Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Per. B. I. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
Preussen (s. unten) der zweyte Hauptschritt
geschah.


III. Geschichte des Colonialwesens von 1700 bis 1740.

1. Das Colonialsystem der Europäischen Staa-
ten ward in diesem Zeitraum weder dem Umfange
nach sehr erweitert, noch giengen, einige Abtretun-
gen Frankreichs an England abgerechnet, sehr große
Veränderungen des Besitzstandes in demselben vor.
Aber desto größer war sein innerer Wachsthum.
Die Colonialproducte, besonders die Westin-
dischen, erhielten in Europa einen Absatz, der jede
Erwartung übertraf; der Reiz zum Anbau stieg also
in gleichem Grade; und indem der große Welthan-
del sich von selber an sie knüpfte, sah mehr wie ein
Staat in ihnen die Grundlage seines Handels, und
selbst seiner politischen Größe.

2. Bey dieser erhöhten Wichtigkeit der Colo-
nien wurde daher ihr Einfluß auf die Politik auch
immer größer. Von den alten Ansprüchen des aus-
schließenden Handels mit ihren Colonien giengen die
Mutterstaaten zwar im Ganzen nicht ab; aber theils
connivirten sie gern bey dem Contrebandhandel,
den ihre Colonien mit denen der Fremden trieben;

theils

II. Per. B. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
Preuſſen (ſ. unten) der zweyte Hauptſchritt
geſchah.


III. Geſchichte des Colonialweſens von 1700 bis 1740.

1. Das Colonialſyſtem der Europaͤiſchen Staa-
ten ward in dieſem Zeitraum weder dem Umfange
nach ſehr erweitert, noch giengen, einige Abtretun-
gen Frankreichs an England abgerechnet, ſehr große
Veraͤnderungen des Beſitzſtandes in demſelben vor.
Aber deſto groͤßer war ſein innerer Wachsthum.
Die Colonialproducte, beſonders die Weſtin-
diſchen, erhielten in Europa einen Abſatz, der jede
Erwartung uͤbertraf; der Reiz zum Anbau ſtieg alſo
in gleichem Grade; und indem der große Welthan-
del ſich von ſelber an ſie knuͤpfte, ſah mehr wie ein
Staat in ihnen die Grundlage ſeines Handels, und
ſelbſt ſeiner politiſchen Groͤße.

2. Bey dieſer erhoͤhten Wichtigkeit der Colo-
nien wurde daher ihr Einfluß auf die Politik auch
immer groͤßer. Von den alten Anſpruͤchen des aus-
ſchließenden Handels mit ihren Colonien giengen die
Mutterſtaaten zwar im Ganzen nicht ab; aber theils
connivirten ſie gern bey dem Contrebandhandel,
den ihre Colonien mit denen der Fremden trieben;

theils
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0360" n="322"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Per. <hi rendition="#aq">B. I.</hi> Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi></fw><lb/><hi rendition="#g">Preu&#x017F;&#x017F;en (&#x017F;. unten)</hi> der zweyte Haupt&#x017F;chritt<lb/>
ge&#x017F;chah.</p>
              </div><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#aq">III.</hi> Ge&#x017F;chichte des Colonialwe&#x017F;ens von 1700 bis 1740.</head><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                <p>1. Das Colonial&#x017F;y&#x017F;tem der Europa&#x0364;i&#x017F;chen Staa-<lb/>
ten ward in die&#x017F;em Zeitraum weder dem Umfange<lb/>
nach &#x017F;ehr erweitert, noch giengen, einige Abtretun-<lb/>
gen Frankreichs an England abgerechnet, &#x017F;ehr große<lb/>
Vera&#x0364;nderungen des Be&#x017F;itz&#x017F;tandes in dem&#x017F;elben vor.<lb/>
Aber de&#x017F;to gro&#x0364;ßer war &#x017F;ein <hi rendition="#g">innerer</hi> Wachsthum.<lb/>
Die <hi rendition="#g">Colonialproducte</hi>, be&#x017F;onders die We&#x017F;tin-<lb/>
di&#x017F;chen, erhielten in Europa einen Ab&#x017F;atz, der jede<lb/>
Erwartung u&#x0364;bertraf; der Reiz zum Anbau &#x017F;tieg al&#x017F;o<lb/>
in gleichem Grade; und indem der große Welthan-<lb/>
del &#x017F;ich von &#x017F;elber an &#x017F;ie knu&#x0364;pfte, &#x017F;ah mehr wie ein<lb/>
Staat in ihnen die Grundlage &#x017F;eines Handels, und<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;einer politi&#x017F;chen Gro&#x0364;ße.</p><lb/>
                <p>2. Bey die&#x017F;er erho&#x0364;hten Wichtigkeit der Colo-<lb/>
nien wurde daher ihr Einfluß auf die Politik auch<lb/>
immer gro&#x0364;ßer. Von den alten An&#x017F;pru&#x0364;chen des aus-<lb/>
&#x017F;chließenden Handels mit ihren Colonien giengen die<lb/>
Mutter&#x017F;taaten zwar im Ganzen nicht ab; aber theils<lb/>
connivirten &#x017F;ie gern bey dem Contrebandhandel,<lb/>
den ihre Colonien mit denen der Fremden trieben;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">theils</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0360] II. Per. B. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. Preuſſen (ſ. unten) der zweyte Hauptſchritt geſchah. III. Geſchichte des Colonialweſens von 1700 bis 1740. 1. Das Colonialſyſtem der Europaͤiſchen Staa- ten ward in dieſem Zeitraum weder dem Umfange nach ſehr erweitert, noch giengen, einige Abtretun- gen Frankreichs an England abgerechnet, ſehr große Veraͤnderungen des Beſitzſtandes in demſelben vor. Aber deſto groͤßer war ſein innerer Wachsthum. Die Colonialproducte, beſonders die Weſtin- diſchen, erhielten in Europa einen Abſatz, der jede Erwartung uͤbertraf; der Reiz zum Anbau ſtieg alſo in gleichem Grade; und indem der große Welthan- del ſich von ſelber an ſie knuͤpfte, ſah mehr wie ein Staat in ihnen die Grundlage ſeines Handels, und ſelbſt ſeiner politiſchen Groͤße. 2. Bey dieſer erhoͤhten Wichtigkeit der Colo- nien wurde daher ihr Einfluß auf die Politik auch immer groͤßer. Von den alten Anſpruͤchen des aus- ſchließenden Handels mit ihren Colonien giengen die Mutterſtaaten zwar im Ganzen nicht ab; aber theils connivirten ſie gern bey dem Contrebandhandel, den ihre Colonien mit denen der Fremden trieben; theils

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/360
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/360>, abgerufen am 21.11.2024.