Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 71, Hamburg, 4. Mai 1725.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] "zu erklähren, der anfienge einige Unruhe in Jta-
"lien zu erwecken." Der Herr Ritter Johannes
Franciscus Albani, Hauptmann der Gend-Armes
bey der Durchl. Venetianischen Signorie, ist von
Sr. Heiligk. zu Dero Ehren-Cämmerer und Vertrau-
ten, gleichwie er solches bey Pabst Clemente XI. ge-
wesen, erklähret worden. Dermahlen sollen sich über
70000. Fremde allhier befinden.


Gestern Nachmittags entstunde zu Tumstauf, 1.
Meil von hier, dem hiesig Fürstl. Hoch-Stifft zu-
ständig, ein solch unvermuhtet-gefährliche Feuers-
Brunst, daß in wenig Stunden der gantze Marck-
Flecken mit allen Gebäuden, und darunter auch
das unlängst neu-erbaute schöne Schloß samt dem
Pfarr-Hoff in die Aschen gerahten: ja es seynd so
gar 2. Joch von der Donau-Brücken daselbst ver-
brant; welches man hiesiger Orten um so mehr mit
Jammer-vollen Augen angesehen, als die Entfernung
auf 2. Stunden wenig Hülffe verstatten wollen, da
gleichwolen hiesiger Löbl. Magistrat mit einigen Feu-
er-Künsten und andern Rettungs-Jnstrumenten zu
Hülffe gekommen, die aber wegen allzusehr überhand
genommenem Feuer wenig Hülffe leisten können.


Wie man aus dem Schlosse Pretzsch vernimt, so wer-
den Jh. Majest. die Königin sich in kurtzem nach den
Carlsbade erheben, um selbiges sich einige Wochen
lang zu bedienen. Als die Chevalier-Guarde vor dem
Pirnaischen Tohre jüngst versamlet gewesen, so sind
von Jh. Königl. Majest. die beyden Capitains Myllie
und Wuttgenau zu Obrist-Lieutenants von besagten
Corps denominiret worden. Vorige Woche haben
allhier 3. Doctores Juris ihr Hochzeit-Festin vollzo-
gen, denn am Sonntage ließ sich Herr D. Handeck,
Prof. Publ. in Wittenberg, des Königl. Cammer-Die-
ner Heerwagens älteste Jungfer Tochter ehelich bey-
legen, welchen Festin Jh. Königl. Majest. annoch vor
Dero Abreise in hoher Persohn beygewohnet. Am
Montage und Dienstage wurden des kurtzlich verstor-
benen Hn. Hof-Rahts und Leib-Medici D. Schmel-
tzens 2. Jungfer Töchter mit Herrn D. Schillingen
und dem hiesigen Amts-Adjuncto Herrn D. Vockeln,
copuliret.


Aus der Relation eines gewissen Ambassadeurs zu
Madrit siehet man, daß die Consternation, welche in
gedachtem Madrit über die Zurückschickung der jun-
gen Königin aus Franckreich entstanden, gantz unbe-
schreiblich gewesen, insonderheit aber sey die Königin
[Spaltenumbruch] durch diese Nachricht gantz ausser sich selbst gesetzet, und
dergestalt in den Harnisch gebracht worden, daß sie sich
nicht mehr besonnen; wie sie denn so gar die grösten Jn-
jurien gegen den Hertzog von Bourbon, in Präsentz ih-
rer Hof-Dames, ausgestossen; und ob gleich der nun-
mehro zurück geschickte Ambassadeur, Abt Livri, in ei-
nem Schreiben an den Marquis de Grimaldo der Sa-
che eine Farbe zu geben, auch der König selbst seine Ge-
mahlin zu besänftigen gesucht, so hätte doch alles nichts
verfangen, vielmehr sey man bereits auf den Punct ge-
wesen, jemand der verwittibten jungen Königin nach-
zuschicken, und ihr alle Kostbarkeiten und Präsente,
welche sie von dem verstorbenen König, ihrem Gemahl,
wie auch dem jetzigen König und Königin erhalten,
wieder zu nehmen, wenn der König in ein so schimpfli-
ches Unternehmen willigen wollen, dahero denn endlich
die Printzeßin von Beaujolois das Zorn-Opffer der Kö-
nigin seyn, und ein sehr hartes Tractement ausstehen
müssen, indem ihr nicht verstattet worden, von beyden
Majestäten, vielweniger von dem Jnfanten Don Car-
los Abschied zu nehmen; man rede dahero zu Madrit
von nichts anders, als eclatanten Satisfactionen, die
der Hof wegen dieses Affronts zu nehmen, und daß man
vorerst zum wenigsten alle Frantzösische Schiffe arresti-
ren müsse. Jndessen ist dennoch gemeldeter Ambas-
sadeur der Meynung, daß wenn der erste Zorn würde
vorbey seyn, die Spanier es wohl näher geben dürften,
zumahl da man versichert sey, daß Spanien der Cron
Franckreich, ohne anderweitige Hülffe, wenig würde
schaden können.

