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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 122, Hamburg, 1. August 1789.

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[Spaltenumbruch] wider die National-Versammlung gewesen, hat die
beyden Declarationen registriren lassen, die der König
in der Königl. Sitzung vom 23sten des vorigen Monats
lesen ließ, ob selbigem gleich diese Declarationen nicht
besonders zugeschickt worden sind. Man befürchtet,
das Volk werde diesem Parlement darüber sein Miß-
vergnügen empfinden lassen.

Von Rennes hat man die angenehme Nachricht er-
halten, daß die Unruhen daselbst gänzlich beygeleget
sind. Selbst der Adel hat daselbst und zu Nantes die
Waffen ergriffen, sich mit den Bürgern vereiniget,
und so die öffentliche Ruhe wieder hergestellet. Man
meldet auch, der Adel wolle sich versammeln, und seine
Deputirten zur National-Versammlung endlich er-
nennen. (Den Bericht von den zu Rennes vorgefalle-
nen Unruhen haben wir am vorigen Posttage gemeldet.)

Alle Schauspiele, welche seit dem 12ten dieses, da
man die Entlassung des Herrn Neckers erfuhr, aufge-
hört hatten, sind den 21sten wieder eröffnet worden.
Die Einnahme aller Schauspiele an diesem Tage ward
den armen Arbeitern gegeben. Jndessen sind am 21sten,
22sten und 23sten nur wenige Zuschauer zugegen ge-
wesen. An eben diesem Tage, als am Dienstage, ward
auch wieder Börse gehalten, und die Effecten halten
sich ziemlich.

Die Herren de la Fayette und Bailly, wovon der
erste zum General-Commandanten der Bürgermiliz,
und der zweyte zum Maire der Stadt ernannt worden,
haben diese Ernennung nicht förmlich genung gefun-
den, und deshalb an jeden der 60 Districte geschrieben,
um zu einer neuen, freyen und überlegten Ernennung
zu schreiten. Die 60 Districte haben die erste Ernen-
nung dieser beyden Männer bestätiget.

Der Herzog von Orleans hat verschiedene seiner
Hof-Officiers entlassen: nämlich die Gebrüder, Grafen
de la Chaise de la Cour du Pin, die Grafen von
Segur und von Vauban, auch Madame von Blot, die
bey seiner Gemahlinn war. Diese Personen sollen bey
den gegenwärtigen Umständen nicht einerley Gesinnun-
gen mit dem Herzog haben.

Der Herzog von Guiche, Eidam des Herzogs von
Polignac, welcher Versailles verlassen hatte, ist wieder
bey Hofe erschienen. Er hat die Anwartschaft auf eine
Stelle des Capitains von der Leibgarde, die aber, wie
man sagt, nicht unter ihm dienen wird.

Der Herzog von Luxenburg, Herr Depremenil, und
Herr von Cazales, alle 3 Deputirte des Adels, die sich
durch ihre Widersetzung gegen die Vereinigung des
Adels mit den beyden übrigen Ständen bekannt ge-
macht haben, sind aus Versailles abgereiset. Der erste
ist nach England gegangen.

Es ist unbeschreiblich, mit welcher Ungeduld Herr
Necker hier erwartet wird. Der Herzog von Liancourt,
Präsident der National Versammlung, schrieb am
Dienstage an den immerwährenden Rath des Hotels
de Ville einen Brief, der gedruckt und angeschlagen
worden, worinn er meldet, daß Herr du Fresne,
welcher dem Herrn Necker das Königl. Schreiben zu
seiner Zurückberufung überbringt, einen Courier geschickt,
und mit selbigem berichtet habe, daß er den 18ten dieses
den Herrn Necker zu Brüssel nicht mehr gefunden, der
seine Reise über Frankfurt fortgesetzt hätte. Er wolle
[Spaltenumbruch] ihm aber folgen. Der Graf von Montmorin hat schon
verschiedene Couriers nach Basel und Genf abgeschickt,
mit dem Duplicat des Königl. Schreibens und des
Schreibens der National-Versammlung. Gestern er-
hielten verschiedene der hiesigen großen Handelshäuser
Briefe aus Basel vom 20sten dieses, worunter einer
folgendermaßen lautet: "Heute früh, bey Eröffnung
des Thors, traf ein Französischer Courier für den Herrn
Necker hier ein; 3 Stunden darauf kam Herr Necker
selbst an. Man glaubt, er werde sich den Wünschen
der Nation ergeben, und die Rückreise nach Paris an-
treten." Die Post geht von Basel Vormittags um
10 Uhr. Man glaubt, daß gestern Abend zu Versailles
ein Courier angekommen seyn wird, der die Nachricht
bringt, daß Herr Necker auf der Rückreise begriffen sey.

