Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 156, Hamburg, 1. Oktober 1751.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

[Spaltenumbruch] Bibliothecarii, Indicique vetitorum librorum
Praefecti, Sectarii horum temporum Lutherani
praesertim, nunc, edito ejusdem Cardinalis studio
carum Epistolarum delectu, ad ovile Christi revo-
cantur.
Eben das. St. 49.

Lemgo.

Der Herr Rector Helwig hat ans
Licht treten lassen: Versuch einer Einleitung in
die gesammte Moral. Die Sache ist so wohl ge-
rathen, daß wir dem Verfasser zu Ehren den Jnhalt
bekannt machen müssen. Der Jnbegriff ist 1) von
der Menge unserer Handlungen, 2) von derselben
Verschiedenheit, 3) von den Handlungen des Kör-
pers, 4) von den Handlungen der Seele, 5) von den
moralischen und natürl. Handlungen, 6) von der
daraus begreiflichen Nothwendigkeit physikalischer
Gesetze, 8 und 9) von den Bewegungsgründen über-
haupt und insbesondere, 10) von der Verbindlichkeit
der moralisch. Gesetze, 11) von dem Maßstabe, wenn
man die Güte eines moralischen Gesetzes beurthei-
len will, 12) von der nothwendigen Bekanntma-
chung der moralischen Gesetze, 13-15) von den Er-
kenntnißquellen derselben, 16) von der Unentber-
lichkeit des Gewissens, 17) von der natürl. Offen-
barung, 18) von der natürl. Sittenlehre, deren Ori-
ginale und Abschriften, 19-21) von den Vollkom-
menheiten, Ausübungen, Schwierigkeiten u. s. f.
der natürlichen Sittenlehre. 22) Eine nähere Of-
fenbarung ist in dieser Welt möglich, wahrschein-
lich und nothwendig. 23) Aus einer Vergleichung
der Offenbarung muß man sehen, welches die wahre
und göttliche sey. 24-26) Anmerkung über das Hei-
denthum, den Koran, u. das Judenthum. 27-31) Die
christl. Offenbarung behauptet sich vor allen andern
durch ihre Ausbreitung, durch ihre einstimmige Ver-
fasser und durch ihren Jnhalt etc. G. G. Z. St. 45.

Helmstädt.

Hier ist gedruckt: Epikur, als ein
Kenner und Freund der schönen Wissenschaften, wi-
der seine Ankläger vertheidigt von M. Joh. Stock-
hausen. 1750. in Quart. Die scharfe Feder des
Horaz
Parcus Deorum cultor & infrequens
Insanientis dum Sapientiae
Consultus erro - -

