Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 30, Hamburg, 8. August 1721.[Spaltenumbruch]
gantze Frieden mit Moscau richtig sey. Der Se- Regenspurg/ den 31. July. Wie man ver- Kayserliche Affairen. Wien/ den 26. Julii. Am Dienstage langte Ein anders/ vom 27. Julii. Jhro Kayserl. [Spaltenumbruch]
gantze Frieden mit Moſcau richtig ſey. Der Se- Regenſpurg/ den 31. July. Wie man ver- Kayſerliche Affairen. Wien/ den 26. Julii. Am Dienſtage langte Ein anders/ vom 27. Julii. Jhro Kayſerl. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> gantze Frieden mit Moſcau richtig ſey. Der Se-<lb/> nat hat mit den Abgeordneten der Reichs-Staͤn-<lb/> de viel zu tuhn gehabt, weil ſie uͤber einem und an-<lb/> dern Punct gar nicht einig werden koͤnnen, und<lb/> etliche dieſe, andere jene Partey gehalten; weil a-<lb/> ber der verabredete Waffen Stilſtand zu Ende laͤuft<lb/> und man befuͤrchen muß, daß der Czaar aufs neue<lb/> einen Einfall tuhn laſſen moͤchte, wie man dan<lb/> hoͤret, daß ſchon wieder dazu Ordre ertheilet<lb/> und alle Anſtalten gemachet, ſo haben endlich<lb/> Jhr. Koͤnigl. Majeſt. erinnern laſſen, eyligſt einen<lb/> gewiſſen Schluß wegen des zu treffenden Friedens<lb/> zu nehmen, damit auch gleich ein Expreſſer nach<lb/> Nyſtaͤd abgefertigt worden, welchen man eheſtens<lb/> wieder zuruͤck erwartet. Der Czaar ſol erklaͤhret<lb/> haben, den Lieflaͤndern ihre Guͤter wieder zu geben,<lb/> und daß die Lieflaͤndiſchen Untertahnen, welche<lb/> unter Schwediſchen Gehorſam bleiben wolten,<lb/> Freyheit haben ſollen, binnen 2. Jahr ihre Guͤter<lb/> daſelbſt zu verkauffen. Dem Hn. Grafen von Der-<lb/> natte iſt vergoͤnnet worden, die Waſſer zu Medwich<lb/> zu gebrauchen. Jhro Majeſt. der Koͤnig halten<lb/> ſich nebſt der Koͤnigin noch zu Carlsberg auf.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Regenſpurg/</hi> den 31. July.</dateline> <p> Wie man ver-<lb/> ſichert ſol hieſigem Schwediſchen Hrn. 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Majeſt. darinn<lb/> praͤſidiret und befohlen, daß alle Stimmen in La-<lb/> teiniſcher Sprachen gegeben werden ſolten; So<lb/> auch von allen, auſſer dem Ertz-Biſchoff von Va-<lb/> lenza, welcher Spaniſch votiret gehabt, geſche-<lb/> hen, deſſen Votum aber nachgehends Jhro Kay-<lb/> ſerl. Majeſt. ſelbſten in Lateiniſche Sprache uͤber-<lb/> ſetzet gehabt; Und ſol beſagter geheimte Raht<lb/> das Spaniſch und Jtaliaͤniſche Weſen, als eine<lb/> Sache von der groͤſten Wichtigkeit, anbetroffen<lb/> haben. So viel man vorhin von Reducirung<lb/> einiger Kayſerlicher Regimenter, welche denen<lb/> andern einverleibet werden ſolten, geſprochen; ſo<lb/> vielmehr wird anjetzo von Anwerdung einiger<lb/> neuen Militz geredet, weil gewiſſe wichtige Um-<lb/> ſtaͤnde darzu ſich zeigen wollen, und man noch<lb/><cb/> nicht weiß, was etwan einige Puiſſancen, oder<lb/> vielleicht auch die Ottomanniſche Pforte im Sinn<lb/> haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline><hi rendition="#fr">Ein anders/</hi> vom 27. Julii.