus das
Halten stehender Gesandtschaften, aber nur an einzelnen
Höfen. Erst seitdem die Französische Politik unter Ludwig
XIII. und XIV. fast ganz Europa umfaßte, erweiterte sich
auch das Gesandtschaftswesen; und mit der Erweiterung
bestimmte sich auch das Ceremoniel.



Erster

II. Periode. 1661--1786.
verderblichſte Folge, weil die kleinlichen Leiden-
ſchaften der Regenten und ihrer naͤchſten Umgebun-
gen nur zu oft durch unguͤnſtige Geſandtſchaftsbe-
richte aufgeregt wurden, die ſelbſt Kriege herbey-
fuͤhrten und verlaͤngerten. Dagegen beſtimmte das
Geſandtſchaftsweſen am meiſten die Formen der
auswaͤrtigen Politik; und wer in der Beobachtung
dieſer Formen etwas mehr als leeres Ceremoniel
ſieht, wird nicht anſtehen, ſeinen Werth auch dar-
nach zu wuͤrdigen.

Zwar gruͤndete ſchon Ferdinand Catholicus das
Halten ſtehender Geſandtſchaften, aber nur an einzelnen
Hoͤfen. Erſt ſeitdem die Franzoͤſiſche Politik unter Ludwig
XIII. und XIV. faſt ganz Europa umfaßte, erweiterte ſich
auch das Geſandtſchaftsweſen; und mit der Erweiterung
beſtimmte ſich auch das Ceremoniel.



Erſter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0248" n="210"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Periode. 1661--1786.</hi></fw><lb/>
verderblich&#x017F;te Folge, weil die kleinlichen Leiden-<lb/>
&#x017F;chaften der Regenten und ihrer na&#x0364;ch&#x017F;ten Umgebun-<lb/>
gen nur zu oft durch ungu&#x0364;n&#x017F;tige Ge&#x017F;andt&#x017F;chaftsbe-<lb/>
richte aufgeregt wurden, die &#x017F;elb&#x017F;t Kriege herbey-<lb/>
fu&#x0364;hrten und verla&#x0364;ngerten. Dagegen be&#x017F;timmte das<lb/>
Ge&#x017F;andt&#x017F;chaftswe&#x017F;en am mei&#x017F;ten die <hi rendition="#g">Formen</hi> der<lb/>
auswa&#x0364;rtigen Politik; und wer in der Beobachtung<lb/>
die&#x017F;er Formen etwas mehr als leeres Ceremoniel<lb/>
&#x017F;ieht, wird nicht an&#x017F;tehen, &#x017F;einen Werth auch dar-<lb/>
nach zu wu&#x0364;rdigen.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Zwar gru&#x0364;ndete &#x017F;chon <hi rendition="#g">Ferdinand Catholicus</hi> das<lb/>
Halten &#x017F;tehender Ge&#x017F;andt&#x017F;chaften, aber nur an einzelnen<lb/>
Ho&#x0364;fen. Er&#x017F;t &#x017F;eitdem die Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Politik unter Ludwig<lb/><hi rendition="#aq">XIII.</hi> und <hi rendition="#aq">XIV.</hi> fa&#x017F;t ganz Europa umfaßte, erweiterte &#x017F;ich<lb/>
auch das Ge&#x017F;andt&#x017F;chaftswe&#x017F;en; und mit der Erweiterung<lb/>
be&#x017F;timmte &#x017F;ich auch das Ceremoniel.</hi> </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Er&#x017F;ter</hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0248] II. Periode. 1661--1786. verderblichſte Folge, weil die kleinlichen Leiden- ſchaften der Regenten und ihrer naͤchſten Umgebun- gen nur zu oft durch unguͤnſtige Geſandtſchaftsbe- richte aufgeregt wurden, die ſelbſt Kriege herbey- fuͤhrten und verlaͤngerten. Dagegen beſtimmte das Geſandtſchaftsweſen am meiſten die Formen der auswaͤrtigen Politik; und wer in der Beobachtung dieſer Formen etwas mehr als leeres Ceremoniel ſieht, wird nicht anſtehen, ſeinen Werth auch dar- nach zu wuͤrdigen. Zwar gruͤndete ſchon Ferdinand Catholicus das Halten ſtehender Geſandtſchaften, aber nur an einzelnen Hoͤfen. Erſt ſeitdem die Franzoͤſiſche Politik unter Ludwig XIII. und XIV. faſt ganz Europa umfaßte, erweiterte ſich auch das Geſandtſchaftsweſen; und mit der Erweiterung beſtimmte ſich auch das Ceremoniel. Erſter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/248
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/248>, abgerufen am 26.04.2024.