Nachdem von den solennen Ceremonien, welche
bey dem Leichen-Begängniß Jhr. Rußisch-Käyserl.
Majest. zu S. Petersburg observiret worden, in den
vorhergehenden Meldung geschehen, so hat man auch
noch folgende Grabschrifft, so von dannen ebenfals
eingelauffen, allhier inseriren wollen:

Wehklage und weine,
O Reußland!
Dein Vater hat dich verlassen,
PETER, der Grosse,
Welcher dir Anno 1672. den 30. May vom Himmel
gegeben worden,
Und unglaubliche Tahten verrichtet,
Jndem Er überwunden und Friede gegeben.
Da Er aber mit der allergrösten Glorie erfüllet,
Nahm Jhn der Himmel Anno 1725. den 28. Januar.
wieder zu sich.
Und als Er die Welt verließ, verließ Er dich doch nicht,
Sondern gab dir die seines Reichs würdigste
SUCCESSORIN.


[Spaltenumbruch] „zu erklaͤhren, der anfienge einige Unruhe in Jta-
„lien zu erwecken.„ Der Herr Ritter Johannes
Franciſcus Albani, Hauptmann der Gend-Armes
bey der Durchl. Venetianiſchen Signorie, iſt von
Sr. Heiligk. zu Dero Ehren-Caͤmmerer und Vertrau-
ten, gleichwie er ſolches bey Pabſt Clemente XI. ge-
weſen, erklaͤhret worden. Dermahlen ſollen ſich uͤber
70000. Fremde allhier befinden.


Geſtern Nachmittags entſtunde zu Tumſtauf, 1.
Meil von hier, dem hieſig Fuͤrſtl. Hoch-Stifft zu-
ſtaͤndig, ein ſolch unvermuhtet-gefaͤhrliche Feuers-
Brunſt, daß in wenig Stunden der gantze Marck-
Flecken mit allen Gebaͤuden, und darunter auch
das unlaͤngſt neu-erbaute ſchoͤne Schloß ſamt dem
Pfarr-Hoff in die Aſchen gerahten: ja es ſeynd ſo
gar 2. Joch von der Donau-Bruͤcken daſelbſt ver-
brant; welches man hieſiger Orten um ſo mehr mit
Jammer-vollen Augen angeſehen, als die Entfernung
auf 2. Stunden wenig Huͤlffe verſtatten wollen, da
gleichwolen hieſiger Loͤbl. Magiſtrat mit einigen Feu-
er-Kuͤnſten und andern Rettungs-Jnſtrumenten zu
Huͤlffe gekommen, die aber wegen allzuſehr uͤberhand
genommenem Feuer wenig Huͤlffe leiſten koͤnnen.


Wie man aus dem Schloſſe Pretzſch vernimt, ſo wer-
den Jh. Majeſt. die Koͤnigin ſich in kurtzem nach den
Carlsbade erheben, um ſelbiges ſich einige Wochen
lang zu bedienen. Als die Chevalier-Guarde vor dem
Pirnaiſchen Tohre juͤngſt verſamlet geweſen, ſo ſind
von Jh. Koͤnigl. Majeſt. die beyden Capitains Myllie
und Wuttgenau zu Obriſt-Lieutenants von beſagten
Corps denominiret worden. Vorige Woche haben
allhier 3. Doctores Juris ihr Hochzeit-Feſtin vollzo-
gen, denn am Sonntage ließ ſich Herr D. Handeck,
Prof. Publ. in Wittenberg, des Koͤnigl. Cammer-Die-
ner Heerwagens aͤlteſte Jungfer Tochter ehelich bey-
legen, welchen Feſtin Jh. Koͤnigl. Majeſt. annoch vor
Dero Abreiſe in hoher Perſohn beygewohnet. Am
Montage und Dienſtage wurden des kurtzlich verſtor-
benen Hn. Hof-Rahts und Leib-Medici D. Schmel-
tzens 2. Jungfer Toͤchter mit Herrn D. Schillingen
und dem hieſigen Amts-Adjuncto Herrn D. Vockeln,
copuliret.


