Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 138, Hamburg, 31. August 1731.
Regenspurg, den 17. August. Der hiesige Salzburgische Gesandte giebet vor, Rom, den 11. Aug. Gestern Morgen wurden die Französische und Dillenburg, den 18. Aug. Es haben des regierenden Fürsten Christians Leipzig, den 24. Aug. Zu Wien hat man aus Constantinopel Nach-
Regenſpurg, den 17. Auguſt. Der hieſige Salzburgiſche Geſandte giebet vor, Rom, den 11. Aug. Geſtern Morgen wurden die Franzoͤſiſche und Dillenburg, den 18. Aug. Es haben des regierenden Fuͤrſten Chriſtians Leipzig, den 24. Aug. Zu Wien hat man aus Conſtantinopel Nach- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><lb/> Portiuncula bey den Patribus Reformatis beyge-<lb/> wohnet, und von da nach obgedachten Herrn Ca-<lb/> ſtellan, nebſt andern Gaͤſten, worunter auch der<lb/> Biſchof von Poſen ſich befunden, zuruͤckgekehret;<lb/> Allwo ſie ſaͤmmtlich trefflich bewirthet worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Regenſpurg, den 17. Auguſt.</hi> </dateline><lb/> <p>Der hieſige Salzburgiſche Geſandte giebet vor,<lb/> daß ſein Principial niemahls Willens geweſen, die-<lb/> jenige, ſo in ſeinem Lande der Proteſtantiſchen Re-<lb/> ligion moͤchten zugethan ſeyn, aufzuhalten, oder<lb/> ihnen das Jus Emigrandi zu weigern, im Gegen-<lb/> theil, daß er ihnen zuſtuͤnde, alle ihre Effecten<lb/> und veſte Guͤter zu verkauffen, um ſich anders<lb/> wohin zu wohnen zu begeben. Die Bayeriſche Re-<lb/> gierung hat unſern Magiſtrat erſuchen laſſen, mit<lb/> dem Ausgraben eines in der Donau liegenden Ey-<lb/> landes nicht weiter fortzufahren, weil ein jeder<lb/> den Eigenthum davon fuͤr ſich ſelbſt haben wil, und<lb/> ſeiter 200. Jahren 6. mahl ſo viel verrechtet wor-<lb/> den, als 20. ſolche Eylaͤndchen nicht werth ſind.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Rom, den 11. Aug.</hi> </dateline><lb/> <p>Geſtern Morgen wurden die Franzoͤſiſche und<lb/> Spaniſche Franciſcaner Provinciales durch den<lb/> Pater Commiſſarium von Ara Coͤli zur Paͤbſtlichen<lb/> Audienz gefuͤhret. Sonntags Morgens ward<lb/> der oftberegte Herr Prati in das neue Gefaͤngniß<lb/> gefodert, das End-Urtheil anzuhoͤren, und ſo viel<lb/> man vernimmt, hat er ſeine Privat-Praͤbenden<lb/> verlohren, die Relegirung in eine Veſtung aber iſt<lb/> ihm vom Pabſte in ewiges Exilium verwandelt.<lb/> Von Palermo wird berichtet, daß ſich ſelbige<lb/> Stadt weigere den von dem Kayſerl. Hof zu ih-<lb/> rem Erz-Biſchof ernannten Pater Parette anzu-<lb/> nehmen, weil derſelbe, wie er, krafft ihrer habenden<lb/> Privilegien, ſeyn ſolte, weder ein Eingebohrner<lb/> noch Edler ſelbigen Reichs iſt, und verſichert man,<lb/> es werde dieſelbe deßwegen Deputirten nach Wien<lb/> abſenden. Man verſichert, es habe der Cardinal<lb/> Grimaldi ein Schreiben von dem Koͤnig von Sar-<lb/> dininien erhalten, worinnen Se. Majeſt. denſelben<lb/> erſuchet, der Mißhelligkeit zwiſchen dem Roͤmiſch-<lb/> und Turiniſchen Hof ſich anzunehmen, es habe<lb/> auch hier auf Se. Eminenz in einem bey dem Pabſt<lb/> daruͤber gehabten beſonderm Gehoͤr Sr. Heiligkeit<lb/> eines guͤtlichen Vergleichs halber die noͤthige Vor-<lb/> ſtellung gethan, ohne daß man jedoch darauf die<lb/> Antwort haͤtte erfahren koͤnnen. Nachdem am<lb/> Freytag der Cardinal Alberoni mit einem hefftigen<lb/> Fieber befallen worden: ließ die Fuͤrſtin Panſilii<lb/> in