Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 70, Hamburg, 2. Mai 1725.[Spaltenumbruch]
alle Kräfte und ersinnliche Hand-Griffe an, darvon Ein anders von Paris, den 23. April. Gegenwärtig sagt man, wie dieses zur Versöhnung Haag, den 27. April. Die Herren Staaten von Holland und West-Frieß- Nieder-Rhein-Strohm, den 21. April. Weil nun zu Cammerich die Spanische mit denen [Spaltenumbruch]
alle Kraͤfte und erſinnliche Hand-Griffe an, darvon Ein anders von Paris, den 23. April. Gegenwaͤrtig ſagt man, wie dieſes zur Verſoͤhnung Haag, den 27. April. Die Herren Staaten von Holland und Weſt-Frieß- Nieder-Rhein-Strohm, den 21. April. Weil nun zu Cammerich die Spaniſche mit denen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> alle Kraͤfte und erſinnliche Hand-Griffe an, darvon<lb/> zu kommen; Man ſiehet an denſelben denen Bots-<lb/> Leuten ihre Furcht und Schrecken mercklich an, ꝛc.<lb/> Das Fuͤnfte, die Meer-Gegend zu Scheveling;<lb/> Viele Schiffe, Schaluppen, ꝛc. mit ihrem Volck<lb/> und allem ausgeruͤſtet; einige, ſo im Begrif abzurei-<lb/> ſen, ſpannen die Segel auf; die andern werfen den<lb/> Ancker aus, ꝛc. viele Perſohnen zu Fuß, zu Pferde,<lb/> und in Kutſchen ſiehet man an dem Ufer herum ſpa-<lb/> tzieren. Die zwey letzten Bilder ſeynd Contrafait,<lb/> in Bruſt-Stuͤcken, des verſtorbenen Koͤnig Wilhelms,<lb/> und der Koͤnigin Maria, deſſen Gemahlin, welche<lb/> ihnen vortreflich gleichen, und mit allem Zierraht<lb/> und Eigenſchaften ihrer Wuͤrde ausſtaffiret ſeynd.<lb/> Alles iſt mit ſolcher Kunſt und Zaͤrtlichkeit ausgema-<lb/> chet, daß man ſich deſſen nicht bereden kan, wenn man<lb/> es nicht mit Augen ſiehet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Ein anders von Paris, den 23. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Gegenwaͤrtig ſagt man, wie dieſes zur Verſoͤhnung<lb/> des Printzen und der Printzeßin von Conty am meiſten<lb/> beygetragen, weil die Printzeßin gehoffet, zur Ober-<lb/> Aufſeherin bey der kuͤnftigen Koͤnigin erneñt zu wer-<lb/> den, allein man hat Madem. von Clermont darzu er-<lb/> kohren, welche in der Qualitaͤt inſtehenden Dienſtag<lb/> den Eid der Treue ablegen ſoll, alsdann man auch die<lb/> 12. Hof-Dames beniemen wird. Man vernimt, daß<lb/> die junge verwittibte Koͤnigin nebſt ihrer Schweſter<lb/> kleine Tag-Reiſen tuhn, um zu gleicher Zeit mit der<lb/> Jnfantin zu arriviren, die in der Spanier Haͤnde, wel-<lb/> che die 2. Printzeßinnen hieher begleiten, ſoll uͤbergeben<lb/> werden. Allem Anſehen nach ſeynd Ordres ergangen,<lb/> um in Franckreich die Ehr-Beweiſungen, ſo man de-<lb/> nen 2. Printzeßinnen ſchuldig iſt, zu erzeigen. Man<lb/> ſagt nun, daß die Sachen in Spanien dahin gediehen,<lb/> daß ein Koͤniglich Decret heraus gekommen, welches<lb/> den Spaniern bey Strafe des Lebens verbietet, denen<lb/> Frantzoſen Uberlaſt zu tuhn. Der Hertzog von Par-<lb/> ma hat, als man ſagt, an den Koͤnig von Spanien ge-<lb/> ſchrieben, wie er die Ruͤckſendung der Jnfantin ſich<lb/> nicht muͤſte befremden laſſen, in Anſehung der Ungleich-<lb/> heit von Jahren. Hier iſt ein Geruͤcht, daß der Pabſt<lb/> den Cardinal Fabroni, der von einem ſehr unruhigen<lb/> Geiſte iſt, habe auf das Caſteel von St. Ange in Verſi-<lb/> cherung nehmen laſſen, um die Ehre des H. Stuls im<lb/> Stande zu erhalten, weil er ſich nicht entzogen mit Sr.