verdammt den Epikur noch lange nicht. Es ha-
ben sich zu allen Zeiten Männer gefunden, von
welchen Epikur gelobt und getadelt worden. Se-
neca redet mit vieler Hochachtung von ihm Epist.
79. und braucht die Worte: Quantopere miste-
[Spaltenumbruch] ritorum turba miretur.
Lactanz sagt: Epicuri
disciplina celebrior semper fuit, quam caetero-
rum. Div. Instit. Libr. 3. cap.
17. Man lese den
Diogenes Laertius. Wie die schönen Wissenschaf-
ten im funfzehnten Jahrhundert wieder anfingen
aufzuleben, fingen auch gelehrte Männer an den
Epikur zu loben. Cum Epicurus infamis fuisset
habitus; tota illa pene Saeculorum serie, qua lit-
terae bonae sepultae jacuerunt vix tamen libros
humaniores pulvere excusso, rediisse in manus
ante duo fere secula, quam omnes pene eruditi
Symbolum pro Epicuro contulerunt. Gassendi
de vita & moribus Epicuri. l. 7. c.
17. Die Al-
ten geben ihm ja schon das Zeugniß, daß er in sei-
ner Religion ohne allen Eigennutz eifrig gewesen
sey, und sich allemal als einen rechtschaffenen
Bürger des Vaterlandes finden lassen. Quid de
cultu in Deos & de amicitia adversus patriam
dicam, quam constantissime usque ad finem te-
nuit.
Mäßig war er auch, denn nach des Se-
neca Ausspruch, haben er und seine Gäste meisten-
theils von Wasser und Brod gelebt. Und wenn
man ihm Schuld giebt, daß er die Wollust aus-
zuüben gepredigt, so muß man die Stelle des
Laertius lesen l. 10. da er ihn [anaisdetos] nennt,
sensu carens. Doch wenn man eine gewisse Secte
zum Feinde hat, ist und bleibt man allemal ein
böser Mensch, wenn man auch die Unschuld selbst
ist. Epikur hatte mit den Stoikern Streit. Diese
Leute regten Himmel und Hölle den Epikur ver-
haßt zu machen. Es glückte ihnen. Jhre Ver-
folgung gieng nach Wunsch von statten. Epi-
kur wurde als ein schädlicher Sittenlehrer ange-
sehen, und diesen Namen hat er auch viele Jahr-
hunderte durch behalten müssen. Jnzwischen
sahe Gregorius von Nazianz schon ein, daß sein
Sittenlehrer ordentlich war. Endlich hat
man ihn auch beschuldigt, daß er ein Feind der
schönen Wissenschaften gewesen, vielleicht weil er
kein Freund von Gedichten war. Diese Beschul-
digung sucht der Herr Stockhausen von ihm abzu-
lehnen. Er bildet erstlich den Epikur nach seinen
Grundzügen. Ferner giebt er eine Auslegung von
seinen Sprüchen, nämlich, daß die Glückseligen sel-
ten die Künste fliehen; daß ein Weiser keinen Fleiß
auf die Redekunst wenden und keine Gedichte ma-
chen solle. Wir verweisen die Leser auf die Ab-
handlung selbst. Br. Anz. St. 39.


[Ende Spaltensatz]

[Spaltenumbruch] Bibliothecarii, Indicique vetitorum librorum
Præfecti, Sectarii horum temporum Lutherani
præſertim, nunc, edito ejusdem Cardinalis ſtudio
carum Epiſtolarum delectu, ad ovile Chriſti revo-
cantur.
Eben daſ. St. 49.

Lemgo.

Der Herr Rector Helwig hat ans
Licht treten laſſen: Verſuch einer Einleitung in
die geſammte Moral. Die Sache iſt ſo wohl ge-
rathen, daß wir dem Verfaſſer zu Ehren den Jnhalt
bekannt machen muͤſſen. Der Jnbegriff iſt 1) von
der Menge unſerer Handlungen, 2) von derſelben
Verſchiedenheit, 3) von den Handlungen des Koͤr-
pers, 4) von den Handlungen der Seele, 5) von den
moraliſchen und natuͤrl. Handlungen, 6) von der
daraus begreiflichen Nothwendigkeit phyſikaliſcher
Geſetze, 8 und 9) von den Bewegungsgruͤnden uͤber-
haupt und insbeſondere, 10) von der Verbindlichkeit
der moraliſch. Geſetze, 11) von dem Maßſtabe, wenn
man die Guͤte eines moraliſchen Geſetzes beurthei-
len will, 12) von der nothwendigen Bekanntma-
chung der moraliſchen Geſetze, 13-15) von den Er-
kenntnißquellen derſelben, 16) von der Unentber-
lichkeit des Gewiſſens, 17) von der natuͤrl. Offen-
barung, 18) von der natuͤrl. Sittenlehre, deren Ori-
ginale und Abſchriften, 19-21) von den Vollkom-
menheiten, Ausuͤbungen, Schwierigkeiten u. ſ. f.
der natuͤrlichen Sittenlehre. 22) Eine naͤhere Of-
fenbarung iſt in dieſer Welt moͤglich, wahrſchein-
lich und nothwendig. 23) Aus einer Vergleichung
der Offenbarung muß man ſehen, welches die wahre
und goͤttliche ſey. 24-26) Anmerkung uͤber das Hei-
denthum, den Koran, u. das Judenthum. 27-31) Die
chriſtl. Offenbarung behauptet ſich vor allen andern
durch ihre Ausbreitung, durch ihre einſtim̃ige Ver-
faſſer und durch ihren Jnhalt ꝛc. G. G. Z. St. 45.

Helmſtaͤdt.