</dateline> <p> Jhro Kayſerl.<lb/> Majeſt. haben in dem Fuͤrſtentuhm Siebenbuͤr-<lb/> gen und einverleibter Landſchafft der Kayſerlichen<lb/> Wallachey, fuͤr die Wallachen, Griechen und Ruſ-<lb/> ſen, ein neues Bißtuhm zu Fagaras aufgerichtet<lb/> und ſolch es dem Herrn Palacky aufgetragen, auch<lb/> zu groſſer Zierde beſagten Fuͤrſtentuhms denſel-<lb/> ben zum Baron erklaͤhret. 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Der<lb/> Kayſerliche Hof ſiehet die Alliance zwiſchen Franck-<lb/> reich, Engelland und Spanien, ſo ſie wegen der<lb/> Handelſchafft zur See ſollen errichtet haben, mit<lb/> verdaͤchtigen Augen an, und giebt dahero alhier<lb/> zu vielen Urtheilen Gelegenheit. Am 18. Julii<lb/> hat ein Officier denen regierenden Kayſerlichen<lb/> Majeſtaͤten im Nahmen der Koͤnigin von Portu-<lb/> gall einen beſonders ſchoͤnen Affen von einer noch<lb/> nie geſehenen Arth praͤſentiret, welcher von dem<lb/> Vice-Koͤnig aus Braſilien nach Portugall uͤber-<lb/> ſand worden war.</p> </div> </div><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
gantze Frieden mit Moſcau richtig ſey. Der Se-
nat hat mit den Abgeordneten der Reichs-Staͤn-
de viel zu tuhn gehabt, weil ſie uͤber einem und an-
dern Punct gar nicht einig werden koͤnnen, und
etliche dieſe, andere jene Partey gehalten; weil a-
ber der verabredete Waffen Stilſtand zu Ende laͤuft
und man befuͤrchen muß, daß der Czaar aufs neue
einen Einfall tuhn laſſen moͤchte, wie man dan
hoͤret, daß ſchon wieder dazu Ordre ertheilet
und alle Anſtalten gemachet, ſo haben endlich
Jhr. Koͤnigl. Majeſt. erinnern laſſen, eyligſt einen
gewiſſen Schluß wegen des zu treffenden Friedens
zu nehmen, damit auch gleich ein Expreſſer nach
Nyſtaͤd abgefertigt worden, welchen man eheſtens
wieder zuruͤck erwartet. Der Czaar ſol erklaͤhret
haben, den Lieflaͤndern ihre Guͤter wieder zu geben,
und daß die Lieflaͤndiſchen Untertahnen, welche
unter Schwediſchen Gehorſam bleiben wolten,
Freyheit haben ſollen, binnen 2. Jahr ihre Guͤter
daſelbſt zu verkauffen. Dem Hn. Grafen von Der-
natte iſt vergoͤnnet worden, die Waſſer zu Medwich
zu gebrauchen. Jhro Majeſt. der Koͤnig halten
ſich nebſt der Koͤnigin noch zu Carlsberg auf.
Regenſpurg/ den 31. July. Wie man ver-
ſichert ſol hieſigem Schwediſchen Hrn. Geſandten
von ſeinem Hofe geſchrieben worden ſeyn, alhier
bekandt zu machen, welcher geſtalt Jhro Koͤnigl.
Majeſt. in Schweden nunmehr mit dem Czaar ei-
nen Frieden getroffen haͤtten, deſſen Conditiones,
und worauff ſelbiger eigentlich beſtuͤnde, ihme Ge-
ſandten nechſtens communicirt werden ſolten.
Kayſerliche Affairen.
