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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 118, Hamburg, 24. Julii 1771.

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Einigen Nachrichten zufolge, sind nur 18000 Türken,
unter Commando des Moussu Ougluh, den 9ten vorigen
Monats über die Donau gekommen. Ein Corps der-
selben hat Giurgiewo 3 Tage lang belagert, worauf der
Major Henkel den 14ten capituliret, und den Türken
das Fort mit 64 Kanonen überlassen hat. Der Graf von
Romanzow stehet nur noch 3 Märsche von Galacz, und
hat 8000 Mann zum Fürsten Repnin detaschiret, um
Giurgiewo wieder zu erobern. Die Perecopischen
Tartarn sollen an den Fürsten Dolgorucky Abgeordnete
geschickt haben, sich zu unterwerfen.


Der außerordentliche Preußische Gesandte bey dieser
Republik, Herr Baron von Thulemeyer, wird gegen den
24sten dieses hier zurück erwartet.

Folgende Nachricht ist dem hiesigen Rußisch-Kayserl.
Gesandten von dem Prinz Gallitzin aus Wien zugesandt
worden: Endlich ist der Herr Obreskow durch seine
und seines Gefolges, das aus 57 Personen bestehet, An-
kunft zu Semlin, welche den 3ten dieses geschehen, völ-
lig aus der Gewalt der Türken befreyet. Er hat mir
diese Nachricht selbst mit der Post mitgetheilet, bey
welcher Gelegenheit er über die besondere Achtung,
womit ihm dort alle zum Hofe gehörige Personen be-
gegnen, sein großes Vergnügen zu erkennen giebt. Man
hat ihm, unter andern, sehr bequeme Wohnungen bey
den Directeurs der Quarantaine zubereitet, und es
wird nichts versäumt, seinen Aufenthalt, und die Frey-
heit, welche er nach so vielen überstandenen Drangsalen
wieder erhalten, so angenehm als möglich zu machen.


Von Copenhagen ist die Nachricht eingegangen, daß
Se. Majestät, der König, den Herrn Conferenzrath
Struensee zum geheimen Cabinetsminister zu ernennen
geruhet haben.


Die Abtragung des Elbdeiches an einigen Orten hat
die gute Wirkung gehabt, daß das Wasser vor dem
Deichthor schon über einen Fuß gefallen ist. Das Was-
ser in der Elbe ist ebenfalls merklich gefallen. Zu Mag-
deburg ist es den 20sten dieses schon unter Nr. 16. ge-
wesen; zu Lentzen, wo auch ein großer Deichbruch ist,
hat es 5 Fuß abgenommen, und zu Lauenburg, Boitzen-
burg, Bergedorf, in den Vierlanden und dem Billwär-
der fällt es zusehends. Wir haben nunmehro Hoffnung,
daß unsere Schleusen ferner halten, und unsere gute
Stadt vor der gedroheten Wassergefahr sicher seyn
werde.



Von gelehrten Sachen.

