Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 131, Hamburg, 18. August 1789.Mit allergnädigster Kayserlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgischen unpartheyischen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Dienstage, den 18 August.) Num. 131.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 10
August.
Von der Seßion der Nationalversammlung, die am Jn der Seßion vom 7ten debattirte man noch viel Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Dienſtage, den 18 Auguſt.) Num. 131.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 10
Auguſt.
Von der Seßion der Nationalverſammlung, die am Jn der Seßion vom 7ten debattirte man noch viel <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage type="main"> <imprimatur> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.</hi> </hi> </imprimatur><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats- und <figure/> Gelehrte</hi><lb/> <hi rendition="#b #g"><hi rendition="#in">Z</hi>ei- tung</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">des Hamburgiſchen unpartheyiſchen</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#in">C</hi>ORRESPONDENTEN.</hi> </hi> </hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1789. <space dim="horizontal"/>(Am Dienſtage, den 18 Auguſt.)</docDate> <space dim="horizontal"/> <docTitle> <titlePart type="sub"><hi rendition="#aq">Num.</hi> 131.</titlePart> </docTitle> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage><lb/> </front> <body> <cb type="start"/> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schreiben aus Paris,</hi> vom 10 Auguſt.</hi> </dateline> <div type="jArticle"><lb/> <p>Von der Seßion der Nationalverſammlung, die am<lb/> 6ten bis in die Nacht dauerte, iſt noch folgendes zu<lb/> bemerken: Es ward in ſelbiger beſchloſſen, daß, um<lb/> den Tribunaͤlen und der ausuͤbenden Gewalt ihre Thaͤ-<lb/> tigkeit wiederzugeben, <hi rendition="#fr">die Koͤnigl Truppen, zur Be-<lb/> ſchuͤtzung des Eigenthums der Einwohner gegen<lb/> die Angriffe der Pluͤnderer und Herumſtreicher,<lb/> auf Requiſition der Magiſtraͤte,</hi> gebraucht werden<lb/> ſollten.</p><lb/> <p>Jn der Seßion vom 7ten debattirte man noch viel<lb/> uͤber die excluſive Jagdgerechtigkeit; ſie ward aber<lb/> voͤllig abgeſchafft, und jeder Eigenthuͤmer hat jetzt das<lb/> Recht, auf ſeinen Guͤtern Wildpret zu ſchießen, ꝛc. ꝛc.<lb/> Es ward auch beſchloſſen, den Koͤnig zu bitten, denen<lb/> Perſonen, die wegen einiger Jagdverbrechen zu den<lb/> Galeeren, ꝛc. verdammt worden, Pardon zu geben.<lb/> Fuͤr die Vergnuͤgungen des Koͤnigs, die Jagd betreffend,<lb/> ſoll auf die beſte Art geſorgt werden. Der Graf Mira-<lb/> beau war auch gegen dieſen letzten Punct, und behaup-<lb/> tete, daß man dem Koͤnige, welchen er den Delegirten<lb/> der Nation nannte, keine Conceßion geben muͤſſe, auf<lb/> den Beſitzungen der Particuliers zu jagen. Aber die<lb/> Nationalverſammlung war ſehr unzufrieden mit dieſer<lb/> Behauptung, deſto zufriedner aber mit der großmuͤthi-<lb/> gen Aufopferung des Herzogs von Orleans, der fuͤr die<lb/> Aufhebung aller <hi rendition="#aq">Capitainerien</hi> und Jagdgerechtſame<lb/> ſtimmte, ob er gleich viel dadurch verliert. Nach die-<lb/> ſen Debatten kamen der Siegelbewahrer, der