Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.frommen Gemahls oder Kindes ist nicht mit Geld zu schätzen. Wie eine gräuliche Geschichte durch einen gemeinen Metzger-Hund ist an das Tages-Licht gebracht worden. Zwei Metzger gehen miteinander aufs Gäu, kommen in ein Dorf, theilen sich, einer links an der Schwanen vorbei, einer rechts, sagen, in der Schwanen kommen wir wieder zusammen. Sind nimmer zusammen kommen. Denn einer von ihnen geht mit einem Bauer in den Stall, die Frau, so zwar eine Wasche in der Küche hatte, geht auch mit, so lauft das Kind für sich selber auch nach. Stoßt der Teufel die Frau an den Ellenbogen: "Sieh was dem Metzger eine Gurt voll Geld unter dem Brusttuch hervorschaut!" Die Frau winkt dem Mann, der Mann winkt der Frau, schlagen im Stall den armen Metzger todt und bedecken den Leichnam in der Geschwindigkeit mit Stroh. Stoßt der Teufel die Frau noch einmal an Ellenbogen: "Sieh, wer zuschaut!" Wie sie umblickt, sieht sie das Kind. So gehn sie mit einander im Schrecken und Wahnsinn ins Haus zurück und schließen die Thüre zu, als wenn sie im Feld wären. Da sagt die Frau, die kein Rabenherz, nein ein höllisches Drachenherz im Busen hatte: "Kind," sagte sie, "wie siehst du wieder aus? Komm in die Küche, ich will dich waschen." In der Küche steckt sie dem Kind den Kopf in die heiße Lauge, und brüht es zu todt. Jetzt meint sie sey alles geschweigt, und denkt nicht an den Hund des ermordeten Metzgers. Der Hund des ermordeten Metzgers, frommen Gemahls oder Kindes ist nicht mit Geld zu schätzen. Wie eine gräuliche Geschichte durch einen gemeinen Metzger-Hund ist an das Tages-Licht gebracht worden. Zwei Metzger gehen miteinander aufs Gäu, kommen in ein Dorf, theilen sich, einer links an der Schwanen vorbei, einer rechts, sagen, in der Schwanen kommen wir wieder zusammen. Sind nimmer zusammen kommen. Denn einer von ihnen geht mit einem Bauer in den Stall, die Frau, so zwar eine Wasche in der Küche hatte, geht auch mit, so lauft das Kind für sich selber auch nach. Stoßt der Teufel die Frau an den Ellenbogen: „Sieh was dem Metzger eine Gurt voll Geld unter dem Brusttuch hervorschaut!“ Die Frau winkt dem Mann, der Mann winkt der Frau, schlagen im Stall den armen Metzger todt und bedecken den Leichnam in der Geschwindigkeit mit Stroh. Stoßt der Teufel die Frau noch einmal an Ellenbogen: „Sieh, wer zuschaut!“ Wie sie umblickt, sieht sie das Kind. So gehn sie mit einander im Schrecken und Wahnsinn ins Haus zurück und schließen die Thüre zu, als wenn sie im Feld wären. Da sagt die Frau, die kein Rabenherz, nein ein höllisches Drachenherz im Busen hatte: „Kind,“ sagte sie, „wie siehst du wieder aus? Komm in die Küche, ich will dich waschen.“ In der Küche steckt sie dem Kind den Kopf in die heiße Lauge, und brüht es zu todt. Jetzt meint sie sey alles geschweigt, und denkt nicht an den Hund des ermordeten Metzgers. Der Hund des ermordeten Metzgers, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0262" n="254"/> frommen Gemahls oder Kindes ist nicht mit Geld zu schätzen.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> <head>Wie eine gräuliche Geschichte durch einen gemeinen Metzger-Hund ist an das Tages-Licht gebracht worden.</head><lb/> <p>Zwei Metzger gehen miteinander aufs Gäu, kommen in ein Dorf, theilen sich, einer links an der Schwanen vorbei, einer rechts, sagen, in der Schwanen kommen wir wieder zusammen. Sind nimmer zusammen kommen. Denn einer von ihnen geht mit einem Bauer in den Stall, die Frau, so zwar eine Wasche in der Küche hatte, geht auch mit, so lauft das Kind für sich selber auch nach. Stoßt der Teufel die Frau an den Ellenbogen: „Sieh was dem Metzger eine Gurt voll Geld unter dem Brusttuch hervorschaut!“ Die Frau winkt dem Mann, der Mann winkt der Frau, schlagen im Stall den armen Metzger todt und bedecken den Leichnam in der Geschwindigkeit mit Stroh. Stoßt der Teufel die Frau noch einmal an Ellenbogen: „Sieh, wer zuschaut!“ Wie sie umblickt, sieht sie das Kind. So gehn sie mit einander im Schrecken und Wahnsinn ins Haus zurück und schließen die Thüre zu, als wenn sie im Feld wären. Da sagt die Frau, die kein Rabenherz, nein ein höllisches Drachenherz im Busen hatte: „Kind,“ sagte sie, „wie siehst du wieder aus? Komm in die Küche, ich will dich waschen.“ In der Küche steckt sie dem Kind den Kopf in die heiße Lauge, und brüht es zu todt. Jetzt meint sie sey alles geschweigt, und denkt nicht an den Hund des ermordeten Metzgers. Der Hund des ermordeten Metzgers, </p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0262]
frommen Gemahls oder Kindes ist nicht mit Geld zu schätzen.
Wie eine gräuliche Geschichte durch einen gemeinen Metzger-Hund ist an das Tages-Licht gebracht worden.
Zwei Metzger gehen miteinander aufs Gäu, kommen in ein Dorf, theilen sich, einer links an der Schwanen vorbei, einer rechts, sagen, in der Schwanen kommen wir wieder zusammen. Sind nimmer zusammen kommen. Denn einer von ihnen geht mit einem Bauer in den Stall, die Frau, so zwar eine Wasche in der Küche hatte, geht auch mit, so lauft das Kind für sich selber auch nach. Stoßt der Teufel die Frau an den Ellenbogen: „Sieh was dem Metzger eine Gurt voll Geld unter dem Brusttuch hervorschaut!“ Die Frau winkt dem Mann, der Mann winkt der Frau, schlagen im Stall den armen Metzger todt und bedecken den Leichnam in der Geschwindigkeit mit Stroh. Stoßt der Teufel die Frau noch einmal an Ellenbogen: „Sieh, wer zuschaut!“ Wie sie umblickt, sieht sie das Kind. So gehn sie mit einander im Schrecken und Wahnsinn ins Haus zurück und schließen die Thüre zu, als wenn sie im Feld wären. Da sagt die Frau, die kein Rabenherz, nein ein höllisches Drachenherz im Busen hatte: „Kind,“ sagte sie, „wie siehst du wieder aus? Komm in die Küche, ich will dich waschen.“ In der Küche steckt sie dem Kind den Kopf in die heiße Lauge, und brüht es zu todt. Jetzt meint sie sey alles geschweigt, und denkt nicht an den Hund des ermordeten Metzgers. Der Hund des ermordeten Metzgers,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-12-03T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-12-03T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-12-03T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |