Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 122, Hamburg, 1. August 1789.Mit allergnädigster Kayserlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgischen unpartheyischen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Sonnabend, den 1 August.) Num. 122.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 24 Julii.
Den 22sten schrieb der König an den Marquis de la Fayette, General Commandanten der Bürgermiliz von Paris, den folgenden Brief: "Jch habe die Nach- Louis."
Dieser Brief war desto nothwendiger, da
täglich Außer den Grafen von Montmorin und St. Priest Jch schicke Jhnen hier einen kurzen Abriß von dem, Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Sonnabend, den 1 Auguſt.) Num. 122.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 24 Julii.
Den 22ſten ſchrieb der Koͤnig an den Marquis de la Fayette, General Commandanten der Buͤrgermiliz von Paris, den folgenden Brief: “Jch habe die Nach- Louis.”
Dieſer Brief war deſto nothwendiger, da
taͤglich Außer den Grafen von Montmorin und St. Prieſt Jch ſchicke Jhnen hier einen kurzen Abriß von dem, <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage type="main"> <imprimatur> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.</hi> </hi> </imprimatur><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats- und <figure/> Gelehrte</hi><lb/> <hi rendition="#b #g"><hi rendition="#in">Z</hi>ei- tung</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">des Hamburgiſchen unpartheyiſchen</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#in">C</hi>ORRESPONDENTEN.</hi> </hi> </hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1789. <space dim="horizontal"/>(Am Sonnabend, den 1 Auguſt.)</docDate> <space dim="horizontal"/> <docTitle> <titlePart type="sub"><hi rendition="#aq">Num.</hi> 122.</titlePart> </docTitle> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage><lb/> </front> <body> <cb type="start"/> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schreiben aus Paris,</hi> vom 24 Julii.</hi> </dateline><lb/> <div type="letter"> <head>Den 22ſten ſchrieb der Koͤnig an den Marquis de<lb/> la Fayette, General Commandanten der Buͤrgermiliz<lb/> von Paris, den folgenden Brief:</head> <p> “Jch habe die Nach-<lb/> richt erhalten, mein Herr, daß eine anſehnliche Anzahl<lb/> Soldaten von verſchiedenen Regimentern die Fahnen<lb/> derſelben verlaſſen, und ſich mit den Truppen von<lb/> Paris vereinigt habe. Jch bevollmaͤchtige Sie, alle<lb/> diejenigen, die ſich zu ſelbigen begeben haben, ehe Sie<lb/> dieſen Brief empfiengen, zu behalten, es waͤre denn,<lb/> daß ſie wieder zu ihren reſpectiven Corps, mit einem<lb/> Billet von Jhnen, zuruͤckkehren wollten, in welchem<lb/> Fall ſelbigen nichts unangenehmes wiederfahren ſoll.<lb/> Was die Franzoͤſiſchen Garden betrifft, ſo gebe ich ſel-<lb/> bigen die Erlaubniß, unter die buͤrgerliche Miliz Mei-<lb/> ner Hauptſtadt zu gehen, und ihr Sold und Nahrung<lb/> ſoll fortdauern, bis Meine Stadt Paris Maaßregeln zu<lb/> ihrer Unterhaltung genommen haben wird. Die<lb/> 4 Compagnien, welche hier zu Verſailles zu Meiner<lb/> Wache ſind, werden den Dienſt fortſetzen, und Jch<lb/> werde Sorge fuͤr ſie tragen.</p> <closer> <signed> <hi rendition="#right"><hi rendition="#fr">Louis.</hi>”</hi> </signed> </closer> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Dieſer Brief war deſto nothwendiger, da taͤglich<lb/> eine große Menge Soldaten die Fahnen ihrer Regimen-<lb/> ter verließ und unter die Buͤrgermiliz gieng, ſo daß<lb/> die Stadt deren nicht mehr annehmen konnte. Es<lb/> ſcheint, die Stadt werde, außer den Franzoͤſiſchen Gar-<lb/> den, nur wenige von den uͤbrigen Soldaten behalten.