Das Schreiben der National-Versammlung an den
Herrn Necker lautet folgendermaßen:


"Da die National-Versammlung, mein Herr, es
schon in einer feyerlichen Acte aufgezeichnet hat, daß
Sie ihre Achtung und ihr Bedauern mitnehmen; so ist
Jhnen dieses ehrenvolle Zeugniß bereits nachgesandt
worden, und Sie müssen es schon empfangen haben.
Heute früh hatte sie beschlossen, den König zu bitten,
Sie ins Ministerium zurück zu rufen. Dieses war ihr
Wunsch, und zugleich der Wunsch der Hauptstadt,
welche Sie mit lauter Stimme zurück ruft. Der
König hat geruhet, unserm Bitten zuvor zu kommen.
Jhre Zurückberufung ist uns von Jhm angekündiget
worden. Die Erkenntlichkeit hat uns sogleich zu
Sr. Majestät geführt, und Sie haben uns einen
neuen Beweis Dero Vertrauens gegeben, indem
Sie uns den Brief überschickt, welchen Höchst.
dieselben an Sie geschrieben, und den Sie uns
zur Bestellung an Sie aufgetragen haben. Die
National-Versammlung bittet Sie inständigst,
mein Herr, den Wunsch Sr. Majestät zu erfüllen.
Jhre Talente und Tugenden konnten keine glorreichere
Belohnung und keine mächtigere Aufmunterung er-
halten. Sie werden unser Zutrauen rechtfertigen.
Sie werden ihre eigene Ruhe der öffentlichen Ruhe
nicht vorziehen. Sie werden sich den wohlthätigen
Gesinnungen Sr. Majestät für Dero Unterthanen nicht
entziehen. Alle Augenblicke sind kostbar. Wir haben
die Ehre zu seyn, etc.

J. G. Erzbischof von Vienne, Präsident.
von Lally Tolendal, Secretair. Mounier, Secretair.

Zu Ryssel ist auch schon Unruhe gewesen, als man
daselbst von der hier vorgefallenen Revolution Nach-
richt erhalten. Der Commandant hat die Cokarde der
Nation anstecken müssen, und ist bey dieser Gelegenheit
sehr übel behandelt worden. Man hat die Sturm-
glocken geläutet. Die Bürger haben das Zeughaus in
Besitz genommen, und sich bewaffnet. Jeder muß die
Cokarde der Nation tragen. Die bewaffneten Bürger
bewahren das Getraide. Das Haus des Herrn
Desoursin ist geplündert; ihn selbst wollte man auf-
henken, er entkam aber durch die Flucht. Das Haus
des Herrn Druez, Ritter des Ludwigs-Ordens und
Schöppens, ist auch geplündert. Alles Silberzeug,
Meublen, etc. ist ins Wasser geworfen. Der Jntendant hat
sich geflüchtet. Auch sein Haus ist geplündert worden.


[Spaltenumbruch] wider die National-Verſammlung geweſen, hat die
beyden Declarationen regiſtriren laſſen, die der Koͤnig
in der Koͤnigl. Sitzung vom 23ſten des vorigen Monats
leſen ließ, ob ſelbigem gleich dieſe Declarationen nicht
beſonders zugeſchickt worden ſind. Man befuͤrchtet,
das Volk werde dieſem Parlement daruͤber ſein Miß-
vergnuͤgen empfinden laſſen.

Von Rennes hat man die angenehme Nachricht er-
halten, daß die Unruhen daſelbſt gaͤnzlich beygeleget
ſind. Selbſt der Adel hat daſelbſt und zu Nantes die
Waffen ergriffen, ſich mit den Buͤrgern vereiniget,
und ſo die oͤffentliche Ruhe wieder hergeſtellet. Man
meldet auch, der Adel wolle ſich verſammeln, und ſeine
Deputirten zur National-Verſammlung endlich er-
nennen. (Den Bericht von den zu Rennes vorgefalle-
nen Unruhen haben wir am vorigen Poſttage gemeldet.)

