Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 118, Hamburg, 24. Julii 1771.Verfolg von Warschau, vom 13 Julii. Einigen Nachrichten zufolge, sind nur 18000 Türken, Haag, den 20 Julii. Der außerordentliche Preußische Gesandte bey dieser Folgende Nachricht ist dem hiesigen Rußisch-Kayserl. Altona, den 23 Julii. Von Copenhagen ist die Nachricht eingegangen, daß Hamburg, den 23 Julii. Die Abtragung des Elbdeiches an einigen Orten hat Von gelehrten Sachen. "Johann Ludolph Focken, Königl. und Churfürstl. Mandat wegen der eindringenden Wasserfluth. Ob Wir wol zu der großen Langmuth des Höchsten Verfolg von Warſchau, vom 13 Julii. Einigen Nachrichten zufolge, ſind nur 18000 Tuͤrken, Haag, den 20 Julii. Der außerordentliche Preußiſche Geſandte bey dieſer Folgende Nachricht iſt dem hieſigen Rußiſch-Kayſerl. Altona, den 23 Julii. Von Copenhagen iſt die Nachricht eingegangen, daß Hamburg, den 23 Julii. Die Abtragung des Elbdeiches an einigen Orten hat Von gelehrten Sachen. “Johann Ludolph Focken, Koͤnigl. und Churfuͤrſtl. Mandat wegen der eindringenden Waſſerfluth. Ob Wir wol zu der großen Langmuth des Hoͤchſten <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews"> <pb facs="#f0003" n="[3]"/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c #fr">Verfolg von Warſchau, vom 13 Julii.</hi> </dateline><lb/> <p>Einigen Nachrichten zufolge, ſind nur 18000 Tuͤrken,<lb/> unter Commando des Mouſſu Ougluh, den 9ten vorigen<lb/> Monats uͤber die Donau gekommen. Ein Corps der-<lb/> ſelben hat Giurgiewo 3 Tage lang belagert, worauf der<lb/> Major Henkel den 14ten capituliret, und den Tuͤrken<lb/> das Fort mit 64 Kanonen uͤberlaſſen hat. Der Graf von<lb/> Romanzow ſtehet nur noch 3 Maͤrſche von Galacz, und<lb/> hat 8000 Mann zum Fuͤrſten Repnin detaſchiret, um<lb/> Giurgiewo wieder zu erobern. Die Perecopiſchen<lb/> Tartarn ſollen an den Fuͤrſten Dolgorucky Abgeordnete<lb/> geſchickt haben, ſich zu unterwerfen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c #fr">Haag, den 20 Julii.</hi> </dateline><lb/> <p>Der außerordentliche Preußiſche Geſandte bey dieſer<lb/> Republik, Herr Baron von Thulemeyer, wird gegen den<lb/> 24ſten dieſes hier zuruͤck erwartet.</p><lb/> <p>Folgende Nachricht iſt dem hieſigen Rußiſch-Kayſerl.<lb/> Geſandten von dem Prinz Gallitzin aus Wien zugeſandt<lb/> worden: Endlich iſt der Herr Obreskow durch ſeine<lb/> und ſeines Gefolges, das aus 57 Perſonen beſtehet, An-<lb/> kunft zu Semlin, welche den 3ten dieſes geſchehen, voͤl-<lb/> lig aus der Gewalt der Tuͤrken befreyet. Er hat mir<lb/> dieſe Nachricht ſelbſt mit der Poſt mitgetheilet, bey<lb/> welcher Gelegenheit er uͤber die beſondere Achtung,<lb/> womit ihm dort alle zum Hofe gehoͤrige Perſonen be-<lb/> gegnen, ſein großes Vergnuͤgen zu erkennen giebt. 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Nachdem dieſe Signale gege-<lb/> ben worden, hat ein jeder, deſſen buͤrgerliche Pflicht es<lb/> erfordert, ſich an ſeine behoͤrige Staͤnde zu begeben, und<lb/> daſelbſt ſeiner Schuldigkeit getreulich nachzukommen;<lb/> allen uͤbrigen Buͤrgern und Einwohnern aber und ſonſt<lb/> jedermann, welche keine buͤrgerliche Pflichten bey der<lb/><cb/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Verfolg von Warſchau, vom 13 Julii.