"Johann Ludolph Focken, Königl. und Churfürstl.
"Hof- und beym Löbl. Cavallerie-Regiment von Spren-
"gel
bestellten Regiments-Chirurgi in Zelle, Versuche,
"Beobachtungen, Erfahrungen und Curart in der
"sogenannten Kribbelsucht
. Mit Genehmhaltung
"Königl. hoher Landesregierung. Zelle, 1771. Gedruckt
"bey Joh. Dieterich Schulze, Königl. Hofbuchdrucker
"und Buchhändler," ist der Titel einer neuen Schrift
von 6 Bogen. Der Herr Verfasser erklärt sich gleich
Anfangs, "daß er nie Willens gewesen sey, die Kribbel-
Krankheit zu heilen; das Andringen der Leidenden aber
und die Pflicht, mit seinem anvertrauten Pfunde zu
wuchern, hätten ihn endlich bestimmet." Er hat sich
also an diese gewagt, bey solchen oft 5 bis 6 Stunden
[Spaltenumbruch] in ihren Paroxismis zugebracht, und da hat er entdeckt,
ja sich auf das vollkommenste überzeugt, daß die un-
mittelbare Ursache dieser Krankheit in dem Blute, und
in dem ungleichen Verhaltnisse der vesten und flüßigen
Theile stecke. Er nennt daher dieselbe unvorgreiflich
einen Rheumatismum spasmodicum, und glaubet, sie be-
stehe in der Verdickung des Seri, oder des zum Gerinnen
geneigten Blutwassers. Nach dieser Vorstellung meynt
er berechtigt zu seyn, denen Kranken wenigstens so oft
die Ader öffnen zu dürfen, bis sich die Speckhaut auf
dem Blute zeiget, und den Durst durch den Genuß
der Heringe zu reizen.
Diese seine Heilungsart hat
er für wichtig genug gehalten, öffentlich bekannt gemacht
zu werden, zumal, da der Herr LeibmedicusMüller in
Hannover ihn dazu aufgemuntert, und seinen Aufsatz
quoad descriptionem, subjecta, prognosin, remedia, metho-
dum medendi
und cautelas practicas für vorzüglich gut
ausgearbeitet erkannt hat. So vielen Lobsprüchen
und Aufmunterungen hat der HerrFocken, wie es billig
war, nicht widerstanden, sondern er hat seinen Aufsatz,
der aus der Geschichtserzählung, dem Auszug des Brie-
fes des Herrn Leibmedici Müllers, seiner Curart, einigen
allgemeinen Bemerkungen, und 4 unglücklich geendigten
Fällen bestehet, drucken lassen, und diesem ein durch
ein verlangtes Gutachten der Hochlöbl. Facultät in
Göttingen veranlaßten Nachtrage des Gutachten selbst,
und eine Krankentabelle beygefügt, nach welcher 26 ge-
nesen, und 4 gestorben sind; ja, er ist dadurch sogar so
kühn geworden, zu behaupten: "ein vegetabilisches
Gift überhaupt, und das Mutterkorn insonderheit, sey
nicht die Ursache dieser Krankheit; und sich zu erklären,
daß seine Methode zwar den Verdacht einer Härte ein-
zuflößen scheine, weil ehrwürdige Männer sich die Mühe
genommen hätten, solche zu tadeln; allein, Männern
von Einsicht, die klare und deutliche Begriffe von Ur-
sachen und Wirkungen haben, dürfe er dieselbe nicht
empfehlen." Nach einem solchen Machtspruche dürfte
man gegen dieselbe wol kaum etwas einwenden; wir
können aber doch nicht umhin, dem Herrn Regiments-
Chirurgo zu eröffnen, daß wir das Urtheil des Herrn
Leibmedici Müllers nicht unterschreiben, und daß wir
in seiner Schrift nichts weniger, als eine deutliche Be-
schreibung der Krankheit, eine hinlängliche Bestimmung
der Kennzeichen derselben, vernünftige Vorschläge zur
Heilung, und den Zusammenhang der gebrauchten Mit-
tel mit der wahren Ursache der Krankheit antreffen.
(Die Fortsetzung folgt.)



Mandat wegen der eindringenden Wasserfluth.

Ob Wir wol zu der großen Langmuth des Höchsten
das demüthigste Vertrauen haben, Er werde diese
gute Stadt bedrohende Wassergefahr annoch in Gnaden
abwenden, und die dazu angewandten Mittel gesegnen;
So haben Wir, Bürgermeister und Rath, dennoch jeder-
männiglich Stadt-väterlich anzeigen wollen, daß Wir,
zu eines jeden Warnung, bey etwa wirklich eintreten-
der Wassersgefahr für die Stadt, das Signal durch die
Abfeurung zweyer Kanonen und durch Rührung der
Trommel geben lassen wollen, damit die in Kellern und
niedrigen Gegenden Wohnenden sich und ihre Haabse-
ligkeiten retten mögen. Nachdem diese Signale gege-
ben worden, hat ein jeder, dessen bürgerliche Pflicht es
erfordert, sich an seine behörige Stände zu begeben, und
daselbst seiner Schuldigkeit getreulich nachzukommen;
allen übrigen Bürgern und Einwohnern aber und sonst
jedermann, welche keine bürgerliche Pflichten bey der
[Spaltenumbruch]


Einigen Nachrichten zufolge, ſind nur 18000 Tuͤrken,
unter Commando des Mouſſu Ougluh, den 9ten vorigen
Monats uͤber die Donau gekommen. Ein Corps der-
ſelben hat Giurgiewo 3 Tage lang belagert, worauf der
Major Henkel den 14ten capituliret, und den Tuͤrken
das Fort mit 64 Kanonen uͤberlaſſen hat. Der Graf von
Romanzow ſtehet nur noch 3 Maͤrſche von Galacz, und
hat 8000 Mann zum Fuͤrſten Repnin detaſchiret, um
Giurgiewo wieder zu erobern. Die Perecopiſchen
Tartarn ſollen an den Fuͤrſten Dolgorucky Abgeordnete
geſchickt haben, ſich zu unterwerfen.