Aus der Relation eines gewiſſen Ambaſſadeurs zu
Madrit ſiehet man, daß die Conſternation, welche in
gedachtem Madrit uͤber die Zuruͤckſchickung der jun-
gen Koͤnigin aus Franckreich entſtanden, gantz unbe-
ſchreiblich geweſen, inſonderheit aber ſey die Koͤnigin
[Spaltenumbruch] durch dieſe Nachricht gantz auſſer ſich ſelbſt geſetzet, und
dergeſtalt in den Harniſch gebracht worden, daß ſie ſich
nicht mehr beſonnen; wie ſie denn ſo gar die groͤſten Jn-
jurien gegen den Hertzog von Bourbon, in Praͤſentz ih-
rer Hof-Dames, ausgeſtoſſen; und ob gleich der nun-
mehro zuruͤck geſchickte Ambaſſadeur, Abt Livri, in ei-
nem Schreiben an den Marquis de Grimaldo der Sa-
che eine Farbe zu geben, auch der Koͤnig ſelbſt ſeine Ge-
mahlin zu beſaͤnftigen geſucht, ſo haͤtte doch alles nichts
verfangen, vielmehr ſey man bereits auf den Punct ge-
weſen, jemand der verwittibten jungen Koͤnigin nach-
zuſchicken, und ihr alle Koſtbarkeiten und Praͤſente,
welche ſie von dem verſtorbenen Koͤnig, ihrem Gemahl,
wie auch dem jetzigen Koͤnig und Koͤnigin erhalten,
wieder zu nehmen, wenn der Koͤnig in ein ſo ſchimpfli-
ches Unternehmen willigen wollen, dahero denn endlich
die Printzeßin von Beaujolois das Zorn-Opffer der Koͤ-
nigin ſeyn, und ein ſehr hartes Tractement ausſtehen
muͤſſen, indem ihr nicht verſtattet worden, von beyden
Majeſtaͤten, vielweniger von dem Jnfanten Don Car-
los Abſchied zu nehmen; man rede dahero zu Madrit
von nichts anders, als eclatanten Satisfactionen, die
der Hof wegen dieſes Affronts zu nehmen, und daß man
vorerſt zum wenigſten alle Frantzoͤſiſche Schiffe arreſti-
ren muͤſſe. Jndeſſen iſt dennoch gemeldeter Ambaſ-
ſadeur der Meynung, daß wenn der erſte Zorn wuͤrde
vorbey ſeyn, die Spanier es wohl naͤher geben duͤrften,
zumahl da man verſichert ſey, daß Spanien der Cron
Franckreich, ohne anderweitige Huͤlffe, wenig wuͤrde
ſchaden koͤnnen.

Nachdem von den ſolennen Ceremonien, welche
bey dem Leichen-Begaͤngniß Jhr. Rußiſch-Kaͤyſerl.
Majeſt. zu S. Petersburg obſerviret worden, in den
vorhergehenden Meldung geſchehen, ſo hat man auch
noch folgende Grabſchrifft, ſo von dannen ebenfals
eingelauffen, allhier inſeriren wollen:

Wehklage und weine,
O Reußland!
Dein Vater hat dich verlaſſen,
PETER, der Groſſe,
Welcher dir Anno 1672. den 30. May vom Himmel
gegeben worden,
Und unglaubliche Tahten verrichtet,
Jndem Er uͤberwunden und Friede gegeben.
Da Er aber mit der allergroͤſten Glorie erfuͤllet,
Nahm Jhn der Himmel Anno 1725. den 28. Januar.
wieder zu ſich.
