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Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 40, Hamburg, 12. September 1721.

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Num. 40
Verfolg der Hollsteinischen Zeitung/

Am Freytage / den 12. Septemb. 1721.


[Beginn Spaltensatz]
Engelländische Affairen.

Der Hertzog von
Grafton, Vice-König von Jrrland, reisete am 26.
passato nach selben Königreiche ab, das dortige
Parlament auf den 23. Septembr. zu versamm-
len, weil Se. Excellentz den 16. als bis dahin das
Parlement verschoben war, noch nicht dort seyn
können. Die Witwe des Grafen von Stanhope
ist am Sonnabend mit Zwillingen nemlich einem
Sohn und einer Tochter ins Wochen-Bette kom-
men; und der Ertz-Bischoff von Dublin ist im 26.
Jahre seines Alters gestorben. Die Printzeßin
von Wallis sol sich wieder schwanger befinden.
Unter dem Volck wird vieles Murren und Kla-
gen gehöret, über die vormaligen Directeurs von
der Süd-See Compagnie, wie auch wider das letz-
tere Parlament. Am 27 passato wurde eine wohl-
bekleidete Person bey Neugate, da er spatzierete,
auf Verdacht vest genommen, bey deme sich eine
güldene Sack-Uhr nebst andern raren Sachen fan-
de; Er bekante gleich, daß er ein Gaudieb wäre,
und entdeckte viele seiner Gesellen, worauf kur-
tzens zwey davon in rohten Scharlachenen Klei-
dern ertapt, und mit dem ersten in eben dasselbe
Gefängniß gesetzet wurden. Von der Gesellschaft
die den Herings-Fang fortsetzen wil, bildet man
sich grosse Dinge ein, und scheinet, daß sie ein Bub-
bel davon machen wollen.

Gestern ward gros-
ser Raht zu Kensington gehalten, und beschlossen,
eine Proclamation ausgehen zu lassen, und zu er-
klären, daß das Parlament, welches bis auf den
30 Oct. aufgeschoben, alsdan wieder sol gehalten
werden und sitzen, um wichtige Sachen abzutuhn.

Holl- und Niederländische Affairen.

Unser Resident zu
Brüssel Herr Pesters hat hieher gemeldet, daß der
Herr Marquis de Prie in seinen Handlungen viel
williger zu werden anfange, und daß auch jetzo die
Tractaten von der Barriere auf einem guten Fuß
stünden, und ehestens würden richtig werden.
Die Herrn Staaten, welche in ihren Berahtschla-
gungen, noch nicht überein kommen können, und
sich neulich geschieden, werden am 10. dieses sich
wieder versammlen, und insonderheit suchen das
Finantzien-Wesen zum Ende zu bringen, auch sol-
len über die See-Sachen nähere Unterredungen
[Spaltenumbruch] geschehen, deßwegen ein Expresser an die Herrn
Staaten von Seeland abgesand worden; inglei-
chen wegen Abschaffung der Gräflichen Domai-
nen-Cammer, dagegen sich einige der Vornehm-
sten gesetzt haben. Hier redet man, daß der En-
glische Hof im Norden an einer defensiven Allian-
tze arbeite, um der anwachsenden Macht eines ge-
wissen Potentaten die Stange zu halten; der Kö-
nigl. Preussische Minister Herr von Meynders-
hagen ist neulich in Unterredung mit einigen Her-
ren von Jhro Hochmögenden gewesen, welches
über den Zoll am Rhein-Strohm sol gewesen seyn,
dessen Streit noch nicht zum Ende. Hier ist der
Abt Buquoy von Hannover angelangt, und hat
seine Reise nach Engelland fortsetzen wollen, weil
ihme aber, wie verlautet, von dem Englischen Re-
sidenten Herrn de Airolles auf Ordre des Königs
bedeutet worden, Er würde besser tuhn, wo er diese
Reise einstellete, so hält sich derselbe noch alhie auf.

Franckreichs Affairen.