der Kirche die Santa Maria vor die Geneſung<lb/><cb/> dieſes Cardinals das Venerabile ausſtellen. Biß<lb/> dato iſt derſelbe noch nicht wieder geneſen, doch<lb/> hat es ſich etwas mit ihm gebeſſert. Gleichfalls<lb/> wurde die wichtige Sache wegen der Jurisdiction<lb/> des Cardinals Caͤmmerling entſchieden, und<lb/> die Gefangennehmung des Zoll-Schreibers<lb/> einſtimmig gut geheiſſen. Dem Hrn. Fiorelli und<lb/> Advocaten der Armen iſt durch eine ſchrifftliche In-<lb/> ſinuation bedeutet worden, die vor der Congrega-<lb/> tion ſuper Ronnullis anhaͤngige Sachen mit Ernſt<lb/> zu beſchleinigen, indem Se. Heiligkeit dieſelbe noch<lb/> in dieſem Monath geendet wiſſen wolten. Der<lb/> Gouverneur zu Benevento, Herr Peter Agoſtini,<lb/> iſt zum Erz-Biſchof von Lucca declariret worden.<lb/> Se. Heiligkeit aber hat 1100. Scudi Penſionen dar-<lb/> auf geleget, nemlich 500. an den Hrn. Cervioni,<lb/> Kuͤſter, 200. dem P. Malachia, Bibliothecario<lb/> des Durchl. Corſiniſ. Hauſes, 300. dem General<lb/> Santini und 100. an den Abt Coſati.</p><lb/> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Dillenburg, den 18. 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Reſidenz-Stadt Dillenburg gelegenes<lb/> Haus iſt aus dem Grund neu und ſehr ſchoͤn er-<lb/> bauet, und zweiffelt man deſto weniger an der be-<lb/> ſtaͤndigen Aufnahme deſſelben, als bekannter iſt,<lb/> wie nicht allein anſehnliche Fonds darzu geſtifftet,<lb/> ſondern auch der Fuͤrſtin Hochfuͤrſtl. Durchl., nach-<lb/> dem ſie es ſelbſten reichlich dotiret, ſich die Befoͤr-<lb/> derung dieſes Chriſtfuͤrſtlichen Wercks, woruͤber<lb/> GOtt ſeinen milden Seegen reichlich ausbreiten<lb/> wolle, beſonders angelegen ſeyn laſſen.</p><lb/> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Leipzig, den 24. Aug.</hi> </dateline><lb/> <p>Zu Wien hat man aus Conſtantinopel Nach-<lb/> richt, daß den 20. Julii in der Vorſtadt Tophana<lb/><cb/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Portiuncula bey den Patribus Reformatis beyge-
wohnet, und von da nach obgedachten Herrn Ca-
ſtellan, nebſt andern Gaͤſten, worunter auch der
Biſchof von Poſen ſich befunden, zuruͤckgekehret;
Allwo ſie ſaͤmmtlich trefflich bewirthet worden.
Regenſpurg, den 17. Auguſt.
Der hieſige Salzburgiſche Geſandte giebet vor,
daß ſein Principial niemahls Willens geweſen, die-
jenige, ſo in ſeinem Lande der Proteſtantiſchen Re-
ligion moͤchten zugethan ſeyn, aufzuhalten, oder
ihnen das Jus Emigrandi zu weigern, im Gegen-
theil, daß er ihnen zuſtuͤnde, alle ihre Effecten
und veſte Guͤter zu verkauffen, um ſich anders
wohin zu wohnen zu begeben. Die Bayeriſche Re-
gierung hat unſern Magiſtrat erſuchen laſſen, mit
dem Ausgraben eines in der Donau liegenden Ey-
landes nicht weiter fortzufahren, weil ein jeder
den Eigenthum davon fuͤr ſich ſelbſt haben wil, und
ſeiter 200. Jahren 6. mahl ſo viel verrechtet wor-
den, als 20. ſolche Eylaͤndchen nicht werth ſind.
Rom, den 11. Aug.
Geſtern Morgen wurden die Franzoͤſiſche und
Spaniſche Franciſcaner Provinciales durch den
Pater Commiſſarium von Ara Coͤli zur Paͤbſtlichen
Audienz gefuͤhret. Sonntags Morgens ward
der oftberegte Herr Prati in das neue Gefaͤngniß
gefodert, das End-Urtheil anzuhoͤren, und ſo viel
man vernimmt, hat er ſeine Privat-Praͤbenden
verlohren, die Relegirung in eine Veſtung aber iſt
ihm vom Pabſte in ewiges Exilium verwandelt.