Und als Er die Welt verließ, verließ Er dich doch nicht,
Sondern gab dir die ſeines Reichs wuͤrdigſte
SUCCESSORIN.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jArticle">
            <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/>
&#x201E;zu                             erkla&#x0364;hren, der anfienge einige Unruhe in Jta-<lb/>
&#x201E;lien zu                             erwecken.&#x201E; Der Herr Ritter Johannes<lb/>
Franci&#x017F;cus Albani,                             Hauptmann der Gend-Armes<lb/>
bey der Durchl. Venetiani&#x017F;chen                             Signorie, i&#x017F;t von<lb/>
Sr. Heiligk. zu Dero Ehren-Ca&#x0364;mmerer                             und Vertrau-<lb/>
ten, gleichwie er &#x017F;olches bey Pab&#x017F;t                             Clemente <hi rendition="#aq">XI.</hi> ge-<lb/>
we&#x017F;en,                             erkla&#x0364;hret worden. Dermahlen &#x017F;ollen &#x017F;ich                             u&#x0364;ber<lb/>
70000. Fremde allhier befinden.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Regensburg, den 17. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Ge&#x017F;tern Nachmittags ent&#x017F;tunde zu Tum&#x017F;tauf,                             1.<lb/>
Meil von hier, dem hie&#x017F;ig Fu&#x0364;r&#x017F;tl.                             Hoch-Stifft zu-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig, ein &#x017F;olch                             unvermuhtet-gefa&#x0364;hrliche Feuers-<lb/>
Brun&#x017F;t, daß in wenig                             Stunden der gantze Marck-<lb/>
Flecken mit allen Geba&#x0364;uden, und                             darunter auch<lb/>
das unla&#x0364;ng&#x017F;t neu-erbaute                             &#x017F;cho&#x0364;ne Schloß &#x017F;amt dem<lb/>
Pfarr-Hoff in die                             A&#x017F;chen gerahten: ja es &#x017F;eynd &#x017F;o<lb/>
gar 2. Joch von                             der Donau-Bru&#x0364;cken da&#x017F;elb&#x017F;t ver-<lb/>
brant; welches                             man hie&#x017F;iger Orten um &#x017F;o mehr mit<lb/>
Jammer-vollen Augen                             ange&#x017F;ehen, als die Entfernung<lb/>
auf 2. Stunden wenig                             Hu&#x0364;lffe ver&#x017F;tatten wollen, da<lb/>
gleichwolen                             hie&#x017F;iger Lo&#x0364;bl. Magi&#x017F;trat mit einigen                             Feu-<lb/>
er-Ku&#x0364;n&#x017F;ten und andern                             Rettungs-Jn&#x017F;trumenten zu<lb/>
Hu&#x0364;lffe gekommen, die aber                             wegen allzu&#x017F;ehr u&#x0364;berhand<lb/>
genommenem Feuer wenig                             Hu&#x0364;lffe lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Dresden, den 24. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Wie man aus dem Schlo&#x017F;&#x017F;e Pretz&#x017F;ch vernimt, &#x017F;o                             wer-<lb/>
den Jh. Maje&#x017F;t. die Ko&#x0364;nigin &#x017F;ich in                             kurtzem nach den<lb/>
Carlsbade erheben, um &#x017F;elbiges &#x017F;ich                             einige Wochen<lb/>
lang zu bedienen. Als die Chevalier-Guarde vor                             dem<lb/>
Pirnai&#x017F;chen Tohre ju&#x0364;ng&#x017F;t ver&#x017F;amlet                             gewe&#x017F;en, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
von Jh. Ko&#x0364;nigl.                             Maje&#x017F;t. die beyden Capitains Myllie<lb/>
und Wuttgenau zu                             Obri&#x017F;t-Lieutenants von be&#x017F;agten<lb/>
Corps denominiret                             worden. Vorige Woche haben<lb/>
allhier 3. Doctores Juris ihr                             Hochzeit-Fe&#x017F;tin vollzo-<lb/>
gen, denn am Sonntage ließ                             &#x017F;ich Herr D. Handeck,<lb/>
Prof. Publ. in Wittenberg, des                             Ko&#x0364;nigl. Cammer-Die-<lb/>