Man wil versichern,
daß der Römische Hof nunmehro begehren sol, daß
unser Cardinal de Noailles nebst denen von seiner
Parthey die Constitution Unigenitus ohne einige
Auslegung oder Bedingung, so wie sie da liegt, an-
nehme; deßwegen Seine Eminentz auch das Ju-
biläum in hiesigem Ertz-Bischoffthum noch nicht
abkündigen lassen. Dieser Tagen sind von des
Türckischen Gesandten Bedienten verschiedene
hier ankommen, und wollen sich tauffen lassen,
welche er durch einen Expressen wieder begehret;
es ist ihme aber abgeschlagen, mit dem Bedeuten,
daß die Türcken auch keine Christen, die einen Ge-
sandten verliessen, und zu ihrer Religion treten
wolten, ausliefferten. Am Sonnabend hielte
man in des Königs Capelle einen Dienst des Jahr-
Tags weyland König Ludwig des XIV. und gestern
ist zu S. Denis in der Capelle deßgleichen gesche-
hen. Von Madrit sind neulich wieder 2. Expres-
sen angelangt, und wird gesagt, daß sie ihres Kö-
nigs Renunciation oder Absagung von Franck-
reich und von den Ländern, die letzt dem Kayser zu-
gefallen, mitgebracht; doch bedarffs noch mehr
Gewißheit. Am Sonnabend Abend ward auf
dem Platz la Greve vor dem Raht-Hause, der Herr
Philippus Moreau, Ritter von Mazieres, Herr
von Puits Dore, Cressau und andern Herrlichkei-

Num. 40
Verfolg der Hollſteiniſchen Zeitung/

Am Freytage / den 12. Septemb. 1721.


[Beginn Spaltensatz]
Engellaͤndiſche Affairen.

Der Hertzog von
Grafton, Vice-Koͤnig von Jrrland, reiſete am 26.
paſſato nach ſelben Koͤnigreiche ab, das dortige
Parlament auf den 23. Septembr. zu verſamm-
len, weil Se. Excellentz den 16. als bis dahin das
Parlement verſchoben war, noch nicht dort ſeyn
koͤnnen. Die Witwe des Grafen von Stanhope
iſt am Sonnabend mit Zwillingen nemlich einem
Sohn und einer Tochter ins Wochen-Bette kom-
men; und der Ertz-Biſchoff von Dublin iſt im 26.
Jahre ſeines Alters geſtorben. Die Printzeßin
von Wallis ſol ſich wieder ſchwanger befinden.
Unter dem Volck wird vieles Murren und Kla-
gen gehoͤret, uͤber die vormaligen Directeurs von
der Suͤd-See Compagnie, wie auch wider das letz-
tere Parlament. Am 27 paſſato wurde eine wohl-
bekleidete Perſon bey Neugate, da er ſpatzierete,
auf Verdacht veſt genommen, bey deme ſich eine
guͤldene Sack-Uhr nebſt andern raren Sachen fan-
de; Er bekante gleich, daß er ein Gaudieb waͤre,
und entdeckte viele ſeiner Geſellen, worauf kur-
tzens zwey davon in rohten Scharlachenen Klei-
dern ertapt, und mit dem erſten in eben daſſelbe
Gefaͤngniß geſetzet wurden. Von der Geſellſchaft
die den Herings-Fang fortſetzen wil, bildet man
ſich groſſe Dinge ein, und ſcheinet, daß ſie ein Bub-
bel davon machen wollen.

Geſtern ward groſ-
ſer Raht zu Kenſington gehalten, und beſchloſſen,
eine Proclamation ausgehen zu laſſen, und zu er-
klaͤren, daß das Parlament, welches bis auf den
30 Oct. aufgeſchoben, alsdan wieder ſol gehalten
werden und ſitzen, um wichtige Sachen abzutuhn.

Holl- und Niederlaͤndiſche Affairen.

Unſer Reſident zu
Bruͤſſel Herr Peſters hat hieher gemeldet, daß der
Herr Marquis de Prie in ſeinen Handlungen viel
williger zu werden anfange, und daß auch jetzo die
Tractaten von der Barriere auf einem guten Fuß
ſtuͤnden, und eheſtens wuͤrden richtig werden.
Die Herrn Staaten, welche in ihren Berahtſchla-
gungen, noch nicht uͤberein kommen koͤnnen, und
ſich neulich geſchieden, werden am 10. dieſes ſich
wieder verſammlen, und inſonderheit ſuchen das
Finantzien-Weſen zum Ende zu bringen, auch ſol-
len uͤber die See-Sachen naͤhere Unterredungen
[Spaltenumbruch] geſchehen, deßwegen ein Expreſſer an die Herrn
Staaten von Seeland abgeſand worden; inglei-
chen wegen Abſchaffung der Graͤflichen Domai-
nen-Cammer, dagegen ſich einige der Vornehm-
ſten geſetzt haben. Hier redet man, daß der En-
gliſche Hof im Norden an einer defenſiven Allian-
tze arbeite, um der anwachſenden Macht eines ge-
wiſſen Potentaten die Stange zu halten; der Koͤ-
nigl. Preusſiſche Miniſter Herr von Meynders-
hagen iſt neulich in Unterredung mit einigen Her-
ren von Jhro Hochmoͤgenden geweſen, welches
uͤber den Zoll am Rhein-Strohm ſol geweſen ſeyn,
deſſen Streit noch nicht zum Ende. Hier iſt der
Abt Buquoy von Hannover angelangt, und hat
ſeine Reiſe nach Engelland fortſetzen wollen, weil
ihme aber, wie verlautet, von dem Engliſchen Re-
ſidenten Herrn de Airolles auf Ordre des Koͤnigs
bedeutet worden, Er wuͤrde beſſer tuhn, wo er dieſe
Reiſe einſtellete, ſo haͤlt ſich derſelbe noch alhie auf.