<lb/> Heiligk. aus Urſach der Auslegung von der Bulle, die<lb/> er voͤllig ein Janſeniſt zu ſeyn abſchildert, den Spott<lb/> zu treiben. Der Cardinal von Althan, Beſchirmer<lb/> der Reichs-Sachen, ſcheinet auch in Sr. Heiligk. Un-<lb/> gunſt gerahten zu ſeyn, weil er den Kayſer erſuchet,<lb/><cb/> Se. Eminentz nach Hauſe zu rufen. Die Hertzogin<lb/> von Ventadour komt in den Pallais der Thuilleries zu<lb/> wohnen, allwo groſſe Reparation geſchiehet; weil man<lb/> vorgibt, daß die kuͤnftige Koͤnigin, bevor ſie mit dem<lb/> Koͤnig getrauet iſt, auch da logiren ſoll. Hier iſt ein<lb/> Arreſt von dem Koͤnigl. Staats-Raht heraus gekom-<lb/> men, um die unmaͤßige Gewinnſucht der Buchhaͤnd-<lb/> ler bey den Einſchreibungen der Buͤcher zu zaͤhmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Haag, den 27. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Die Herren Staaten von Holland und Weſt-Frieß-<lb/> Land ſind dieſen Mittag bis inſtehenden Dienſtag uͤber<lb/> 8. Tage geſchieden, um den folgenden Tag ſich wieder<lb/> zu verſam̃len. Die Herren General-Staaten haben ei-<lb/> nen Schluß gefaſſet, kuͤnftighin keinen jungen Cadets<lb/> bey denen Regimentern, die unter 10. Jahren und Offi-<lb/> ciers Kinder ſind, Penſiones mehr zu geben, gleichwie<lb/> bisher geſchehen iſt. Hieſiger Hof iſt auf die Affai-<lb/> ren, welche in Franckreich und Spanien, wegen de-<lb/> rer an beyden Hoͤfen ruͤckgaͤngigen Mariagen, ſich<lb/> ereignen, ſehr attent, und vernimt man, daß gleich-<lb/> wie von Seiten Franckreichs der merckliche Unter-<lb/> ſcheid des Alters zwiſchen Sr. Majeſt. dem Koͤnig,<lb/> (welcher den 15. Febr. in ſein 16. Jahr getreten, und<lb/> der jungen Koͤnigin, ſo den 31. Mart. erſt das 7.<lb/> Jahr ihres Alters zuruͤck geleget, mithin der Koͤnig<lb/> dermahlen noch einmal ſo alt als die Jnfantin) da-<lb/> zu Anlaß gegeben; alſo auch von Seiten Spaniens<lb/> aus eben dem Fundament eines diſproportionirten<lb/> Alters (da der Jnfant Don Carlos, ſo den 20. Jan.<lb/> 1716. gebohren, erſt das 9. Jahr ſeines Alters er-<lb/> reichet, die Princeßin von Beaujolois aber, ſo den<lb/> 14. Decembr. 1714. geboren, bereits ins 11. Jahr<lb/> ihres Alters gienge,) die Zuruͤckſchickung dieſer Prin-<lb/> ceßin reſolviret ſey. Man wil aber, daß die Raiſon<lb/> des Frantzoͤſiſchen Hofes, bey des Koͤnigs oͤfters zu-<lb/> ſtoſſenden Unpaͤßlichkeit, die Erlangung einer bal-<lb/> digen Succeßion zum Grund habe, fuͤr nachdruͤck-<lb/> licher als die Spaniſche, und dieſe mehr fuͤr Re-<lb/> preſſalien, als wahre Motiven der Diſſolvirung ſol-<lb/> cher letztern Heyraht halten, anerwogen die Princeſ-<lb/> ſin von Beaujolois nur 1. Jahr und etliche Wo-<lb/> chen aͤlter als der Jnfant Don Carlos iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Nieder-Rhein-Strohm, den 21. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Weil nun zu Cammerich die Spaniſche mit denen<lb/> Frantzoͤſiſ. Miniſtern gar keine Gemeinſchafft mehr<lb/> halten, ſo vernimt man, daß letztere mit denen Kay-<lb/> ſerl. Bevollmaͤchtigten deſto mehrere Conferentzien hiel-<lb/> ten. Nachdeme auch der Groß-Brittanniſche Hof<lb/> einer Seits von dem Frantzoͤſiſ. Hof des den 4. Jan.<lb/> 1717. errichteten Triple-Alliantz-Tractats, weilen die<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
alle Kraͤfte und erſinnliche Hand-Griffe an, darvon
zu kommen; Man ſiehet an denſelben denen Bots-
Leuten ihre Furcht und Schrecken mercklich an, ꝛc.
