Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

vor Lachen zu Athem kommen; und als er sagte: Ey Hansel, hier hätt ich dich nicht gesucht, wie kommst du in meine Schlinge? da antwortete der Hansel: "par Compagnie." Also brachte der Vogelsteller den Staar seinem Herrn wieder, und bekam ein gutes Fanggeld. Der Barbier aber erwarb sich damit einen guten Zuspruch, denn jeder wollte den merkwürdigen Hansel sehen, und wer jetzt noch weit und breit in der Gegend will zur Ader lassen, geht zum Barbier von Segringen.

Merke: So etwas passirt einem Staaren selten. Aber schon mancher junge Mensch, der auch lieber herumflankiren, als daheim bleiben wollte, ist ebenfalls par Compagnie in die Schlinge gerathen, und nimmer heraus kommen.


Wie man in den Wald schreit, also schreit es daraus.

Ein Mann, der etwas gleich sah, aber nicht viel Komplimente machte, kommt in ein Wirthshaus. Alle Gäste, die da waren, zogen höflich den Hut oder die Kappe vor ihm ab, bis auf einen, der ihn nicht kommen sah, weil er gerade die Stiche zählte, die er im Mariaschen von seinem Nachbar gewonnen hatte. Und als er eben das HerzAß durch die Finger schob und sagte: zwei und fünfzig und eilf sind drei und sechzig, und bemerkte immer den Fremden noch nicht, der etwas gleich sah, fragte ihn der Fremde: "Herr, für was sehet ihr mich an?" Der Gast sagte: "Für einen honetten Mann; was weiß ich von Euch?" Der Fremde sagte: "das dank euch ein anderer."

vor Lachen zu Athem kommen; und als er sagte: Ey Hansel, hier hätt ich dich nicht gesucht, wie kommst du in meine Schlinge? da antwortete der Hansel: „par Compagnie.“ Also brachte der Vogelsteller den Staar seinem Herrn wieder, und bekam ein gutes Fanggeld. Der Barbier aber erwarb sich damit einen guten Zuspruch, denn jeder wollte den merkwürdigen Hansel sehen, und wer jetzt noch weit und breit in der Gegend will zur Ader lassen, geht zum Barbier von Segringen.

Merke: So etwas passirt einem Staaren selten. Aber schon mancher junge Mensch, der auch lieber herumflankiren, als daheim bleiben wollte, ist ebenfalls par Compagnie in die Schlinge gerathen, und nimmer heraus kommen.


Wie man in den Wald schreit, also schreit es daraus.

Ein Mann, der etwas gleich sah, aber nicht viel Komplimente machte, kommt in ein Wirthshaus. Alle Gäste, die da waren, zogen höflich den Hut oder die Kappe vor ihm ab, bis auf einen, der ihn nicht kommen sah, weil er gerade die Stiche zählte, die er im Mariaschen von seinem Nachbar gewonnen hatte. Und als er eben das HerzAß durch die Finger schob und sagte: zwei und fünfzig und eilf sind drei und sechzig, und bemerkte immer den Fremden noch nicht, der etwas gleich sah, fragte ihn der Fremde: „Herr, für was sehet ihr mich an?“ Der Gast sagte: „Für einen honetten Mann; was weiß ich von Euch?“ Der Fremde sagte: „das dank euch ein anderer.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0240" n="232"/>
vor Lachen zu Athem kommen; und als er sagte: Ey Hansel, hier hätt ich dich nicht gesucht, wie kommst du in meine Schlinge? da antwortete der Hansel: &#x201E;<hi rendition="#aq">par Compagnie</hi>.&#x201C; Also brachte der Vogelsteller den Staar seinem Herrn wieder, und bekam ein gutes Fanggeld. Der Barbier aber erwarb sich damit einen guten Zuspruch, denn jeder wollte den merkwürdigen Hansel sehen, und wer jetzt noch weit und breit in der Gegend will zur Ader lassen, geht zum Barbier von Segringen.</p>
        <p><hi rendition="#g">Merke</hi>: So etwas passirt einem Staaren selten. Aber schon mancher junge Mensch, der auch lieber herumflankiren, als daheim bleiben wollte, ist ebenfalls <hi rendition="#aq">par Compagnie</hi> in die Schlinge gerathen, und nimmer heraus kommen.</p>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Wie man in den Wald schreit, also schreit es daraus.</head><lb/>
        <p>Ein Mann, der etwas gleich sah, aber nicht viel Komplimente machte, kommt in ein Wirthshaus. Alle Gäste, die da waren, zogen höflich den Hut oder die Kappe vor ihm ab, bis auf einen, der ihn nicht kommen sah, weil er gerade die Stiche zählte, die er im Mariaschen von seinem Nachbar gewonnen hatte. Und als er eben das HerzAß durch die Finger schob und sagte: zwei und fünfzig und eilf sind drei und sechzig, und bemerkte immer den Fremden noch nicht, der etwas gleich sah, fragte ihn der Fremde: &#x201E;Herr, für was sehet ihr mich an?&#x201C; Der Gast sagte: &#x201E;Für einen honetten Mann; was weiß ich von Euch?&#x201C; Der Fremde sagte: &#x201E;das dank euch ein anderer.&#x201C;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0240] vor Lachen zu Athem kommen; und als er sagte: Ey Hansel, hier hätt ich dich nicht gesucht, wie kommst du in meine Schlinge? da antwortete der Hansel: „par Compagnie.“ Also brachte der Vogelsteller den Staar seinem Herrn wieder, und bekam ein gutes Fanggeld. Der Barbier aber erwarb sich damit einen guten Zuspruch, denn jeder wollte den merkwürdigen Hansel sehen, und wer jetzt noch weit und breit in der Gegend will zur Ader lassen, geht zum Barbier von Segringen. Merke: So etwas passirt einem Staaren selten. Aber schon mancher junge Mensch, der auch lieber herumflankiren, als daheim bleiben wollte, ist ebenfalls par Compagnie in die Schlinge gerathen, und nimmer heraus kommen. Wie man in den Wald schreit, also schreit es daraus. Ein Mann, der etwas gleich sah, aber nicht viel Komplimente machte, kommt in ein Wirthshaus. Alle Gäste, die da waren, zogen höflich den Hut oder die Kappe vor ihm ab, bis auf einen, der ihn nicht kommen sah, weil er gerade die Stiche zählte, die er im Mariaschen von seinem Nachbar gewonnen hatte. Und als er eben das HerzAß durch die Finger schob und sagte: zwei und fünfzig und eilf sind drei und sechzig, und bemerkte immer den Fremden noch nicht, der etwas gleich sah, fragte ihn der Fremde: „Herr, für was sehet ihr mich an?“ Der Gast sagte: „Für einen honetten Mann; was weiß ich von Euch?“ Der Fremde sagte: „das dank euch ein anderer.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-12-03T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-12-03T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-12-03T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/240
Zitationshilfe: Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/240>, abgerufen am 21.11.2024.