Einigen Nachrichten zufolge, ſind nur 18000 Tuͤrken,
unter Commando des Mouſſu Ougluh, den 9ten vorigen
Monats uͤber die Donau gekommen. Ein Corps der-
ſelben hat Giurgiewo 3 Tage lang belagert, worauf der
Major Henkel den 14ten capituliret, und den Tuͤrken
das Fort mit 64 Kanonen uͤberlaſſen hat. Der Graf von
Romanzow ſtehet nur noch 3 Maͤrſche von Galacz, und
hat 8000 Mann zum Fuͤrſten Repnin detaſchiret, um
Giurgiewo wieder zu erobern. Die Perecopiſchen
Tartarn ſollen an den Fuͤrſten Dolgorucky Abgeordnete
geſchickt haben, ſich zu unterwerfen.
Haag, den 20 Julii.
Der außerordentliche Preußiſche Geſandte bey dieſer
Republik, Herr Baron von Thulemeyer, wird gegen den
24ſten dieſes hier zuruͤck erwartet.
Folgende Nachricht iſt dem hieſigen Rußiſch-Kayſerl.
Geſandten von dem Prinz Gallitzin aus Wien zugeſandt
worden: Endlich iſt der Herr Obreskow durch ſeine
und ſeines Gefolges, das aus 57 Perſonen beſtehet, An-
kunft zu Semlin, welche den 3ten dieſes geſchehen, voͤl-
lig aus der Gewalt der Tuͤrken befreyet. Er hat mir
dieſe Nachricht ſelbſt mit der Poſt mitgetheilet, bey
welcher Gelegenheit er uͤber die beſondere Achtung,
womit ihm dort alle zum Hofe gehoͤrige Perſonen be-
gegnen, ſein großes Vergnuͤgen zu erkennen giebt. Man
hat ihm, unter andern, ſehr bequeme Wohnungen bey
den Directeurs der Quarantaine zubereitet, und es
wird nichts verſaͤumt, ſeinen Aufenthalt, und die Frey-
heit, welche er nach ſo vielen uͤberſtandenen Drangſalen
wieder erhalten, ſo angenehm als moͤglich zu machen.
Altona, den 23 Julii.
Von Copenhagen iſt die Nachricht eingegangen, daß
Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, den Herrn Conferenzrath
Struenſee zum geheimen Cabinetsminiſter zu ernennen
geruhet haben.
Hamburg, den 23 Julii.
Die Abtragung des Elbdeiches an einigen Orten hat
die gute Wirkung gehabt, daß das Waſſer vor dem
Deichthor ſchon uͤber einen Fuß gefallen iſt. Das Waſ-
ſer in der Elbe iſt ebenfalls merklich gefallen. Zu Mag-
deburg iſt es den 20ſten dieſes ſchon unter Nr. 16. ge-
weſen; zu Lentzen, wo auch ein großer Deichbruch iſt,
hat es 5 Fuß abgenommen, und zu Lauenburg, Boitzen-
burg, Bergedorf, in den Vierlanden und dem Billwaͤr-
der faͤllt es zuſehends. Wir haben nunmehro Hoffnung,
daß unſere Schleuſen ferner halten, und unſere gute
Stadt vor der gedroheten Waſſergefahr ſicher ſeyn
werde.
Von gelehrten Sachen.
“Johann Ludolph Focken, Koͤnigl. und Churfuͤrſtl.
“Hof- und beym Loͤbl. Cavallerie-Regiment von Spren-
“gel beſtellten Regiments-Chirurgi in Zelle, Verſuche,
“Beobachtungen, Erfahrungen und Curart in der
“ſogenannten Kribbelſucht. Mit Genehmhaltung
“Koͤnigl. hoher Landesregierung. Zelle, 1771. Gedruckt
“bey Joh. Dieterich Schulze, Koͤnigl. Hofbuchdrucker
“und Buchhaͤndler,” iſt der Titel einer neuen Schrift
von 6 Bogen. Der Herr Verfaſſer erklaͤrt ſich gleich
Anfangs, “daß er nie Willens geweſen ſey, die Kribbel-
Krankheit zu heilen; das Andringen der Leidenden aber
und die Pflicht, mit ſeinem anvertrauten Pfunde zu
wuchern, haͤtten ihn endlich beſtimmet.” Er hat ſich
alſo an dieſe gewagt, bey ſolchen oft 5 bis 6 Stunden
in ihren Paroxiſmis zugebracht, und da hat er entdeckt,
ja ſich auf das vollkommenſte uͤberzeugt, daß die un-
mittelbare Urſache dieſer Krankheit in dem Blute, und
in dem ungleichen Verhaltniſſe der veſten und fluͤßigen
