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[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

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Gespenst an der Kanderer
Straße
.


's git Gspenster, sel isch us und isch verbey!
Gang nummen in der Nacht vo Chander hei',
und bring e Ruusch! De trifsch e Plätzli a,
und dört verirrsch. J setz e Büeßli dra.
Vor Ziten isch nit wit vo sellem Platz
e Hüsli gsi; e Frau, e Chind, e Chatz
hen g'othmet drinn; der Ma het vorem Zelt
si Lebe g'lo im Heltelinger Feld.
Und wo sie hört: "Di Ma lit unterm Sand"
se het me gmeint, sie stoß der Chopf an d'Wand;
doch holt sie d' Pappe no am Füür und blost,
und gits im Chind, und seit: "Du bisch mi
Trost!"

Geſpenſt an der Kanderer
Straße
.


’s git Gſpenſter, ſel iſch us und iſch verbey!
Gang nummen in der Nacht vo Chander hei’,
und bring e Ruuſch! De trifſch e Plaͤtzli a,
und doͤrt verirrſch. J ſetz e Buͤeßli dra.
Vor Ziten iſch nit wit vo ſellem Platz
e Huͤsli gſi; e Frau, e Chind, e Chatz
hen g’othmet drinn; der Ma het vorem Zelt
ſi Lebe g’lo im Heltelinger Feld.
Und wo ſie hoͤrt: „Di Ma lit unterm Sand“
ſe het me gmeint, ſie ſtoß der Chopf an d’Wand;
doch holt ſie d’ Pappe no am Fuͤuͤr und blost,
und gits im Chind, und ſeit: „Du biſch mi
Troſt!“

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[98/0116] Geſpenſt an der Kanderer Straße. ’s git Gſpenſter, ſel iſch us und iſch verbey! Gang nummen in der Nacht vo Chander hei’, und bring e Ruuſch! De trifſch e Plaͤtzli a, und doͤrt verirrſch. J ſetz e Buͤeßli dra. Vor Ziten iſch nit wit vo ſellem Platz e Huͤsli gſi; e Frau, e Chind, e Chatz hen g’othmet drinn; der Ma het vorem Zelt ſi Lebe g’lo im Heltelinger Feld. Und wo ſie hoͤrt: „Di Ma lit unterm Sand“ ſe het me gmeint, ſie ſtoß der Chopf an d’Wand; doch holt ſie d’ Pappe no am Fuͤuͤr und blost, und gits im Chind, und ſeit: „Du biſch mi Troſt!“

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Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/116>, abgerufen am 03.12.2024.