Hier iſt gedruckt: Epikur, als ein
Kenner und Freund der ſchoͤnen Wiſſenſchaften, wi-
der ſeine Anklaͤger vertheidigt von M. Joh. Stock-
hauſen. 1750. in Quart. Die ſcharfe Feder des
Horaz
Parcus Deorum cultor & infrequens
Inſanientis dum Sapientiæ
Conſultus erro ‒ ‒

verdammt den Epikur noch lange nicht. Es ha-
ben ſich zu allen Zeiten Maͤnner gefunden, von
welchen Epikur gelobt und getadelt worden. Se-
neca redet mit vieler Hochachtung von ihm Epiſt.
79. und braucht die Worte: Quantopere miſte-
[Spaltenumbruch] ritorum turba miretur.
Lactanz ſagt: Epicuri
diſciplina celebrior ſemper fuit, quam cætero-
rum. Div. Inſtit. Libr. 3. cap.
17. Man leſe den
Diogenes Laertius. Wie die ſchoͤnen Wiſſenſchaf-
ten im funfzehnten Jahrhundert wieder anfingen
aufzuleben, fingen auch gelehrte Maͤnner an den
Epikur zu loben. Cum Epicurus infamis fuiſſet
habitus; tota illa pene Sæculorum ſerie, qua lit-
teræ bonæ ſepultæ jacuerunt vix tamen libros
humaniores pulvere excuſſo, rediiſſe in manus
ante duo fere ſecula, quam omnes pene eruditi
Symbolum pro Epicuro contulerunt. Gaſſendi
de vita & moribus Epicuri. l. 7. c.
17. Die Al-
ten geben ihm ja ſchon das Zeugniß, daß er in ſei-
ner Religion ohne allen Eigennutz eifrig geweſen
ſey, und ſich allemal als einen rechtſchaffenen
Buͤrger des Vaterlandes finden laſſen. Quid de
cultu in Deos & de amicitia adverſus patriam
dicam, quam conſtantiſſime usque ad finem te-
nuit.
Maͤßig war er auch, denn nach des Se-
neca Ausſpruch, haben er und ſeine Gaͤſte meiſten-
theils von Waſſer und Brod gelebt. Und wenn
man ihm Schuld giebt, daß er die Wolluſt aus-
zuuͤben gepredigt, ſo muß man die Stelle des
Laertius leſen l. 10. da er ihn [αναισδητος] nennt,
ſenſu carens. Doch wenn man eine gewiſſe Secte
zum Feinde hat, iſt und bleibt man allemal ein
boͤſer Menſch, wenn man auch die Unſchuld ſelbſt
iſt. Epikur hatte mit den Stoikern Streit. Dieſe
Leute regten Himmel und Hoͤlle den Epikur ver-
haßt zu machen. Es gluͤckte ihnen. Jhre Ver-
folgung gieng nach Wunſch von ſtatten. Epi-
kur wurde als ein ſchaͤdlicher Sittenlehrer ange-
ſehen, und dieſen Namen hat er auch viele Jahr-
hunderte durch behalten muͤſſen. Jnzwiſchen
ſahe Gregorius von Nazianz ſchon ein, daß ſein
Sittenlehrer ordentlich war. Endlich hat
man ihn auch beſchuldigt, daß er ein Feind der
ſchoͤnen Wiſſenſchaften geweſen, vielleicht weil er
kein Freund von Gedichten war. Dieſe Beſchul-
digung ſucht der Herr Stockhauſen von ihm abzu-
lehnen. Er bildet erſtlich den Epikur nach ſeinen
Grundzuͤgen. Ferner giebt er eine Auslegung von
ſeinen Spruͤchen, naͤmlich, daß die Gluͤckſeligen ſel-
ten die Kuͤnſte fliehen; daß ein Weiſer keinen Fleiß
auf die Redekunſt wenden und keine Gedichte ma-
chen ſolle. Wir verweiſen die Leſer auf die Ab-
handlung ſelbſt. Br. Anz. St. 39.