Franckreichs Affairen.

Man wil verſichern,
daß der Roͤmiſche Hof nunmehro begehren ſol, daß
unſer Cardinal de Noailles nebſt denen von ſeiner
Parthey die Conſtitution Unigenitus ohne einige
Auslegung oder Bedingung, ſo wie ſie da liegt, an-
nehme; deßwegen Seine Eminentz auch das Ju-
bilaͤum in hieſigem Ertz-Biſchoffthum noch nicht
abkuͤndigen laſſen. Dieſer Tagen ſind von des
Tuͤrckiſchen Geſandten Bedienten verſchiedene
hier ankommen, und wollen ſich tauffen laſſen,
welche er durch einen Expreſſen wieder begehret;
es iſt ihme aber abgeſchlagen, mit dem Bedeuten,
daß die Tuͤrcken auch keine Chriſten, die einen Ge-
ſandten verlieſſen, und zu ihrer Religion treten
wolten, ausliefferten. Am Sonnabend hielte
man in des Koͤnigs Capelle einen Dienſt des Jahr-
Tags weyland Koͤnig Ludwig des XIV. und geſtern
iſt zu S. Denis in der Capelle deßgleichen geſche-
hen. Von Madrit ſind neulich wieder 2. Expreſ-
ſen angelangt, und wird geſagt, daß ſie ihres Koͤ-
nigs Renunciation oder Abſagung von Franck-
reich und von den Laͤndern, die letzt dem Kayſer zu-
gefallen, mitgebracht; doch bedarffs noch mehr
Gewißheit. Am Sonnabend Abend ward auf
dem Platz la Greve vor dem Raht-Hauſe, der Herr
Philippus Moreau, Ritter von Mazieres, Herr
von Puits Dore, Creſſau und andern Herrlichkei-