Der außerordentliche Preußiſche Geſandte bey dieſer
Republik, Herr Baron von Thulemeyer, wird gegen den
24ſten dieſes hier zuruͤck erwartet.

Folgende Nachricht iſt dem hieſigen Rußiſch-Kayſerl.
Geſandten von dem Prinz Gallitzin aus Wien zugeſandt
worden: Endlich iſt der Herr Obreskow durch ſeine
und ſeines Gefolges, das aus 57 Perſonen beſtehet, An-
kunft zu Semlin, welche den 3ten dieſes geſchehen, voͤl-
lig aus der Gewalt der Tuͤrken befreyet. Er hat mir
dieſe Nachricht ſelbſt mit der Poſt mitgetheilet, bey
welcher Gelegenheit er uͤber die beſondere Achtung,
womit ihm dort alle zum Hofe gehoͤrige Perſonen be-
gegnen, ſein großes Vergnuͤgen zu erkennen giebt. Man
hat ihm, unter andern, ſehr bequeme Wohnungen bey
den Directeurs der Quarantaine zubereitet, und es
wird nichts verſaͤumt, ſeinen Aufenthalt, und die Frey-
heit, welche er nach ſo vielen uͤberſtandenen Drangſalen
wieder erhalten, ſo angenehm als moͤglich zu machen.


Von Copenhagen iſt die Nachricht eingegangen, daß
Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, den Herrn Conferenzrath
Struenſee zum geheimen Cabinetsminiſter zu ernennen
geruhet haben.


Die Abtragung des Elbdeiches an einigen Orten hat
die gute Wirkung gehabt, daß das Waſſer vor dem
Deichthor ſchon uͤber einen Fuß gefallen iſt. Das Waſ-
ſer in der Elbe iſt ebenfalls merklich gefallen. Zu Mag-
deburg iſt es den 20ſten dieſes ſchon unter Nr. 16. ge-
weſen; zu Lentzen, wo auch ein großer Deichbruch iſt,
hat es 5 Fuß abgenommen, und zu Lauenburg, Boitzen-
burg, Bergedorf, in den Vierlanden und dem Billwaͤr-
der faͤllt es zuſehends. Wir haben nunmehro Hoffnung,
daß unſere Schleuſen ferner halten, und unſere gute
Stadt vor der gedroheten Waſſergefahr ſicher ſeyn
werde.



Von gelehrten Sachen.