[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div type="jFeuilleton">
              <div type="jFeuilleton">
                <p> <hi rendition="#aq"><pb facs="#f0008" n="[8]"/><cb/>
Bibliothecarii, Indicique vetitorum                                         librorum<lb/>
Præfecti, Sectarii horum temporum                                         Lutherani<lb/>
præ&#x017F;ertim, nunc, edito ejusdem                                         Cardinalis &#x017F;tudio<lb/>
carum Epi&#x017F;tolarum                                         delectu, ad ovile Chri&#x017F;ti revo-<lb/>
cantur.</hi> <hi rendition="#et">Eben da&#x017F;. St. 49.</hi> </p>
              </div><lb/>
              <div type="jFeuilleton">
                <head> <hi rendition="#fr">Lemgo.</hi> </head>
                <p>Der Herr Rector Helwig hat ans<lb/>
Licht treten la&#x017F;&#x017F;en:                                 Ver&#x017F;uch einer Einleitung in<lb/>
die ge&#x017F;ammte Moral.                                 Die Sache i&#x017F;t &#x017F;o wohl ge-<lb/>
rathen, daß wir dem                                 Verfa&#x017F;&#x017F;er zu Ehren den Jnhalt<lb/>
bekannt machen                                 mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Der Jnbegriff i&#x017F;t 1)                                 von<lb/>
der Menge un&#x017F;erer Handlungen, 2) von                                 der&#x017F;elben<lb/>
Ver&#x017F;chiedenheit, 3) von den Handlungen                                 des Ko&#x0364;r-<lb/>
pers, 4) von den Handlungen der Seele, 5) von                                 den<lb/>
morali&#x017F;chen und natu&#x0364;rl. Handlungen, 6) von                                 der<lb/>
daraus begreiflichen Nothwendigkeit                                 phy&#x017F;ikali&#x017F;cher<lb/>
Ge&#x017F;etze, 8 und 9) von den                                 Bewegungsgru&#x0364;nden u&#x0364;ber-<lb/>
haupt und                                 insbe&#x017F;ondere, 10) von der Verbindlichkeit<lb/>
der                                 morali&#x017F;ch. Ge&#x017F;etze, 11) von dem Maß&#x017F;tabe,                                 wenn<lb/>
man die Gu&#x0364;te eines morali&#x017F;chen                                 Ge&#x017F;etzes beurthei-<lb/>
len will, 12) von der nothwendigen                                 Bekanntma-<lb/>
chung der morali&#x017F;chen Ge&#x017F;etze, 13-15)                                 von den Er-<lb/>
kenntnißquellen der&#x017F;elben, 16) von der                                 Unentber-<lb/>
lichkeit des Gewi&#x017F;&#x017F;ens, 17) von der                                 natu&#x0364;rl. Offen-<lb/>
barung, 18) von der natu&#x0364;rl.                                 Sittenlehre, deren Ori-<lb/>
ginale und Ab&#x017F;chriften, 19-21)                                 von den Vollkom-<lb/>
menheiten, Ausu&#x0364;bungen, Schwierigkeiten                                 u. &#x017F;. f.<lb/>
der natu&#x0364;rlichen Sittenlehre. 22) Eine                                 na&#x0364;here Of-<lb/>
fenbarung i&#x017F;t in die&#x017F;er Welt                                 mo&#x0364;glich, wahr&#x017F;chein-<lb/>
lich und nothwendig. 23) Aus                                 einer Vergleichung<lb/>
der Offenbarung muß man &#x017F;ehen, welches                                 die wahre<lb/>
und go&#x0364;ttliche &#x017F;ey. 24-26) Anmerkung                                 u&#x0364;ber das Hei-<lb/>
denthum, den Koran, u. das Judenthum.                                 27-31) Die<lb/>
chri&#x017F;tl. Offenbarung behauptet &#x017F;ich vor                                 allen andern<lb/>
durch ihre Ausbreitung, durch ihre                                 ein&#x017F;tim&#x0303;ige Ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;er und durch                                 ihren Jnhalt &#xA75B;c. <hi rendition="#et">G. G. Z. St.                                 45.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div type="jFeuilleton">
                <head> <hi rendition="#fr">Helm&#x017F;ta&#x0364;dt.</hi> </head>