Alle Schauſpiele, welche ſeit dem 12ten dieſes, da
man die Entlaſſung des Herrn Neckers erfuhr, aufge-
hoͤrt hatten, ſind den 21ſten wieder eroͤffnet worden.
Die Einnahme aller Schauſpiele an dieſem Tage ward
den armen Arbeitern gegeben. Jndeſſen ſind am 21ſten,
22ſten und 23ſten nur wenige Zuſchauer zugegen ge-
weſen. An eben dieſem Tage, als am Dienſtage, ward
auch wieder Boͤrſe gehalten, und die Effecten halten
ſich ziemlich.

Die Herren de la Fayette und Bailly, wovon der
erſte zum General-Commandanten der Buͤrgermiliz,
und der zweyte zum Maire der Stadt ernannt worden,
haben dieſe Ernennung nicht foͤrmlich genung gefun-
den, und deshalb an jeden der 60 Diſtricte geſchrieben,
um zu einer neuen, freyen und uͤberlegten Ernennung
zu ſchreiten. Die 60 Diſtricte haben die erſte Ernen-
nung dieſer beyden Maͤnner beſtaͤtiget.

Der Herzog von Orleans hat verſchiedene ſeiner
Hof-Officiers entlaſſen: naͤmlich die Gebruͤder, Grafen
de la Chaiſe de la Cour du Pin, die Grafen von
Segur und von Vauban, auch Madame von Blot, die
bey ſeiner Gemahlinn war. Dieſe Perſonen ſollen bey
den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden nicht einerley Geſinnun-
gen mit dem Herzog haben.

Der Herzog von Guiche, Eidam des Herzogs von
Polignac, welcher Verſailles verlaſſen hatte, iſt wieder
bey Hofe erſchienen. Er hat die Anwartſchaft auf eine
Stelle des Capitains von der Leibgarde, die aber, wie
man ſagt, nicht unter ihm dienen wird.

Der Herzog von Luxenburg, Herr Depremenil, und
Herr von Cazales, alle 3 Deputirte des Adels, die ſich
durch ihre Widerſetzung gegen die Vereinigung des
Adels mit den beyden uͤbrigen Staͤnden bekannt ge-
macht haben, ſind aus Verſailles abgereiſet. Der erſte
iſt nach England gegangen.

Es iſt unbeſchreiblich, mit welcher Ungeduld Herr
Necker hier erwartet wird. Der Herzog von Liancourt,
Praͤſident der National Verſammlung, ſchrieb am
Dienſtage an den immerwaͤhrenden Rath des Hotels
de Ville einen Brief, der gedruckt und angeſchlagen
worden, worinn er meldet, daß Herr du Fresne,
welcher dem Herrn Necker das Koͤnigl. Schreiben zu
ſeiner Zuruͤckberufung uͤberbringt, einen Courier geſchickt,
und mit ſelbigem berichtet habe, daß er den 18ten dieſes
den Herrn Necker zu Bruͤſſel nicht mehr gefunden, der
ſeine Reiſe uͤber Frankfurt fortgeſetzt haͤtte. Er wolle
[Spaltenumbruch] ihm aber folgen. Der Graf von Montmorin hat ſchon
verſchiedene Couriers nach Baſel und Genf abgeſchickt,
mit dem Duplicat des Koͤnigl. Schreibens und des
Schreibens der National-Verſammlung. Geſtern er-
hielten verſchiedene der hieſigen großen Handelshaͤuſer
Briefe aus Baſel vom 20ſten dieſes, worunter einer
folgendermaßen lautet: “Heute fruͤh, bey Eroͤffnung
des Thors, traf ein Franzoͤſiſcher Courier fuͤr den Herrn
Necker hier ein; 3 Stunden darauf kam Herr Necker
ſelbſt an. Man glaubt, er werde ſich den Wuͤnſchen
der Nation ergeben, und die Ruͤckreiſe nach Paris an-
treten.” Die Poſt geht von Baſel Vormittags um
10 Uhr. Man glaubt, daß geſtern Abend zu Verſailles
ein Courier angekommen ſeyn wird, der die Nachricht
bringt, daß Herr Necker auf der Ruͤckreiſe begriffen ſey.