Prinz<lb/> von Beauveau, Koͤnigl. Staatsminiſter, der Graf von<lb/> Montmorin, Miniſter der auswaͤrtigen Angelegenheiten,<lb/> der Graf de la Tour du Pin-Paulin, Kriegsminiſter,<lb/> der Graf de la Luzerne, Seeminiſter, Herr Necker,<lb/> und der Erzbiſchof von Vienne, der das Blatt der<lb/> Pfruͤnden hat, in die Nationalverſammlung. Der<lb/> Erzbiſchof von Bordeaux, als Siegelbewahrer, und Herr<lb/><cb/> Necker fuͤhrten das Wort. Die Reden derſelben waren<lb/> trefflich, und ſie ſind ſchon gedruckt. Herr Necker,<lb/> als erſter Finanzminiſter, bemerkt gleich Anfangs, daß<lb/> er bey der Uebernahme der Finanzen im Auguſt 1788,<lb/> nur 400000 Livres im Koͤnigl. Schatze gefunden; er<lb/> redet von der Unruhe, die er gehabt hat, um bis zur<lb/> Zeit der Zuſammenkunft der Nationalverſammlung zu<lb/> gelangen. — Ferner von den außerordentlichen Koſten<lb/> der Regierung, um Korn anzuſchaffen, von dem Elende<lb/> vieler Menſchen, die keine Arbeit hatten, und von der<lb/> Huͤlfe des Koͤnigs, um 12000 Menſchen in Arbeit zu<lb/> ſetzen, und die Pluͤnderung verſchiedener Einnahme-<lb/> Caſſen zu verhindern. Er redet hernach von der Ver-<lb/> minderung, die man taͤglich in den Koͤnigl. Einkuͤnften<lb/> bemerkt, und von dem taͤglichen Wachsthum dieſes<lb/> Uebels. Er fuͤgt hinzu, daß man in verſchiedenen<lb/> Provinzen den Salzpreis verringert habe, daß man<lb/> die Contrebande von Salz und Toback mit Gewalt her-<lb/> beyfuͤhre, daß die Barrieren von Paris zerbrochen, daß<lb/> man im ganzen Reiche die Einnahme Caſſen gepluͤndert,<lb/> und die Regiſter verbrannt habe, daß die Zahlungen<lb/> aller Abgaben langſam von Statten gehen. “Die Macht<lb/> der Beyſpiele (ſagte er) muß die Sachen taͤglich ſchlim-<lb/> mer machen, und die Folgen koͤnnen ſo beſchaffen ſeyn,<lb/> daß es uͤber Jhre Kraͤfte, meine Herren, ſteigen kann,<lb/> den groͤßten Unordnungen in den Finanzen und in den<lb/> Vermoͤgen und Guͤtern zuvor zu kommen.” Um dieſem<lb/> Uebel vorzubeugen, verlangt er im Namen des Koͤnigs<lb/> eine Anleihe von 30 Millionen Livres, womit man die<lb/> Koſten von 2 Monaten beſtreiten koͤnne; eine Zeit,<lb/> fuͤgte er hinzu, welche hinreichend ſeyn wird, die<lb/> große Arbeit der Nationalverſammlung zu vollenden<lb/> oder wenigſtens weiter fortzuruͤcken. Es iſt kein Augen-<lb/> blick zu verlieren, ſagte er, um dieſe Summe zuſam-<lb/> menzubringen. Bey den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden<lb/> muß man das Vertrauen nicht durch hohe Zinſen be-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1789. (Am Dienſtage, den 18 Auguſt.) Num. 131.
Schreiben aus Paris, vom 10 Auguſt.
Von der Seßion der Nationalverſammlung, die am
6ten bis in die Nacht dauerte, iſt noch folgendes zu
bemerken: Es ward in ſelbiger beſchloſſen, daß, um
den Tribunaͤlen und der ausuͤbenden Gewalt ihre Thaͤ-
tigkeit wiederzugeben, die Koͤnigl Truppen, zur Be-
ſchuͤtzung des Eigenthums der Einwohner gegen
die Angriffe der Pluͤnderer und Herumſtreicher,
auf Requiſition der Magiſtraͤte, gebraucht werden
ſollten.
Jn der Seßion vom 7ten debattirte man noch viel
uͤber die excluſive Jagdgerechtigkeit; ſie ward aber
voͤllig abgeſchafft, und jeder Eigenthuͤmer hat jetzt das
Recht, auf ſeinen Guͤtern Wildpret zu ſchießen, ꝛc. ꝛc.