                <p>Hier i&#x017F;t gedruckt: Epikur, als ein<lb/>
Kenner und Freund der                                     &#x017F;cho&#x0364;nen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften,                                     wi-<lb/>
der &#x017F;eine Ankla&#x0364;ger vertheidigt von M.                                     Joh. Stock-<lb/>
hau&#x017F;en. 1750. in Quart. Die                                     &#x017F;charfe Feder des<lb/>
Horaz<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Parcus Deorum cultor &amp;                                             infrequens<lb/>
In&#x017F;anientis dum                                             Sapientiæ<lb/>
Con&#x017F;ultus erro &#x2012;                                             &#x2012;</hi></hi><lb/>
verdammt den Epikur noch lange                                     nicht. Es ha-<lb/>
ben &#x017F;ich zu allen Zeiten Ma&#x0364;nner                                     gefunden, von<lb/>
welchen Epikur gelobt und getadelt worden.                                     Se-<lb/>
neca redet mit vieler Hochachtung von ihm <hi rendition="#aq">Epi&#x017F;t.</hi><lb/>
79. und braucht die                                     Worte: <hi rendition="#aq">Quantopere                                         mi&#x017F;te-<lb/><cb/>
ritorum                                         turba miretur.</hi> Lactanz &#x017F;agt: <hi rendition="#aq">Epicuri<lb/>
di&#x017F;ciplina celebrior &#x017F;emper fuit,                                         quam cætero-<lb/>
rum. Div. In&#x017F;tit. Libr. 3.                                         cap.</hi> 17. Man le&#x017F;e den<lb/>
Diogenes Laertius. Wie                                     die &#x017F;cho&#x0364;nen                                     Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaf-<lb/>
ten im funfzehnten                                     Jahrhundert wieder anfingen<lb/>
aufzuleben, fingen auch gelehrte                                     Ma&#x0364;nner an den<lb/>
Epikur zu loben. <hi rendition="#aq">Cum Epicurus infamis fui&#x017F;&#x017F;et<lb/>
habitus;                                         tota illa pene Sæculorum &#x017F;erie, qua                                         lit-<lb/>
teræ bonæ &#x017F;epultæ                                         jacuerunt vix tamen libros<lb/>
humaniores pulvere                                         excu&#x017F;&#x017F;o, redii&#x017F;&#x017F;e in                                         manus<lb/>
ante duo fere &#x017F;ecula, quam omnes pene                                         eruditi<lb/>
Symbolum pro Epicuro contulerunt.                                         Ga&#x017F;&#x017F;endi<lb/>
de vita &amp; moribus Epicuri. l.                                         7. c.</hi> 17. Die Al-<lb/>
ten geben ihm ja &#x017F;chon das                                     Zeugniß, daß er in &#x017F;ei-<lb/>
ner Religion ohne allen                                     Eigennutz eifrig gewe&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ey, und &#x017F;ich                                     allemal als einen recht&#x017F;chaffenen<lb/>
Bu&#x0364;rger des                                     Vaterlandes finden la&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Quid de<lb/>
cultu in Deos &amp; de amicitia adver&#x017F;us                                         patriam<lb/>
dicam, quam con&#x017F;tanti&#x017F;&#x017F;ime                                         usque ad finem te-<lb/>
nuit.</hi> Ma&#x0364;ßig war er auch,                                     denn nach des Se-<lb/>
neca Aus&#x017F;pruch, haben er und                                     &#x017F;eine Ga&#x0364;&#x017F;te mei&#x017F;ten-<lb/>
theils von                                     Wa&#x017F;&#x017F;er und Brod gelebt. Und wenn<lb/>
man ihm                                     Schuld giebt, daß er die Wollu&#x017F;t aus-<lb/>
zuu&#x0364;ben                                     gepredigt, &#x017F;o muß man die Stelle des<lb/>