</p><lb/> <p>Außer den Grafen von Montmorin und St. Prieſt<lb/> iſt noch kein anderer Miniſter ernannt worden, und<lb/> dieſe Ernennung duͤrfte auch nicht eher Statt haben,<lb/> bis Herr Necker zuruͤckgekommen ſeyn wird, den man<lb/> taͤglich erwartet. Der Graf de la Luzerne verwaltet<lb/> noch die Geſchaͤffte des Miniſters der Marine, man<lb/> glaubt aber, er werde dieſe Stelle niederlegen und<lb/> auf Reiſen gehen.</p><lb/> <p>Jch ſchicke Jhnen hier einen kurzen Abriß von dem,<lb/><cb/> was ſeit meinem vorigen Schreiben in der National-<lb/> Verſammlung vorgegangen iſt. Jn <hi rendition="#fr">der Sitzung vom<lb/> 20ſten</hi> nahm der Herzog <hi rendition="#fr">von Liancourt</hi> ſeine Stelle<lb/> als Praͤſident. Der Biſchof von Chartres, welcher<lb/> ſich, auf Verordnung der Verſammlung, nebſt einigen<lb/> anderen Deputirten, nach St. Germain und Poiſſy be-<lb/> geben hatte, um daſelbſt den Tumult zu ſtillen, ſtattete<lb/> Bericht ab, wie der Poͤbel einen dortigen Muͤller<lb/> maſſacrirt habe, von dem er geglaubt hatte, er habe<lb/> Korn aufgekauft, um es theurer zu machen. (Man<lb/> weiß jetzt, daß dieſer arme Muͤller unſchuldig geweſen,<lb/> und ſein Andenken ſoll gerechtfertigt werden.) Als<lb/> die Deputirten zu St. Germain ankamen, fanden ſie<lb/> einen Wagen mit Korn, welchen das Volk einem<lb/> Ackersmann abgenommen hatte, der auch der Aufkaͤu-<lb/> ferey beſchuldigt ward. Der Landmann war auf dem<lb/> Wagen mit einem Strick um den Hals, und das Volk<lb/> wuͤrde ihn gehenkt haben, haͤtten es die Deputirten<lb/> nicht verhindert. Er iſt nun zu Verſailles im Gefaͤngniß.<lb/> Jn eben dieſer Sitzung ward die Wahl der Biſchoͤfe<lb/> von Ypern und Tournay, zu Deputirten, als nichtig<lb/> erklaͤrt, weil ſie Fremde waͤren. Noch ſtattete in die-<lb/> ſer Sitzung der erſte Parlements-Praͤſident des großen<lb/> Raths der Nationalverſammlung den Dank des Par-<lb/> lements ab fuͤr die getroffenen Maaßregeln zur Wieder-<lb/> herſtellung der Ruhe. Hierauf hielt der Herr von<lb/> Lally Tolendal eine Rede, worinn er zu erkennen gab,<lb/> wie noͤthig es ſey, daß, nach abgelegten Proben des<lb/> Patriotismus der Buͤrger, und nach empfangenen Be-<lb/> weiſen der Liebe des Koͤnigs zu ſeinem Volke, nunmehr<lb/> alle Unordnungen aufhoͤren, und die Geſetze ihre Kraft<lb/> wieder erhalten muͤßten. Er verlangte zu dem Ende,<lb/> daß man in allen Staͤdten eine buͤrgerliche Miliz er-<lb/> richte, aber nicht auf dem Lande, als welches von der<lb/> Miliz der benachbarten Staͤdte geſchuͤtzt werden ſollte.<lb/> Er verlangte ferner, die Verſammlung moͤchte veſt-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1789. (Am Sonnabend, den 1 Auguſt.) Num. 122.
Schreiben aus Paris, vom 24 Julii.
Den 22ſten ſchrieb der Koͤnig an den Marquis de
la Fayette, General Commandanten der Buͤrgermiliz
von Paris, den folgenden Brief: “Jch habe die Nach-
richt erhalten, mein Herr, daß eine anſehnliche Anzahl
Soldaten von verſchiedenen Regimentern die Fahnen
derſelben verlaſſen, und ſich mit den Truppen von
Paris vereinigt habe. Jch bevollmaͤchtige Sie, alle
diejenigen, die ſich zu ſelbigen begeben haben, ehe Sie
dieſen Brief empfiengen, zu behalten, es waͤre denn,
daß ſie wieder zu ihren reſpectiven Corps, mit einem
Billet von Jhnen, zuruͤckkehren wollten, in welchem
Fall ſelbigen nichts unangenehmes wiederfahren ſoll.