Das Schreiben der National-Verſammlung an den
Herrn Necker lautet folgendermaßen:


“Da die National-Verſammlung, mein Herr, es
ſchon in einer feyerlichen Acte aufgezeichnet hat, daß
Sie ihre Achtung und ihr Bedauern mitnehmen; ſo iſt
Jhnen dieſes ehrenvolle Zeugniß bereits nachgeſandt
worden, und Sie muͤſſen es ſchon empfangen haben.
Heute fruͤh hatte ſie beſchloſſen, den Koͤnig zu bitten,
Sie ins Miniſterium zuruͤck zu rufen. Dieſes war ihr
Wunſch, und zugleich der Wunſch der Hauptſtadt,
welche Sie mit lauter Stimme zuruͤck ruft. Der
Koͤnig hat geruhet, unſerm Bitten zuvor zu kommen.
Jhre Zuruͤckberufung iſt uns von Jhm angekuͤndiget
worden. Die Erkenntlichkeit hat uns ſogleich zu
Sr. Majeſtaͤt gefuͤhrt, und Sie haben uns einen
neuen Beweis Dero Vertrauens gegeben, indem
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dieſelben an Sie geſchrieben, und den Sie uns
zur Beſtellung an Sie aufgetragen haben. Die
National-Verſammlung bittet Sie inſtaͤndigſt,
mein Herr, den Wunſch Sr. Majeſtaͤt zu erfuͤllen.
Jhre Talente und Tugenden konnten keine glorreichere
Belohnung und keine maͤchtigere Aufmunterung er-
halten. Sie werden unſer Zutrauen rechtfertigen.
Sie werden ihre eigene Ruhe der oͤffentlichen Ruhe
nicht vorziehen. Sie werden ſich den wohlthaͤtigen
Geſinnungen Sr. Majeſtaͤt fuͤr Dero Unterthanen nicht
entziehen. Alle Augenblicke ſind koſtbar. Wir haben
die Ehre zu ſeyn, ꝛc.