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[[5]/0005] Num. 40 Verfolg der Hollſteiniſchen Zeitung/ Am Freytage / den 12. Septemb. 1721. Engellaͤndiſche Affairen. Londen/ den 2. Septembr. Der Hertzog von Grafton, Vice-Koͤnig von Jrrland, reiſete am 26. paſſato nach ſelben Koͤnigreiche ab, das dortige Parlament auf den 23. Septembr. zu verſamm- len, weil Se. Excellentz den 16. als bis dahin das Parlement verſchoben war, noch nicht dort ſeyn koͤnnen. Die Witwe des Grafen von Stanhope iſt am Sonnabend mit Zwillingen nemlich einem Sohn und einer Tochter ins Wochen-Bette kom- men; und der Ertz-Biſchoff von Dublin iſt im 26. Jahre ſeines Alters geſtorben. Die Printzeßin von Wallis ſol ſich wieder ſchwanger befinden. Unter dem Volck wird vieles Murren und Kla- gen gehoͤret, uͤber die vormaligen Directeurs von der Suͤd-See Compagnie, wie auch wider das letz- tere Parlament. Am 27 paſſato wurde eine wohl- bekleidete Perſon bey Neugate, da er ſpatzierete, auf Verdacht veſt genommen, bey deme ſich eine guͤldene Sack-Uhr nebſt andern raren Sachen fan- de; Er bekante gleich, daß er ein Gaudieb waͤre, und entdeckte viele ſeiner Geſellen, worauf kur- tzens zwey davon in rohten Scharlachenen Klei- dern ertapt, und mit dem erſten in eben daſſelbe Gefaͤngniß geſetzet wurden. Von der Geſellſchaft die den Herings-Fang fortſetzen wil, bildet man ſich groſſe Dinge ein, und ſcheinet, daß ſie ein Bub- bel davon machen wollen. Ein anders/ vom 5 Sept. Geſtern ward groſ- ſer Raht zu Kenſington gehalten, und beſchloſſen, eine Proclamation ausgehen zu laſſen, und zu er- klaͤren, daß das Parlament, welches bis auf den 30 Oct. aufgeſchoben, alsdan wieder ſol gehalten werden und ſitzen, um wichtige Sachen abzutuhn. Holl- und Niederlaͤndiſche Affairen. Haag/ den 8. Septembr. Unſer Reſident zu Bruͤſſel Herr Peſters hat hieher gemeldet, daß der Herr Marquis de Prie in ſeinen Handlungen viel williger zu werden anfange, und daß auch jetzo die Tractaten von der Barriere auf einem guten Fuß ſtuͤnden, und eheſtens wuͤrden richtig werden. Die Herrn Staaten, welche in ihren Berahtſchla- gungen, noch nicht uͤberein kommen koͤnnen, und ſich neulich geſchieden, werden am 10. dieſes ſich wieder verſammlen, und inſonderheit ſuchen das Finantzien-Weſen zum Ende zu bringen, auch ſol- len uͤber die See-Sachen naͤhere Unterredungen geſchehen, deßwegen ein Expreſſer an die Herrn Staaten von Seeland abgeſand worden; inglei- chen wegen Abſchaffung der Graͤflichen Domai- nen-Cammer, dagegen ſich einige der Vornehm- ſten geſetzt haben. Hier redet man, daß der En- gliſche Hof im Norden an einer defenſiven Allian- tze arbeite, um der anwachſenden Macht eines ge- wiſſen Potentaten die Stange zu halten; der Koͤ- nigl. Preusſiſche Miniſter Herr von Meynders- hagen iſt neulich in Unterredung mit einigen Her- ren von Jhro Hochmoͤgenden geweſen, welches uͤber den Zoll am Rhein-Strohm ſol geweſen ſeyn, deſſen Streit noch nicht zum Ende. Hier iſt der Abt Buquoy von Hannover angelangt, und hat ſeine Reiſe nach Engelland fortſetzen wollen, weil ihme aber, wie verlautet, von dem Engliſchen Re- ſidenten Herrn de Airolles auf Ordre des Koͤnigs bedeutet worden, Er wuͤrde beſſer tuhn, wo er dieſe Reiſe einſtellete, ſo haͤlt ſich derſelbe noch alhie auf. Franckreichs Affairen. Paris/ den 1. Septembr. Man wil verſichern, daß der Roͤmiſche Hof nunmehro begehren ſol, daß unſer Cardinal de Noailles nebſt denen von ſeiner Parthey die Conſtitution Unigenitus ohne einige Auslegung oder Bedingung, ſo wie ſie da liegt, an- nehme; deßwegen Seine Eminentz auch das Ju- bilaͤum in hieſigem Ertz-Biſchoffthum noch nicht abkuͤndigen laſſen. Dieſer Tagen ſind von des Tuͤrckiſchen Geſandten Bedienten verſchiedene hier ankommen, und wollen ſich tauffen laſſen, welche er durch einen Expreſſen wieder begehret; es iſt ihme aber abgeſchlagen, mit dem Bedeuten, daß die Tuͤrcken auch keine Chriſten, die einen Ge- ſandten verlieſſen, und zu ihrer Religion treten wolten, ausliefferten. Am Sonnabend hielte man in des Koͤnigs Capelle einen Dienſt des Jahr- Tags weyland Koͤnig Ludwig des XIV. und geſtern iſt zu S. Denis in der Capelle deßgleichen geſche- hen. Von Madrit ſind neulich wieder 2. Expreſ- ſen angelangt, und wird geſagt, daß ſie ihres Koͤ- nigs Renunciation oder Abſagung von Franck- reich und von den Laͤndern, die letzt dem Kayſer zu- gefallen, mitgebracht; doch bedarffs noch mehr Gewißheit. Am Sonnabend Abend ward auf dem Platz la Greve vor dem Raht-Hauſe, der Herr Philippus Moreau, Ritter von Mazieres, Herr von Puits Dore, Creſſau und andern Herrlichkei-

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Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 40, Hamburg, 12. September 1721, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_401209_1721/5>, abgerufen am 30.12.2024.