Es ward auch beſchloſſen, den Koͤnig zu bitten, denen
Perſonen, die wegen einiger Jagdverbrechen zu den
Galeeren, ꝛc. verdammt worden, Pardon zu geben.
Fuͤr die Vergnuͤgungen des Koͤnigs, die Jagd betreffend,
ſoll auf die beſte Art geſorgt werden. Der Graf Mira-
beau war auch gegen dieſen letzten Punct, und behaup-
tete, daß man dem Koͤnige, welchen er den Delegirten
der Nation nannte, keine Conceßion geben muͤſſe, auf
den Beſitzungen der Particuliers zu jagen. Aber die
Nationalverſammlung war ſehr unzufrieden mit dieſer
Behauptung, deſto zufriedner aber mit der großmuͤthi-
gen Aufopferung des Herzogs von Orleans, der fuͤr die
Aufhebung aller Capitainerien und Jagdgerechtſame
ſtimmte, ob er gleich viel dadurch verliert. Nach die-
ſen Debatten kamen der Siegelbewahrer, der Prinz
von Beauveau, Koͤnigl. Staatsminiſter, der Graf von
Montmorin, Miniſter der auswaͤrtigen Angelegenheiten,
der Graf de la Tour du Pin-Paulin, Kriegsminiſter,
der Graf de la Luzerne, Seeminiſter, Herr Necker,
und der Erzbiſchof von Vienne, der das Blatt der
Pfruͤnden hat, in die Nationalverſammlung. Der
Erzbiſchof von Bordeaux, als Siegelbewahrer, und Herr
Necker fuͤhrten das Wort. Die Reden derſelben waren
trefflich, und ſie ſind ſchon gedruckt. Herr Necker,
als erſter Finanzminiſter, bemerkt gleich Anfangs, daß
er bey der Uebernahme der Finanzen im Auguſt 1788,
nur 400000 Livres im Koͤnigl. Schatze gefunden; er
redet von der Unruhe, die er gehabt hat, um bis zur
Zeit der Zuſammenkunft der Nationalverſammlung zu
gelangen. — Ferner von den außerordentlichen Koſten
der Regierung, um Korn anzuſchaffen, von dem Elende
vieler Menſchen, die keine Arbeit hatten, und von der
Huͤlfe des Koͤnigs, um 12000 Menſchen in Arbeit zu
ſetzen, und die Pluͤnderung verſchiedener Einnahme-
Caſſen zu verhindern. Er redet hernach von der Ver-
minderung, die man taͤglich in den Koͤnigl. Einkuͤnften
bemerkt, und von dem taͤglichen Wachsthum dieſes
Uebels. Er fuͤgt hinzu, daß man in verſchiedenen
Provinzen den Salzpreis verringert habe, daß man
die Contrebande von Salz und Toback mit Gewalt her-
beyfuͤhre, daß die Barrieren von Paris zerbrochen, daß
man im ganzen Reiche die Einnahme Caſſen gepluͤndert,
und die Regiſter verbrannt habe, daß die Zahlungen
aller Abgaben langſam von Statten gehen. “Die Macht
der Beyſpiele (ſagte er) muß die Sachen taͤglich ſchlim-
mer machen, und die Folgen koͤnnen ſo beſchaffen ſeyn,
daß es uͤber Jhre Kraͤfte, meine Herren, ſteigen kann,
den groͤßten Unordnungen in den Finanzen und in den
Vermoͤgen und Guͤtern zuvor zu kommen.” Um dieſem
Uebel vorzubeugen, verlangt er im Namen des Koͤnigs
eine Anleihe von 30 Millionen Livres, womit man die
Koſten von 2 Monaten beſtreiten koͤnne; eine Zeit,
fuͤgte er hinzu, welche hinreichend ſeyn wird, die
große Arbeit der Nationalverſammlung zu vollenden
oder wenigſtens weiter fortzuruͤcken. Es iſt kein Augen-
blick zu verlieren, ſagte er, um dieſe Summe zuſam-
menzubringen. Bey den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden
muß man das Vertrauen nicht durch hohe Zinſen be-
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