J. G. Erzbiſchof von Vienne, Praͤſident.
von Lally Tolendal, Secretair. Mounier, Secretair.

Zu Ryſſel iſt auch ſchon Unruhe geweſen, als man
daſelbſt von der hier vorgefallenen Revolution Nach-
richt erhalten. Der Commandant hat die Cokarde der
Nation anſtecken muͤſſen, und iſt bey dieſer Gelegenheit
ſehr uͤbel behandelt worden. Man hat die Sturm-
glocken gelaͤutet. Die Buͤrger haben das Zeughaus in
Beſitz genommen, und ſich bewaffnet. Jeder muß die
Cokarde der Nation tragen. Die bewaffneten Buͤrger
bewahren das Getraide. Das Haus des Herrn
Deſourſin iſt gepluͤndert; ihn ſelbſt wollte man auf-
henken, er entkam aber durch die Flucht. Das Haus
des Herrn Druez, Ritter des Ludwigs-Ordens und
Schoͤppens, iſt auch gepluͤndert. Alles Silberzeug,
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[[4]/0004] wider die National-Verſammlung geweſen, hat die beyden Declarationen regiſtriren laſſen, die der Koͤnig in der Koͤnigl. Sitzung vom 23ſten des vorigen Monats leſen ließ, ob ſelbigem gleich dieſe Declarationen nicht beſonders zugeſchickt worden ſind. Man befuͤrchtet, das Volk werde dieſem Parlement daruͤber ſein Miß- vergnuͤgen empfinden laſſen. Von Rennes hat man die angenehme Nachricht er- halten, daß die Unruhen daſelbſt gaͤnzlich beygeleget ſind. Selbſt der Adel hat daſelbſt und zu Nantes die Waffen ergriffen, ſich mit den Buͤrgern vereiniget, und ſo die oͤffentliche Ruhe wieder hergeſtellet. Man meldet auch, der Adel wolle ſich verſammeln, und ſeine Deputirten zur National-Verſammlung endlich er- nennen. (Den Bericht von den zu Rennes vorgefalle- nen Unruhen haben wir am vorigen Poſttage gemeldet.) Alle Schauſpiele, welche ſeit dem 12ten dieſes, da man die Entlaſſung des Herrn Neckers erfuhr, aufge- hoͤrt hatten, ſind den 21ſten wieder eroͤffnet worden. Die Einnahme aller Schauſpiele an dieſem Tage ward den armen Arbeitern gegeben. Jndeſſen ſind am 21ſten, 22ſten und 23ſten nur wenige Zuſchauer zugegen ge- weſen. An eben dieſem Tage, als am Dienſtage, ward auch wieder Boͤrſe gehalten, und die Effecten halten ſich ziemlich. Die Herren de la Fayette und Bailly, wovon der erſte zum General-Commandanten der Buͤrgermiliz, und der zweyte zum Maire der Stadt ernannt worden, haben dieſe Ernennung nicht foͤrmlich genung gefun- den, und deshalb an jeden der 60 Diſtricte geſchrieben, um zu einer neuen, freyen und uͤberlegten Ernennung zu ſchreiten. Die 60 Diſtricte haben die erſte Ernen- nung dieſer beyden Maͤnner beſtaͤtiget. Der Herzog von Orleans hat verſchiedene ſeiner Hof-Officiers entlaſſen: naͤmlich die Gebruͤder, Grafen de la Chaiſe de la Cour du Pin, die Grafen von Segur und von Vauban, auch Madame von Blot, die bey ſeiner Gemahlinn war. Dieſe Perſonen ſollen bey den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden nicht einerley Geſinnun- gen mit dem Herzog haben. Der Herzog von Guiche, Eidam des Herzogs von Polignac, welcher Verſailles verlaſſen hatte, iſt wieder bey Hofe erſchienen. Er hat die Anwartſchaft auf eine Stelle des Capitains von der Leibgarde, die aber, wie man ſagt, nicht unter ihm dienen wird. Der Herzog von Luxenburg, Herr Depremenil, und Herr von Cazales, alle 3 Deputirte des Adels, die ſich durch ihre Widerſetzung gegen die Vereinigung des Adels mit den beyden uͤbrigen Staͤnden bekannt ge- macht haben, ſind aus Verſailles abgereiſet. Der erſte iſt nach England gegangen. Es iſt unbeſchreiblich, mit welcher Ungeduld Herr Necker hier erwartet wird. Der Herzog von Liancourt, Praͤſident der National Verſammlung, ſchrieb am Dienſtage an den immerwaͤhrenden Rath des Hotels de Ville einen Brief, der gedruckt und angeſchlagen worden, worinn er meldet, daß Herr du Fresne, welcher dem Herrn Necker das Koͤnigl. Schreiben zu ſeiner Zuruͤckberufung uͤberbringt, einen Courier geſchickt, und mit ſelbigem berichtet habe, daß er den 18ten dieſes den Herrn Necker zu Bruͤſſel nicht mehr gefunden, der ſeine Reiſe uͤber Frankfurt fortgeſetzt haͤtte. Er wolle ihm aber folgen. Der Graf von Montmorin hat ſchon verſchiedene Couriers nach Baſel und Genf abgeſchickt, mit dem Duplicat des Koͤnigl. Schreibens und des Schreibens der National-Verſammlung. Geſtern er- hielten verſchiedene der hieſigen großen Handelshaͤuſer Briefe aus Baſel vom 20ſten dieſes, worunter einer folgendermaßen lautet: “Heute fruͤh, bey Eroͤffnung des Thors, traf ein Franzoͤſiſcher Courier fuͤr den Herrn Necker hier ein; 3 Stunden darauf kam Herr Necker ſelbſt an. Man glaubt, er werde ſich den Wuͤnſchen der Nation ergeben, und die Ruͤckreiſe nach Paris an- treten.” Die Poſt geht von Baſel Vormittags um 10 Uhr. 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Der Commandant hat die Cokarde der Nation anſtecken muͤſſen, und iſt bey dieſer Gelegenheit ſehr uͤbel behandelt worden. Man hat die Sturm- glocken gelaͤutet. Die Buͤrger haben das Zeughaus in Beſitz genommen, und ſich bewaffnet. Jeder muß die Cokarde der Nation tragen. Die bewaffneten Buͤrger bewahren das Getraide. Das Haus des Herrn Deſourſin iſt gepluͤndert; ihn ſelbſt wollte man auf- henken, er entkam aber durch die Flucht. Das Haus des Herrn Druez, Ritter des Ludwigs-Ordens und Schoͤppens, iſt auch gepluͤndert. Alles Silberzeug, Meublen, ꝛc. iſt ins Waſſer geworfen. Der Jntendant hat ſich gefluͤchtet. Auch ſein Haus iſt gepluͤndert worden.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 122, Hamburg, 1. August 1789, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1220108_1789/4>, abgerufen am 21.11.2024.