Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 67, Hamburg, 27. April 1725.[Spaltenumbruch]
glücklichen Ausgang prognosticiren. Aus Thoren Rom, den 7. April. Am ersten Oster-Tage hielte der Papst zu St. Pe- Paris, den 16. April. Derjenige Brief, so die Printzeßin von Orleans, MAdame! Es ist Zeit, das Gerüchte aufzuhal- [Spaltenumbruch]
gluͤcklichen Ausgang prognoſticiren. Aus Thoren Rom, den 7. April. Am erſten Oſter-Tage hielte der Papſt zu St. Pe- Paris, den 16. April. Derjenige Brief, ſo die Printzeßin von Orleans, MAdame! Es iſt Zeit, das Geruͤchte aufzuhal- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> gluͤcklichen Ausgang prognoſticiren. Aus Thoren<lb/> wird geſchrieben, daß der Thorniſche Praͤſident die<lb/> dahin geſandte Univerſalia des Cron-Groß-Feld-<lb/> Herrn daſelbſt nicht habe wollen publiciren laſſen,<lb/> weiln ſolches vorhero nicht braͤuchlich geweſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Rom, den 7. April.</hi> </dateline><lb/> <p>Am erſten Oſter-Tage hielte der Papſt zu St. Pe-<lb/> ter, unter Beywohnung von 30 Cardinaͤlen, die Meſ-<lb/> ſe, worin er denen Card. Diaconis, dem Conteſtabile,<lb/> denen Conſervatoren und dem Prior die Communion<lb/> reichte, und darauf dem Volck von der groſſen Loge<lb/> den Seegen gab, hiernechſt auch denen Functionen<lb/> derer andern beyden Feſt-Tage mit beywohnete. Am<lb/> Mittwochen Morgen begunte die ſo genannte Ba-<lb/> dung des Agnus Dei, welche der Papſt ſelbigen und<lb/> folgende beyde Tage, mit Zuziehung eines dritten<lb/> Theils der Cardinaͤle und anderer Praͤlaten, an je-<lb/> dem Tage verrichtete, alſo daß die Cardinaͤle das<lb/> Agnus Dei im Heil. Oel eintauchen, die Praͤlaten<lb/> aber zu und abtragen hulffen. Uberdem iſt die erſte<lb/> beyde Tage eine Quantitaͤt von gedachten Agnus<lb/> Dei, weil ein jeder ſo viel er nur konte davon ha-<lb/> ben wolte, aus Devotion wegtragen, ſo daß man<lb/> einen Mangel und Theurung hierinnen vermuhtet,<lb/> maſſen in dieſem Jahr nicht nur viel weniger als<lb/> ſonſten gemacht, ſondern auch von denen der vori-<lb/> gen Paͤpſte wenige uͤbrig geblieben. Am Oſter-Ta-<lb/> ge hatte der Papſt dem Cardinal Ottoboni eine Di-<lb/> ſpenſation und die Jndulgentz fuͤr einen jeden, der<lb/> ſeiner in der Kirche St. Maria Majora geſungenen<lb/> Meſſe beywohnete, eben ſo wol als wenn ein ſolcher<lb/> bey obgedachter Paͤpſtlichen Benediction zu St. Pe-<lb/> ter gegenwaͤrtig geweſen waͤre, ertheilet, und wurde<lb/> Se. Eminentz ſelbigen Nachmittag in der Veſper<lb/> durch die Anweſenheit von 7 Cardinaͤlen favoriſiret.<lb/> Die Leiche des verſtorbenen Barons Aleſſandro Bo-<lb/> di von Wien, des Kaͤyſerl. Hoff-Rahts, Marcheſe<lb/> Bodi, Sohns, iſt mit Pomp zu St. Maria dell’A-<lb/> nima begraben worden, nachdem er vor ſeinem En-<lb/> de die Roͤmiſch-Catholiſche Religion angenommen.<lb/> Am Donnerſtage verfuͤgte ſich der Herr Merlini,<lb/> als extraordinair Nuntius bey dem Praͤtendenten,<lb/> mit einem Train von Caroſſen, und von denen Nie-<lb/> dern Bedienten des Cardinals Paulucci aufgewar-<lb/> tet, zu dieſem vermeynten Koͤnig, um demſelben,<lb/> Namens des Papſtes, die koſtbahren und auff<lb/> 8000. Scudi wehrt geſchaͤtzten Windeln, fuͤr<lb/> deſſen juͤngſt-gebohrnen Sohn, den praͤtendir-<lb/> ten Hertzog von Yorck, zu uͤberreichen. Auf<lb/> Befehl Jhrer Paͤpſtlichen Heiligkeit wird der Her-<lb/><cb/> tzog von Gravina mit nechſten jemand abſchicken,<lb/> um ſeinen einigen Sohn, welcher ſich zu Neapolis<lb/> aufhaͤlt, abholen zu laſſen; woraus die Staats-Klu-<lb/> ge ſchlieſſen wollen, daß der Vergleich zwiſchen be-<lb/> meldtem Hertzogen und ſeiner Gemahlin nicht mehr<lb/> ferne ſey. Jn voriger Woche wurde des Groß-<lb/> Meiſters von Maltha Miniſtre vom Papſt zur Au-<lb/> dientz gelaſſen, darin er ſich ſehr beym Papſt bekla-<lb/> get haben ſoll, daß eine gewiſſe dem Maltheſiſchen<lb/> Ritter-Orden favorable Bulle in denen hieſigen Ar-<lb/> chiven nicht mehr vorhanden waͤre.