“Johann Ludolph Focken, Koͤnigl. und Churfuͤrſtl.
“Hof- und beym Loͤbl. Cavallerie-Regiment von Spren-
“gel
beſtellten Regiments-Chirurgi in Zelle, Verſuche,
“Beobachtungen, Erfahrungen und Curart in der
“ſogenannten Kribbelſucht
. Mit Genehmhaltung
“Koͤnigl. hoher Landesregierung. Zelle, 1771. Gedruckt
“bey Joh. Dieterich Schulze, Koͤnigl. Hofbuchdrucker
“und Buchhaͤndler,” iſt der Titel einer neuen Schrift
von 6 Bogen. Der Herr Verfaſſer erklaͤrt ſich gleich
Anfangs, “daß er nie Willens geweſen ſey, die Kribbel-
Krankheit zu heilen; das Andringen der Leidenden aber
und die Pflicht, mit ſeinem anvertrauten Pfunde zu
wuchern, haͤtten ihn endlich beſtimmet.” Er hat ſich
alſo an dieſe gewagt, bey ſolchen oft 5 bis 6 Stunden
[Spaltenumbruch] in ihren Paroxiſmis zugebracht, und da hat er entdeckt,
ja ſich auf das vollkommenſte uͤberzeugt, daß die un-
mittelbare Urſache dieſer Krankheit in dem Blute, und
in dem ungleichen Verhaltniſſe der veſten und fluͤßigen
Theile ſtecke. Er nennt daher dieſelbe unvorgreiflich
einen Rheumatiſmum ſpasmodicum, und glaubet, ſie be-
ſtehe in der Verdickung des Seri, oder des zum Gerinnen
geneigten Blutwaſſers. Nach dieſer Vorſtellung meynt
er berechtigt zu ſeyn, denen Kranken wenigſtens ſo oft
die Ader oͤffnen zu duͤrfen, bis ſich die Speckhaut auf
dem Blute zeiget, und den Durſt durch den Genuß
der Heringe zu reizen.
Dieſe ſeine Heilungsart hat
er fuͤr wichtig genug gehalten, oͤffentlich bekannt gemacht
zu werden, zumal, da der Herr LeibmedicusMuͤller in
Hannover ihn dazu aufgemuntert, und ſeinen Aufſatz
quoad deſcriptionem, ſubjecta, prognoſin, remedia, metho-
dum medendi
und cautelas practicas fuͤr vorzuͤglich gut
ausgearbeitet erkannt hat. So vielen Lobſpruͤchen
und Aufmunterungen hat der HerrFocken, wie es billig
war, nicht widerſtanden, ſondern er hat ſeinen Aufſatz,
der aus der Geſchichtserzaͤhlung, dem Auszug des Brie-
fes des Herrn Leibmedici Muͤllers, ſeiner Curart, einigen
allgemeinen Bemerkungen, und 4 ungluͤcklich geendigten
Faͤllen beſtehet, drucken laſſen, und dieſem ein durch
ein verlangtes Gutachten der Hochloͤbl. Facultaͤt in
Goͤttingen veranlaßten Nachtrage des Gutachten ſelbſt,
und eine Krankentabelle beygefuͤgt, nach welcher 26 ge-
neſen, und 4 geſtorben ſind; ja, er iſt dadurch ſogar ſo
kuͤhn geworden, zu behaupten: “ein vegetabiliſches
Gift uͤberhaupt, und das Mutterkorn inſonderheit, ſey
nicht die Urſache dieſer Krankheit; und ſich zu erklaͤren,
daß ſeine Methode zwar den Verdacht einer Haͤrte ein-
zufloͤßen ſcheine, weil ehrwuͤrdige Maͤnner ſich die Muͤhe
genommen haͤtten, ſolche zu tadeln; allein, Maͤnnern
von Einſicht, die klare und deutliche Begriffe von Ur-
ſachen und Wirkungen haben, duͤrfe er dieſelbe nicht
empfehlen.” Nach einem ſolchen Machtſpruche duͤrfte
man gegen dieſelbe wol kaum etwas einwenden; wir
koͤnnen aber doch nicht umhin, dem Herrn Regiments-
Chirurgo zu eroͤffnen, daß wir das Urtheil des Herrn
Leibmedici Muͤllers nicht unterſchreiben, und daß wir
in ſeiner Schrift nichts weniger, als eine deutliche Be-
ſchreibung der Krankheit, eine hinlaͤngliche Beſtimmung
der Kennzeichen derſelben, vernuͤnftige Vorſchlaͤge zur
Heilung, und den Zuſammenhang der gebrauchten Mit-
tel mit der wahren Urſache der Krankheit antreffen.
(Die Fortſetzung folgt.)



Mandat wegen der eindringenden Waſſerfluth.

