Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.
bekämpfte es seine unschuldige Begierde, es warf sie, um nur der Versuchung ein Ende zu machen, rasch hin, der Meßpfaff, der eben den Kelch erhob, schaute finster drein und das Kind eilte erschreckt von dannen, aber die Maria über dem Altar lächelte so mild, als wünschte sie aus ihrem Rahmen heraus zu treten, um dem Kind nachzueilen und es zu küssen. Ich that's für sie! Da kommt Leonhard! Ach! Vierte Scene. Leonhard. (vor der Thür) Angezogen? Klara. Warum so zart, so rücksichtsvoll? Ich bin noch immer keine Prinzessin? Leonhard. (tritt ein) Ich glaubte, Du wärst nicht allein! Im Vorübergehen kam es mir vor, als ob Nachbar's Bärbchen am Fenster stände! Klara. Also darum!
bekämpfte es ſeine unſchuldige Begierde, es warf ſie, um nur der Verſuchung ein Ende zu machen, raſch hin, der Meßpfaff, der eben den Kelch erhob, ſchaute finſter drein und das Kind eilte erſchreckt von dannen, aber die Maria über dem Altar lächelte ſo mild, als wünſchte ſie aus ihrem Rahmen heraus zu treten, um dem Kind nachzueilen und es zu küſſen. Ich that’s für ſie! Da kommt Leonhard! Ach! Vierte Scene. Leonhard. (vor der Thür) Angezogen? Klara. Warum ſo zart, ſo rückſichtsvoll? Ich bin noch immer keine Prinzeſſin? Leonhard. (tritt ein) Ich glaubte, Du wärſt nicht allein! Im Vorübergehen kam es mir vor, als ob Nachbar’s Bärbchen am Fenſter ſtände! Klara. Alſo darum! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KLARA"> <p><pb n="15" facs="#f0083"/> bekämpfte es ſeine unſchuldige Begierde, es warf ſie,<lb/> um nur der Verſuchung ein Ende zu machen, raſch<lb/> hin, der Meßpfaff, der eben den Kelch erhob, ſchaute<lb/> finſter drein und das Kind eilte erſchreckt von dannen,<lb/> aber die Maria über dem Altar lächelte ſo mild, als<lb/> wünſchte ſie aus ihrem Rahmen heraus zu treten,<lb/> um dem Kind nachzueilen und es zu küſſen. Ich<lb/> that’s für ſie! Da kommt Leonhard! Ach!</p> </sp> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vierte Scene.</hi> </head><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/> <stage>(vor der Thür)</stage> <p>Angezogen?</p> </sp><lb/> <sp who="#KLARA"> <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/> <p>Warum ſo zart, ſo rückſichtsvoll? Ich bin noch<lb/> immer keine Prinzeſſin?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonhard</hi>.</speaker><lb/> <stage>(tritt ein)</stage> <p>Ich glaubte, Du wärſt nicht allein! Im<lb/> Vorübergehen kam es mir vor, als ob Nachbar’s<lb/> Bärbchen am Fenſter ſtände!</p> </sp><lb/> <sp who="#KLARA"> <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/> <p>Alſo darum!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0083]
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um nur der Verſuchung ein Ende zu machen, raſch
hin, der Meßpfaff, der eben den Kelch erhob, ſchaute
finſter drein und das Kind eilte erſchreckt von dannen,
aber die Maria über dem Altar lächelte ſo mild, als
wünſchte ſie aus ihrem Rahmen heraus zu treten,
um dem Kind nachzueilen und es zu küſſen. Ich
that’s für ſie! Da kommt Leonhard! Ach!
Vierte Scene.
Leonhard.
(vor der Thür) Angezogen?
Klara.
Warum ſo zart, ſo rückſichtsvoll? Ich bin noch
immer keine Prinzeſſin?
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Vorübergehen kam es mir vor, als ob Nachbar’s
Bärbchen am Fenſter ſtände!
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Zitationshilfe: | Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/83>, abgerufen am 03.03.2025. |