ner Heerwagens a&#x0364;lte&#x017F;te                             Jungfer Tochter ehelich bey-<lb/>
legen, welchen Fe&#x017F;tin Jh.                             Ko&#x0364;nigl. Maje&#x017F;t. annoch vor<lb/>
Dero Abrei&#x017F;e in                             hoher Per&#x017F;ohn beygewohnet. Am<lb/>
Montage und Dien&#x017F;tage                             wurden des kurtzlich ver&#x017F;tor-<lb/>
benen Hn. Hof-Rahts und                             Leib-Medici D. Schmel-<lb/>
tzens 2. Jungfer To&#x0364;chter mit Herrn D.                             Schillingen<lb/>
und dem hie&#x017F;igen Amts-Adjuncto Herrn D.                             Vockeln,<lb/>
copuliret.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Leipzig, den 27. April.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Aus der Relation eines gewi&#x017F;&#x017F;en Amba&#x017F;&#x017F;adeurs                             zu<lb/>
Madrit &#x017F;iehet man, daß die Con&#x017F;ternation, welche                             in<lb/>
gedachtem Madrit u&#x0364;ber die Zuru&#x0364;ck&#x017F;chickung                             der jun-<lb/>
gen Ko&#x0364;nigin aus Franckreich ent&#x017F;tanden,                             gantz unbe-<lb/>
&#x017F;chreiblich gewe&#x017F;en, in&#x017F;onderheit                             aber &#x017F;ey die Ko&#x0364;nigin<lb/><cb/>
durch die&#x017F;e                             Nachricht gantz au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t                             ge&#x017F;etzet, und<lb/>
derge&#x017F;talt in den Harni&#x017F;ch                             gebracht worden, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
nicht mehr                             be&#x017F;onnen; wie &#x017F;ie denn &#x017F;o gar die                             gro&#x0364;&#x017F;ten Jn-<lb/>
jurien gegen den Hertzog von Bourbon, in                             Pra&#x0364;&#x017F;entz ih-<lb/>
rer Hof-Dames,                             ausge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en; und ob gleich der nun-<lb/>
mehro                             zuru&#x0364;ck ge&#x017F;chickte Amba&#x017F;&#x017F;adeur, Abt Livri,                             in ei-<lb/>
nem Schreiben an den Marquis de Grimaldo der Sa-<lb/>
che eine                             Farbe zu geben, auch der Ko&#x0364;nig &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eine                             Ge-<lb/>
mahlin zu be&#x017F;a&#x0364;nftigen ge&#x017F;ucht, &#x017F;o                             ha&#x0364;tte doch alles nichts<lb/>
verfangen, vielmehr &#x017F;ey man                             bereits auf den Punct ge-<lb/>
we&#x017F;en, jemand der verwittibten                             jungen Ko&#x0364;nigin nach-<lb/>
zu&#x017F;chicken, und ihr alle                             Ko&#x017F;tbarkeiten und Pra&#x0364;&#x017F;ente,<lb/>
welche &#x017F;ie                             von dem ver&#x017F;torbenen Ko&#x0364;nig, ihrem Gemahl,<lb/>
wie auch                             dem jetzigen Ko&#x0364;nig und Ko&#x0364;nigin erhalten,<lb/>
wieder zu                             nehmen, wenn der Ko&#x0364;nig in ein &#x017F;o                             &#x017F;chimpfli-<lb/>
ches Unternehmen willigen wollen, dahero denn                             endlich<lb/>
die Printzeßin von Beaujolois das Zorn-Opffer der                             Ko&#x0364;-<lb/>
nigin &#x017F;eyn, und ein &#x017F;ehr hartes Tractement                             aus&#x017F;tehen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, indem ihr nicht                             ver&#x017F;tattet worden, von beyden<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;ten,                             vielweniger von dem Jnfanten Don Car-<lb/>
los Ab&#x017F;chied zu nehmen;                             man rede dahero zu Madrit<lb/>
von nichts anders, als eclatanten                             Satisfactionen, die<lb/>