Ob Wir wol zu der großen Langmuth des Hoͤchſten
das demuͤthigſte Vertrauen haben, Er werde dieſe
gute Stadt bedrohende Waſſergefahr annoch in Gnaden
abwenden, und die dazu angewandten Mittel geſegnen;
So haben Wir, Buͤrgermeiſter und Rath, dennoch jeder-
maͤnniglich Stadt-vaͤterlich anzeigen wollen, daß Wir,
zu eines jeden Warnung, bey etwa wirklich eintreten-
der Waſſersgefahr fuͤr die Stadt, das Signal durch die
Abfeurung zweyer Kanonen und durch Ruͤhrung der
Trommel geben laſſen wollen, damit die in Kellern und
niedrigen Gegenden Wohnenden ſich und ihre Haabſe-
ligkeiten retten moͤgen. Nachdem dieſe Signale gege-
ben worden, hat ein jeder, deſſen buͤrgerliche Pflicht es
erfordert, ſich an ſeine behoͤrige Staͤnde zu begeben, und
daſelbſt ſeiner Schuldigkeit getreulich nachzukommen;
allen uͤbrigen Buͤrgern und Einwohnern aber und ſonſt
jedermann, welche keine buͤrgerliche Pflichten bey der
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[[3]/0003] Verfolg von Warſchau, vom 13 Julii. Einigen Nachrichten zufolge, ſind nur 18000 Tuͤrken, unter Commando des Mouſſu Ougluh, den 9ten vorigen Monats uͤber die Donau gekommen. Ein Corps der- ſelben hat Giurgiewo 3 Tage lang belagert, worauf der Major Henkel den 14ten capituliret, und den Tuͤrken das Fort mit 64 Kanonen uͤberlaſſen hat. Der Graf von Romanzow ſtehet nur noch 3 Maͤrſche von Galacz, und hat 8000 Mann zum Fuͤrſten Repnin detaſchiret, um Giurgiewo wieder zu erobern. Die Perecopiſchen Tartarn ſollen an den Fuͤrſten Dolgorucky Abgeordnete geſchickt haben, ſich zu unterwerfen. Haag, den 20 Julii. Der außerordentliche Preußiſche Geſandte bey dieſer Republik, Herr Baron von Thulemeyer, wird gegen den 24ſten dieſes hier zuruͤck erwartet. Folgende Nachricht iſt dem hieſigen Rußiſch-Kayſerl. Geſandten von dem Prinz Gallitzin aus Wien zugeſandt worden: Endlich iſt der Herr Obreskow durch ſeine und ſeines Gefolges, das aus 57 Perſonen beſtehet, An- kunft zu Semlin, welche den 3ten dieſes geſchehen, voͤl- lig aus der Gewalt der Tuͤrken befreyet. Er hat mir dieſe Nachricht ſelbſt mit der Poſt mitgetheilet, bey welcher Gelegenheit er uͤber die beſondere Achtung, womit ihm dort alle zum Hofe gehoͤrige Perſonen be- gegnen, ſein großes Vergnuͤgen zu erkennen giebt. Man hat ihm, unter andern, ſehr bequeme Wohnungen bey den Directeurs der Quarantaine zubereitet, und es wird nichts verſaͤumt, ſeinen Aufenthalt, und die Frey- heit, welche er nach ſo vielen uͤberſtandenen Drangſalen wieder erhalten, ſo angenehm als moͤglich zu machen. Altona, den 23 Julii. Von Copenhagen iſt die Nachricht eingegangen, daß Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, den Herrn Conferenzrath Struenſee zum geheimen Cabinetsminiſter zu ernennen geruhet haben. Hamburg, den 23 Julii. Die Abtragung des Elbdeiches an einigen Orten hat die gute Wirkung gehabt, daß das Waſſer vor dem Deichthor ſchon uͤber einen Fuß gefallen iſt. Das Waſ- ſer in der Elbe iſt ebenfalls merklich gefallen. Zu Mag- deburg iſt es den 20ſten dieſes ſchon unter Nr. 16. ge- weſen; zu Lentzen, wo auch ein großer Deichbruch iſt, hat es 5 Fuß abgenommen, und zu Lauenburg, Boitzen- burg, Bergedorf, in den Vierlanden und dem Billwaͤr- der faͤllt es zuſehends. Wir haben nunmehro Hoffnung, daß unſere Schleuſen ferner halten, und unſere gute Stadt vor der gedroheten Waſſergefahr ſicher ſeyn werde. Von gelehrten Sachen. “Johann Ludolph Focken, Koͤnigl. und Churfuͤrſtl. “Hof- und beym Loͤbl. Cavallerie-Regiment von Spren- “gel beſtellten Regiments-Chirurgi in Zelle, Verſuche, “Beobachtungen, Erfahrungen und Curart in der “ſogenannten Kribbelſucht. Mit Genehmhaltung “Koͤnigl. hoher Landesregierung. Zelle, 1771. Gedruckt “bey Joh. Dieterich