Laertius                                     le&#x017F;en <hi rendition="#aq">l.</hi> 10. da er ihn <supplied cert="low">&#x03B1;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;&#x03C3;&#x03B4;&#x03B7;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2;</supplied>                                         nennt,<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;en&#x017F;u                                         carens.</hi> Doch wenn man eine gewi&#x017F;&#x017F;e                                     Secte<lb/>
zum Feinde hat, i&#x017F;t und bleibt man allemal                                     ein<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;er Men&#x017F;ch, wenn man auch die                                     Un&#x017F;chuld &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t. Epikur                                     hatte mit den Stoikern Streit. Die&#x017F;e<lb/>
Leute regten                                     Himmel und Ho&#x0364;lle den Epikur ver-<lb/>
haßt zu machen. Es                                     glu&#x0364;ckte ihnen. Jhre Ver-<lb/>
folgung gieng nach                                     Wun&#x017F;ch von &#x017F;tatten. Epi-<lb/>
kur wurde als ein                                     &#x017F;cha&#x0364;dlicher Sittenlehrer ange-<lb/>
&#x017F;ehen,                                     und die&#x017F;en Namen hat er auch viele Jahr-<lb/>
hunderte                                     durch behalten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.                                     Jnzwi&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;ahe Gregorius von Nazianz                                     &#x017F;chon ein, daß &#x017F;ein<lb/>
Sittenlehrer ordentlich                                     war. Endlich hat<lb/>
man ihn auch be&#x017F;chuldigt, daß er ein                                     Feind der<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen                                     Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften gewe&#x017F;en, vielleicht                                     weil er<lb/>
kein Freund von Gedichten war. Die&#x017F;e                                     Be&#x017F;chul-<lb/>
digung &#x017F;ucht der Herr                                     Stockhau&#x017F;en von ihm abzu-<lb/>
lehnen. Er bildet                                     er&#x017F;tlich den Epikur nach                                     &#x017F;einen<lb/>
Grundzu&#x0364;gen. Ferner giebt er eine                                     Auslegung von<lb/>
&#x017F;einen Spru&#x0364;chen,                                     na&#x0364;mlich, daß die Glu&#x0364;ck&#x017F;eligen                                     &#x017F;el-<lb/>
ten die Ku&#x0364;n&#x017F;te fliehen; daß ein                                     Wei&#x017F;er keinen Fleiß<lb/>
auf die Redekun&#x017F;t wenden                                     und keine Gedichte ma-<lb/>
chen &#x017F;olle. Wir                                     verwei&#x017F;en die Le&#x017F;er auf die Ab-<lb/>
handlung                                     &#x017F;elb&#x017F;t. <hi rendition="#et">Br. Anz. St.                                     39.</hi></p>
              </div><lb/>
            </div>
            <cb type="end"/>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[8]/0008] Bibliothecarii, Indicique vetitorum librorum Præfecti, Sectarii horum temporum Lutherani præſertim, nunc, edito ejusdem Cardinalis ſtudio carum Epiſtolarum delectu, ad ovile Chriſti revo- cantur. Eben daſ. St. 49. Lemgo. Der Herr Rector Helwig hat ans Licht treten laſſen: Verſuch einer Einleitung in die geſammte Moral. Die Sache iſt ſo wohl ge- rathen, daß wir dem Verfaſſer zu Ehren den Jnhalt bekannt machen muͤſſen. Der Jnbegriff iſt 1) von der Menge unſerer Handlungen, 2) von derſelben Verſchiedenheit, 3) von den Handlungen des Koͤr- pers, 4) von den Handlungen der Seele, 5) von den moraliſchen und natuͤrl. Handlungen, 6) von der daraus begreiflichen Nothwendigkeit phyſikaliſcher Geſetze, 8 und 9) von den Bewegungsgruͤnden uͤber- haupt und insbeſondere, 10) von der Verbindlichkeit der moraliſch. Geſetze, 11) von dem Maßſtabe, wenn man die Guͤte eines moraliſchen Geſetzes beurthei- len will, 12) von der nothwendigen Bekanntma- chung der moraliſchen Geſetze, 13-15) von den Er- kenntnißquellen derſelben, 16) von der Unentber- lichkeit des Gewiſſens, 17) von der natuͤrl. Offen- barung, 18) von der natuͤrl. Sittenlehre, deren Ori- ginale und Abſchriften, 19-21) von den Vollkom- menheiten, Ausuͤbungen, Schwierigkeiten u. ſ. f. der natuͤrlichen Sittenlehre. 