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <div xml:id="ar005" type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Paris, den 16. 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Die Annehmung, ſo man mir zuſchreibt,<lb/> ſolte keine andere, dann eine von dieſen 3 Urſachen,<lb/> gehabt haben. Entweder daß Staatskuͤndige Ab-<lb/> ſichten mich beweget, die Meynungen zu verlaſſen,<lb/> welche ich ſo ſehr bezeiget habe; Oder, daß ich, da ich ſie<lb/> ohne Unterſuch angenommen haͤtte, mich auf gleiche<lb/> Weiſe wieder davon entſchlagen; Oder endlich, daß<lb/> da ich die Wahrheit erkannt, mich an dieſelbe uͤber-<lb/> geben haͤtte. Sehet, was ich hier auf dieſes alles<lb/> antworte: 1) Worzu ſolte mir die Staats-Kunde<lb/> dienen? Jch habe ſie nicht noͤhtig gehabt, ſo lange<lb/> der Hertzog von Orleans gelebt, um zu erlangen, was<lb/> ich begehrte; Sie iſt mir aber nichts weniger undienſt-<lb/> lich, nun ich mich mit nichts bemuͤhe. 2) Wofern<lb/> man ſich einbildet, daß ich mich erklaͤhret habe ohne<lb/> vorgehende Kenntniß von der Sache, betriegt man<lb/> ſich, und diejenigen, ſo mich vor unbeſtaͤndig halten,<lb/> kennen mich wenig. Als die Bulle kam, war ich noch<lb/> ſehr jung, (<hi rendition="#aq">NB.</hi> 15 Jahren) das Geſchrey, ſo ſelbe<lb/> im gantzen Koͤnigreich erweckte, machte mich neu-<lb/> gierig, um recht zu wiſſen, was deren Jnnhalt, und<lb/> bekenne ich einfaͤltig, daß ſie mir ſchiene umzuſtoſſen,<lb/> all dasjenige, was man mir von meiner Religion ge-<lb/> lehret hatte. Die Verfolgung, welche die Anhaͤn-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
gluͤcklichen Ausgang prognoſticiren. Aus Thoren
wird geſchrieben, daß der Thorniſche Praͤſident die
dahin geſandte Univerſalia des Cron-Groß-Feld-
Herrn daſelbſt nicht habe wollen publiciren laſſen,
weiln ſolches vorhero nicht braͤuchlich geweſen.
Rom, den 7. April.
Am erſten Oſter-Tage hielte der Papſt zu St. Pe-
ter, unter Beywohnung von 30 Cardinaͤlen, die Meſ-
ſe, worin er denen Card. Diaconis, dem Conteſtabile,
denen Conſervatoren und dem Prior die Communion
reichte, und darauf dem Volck von der groſſen Loge
den Seegen gab, hiernechſt auch denen Functionen
derer andern beyden Feſt-Tage mit beywohnete. Am
Mittwochen Morgen begunte die ſo genannte Ba-
dung des Agnus Dei, welche der Papſt ſelbigen und
folgende beyde Tage, mit Zuziehung eines dritten
Theils der Cardinaͤle und anderer Praͤlaten, an je-
dem Tage verrichtete, alſo daß die Cardinaͤle das
Agnus Dei im Heil. Oel eintauchen, die Praͤlaten
aber zu und abtragen hulffen. Uberdem iſt die erſte
beyde Tage eine Quantitaͤt von gedachten Agnus
Dei, weil ein jeder ſo viel er nur konte davon ha-
ben wolte, aus Devotion wegtragen, ſo daß man
einen Mangel und Theurung hierinnen vermuhtet,
maſſen in dieſem Jahr nicht nur viel weniger als
ſonſten gemacht, ſondern auch von denen der vori-
gen Paͤpſte wenige uͤbrig geblieben. Am Oſter-Ta-
ge hatte der Papſt dem Cardinal Ottoboni eine Di-
ſpenſation und die Jndulgentz fuͤr einen jeden, der
ſeiner in der Kirche St. Maria Majora geſungenen
Meſſe beywohnete, eben ſo wol als wenn ein ſolcher
bey obgedachter Paͤpſtlichen Benediction zu St. Pe-
ter gegenwaͤrtig geweſen waͤre, ertheilet, und wurde
Se. Eminentz ſelbigen Nachmittag in der Veſper
durch die Anweſenheit von 7 Cardinaͤlen favoriſiret.