Was die Franzoͤſiſchen Garden betrifft, ſo gebe ich ſel-
bigen die Erlaubniß, unter die buͤrgerliche Miliz Mei-
ner Hauptſtadt zu gehen, und ihr Sold und Nahrung
ſoll fortdauern, bis Meine Stadt Paris Maaßregeln zu
ihrer Unterhaltung genommen haben wird. Die
4 Compagnien, welche hier zu Verſailles zu Meiner
Wache ſind, werden den Dienſt fortſetzen, und Jch
werde Sorge fuͤr ſie tragen.
Louis.”
Dieſer Brief war deſto nothwendiger, da taͤglich
eine große Menge Soldaten die Fahnen ihrer Regimen-
ter verließ und unter die Buͤrgermiliz gieng, ſo daß
die Stadt deren nicht mehr annehmen konnte. Es
ſcheint, die Stadt werde, außer den Franzoͤſiſchen Gar-
den, nur wenige von den uͤbrigen Soldaten behalten.
Außer den Grafen von Montmorin und St. Prieſt
iſt noch kein anderer Miniſter ernannt worden, und
dieſe Ernennung duͤrfte auch nicht eher Statt haben,
bis Herr Necker zuruͤckgekommen ſeyn wird, den man
taͤglich erwartet. Der Graf de la Luzerne verwaltet
noch die Geſchaͤffte des Miniſters der Marine, man
glaubt aber, er werde dieſe Stelle niederlegen und
auf Reiſen gehen.
Jch ſchicke Jhnen hier einen kurzen Abriß von dem,
was ſeit meinem vorigen Schreiben in der National-
Verſammlung vorgegangen iſt. Jn der Sitzung vom
20ſten nahm der Herzog von Liancourt ſeine Stelle
als Praͤſident. Der Biſchof von Chartres, welcher
ſich, auf Verordnung der Verſammlung, nebſt einigen
anderen Deputirten, nach St. Germain und Poiſſy be-
geben hatte, um daſelbſt den Tumult zu ſtillen, ſtattete
Bericht ab, wie der Poͤbel einen dortigen Muͤller
maſſacrirt habe, von dem er geglaubt hatte, er habe
Korn aufgekauft, um es theurer zu machen. (Man
weiß jetzt, daß dieſer arme Muͤller unſchuldig geweſen,
und ſein Andenken ſoll gerechtfertigt werden.) Als
die Deputirten zu St. Germain ankamen, fanden ſie
einen Wagen mit Korn, welchen das Volk einem
Ackersmann abgenommen hatte, der auch der Aufkaͤu-
ferey beſchuldigt ward. Der Landmann war auf dem
Wagen mit einem Strick um den Hals, und das Volk
wuͤrde ihn gehenkt haben, haͤtten es die Deputirten
nicht verhindert. Er iſt nun zu Verſailles im Gefaͤngniß.
Jn eben dieſer Sitzung ward die Wahl der Biſchoͤfe
von Ypern und Tournay, zu Deputirten, als nichtig
erklaͤrt, weil ſie Fremde waͤren. Noch ſtattete in die-
ſer Sitzung der erſte Parlements-Praͤſident des großen
Raths der Nationalverſammlung den Dank des Par-
lements ab fuͤr die getroffenen Maaßregeln zur Wieder-
herſtellung der Ruhe. Hierauf hielt der Herr von
Lally Tolendal eine Rede, worinn er zu erkennen gab,
wie noͤthig es ſey, daß, nach abgelegten Proben des
Patriotismus der Buͤrger, und nach empfangenen Be-
weiſen der Liebe des Koͤnigs zu ſeinem Volke, nunmehr
alle Unordnungen aufhoͤren, und die Geſetze ihre Kraft
wieder erhalten muͤßten. Er verlangte zu dem Ende,
daß man in allen Staͤdten eine buͤrgerliche Miliz er-
richte, aber nicht auf dem Lande, als welches von der
Miliz der benachbarten Staͤdte geſchuͤtzt werden ſollte.
Er verlangte ferner, die Verſammlung moͤchte veſt-
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