Das Fuͤnfte, die Meer-Gegend zu Scheveling;
Viele Schiffe, Schaluppen, ꝛc. mit ihrem Volck
und allem ausgeruͤſtet; einige, ſo im Begrif abzurei-
ſen, ſpannen die Segel auf; die andern werfen den
Ancker aus, ꝛc. viele Perſohnen zu Fuß, zu Pferde,
und in Kutſchen ſiehet man an dem Ufer herum ſpa-
tzieren. Die zwey letzten Bilder ſeynd Contrafait,
in Bruſt-Stuͤcken, des verſtorbenen Koͤnig Wilhelms,
und der Koͤnigin Maria, deſſen Gemahlin, welche
ihnen vortreflich gleichen, und mit allem Zierraht
und Eigenſchaften ihrer Wuͤrde ausſtaffiret ſeynd.
Alles iſt mit ſolcher Kunſt und Zaͤrtlichkeit ausgema-
chet, daß man ſich deſſen nicht bereden kan, wenn man
es nicht mit Augen ſiehet.
Ein anders von Paris, den 23. April.
Gegenwaͤrtig ſagt man, wie dieſes zur Verſoͤhnung
des Printzen und der Printzeßin von Conty am meiſten
beygetragen, weil die Printzeßin gehoffet, zur Ober-
Aufſeherin bey der kuͤnftigen Koͤnigin erneñt zu wer-
den, allein man hat Madem. von Clermont darzu er-
kohren, welche in der Qualitaͤt inſtehenden Dienſtag
den Eid der Treue ablegen ſoll, alsdann man auch die
12. Hof-Dames beniemen wird. Man vernimt, daß
die junge verwittibte Koͤnigin nebſt ihrer Schweſter
kleine Tag-Reiſen tuhn, um zu gleicher Zeit mit der
Jnfantin zu arriviren, die in der Spanier Haͤnde, wel-
che die 2. Printzeßinnen hieher begleiten, ſoll uͤbergeben
werden. Allem Anſehen nach ſeynd Ordres ergangen,
um in Franckreich die Ehr-Beweiſungen, ſo man de-
nen 2. Printzeßinnen ſchuldig iſt, zu erzeigen. Man
ſagt nun, daß die Sachen in Spanien dahin gediehen,
daß ein Koͤniglich Decret heraus gekommen, welches
den Spaniern bey Strafe des Lebens verbietet, denen
Frantzoſen Uberlaſt zu tuhn. Der Hertzog von Par-
ma hat, als man ſagt, an den Koͤnig von Spanien ge-
ſchrieben, wie er die Ruͤckſendung der Jnfantin ſich
nicht muͤſte befremden laſſen, in Anſehung der Ungleich-
heit von Jahren. Hier iſt ein Geruͤcht, daß der Pabſt
den Cardinal Fabroni, der von einem ſehr unruhigen
Geiſte iſt, habe auf das Caſteel von St. Ange in Verſi-
cherung nehmen laſſen, um die Ehre des H. Stuls im
Stande zu erhalten, weil er ſich nicht entzogen mit Sr.