der Hof wegen die&#x017F;es Affronts zu nehmen,                             und daß man<lb/>
vorer&#x017F;t zum wenig&#x017F;ten alle                             Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Schiffe arre&#x017F;ti-<lb/>
ren                             mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Jnde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t dennoch                             gemeldeter Amba&#x017F;-<lb/>
&#x017F;adeur der Meynung, daß wenn der                             er&#x017F;te Zorn wu&#x0364;rde<lb/>
vorbey &#x017F;eyn, die Spanier es                             wohl na&#x0364;her geben du&#x0364;rften,<lb/>
zumahl da man                             ver&#x017F;ichert &#x017F;ey, daß Spanien der Cron<lb/>
Franckreich, ohne                             anderweitige Hu&#x0364;lffe, wenig wu&#x0364;rde<lb/>
&#x017F;chaden                             ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <p>Nachdem von den &#x017F;olennen Ceremonien, welche<lb/>
bey dem                             Leichen-Bega&#x0364;ngniß Jhr.                             Rußi&#x017F;ch-Ka&#x0364;y&#x017F;erl.<lb/>
Maje&#x017F;t. zu S.                             Petersburg ob&#x017F;erviret worden, in den<lb/>
vorhergehenden Meldung                             ge&#x017F;chehen, &#x017F;o hat man auch<lb/>
noch folgende                             Grab&#x017F;chrifft, &#x017F;o von dannen ebenfals<lb/>
eingelauffen,                             allhier in&#x017F;eriren wollen:</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">Wehklage und weine,<lb/>
O Reußland!<lb/>
Dein Vater hat                                 dich verla&#x017F;&#x017F;en,<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PETER,</hi></hi> der                                 Gro&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
Welcher dir <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1672. den 30. May vom Himmel<lb/>
gegeben worden,<lb/>
Und                                 unglaubliche Tahten verrichtet,<lb/>
Jndem Er u&#x0364;berwunden und                                 Friede gegeben.<lb/>
Da Er aber mit der allergro&#x0364;&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Glorie</hi> erfu&#x0364;llet,<lb/>
Nahm Jhn                                 der Himmel <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1725. den 28.                                 Januar.<lb/>
wieder zu &#x017F;ich.<lb/>
Und als Er die Welt verließ,                                 verließ Er dich doch nicht,<lb/>
Sondern gab dir die &#x017F;eines                                 Reichs wu&#x0364;rdig&#x017F;te<lb/><hi rendition="#aq">SUCCESSORIN.</hi></hi> </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0003] „zu erklaͤhren, der anfienge einige Unruhe in Jta- „lien zu erwecken.„ Der Herr Ritter Johannes Franciſcus Albani, Hauptmann der Gend-Armes bey der Durchl. Venetianiſchen Signorie, iſt von Sr. Heiligk. zu Dero Ehren-Caͤmmerer und Vertrau- ten, gleichwie er ſolches bey Pabſt Clemente XI. ge- weſen, erklaͤhret worden. Dermahlen ſollen ſich uͤber 70000. Fremde allhier befinden. Regensburg, den 17. April. Geſtern Nachmittags entſtunde zu Tumſtauf, 1. Meil von hier, dem hieſig Fuͤrſtl. Hoch-Stifft zu- ſtaͤndig, ein ſolch unvermuhtet-gefaͤhrliche Feuers- Brunſt, daß in wenig Stunden der gantze Marck- Flecken mit allen Gebaͤuden, und darunter auch das unlaͤngſt neu-erbaute ſchoͤne Schloß ſamt dem Pfarr-Hoff in die Aſchen gerahten: ja es ſeynd ſo gar 2. Joch von der Donau-Bruͤcken daſelbſt ver- brant; welches man hieſiger Orten um ſo mehr mit Jammer-vollen Augen angeſehen, als die Entfernung auf 2. Stunden wenig Huͤlffe verſtatten wollen, da gleichwolen hieſiger Loͤbl. Magiſtrat mit einigen Feu- er-Kuͤnſten und andern Rettungs-Jnſtrumenten zu Huͤlffe gekommen, die aber wegen allzuſehr uͤberhand genommenem Feuer wenig Huͤlffe leiſten koͤnnen. Dresden, den 