22) Eine naͤhere Of- fenbarung iſt in dieſer Welt moͤglich, wahrſchein- lich und nothwendig. 23) Aus einer Vergleichung der Offenbarung muß man ſehen, welches die wahre und goͤttliche ſey. 24-26) Anmerkung uͤber das Hei- denthum, den Koran, u. das Judenthum. 27-31) Die chriſtl. Offenbarung behauptet ſich vor allen andern durch ihre Ausbreitung, durch ihre einſtim̃ige Ver- faſſer und durch ihren Jnhalt ꝛc. G. G. Z. St. 45. Helmſtaͤdt. Hier iſt gedruckt: Epikur, als ein Kenner und Freund der ſchoͤnen Wiſſenſchaften, wi- der ſeine Anklaͤger vertheidigt von M. Joh. Stock- hauſen. 1750. in Quart. Die ſcharfe Feder des Horaz Parcus Deorum cultor & infrequens Inſanientis dum Sapientiæ Conſultus erro ‒ ‒ verdammt den Epikur noch lange nicht. Es ha- ben ſich zu allen Zeiten Maͤnner gefunden, von welchen Epikur gelobt und getadelt worden. Se- neca redet mit vieler Hochachtung von ihm Epiſt. 79. und braucht die Worte: Quantopere miſte- ritorum turba miretur. Lactanz ſagt: Epicuri diſciplina celebrior ſemper fuit, quam cætero- rum. Div. Inſtit. Libr. 3. cap. 17. Man leſe den Diogenes Laertius. Wie die ſchoͤnen Wiſſenſchaf- ten im funfzehnten Jahrhundert wieder anfingen aufzuleben, fingen auch gelehrte Maͤnner an den Epikur zu loben. Cum Epicurus infamis fuiſſet habitus; tota illa pene Sæculorum ſerie, qua lit- teræ bonæ ſepultæ jacuerunt vix tamen libros humaniores pulvere excuſſo, rediiſſe in manus ante duo fere ſecula, quam omnes pene eruditi Symbolum pro Epicuro contulerunt. Gaſſendi de vita & moribus Epicuri. l. 7. c. 17. Die Al- ten geben ihm ja ſchon das Zeugniß, daß er in ſei- ner Religion ohne allen Eigennutz eifrig geweſen ſey, und ſich allemal als einen rechtſchaffenen Buͤrger des Vaterlandes finden laſſen. Quid de cultu in Deos & de amicitia adverſus patriam dicam, quam conſtantiſſime usque ad finem te- nuit. Maͤßig war er auch, denn nach des Se- neca Ausſpruch, haben er und ſeine Gaͤſte meiſten- theils von Waſſer und Brod gelebt. Und wenn man ihm Schuld giebt, daß er die Wolluſt aus- zuuͤben gepredigt, ſo muß man die Stelle des Laertius leſen l. 10. da er ihn αναισδητος nennt, ſenſu carens. Doch wenn man eine gewiſſe Secte zum Feinde hat, iſt und bleibt man allemal ein boͤſer Menſch, wenn man auch die Unſchuld ſelbſt iſt. Epikur hatte mit den Stoikern Streit. Dieſe Leute regten Himmel und Hoͤlle den Epikur ver- haßt zu machen. Es gluͤckte ihnen. Jhre Ver- folgung gieng nach Wunſch von ſtatten. Epi- kur wurde als ein ſchaͤdlicher Sittenlehrer ange- ſehen, und dieſen Namen hat er auch viele Jahr- hunderte durch behalten muͤſſen. Jnzwiſchen ſahe Gregorius von Nazianz ſchon ein, daß ſein Sittenlehrer ordentlich war. Endlich hat man ihn auch beſchuldigt, daß er ein Feind der ſchoͤnen Wiſſenſchaften geweſen, vielleicht weil er kein Freund von Gedichten war. Dieſe Beſchul- digung ſucht der Herr Stockhauſen von ihm abzu- lehnen. Er bildet erſtlich den Epikur nach ſeinen Grundzuͤgen. Ferner giebt er eine Auslegung von ſeinen Spruͤchen, naͤmlich, daß die Gluͤckſeligen ſel- ten die Kuͤnſte fliehen; daß ein Weiſer keinen Fleiß auf die Redekunſt wenden und keine Gedichte ma- chen ſolle. Wir verweiſen die Leſer auf die Ab- handlung ſelbſt. Br. Anz. St. 39.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:32:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1560110_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1560110_1751/8
Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 156, Hamburg, 1. Oktober 1751, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1560110_1751/8>, abgerufen am 21.11.2024.