Die Leiche des verſtorbenen Barons Aleſſandro Bo-
di von Wien, des Kaͤyſerl. Hoff-Rahts, Marcheſe
Bodi, Sohns, iſt mit Pomp zu St. Maria dell’A-
nima begraben worden, nachdem er vor ſeinem En-
de die Roͤmiſch-Catholiſche Religion angenommen.
Am Donnerſtage verfuͤgte ſich der Herr Merlini,
als extraordinair Nuntius bey dem Praͤtendenten,
mit einem Train von Caroſſen, und von denen Nie-
dern Bedienten des Cardinals Paulucci aufgewar-
tet, zu dieſem vermeynten Koͤnig, um demſelben,
Namens des Papſtes, die koſtbahren und auff
8000. Scudi wehrt geſchaͤtzten Windeln, fuͤr
deſſen juͤngſt-gebohrnen Sohn, den praͤtendir-
ten Hertzog von Yorck, zu uͤberreichen. Auf
Befehl Jhrer Paͤpſtlichen Heiligkeit wird der Her-
tzog von Gravina mit nechſten jemand abſchicken,
um ſeinen einigen Sohn, welcher ſich zu Neapolis
aufhaͤlt, abholen zu laſſen; woraus die Staats-Klu-
ge ſchlieſſen wollen, daß der Vergleich zwiſchen be-
meldtem Hertzogen und ſeiner Gemahlin nicht mehr
ferne ſey. Jn voriger Woche wurde des Groß-
Meiſters von Maltha Miniſtre vom Papſt zur Au-
dientz gelaſſen, darin er ſich ſehr beym Papſt bekla-
get haben ſoll, daß eine gewiſſe dem Maltheſiſchen
Ritter-Orden favorable Bulle in denen hieſigen Ar-
chiven nicht mehr vorhanden waͤre.
Paris, den 16. April.
Derjenige Brief, ſo die Printzeßin von Orleans,
Abtißin von Chelles, wegen der Conſtitution an ei-
ner ihrer Freundinnen geſchrieben, machet allhier viel
Geruͤchts; und lautet wie folget:
MAdame! Es iſt Zeit, das Geruͤchte aufzuhal-
ten, welches ſint einigen Monahten ausge-
ſprenget iſt, als ob ich die Conſtitution angenommen
haͤtte. Jch weiß daß mein Geſchlecht und Zuſtand
mich zum Stillſchweigen verpflichten. Allein ich
meyne, es ſey hier eine von denen Gelegenheiten,
worinn St. Hieronymus nicht will, daß wir dulden,
daß man uns verdaͤchtig halte, aus Furcht, es moͤch-
te unſere Unachtſamkeit bey denen, ſo uns nicht ken-
nen, angeſehen werden, vor einen Beweis von Uber-
zeugung. Die Annehmung, ſo man mir zuſchreibt,
ſolte keine andere, dann eine von dieſen 3 Urſachen,
gehabt haben. Entweder daß Staatskuͤndige Ab-
ſichten mich beweget, die Meynungen zu verlaſſen,
welche ich ſo ſehr bezeiget habe; Oder, daß ich, da ich ſie
ohne Unterſuch angenommen haͤtte, mich auf gleiche
Weiſe wieder davon entſchlagen; Oder endlich, daß
da ich die Wahrheit erkannt, mich an dieſelbe uͤber-
geben haͤtte. Sehet, was ich hier auf dieſes alles
antworte: 1) Worzu ſolte mir die Staats-Kunde
dienen? Jch habe ſie nicht noͤhtig gehabt, ſo lange
der Hertzog von Orleans gelebt, um zu erlangen, was
ich begehrte; Sie iſt mir aber nichts weniger undienſt-
lich, nun ich mich mit nichts bemuͤhe. 2) Wofern
man ſich einbildet, daß ich mich erklaͤhret habe ohne
vorgehende Kenntniß von der Sache, betriegt man
ſich, und diejenigen, ſo mich vor unbeſtaͤndig halten,
kennen mich wenig. Als die Bulle kam, war ich noch
ſehr jung, (NB. 15 Jahren) das Geſchrey, ſo ſelbe
im gantzen Koͤnigreich erweckte, machte mich neu-
gierig, um recht zu wiſſen, was deren Jnnhalt, und
bekenne ich einfaͤltig, daß ſie mir ſchiene umzuſtoſſen,
all dasjenige, was man mir von meiner Religion ge-
lehret hatte. Die Verfolgung, welche die Anhaͤn-
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