Wien/ den 26. Julii.Am Dienſtage langte
alhier ein Courier aus Engelland an, uͤber deſſen
Mitbringen alſogleich groſſer geheimer Raht,
welcher uͤber 4. Stunden gedauret, gehalten wor-
den. Und haben Jhro Kayſerl. Majeſt. darinn
praͤſidiret und befohlen, daß alle Stimmen in La-
teiniſcher Sprachen gegeben werden ſolten; So
auch von allen, auſſer dem Ertz-Biſchoff von Va-
lenza, welcher Spaniſch votiret gehabt, geſche-
hen, deſſen Votum aber nachgehends Jhro Kay-
ſerl. Majeſt. ſelbſten in Lateiniſche Sprache uͤber-
ſetzet gehabt; Und ſol beſagter geheimte Raht
das Spaniſch und Jtaliaͤniſche Weſen, als eine
Sache von der groͤſten Wichtigkeit, anbetroffen
haben. So viel man vorhin von Reducirung
einiger Kayſerlicher Regimenter, welche denen
andern einverleibet werden ſolten, geſprochen; ſo
vielmehr wird anjetzo von Anwerdung einiger
neuen Militz geredet, weil gewiſſe wichtige Um-
ſtaͤnde darzu ſich zeigen wollen, und man noch
nicht weiß, was etwan einige Puiſſancen, oder
vielleicht auch die Ottomanniſche Pforte im Sinn
haben.
Ein anders/ vom 27. Julii. Jhro Kayſerl.
Majeſt. haben in dem Fuͤrſtentuhm Siebenbuͤr-
gen und einverleibter Landſchafft der Kayſerlichen
Wallachey, fuͤr die Wallachen, Griechen und Ruſ-
ſen, ein neues Bißtuhm zu Fagaras aufgerichtet
und ſolch es dem Herrn Palacky aufgetragen, auch
zu groſſer Zierde beſagten Fuͤrſtentuhms denſel-
ben zum Baron erklaͤhret. Vergangenen Don-
nerſtag kam von dem Herrn Cardinal Althan ein
Courier, und am Freytag der Herr Cardinal Czaki
aus Rom dahieꝛ an, davon der erſtere die Nachricht
mitgebracht, daß der Kayſerliche Botſchaffter,
Graf von Kinsky, in Bereitſchafft ſtuͤnde, naͤch-
ſtens nacher Wien zuruͤck zu kehren; Jnmaſſen
derſelbe ſchon bey Jhro Paͤbſtliche Heiligkeit und
dem H. Collegio ſeine Uhrlaubs-Audientz gehabt,
zu welcher ſelbiger mit 214. Kutſchen und 62. Ca-
valliers, wie auch vielen Officiers zu Pferde ſich
begeben. Vor einigen Tagen kam ein vertriebe-
ner Catholiſcher Geiſtlicher aus dem Preußiſchen
Landen, allwo er feine Pfaar gehabt, alhier an, und
klagte ſowohl bey Jhro Kayſerl. Majeſt. als dem
Reichs-Hof-Raht uͤber das unbillige Verfahren,
ſo der uncatholiſche Poͤbel ihm angetahn, indeme
dieſer ſolchen in ſeinem Hauſe mit groſſer Furie
uͤberfallen, und daſſelbe voͤllig ausſpoliret, auch
kaum ſo viel Zeit gelaſſen, daß er die beduͤrfftige
Kleidung anlegen und ſich ſalviren koͤnnen, und
woferne er nicht die Flucht ergriffen, ohnfehlbar
maſſacriret worden waͤre. Die Werbung wird
anjetzo alhier mehr als ſonſten jemahls fortgeſe-
tzet, und ſollen alle Regimenter in kurtzer Zeit er-
gaͤntzet werden. Jhro Koͤnigl. Majeſt. von Poh-
len haben anhero berichten laſſen, daß der Tuͤr-
cken und Tartarn Streiffereyen in Pohlen, je laͤn-
ger, je aͤrger wuͤrden, und es zuletzt noch wohl zu
einen oͤffentlichen Bruch kommen duͤrffte. Der
Kayſerliche Hof ſiehet die Alliance zwiſchen Franck-
reich, Engelland und Spanien, ſo ſie wegen der
Handelſchafft zur See ſollen errichtet haben, mit
verdaͤchtigen Augen an, und giebt dahero alhier
zu vielen Urtheilen Gelegenheit. Am 18. Julii
hat ein Officier denen regierenden Kayſerlichen
Majeſtaͤten im Nahmen der Koͤnigin von Portu-
gall einen beſonders ſchoͤnen Affen von einer noch
nie geſehenen Arth praͤſentiret, welcher von dem
Vice-Koͤnig aus Braſilien nach Portugall uͤber-
ſand worden war.
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