Theile ſtecke. Er nennt daher dieſelbe unvorgreiflich
einen Rheumatiſmum ſpasmodicum, und glaubet, ſie be-
ſtehe in der Verdickung des Seri, oder des zum Gerinnen
geneigten Blutwaſſers. Nach dieſer Vorſtellung meynt
er berechtigt zu ſeyn, denen Kranken wenigſtens ſo oft
die Ader oͤffnen zu duͤrfen, bis ſich die Speckhaut auf
dem Blute zeiget, und den Durſt durch den Genuß
der Heringe zu reizen. Dieſe ſeine Heilungsart hat
er fuͤr wichtig genug gehalten, oͤffentlich bekannt gemacht
zu werden, zumal, da der Herr LeibmedicusMuͤller in
Hannover ihn dazu aufgemuntert, und ſeinen Aufſatz
quoad deſcriptionem, ſubjecta, prognoſin, remedia, metho-
dum medendi und cautelas practicas fuͤr vorzuͤglich gut
ausgearbeitet erkannt hat. So vielen Lobſpruͤchen
und Aufmunterungen hat der HerrFocken, wie es billig
war, nicht widerſtanden, ſondern er hat ſeinen Aufſatz,
der aus der Geſchichtserzaͤhlung, dem Auszug des Brie-
fes des Herrn Leibmedici Muͤllers, ſeiner Curart, einigen
allgemeinen Bemerkungen, und 4 ungluͤcklich geendigten
Faͤllen beſtehet, drucken laſſen, und dieſem ein durch
ein verlangtes Gutachten der Hochloͤbl. Facultaͤt in
Goͤttingen veranlaßten Nachtrage des Gutachten ſelbſt,
und eine Krankentabelle beygefuͤgt, nach welcher 26 ge-
neſen, und 4 geſtorben ſind; ja, er iſt dadurch ſogar ſo
kuͤhn geworden, zu behaupten: “ein vegetabiliſches
Gift uͤberhaupt, und das Mutterkorn inſonderheit, ſey
nicht die Urſache dieſer Krankheit; und ſich zu erklaͤren,
daß ſeine Methode zwar den Verdacht einer Haͤrte ein-
zufloͤßen ſcheine, weil ehrwuͤrdige Maͤnner ſich die Muͤhe
genommen haͤtten, ſolche zu tadeln; allein, Maͤnnern
von Einſicht, die klare und deutliche Begriffe von Ur-
ſachen und Wirkungen haben, duͤrfe er dieſelbe nicht
empfehlen.” Nach einem ſolchen Machtſpruche duͤrfte
man gegen dieſelbe wol kaum etwas einwenden; wir
koͤnnen aber doch nicht umhin, dem Herrn Regiments-
Chirurgo zu eroͤffnen, daß wir das Urtheil des Herrn
Leibmedici Muͤllers nicht unterſchreiben, und daß wir
in ſeiner Schrift nichts weniger, als eine deutliche Be-
ſchreibung der Krankheit, eine hinlaͤngliche Beſtimmung
der Kennzeichen derſelben, vernuͤnftige Vorſchlaͤge zur
Heilung, und den Zuſammenhang der gebrauchten Mit-
tel mit der wahren Urſache der Krankheit antreffen.
(Die Fortſetzung folgt.)
Mandat wegen der eindringenden Waſſerfluth.
Ob Wir wol zu der großen Langmuth des Hoͤchſten
das demuͤthigſte Vertrauen haben, Er werde dieſe
gute Stadt bedrohende Waſſergefahr annoch in Gnaden
abwenden, und die dazu angewandten Mittel geſegnen;
So haben Wir, Buͤrgermeiſter und Rath, dennoch jeder-
maͤnniglich Stadt-vaͤterlich anzeigen wollen, daß Wir,
zu eines jeden Warnung, bey etwa wirklich eintreten-
der Waſſersgefahr fuͤr die Stadt, das Signal durch die
Abfeurung zweyer Kanonen und durch Ruͤhrung der
Trommel geben laſſen wollen, damit die in Kellern und
niedrigen Gegenden Wohnenden ſich und ihre Haabſe-
ligkeiten retten moͤgen. Nachdem dieſe Signale gege-
ben worden, hat ein jeder, deſſen buͤrgerliche Pflicht es
erfordert, ſich an ſeine behoͤrige Staͤnde zu begeben, und
daſelbſt ſeiner Schuldigkeit getreulich nachzukommen;
allen uͤbrigen Buͤrgern und Einwohnern aber und ſonſt
jedermann, welche keine buͤrgerliche Pflichten bey der
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