Heiligk. aus Urſach der Auslegung von der Bulle, die
er voͤllig ein Janſeniſt zu ſeyn abſchildert, den Spott
zu treiben. Der Cardinal von Althan, Beſchirmer
der Reichs-Sachen, ſcheinet auch in Sr. Heiligk. Un-
gunſt gerahten zu ſeyn, weil er den Kayſer erſuchet,
Se. Eminentz nach Hauſe zu rufen. Die Hertzogin
von Ventadour komt in den Pallais der Thuilleries zu
wohnen, allwo groſſe Reparation geſchiehet; weil man
vorgibt, daß die kuͤnftige Koͤnigin, bevor ſie mit dem
Koͤnig getrauet iſt, auch da logiren ſoll. Hier iſt ein
Arreſt von dem Koͤnigl. Staats-Raht heraus gekom-
men, um die unmaͤßige Gewinnſucht der Buchhaͤnd-
ler bey den Einſchreibungen der Buͤcher zu zaͤhmen.
Haag, den 27. April.
Die Herren Staaten von Holland und Weſt-Frieß-
Land ſind dieſen Mittag bis inſtehenden Dienſtag uͤber
8. Tage geſchieden, um den folgenden Tag ſich wieder
zu verſam̃len. Die Herren General-Staaten haben ei-
nen Schluß gefaſſet, kuͤnftighin keinen jungen Cadets
bey denen Regimentern, die unter 10. Jahren und Offi-
ciers Kinder ſind, Penſiones mehr zu geben, gleichwie
bisher geſchehen iſt. Hieſiger Hof iſt auf die Affai-
ren, welche in Franckreich und Spanien, wegen de-
rer an beyden Hoͤfen ruͤckgaͤngigen Mariagen, ſich
ereignen, ſehr attent, und vernimt man, daß gleich-
wie von Seiten Franckreichs der merckliche Unter-
ſcheid des Alters zwiſchen Sr. Majeſt. dem Koͤnig,
(welcher den 15. Febr. in ſein 16. Jahr getreten, und
der jungen Koͤnigin, ſo den 31. Mart. erſt das 7.
Jahr ihres Alters zuruͤck geleget, mithin der Koͤnig
dermahlen noch einmal ſo alt als die Jnfantin) da-
zu Anlaß gegeben; alſo auch von Seiten Spaniens
aus eben dem Fundament eines diſproportionirten
Alters (da der Jnfant Don Carlos, ſo den 20. Jan.
1716. gebohren, erſt das 9. Jahr ſeines Alters er-
reichet, die Princeßin von Beaujolois aber, ſo den
14. Decembr. 1714. geboren, bereits ins 11. Jahr
ihres Alters gienge,) die Zuruͤckſchickung dieſer Prin-
ceßin reſolviret ſey. Man wil aber, daß die Raiſon
des Frantzoͤſiſchen Hofes, bey des Koͤnigs oͤfters zu-
ſtoſſenden Unpaͤßlichkeit, die Erlangung einer bal-
digen Succeßion zum Grund habe, fuͤr nachdruͤck-
licher als die Spaniſche, und dieſe mehr fuͤr Re-
preſſalien, als wahre Motiven der Diſſolvirung ſol-
cher letztern Heyraht halten, anerwogen die Princeſ-
ſin von Beaujolois nur 1. Jahr und etliche Wo-
chen aͤlter als der Jnfant Don Carlos iſt.
Nieder-Rhein-Strohm, den 21. April.
Weil nun zu Cammerich die Spaniſche mit denen
Frantzoͤſiſ. Miniſtern gar keine Gemeinſchafft mehr
halten, ſo vernimt man, daß letztere mit denen Kay-
ſerl. Bevollmaͤchtigten deſto mehrere Conferentzien hiel-
ten. Nachdeme auch der Groß-Brittanniſche Hof
einer Seits von dem Frantzoͤſiſ. Hof des den 4. Jan.
1717. errichteten Triple-Alliantz-Tractats, weilen die
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