Von Palermo wird berichtet, daß ſich ſelbige
Stadt weigere den von dem Kayſerl. Hof zu ih-
rem Erz-Biſchof ernannten Pater Parette anzu-
nehmen, weil derſelbe, wie er, krafft ihrer habenden
Privilegien, ſeyn ſolte, weder ein Eingebohrner
noch Edler ſelbigen Reichs iſt, und verſichert man,
es werde dieſelbe deßwegen Deputirten nach Wien
abſenden. Man verſichert, es habe der Cardinal
Grimaldi ein Schreiben von dem Koͤnig von Sar-
dininien erhalten, worinnen Se. Majeſt. denſelben
erſuchet, der Mißhelligkeit zwiſchen dem Roͤmiſch-
und Turiniſchen Hof ſich anzunehmen, es habe
auch hier auf Se. Eminenz in einem bey dem Pabſt
daruͤber gehabten beſonderm Gehoͤr Sr. Heiligkeit
eines guͤtlichen Vergleichs halber die noͤthige Vor-
ſtellung gethan, ohne daß man jedoch darauf die
Antwort haͤtte erfahren koͤnnen. Nachdem am
Freytag der Cardinal Alberoni mit einem hefftigen
Fieber befallen worden: ließ die Fuͤrſtin Panſilii
in der Kirche die Santa Maria vor die Geneſung
dieſes Cardinals das Venerabile ausſtellen. Biß
dato iſt derſelbe noch nicht wieder geneſen, doch
hat es ſich etwas mit ihm gebeſſert. Gleichfalls
wurde die wichtige Sache wegen der Jurisdiction
des Cardinals Caͤmmerling entſchieden, und
die Gefangennehmung des Zoll-Schreibers
einſtimmig gut geheiſſen. Dem Hrn. Fiorelli und
Advocaten der Armen iſt durch eine ſchrifftliche In-
ſinuation bedeutet worden, die vor der Congrega-
tion ſuper Ronnullis anhaͤngige Sachen mit Ernſt
zu beſchleinigen, indem Se. Heiligkeit dieſelbe noch
in dieſem Monath geendet wiſſen wolten. Der
Gouverneur zu Benevento, Herr Peter Agoſtini,
iſt zum Erz-Biſchof von Lucca declariret worden.
Se. Heiligkeit aber hat 1100. Scudi Penſionen dar-
auf geleget, nemlich 500. an den Hrn. Cervioni,
Kuͤſter, 200. dem P. Malachia, Bibliothecario
des Durchl. Corſiniſ. Hauſes, 300. dem General
Santini und 100. an den Abt Coſati.
Dillenburg, den 18. Aug.
Es haben des regierenden Fuͤrſten Chriſtians
zu Naſſau-Dillenburg Hochfuͤrſtl. Durchl. das
von dero hohen Vorfahren zwar projectirt gewe-
ſene, aber nicht zu Stand gekommene Land-Ar-
men- und Wayſen-Haus, durch ohnermuͤdeten
Fleiß und Sorgfalt, nicht ohne ſchwere Koſten,
endlich durch GOttes Gnade zu ſolcher Perfection
gebracht, daß am vergangenen Sonnabend, den
11. dieſes, als auf dero hohen Geburths-Tag, daſ-
ſelbe, in hoͤchſt beſagter Dero, dero Fuͤrſtl. Frau
Gemahlin, Herzogin von Mecklenburg, und
Prinzeßin von Naſſau-Diez Durchlaͤuchtigkeiten,
auch des ganzen Hofs Gegenwart, wuͤrcklich ein-
geweihet, eine Anzahl wohlgekleideter Wayſen
introduciret, und darauf andern Tags, nach der
Morgen-Predigt, die Fundation von allen Can-
zeln im Lande verleſen worden. Beſagtes, in der
Fuͤrſtl. Reſidenz-Stadt Dillenburg gelegenes
Haus iſt aus dem Grund neu und ſehr ſchoͤn er-
bauet, und zweiffelt man deſto weniger an der be-
ſtaͤndigen Aufnahme deſſelben, als bekannter iſt,
wie nicht allein anſehnliche Fonds darzu geſtifftet,
ſondern auch der Fuͤrſtin Hochfuͤrſtl. Durchl., nach-
dem ſie es ſelbſten reichlich dotiret, ſich die Befoͤr-
derung dieſes Chriſtfuͤrſtlichen Wercks, woruͤber
GOtt ſeinen milden Seegen reichlich ausbreiten
wolle, beſonders angelegen ſeyn laſſen.
Leipzig, den 24. Aug.
Zu Wien hat man aus Conſtantinopel Nach-
richt, daß den 20. Julii in der Vorſtadt Tophana
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