24. April. Wie man aus dem Schloſſe Pretzſch vernimt, ſo wer- den Jh. Majeſt. die Koͤnigin ſich in kurtzem nach den Carlsbade erheben, um ſelbiges ſich einige Wochen lang zu bedienen. Als die Chevalier-Guarde vor dem Pirnaiſchen Tohre juͤngſt verſamlet geweſen, ſo ſind von Jh. Koͤnigl. Majeſt. die beyden Capitains Myllie und Wuttgenau zu Obriſt-Lieutenants von beſagten Corps denominiret worden. Vorige Woche haben allhier 3. Doctores Juris ihr Hochzeit-Feſtin vollzo- gen, denn am Sonntage ließ ſich Herr D. Handeck, Prof. Publ. in Wittenberg, des Koͤnigl. Cammer-Die- ner Heerwagens aͤlteſte Jungfer Tochter ehelich bey- legen, welchen Feſtin Jh. Koͤnigl. Majeſt. annoch vor Dero Abreiſe in hoher Perſohn beygewohnet. Am Montage und Dienſtage wurden des kurtzlich verſtor- benen Hn. Hof-Rahts und Leib-Medici D. Schmel- tzens 2. Jungfer Toͤchter mit Herrn D. Schillingen und dem hieſigen Amts-Adjuncto Herrn D. Vockeln, copuliret. Leipzig, den 27. April. Aus der Relation eines gewiſſen Ambaſſadeurs zu Madrit ſiehet man, daß die Conſternation, welche in gedachtem Madrit uͤber die Zuruͤckſchickung der jun- gen Koͤnigin aus Franckreich entſtanden, gantz unbe- ſchreiblich geweſen, inſonderheit aber ſey die Koͤnigin durch dieſe Nachricht gantz auſſer ſich ſelbſt geſetzet, und dergeſtalt in den Harniſch gebracht worden, daß ſie ſich nicht mehr beſonnen; wie ſie denn ſo gar die groͤſten Jn- jurien gegen den Hertzog von Bourbon, in Praͤſentz ih- rer Hof-Dames, ausgeſtoſſen; und ob gleich der nun- mehro zuruͤck geſchickte Ambaſſadeur, Abt Livri, in ei- nem Schreiben an den Marquis de Grimaldo der Sa- che eine Farbe zu geben, auch der Koͤnig ſelbſt ſeine Ge- mahlin zu beſaͤnftigen geſucht, ſo haͤtte doch alles nichts verfangen, vielmehr ſey man bereits auf den Punct ge- weſen, jemand der verwittibten jungen Koͤnigin nach- zuſchicken, und ihr alle Koſtbarkeiten und Praͤſente, welche ſie von dem verſtorbenen Koͤnig, ihrem Gemahl, wie auch dem jetzigen Koͤnig und Koͤnigin erhalten, wieder zu nehmen, wenn der Koͤnig in ein ſo ſchimpfli- ches Unternehmen willigen wollen, dahero denn endlich die Printzeßin von Beaujolois das Zorn-Opffer der Koͤ- nigin ſeyn, und ein ſehr hartes Tractement ausſtehen muͤſſen, indem ihr nicht verſtattet worden, von beyden Majeſtaͤten, vielweniger von dem Jnfanten Don Car- los Abſchied zu nehmen; man rede dahero zu Madrit von nichts anders, als eclatanten Satisfactionen, die der Hof wegen dieſes Affronts zu nehmen, und daß man vorerſt zum wenigſten alle Frantzoͤſiſche Schiffe arreſti- ren muͤſſe. Jndeſſen iſt dennoch gemeldeter Ambaſ- ſadeur der Meynung, daß wenn der erſte Zorn wuͤrde vorbey ſeyn, die Spanier es wohl naͤher geben duͤrften, zumahl da man verſichert ſey, daß Spanien der Cron Franckreich, ohne anderweitige Huͤlffe, wenig wuͤrde ſchaden koͤnnen. Nachdem von den ſolennen Ceremonien, welche bey dem Leichen-Begaͤngniß Jhr. Rußiſch-Kaͤyſerl. Majeſt. zu S. Petersburg obſerviret worden, in den vorhergehenden Meldung geſchehen, ſo hat man auch noch folgende Grabſchrifft, ſo von dannen ebenfals eingelauffen, allhier inſeriren wollen: Wehklage und weine, O Reußland! Dein Vater hat dich verlaſſen, PETER, der Groſſe, Welcher dir Anno 1672. den 30. May vom Himmel gegeben worden, Und unglaubliche Tahten verrichtet, Jndem Er uͤberwunden und Friede gegeben. Da Er aber mit der allergroͤſten Glorie erfuͤllet, Nahm Jhn der Himmel Anno 1725. den 28. Januar. wieder zu ſich. Und als Er die Welt verließ, verließ Er dich doch nicht, Sondern gab dir die ſeines Reichs wuͤrdigſte SUCCESSORIN.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Manuel Wille: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_710405_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_710405_1725/3
Zitationshilfe: Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 71, Hamburg, 4. Mai 1725, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_710405_1725/3>, abgerufen am 21.11.2024.