Schulze, Koͤnigl. Hofbuchdrucker “und Buchhaͤndler,” iſt der Titel einer neuen Schrift von 6 Bogen. Der Herr Verfaſſer erklaͤrt ſich gleich Anfangs, “daß er nie Willens geweſen ſey, die Kribbel- Krankheit zu heilen; das Andringen der Leidenden aber und die Pflicht, mit ſeinem anvertrauten Pfunde zu wuchern, haͤtten ihn endlich beſtimmet.” Er hat ſich alſo an dieſe gewagt, bey ſolchen oft 5 bis 6 Stunden in ihren Paroxiſmis zugebracht, und da hat er entdeckt, ja ſich auf das vollkommenſte uͤberzeugt, daß die un- mittelbare Urſache dieſer Krankheit in dem Blute, und in dem ungleichen Verhaltniſſe der veſten und fluͤßigen Theile ſtecke. Er nennt daher dieſelbe unvorgreiflich einen Rheumatiſmum ſpasmodicum, und glaubet, ſie be- ſtehe in der Verdickung des Seri, oder des zum Gerinnen geneigten Blutwaſſers. Nach dieſer Vorſtellung meynt er berechtigt zu ſeyn, denen Kranken wenigſtens ſo oft die Ader oͤffnen zu duͤrfen, bis ſich die Speckhaut auf dem Blute zeiget, und den Durſt durch den Genuß der Heringe zu reizen. Dieſe ſeine Heilungsart hat er fuͤr wichtig genug gehalten, oͤffentlich bekannt gemacht zu werden, zumal, da der Herr LeibmedicusMuͤller in Hannover ihn dazu aufgemuntert, und ſeinen Aufſatz quoad deſcriptionem, ſubjecta, prognoſin, remedia, metho- dum medendi und cautelas practicas fuͤr vorzuͤglich gut ausgearbeitet erkannt hat. So vielen Lobſpruͤchen und Aufmunterungen hat der HerrFocken, wie es billig war, nicht widerſtanden, ſondern er hat ſeinen Aufſatz, der aus der Geſchichtserzaͤhlung, dem Auszug des Brie- fes des Herrn Leibmedici Muͤllers, ſeiner Curart, einigen allgemeinen Bemerkungen, und 4 ungluͤcklich geendigten Faͤllen beſtehet, drucken laſſen, und dieſem ein durch ein verlangtes Gutachten der Hochloͤbl. Facultaͤt in Goͤttingen veranlaßten Nachtrage des Gutachten ſelbſt, und eine Krankentabelle beygefuͤgt, nach welcher 26 ge- neſen, und 4 geſtorben ſind; ja, er iſt dadurch ſogar ſo kuͤhn geworden, zu behaupten: “ein vegetabiliſches Gift uͤberhaupt, und das Mutterkorn inſonderheit, ſey nicht die Urſache dieſer Krankheit; und ſich zu erklaͤren, daß ſeine Methode zwar den Verdacht einer Haͤrte ein- zufloͤßen ſcheine, weil ehrwuͤrdige Maͤnner ſich die Muͤhe genommen haͤtten, ſolche zu tadeln; allein, Maͤnnern von Einſicht, die klare und deutliche Begriffe von Ur- ſachen und Wirkungen haben, duͤrfe er dieſelbe nicht empfehlen.” Nach einem ſolchen Machtſpruche duͤrfte man gegen dieſelbe wol kaum etwas einwenden; wir koͤnnen aber doch nicht umhin, dem Herrn Regiments- Chirurgo zu eroͤffnen, daß wir das Urtheil des Herrn Leibmedici Muͤllers nicht unterſchreiben, und daß wir in ſeiner Schrift nichts weniger, als eine deutliche Be- ſchreibung der Krankheit, eine hinlaͤngliche Beſtimmung der Kennzeichen derſelben, vernuͤnftige Vorſchlaͤge zur Heilung, und den Zuſammenhang der gebrauchten Mit- tel mit der wahren Urſache der Krankheit antreffen. (Die Fortſetzung folgt.) Mandat wegen der eindringenden Waſſerfluth. Ob Wir wol zu der großen Langmuth des Hoͤchſten das demuͤthigſte Vertrauen haben, Er werde dieſe gute Stadt bedrohende Waſſergefahr annoch in Gnaden abwenden, und die dazu angewandten Mittel geſegnen; So haben Wir, Buͤrgermeiſter und Rath, dennoch jeder- maͤnniglich Stadt-vaͤterlich anzeigen wollen, daß Wir, zu eines jeden Warnung, bey etwa wirklich eintreten- der Waſſersgefahr fuͤr die Stadt, das Signal durch die Abfeurung zweyer Kanonen und durch Ruͤhrung der Trommel geben laſſen wollen, damit die in Kellern und niedrigen Gegenden Wohnenden ſich und ihre Haabſe- ligkeiten retten moͤgen. Nachdem dieſe Signale gege- ben worden, hat ein jeder, deſſen buͤrgerliche Pflicht es erfordert, ſich an ſeine behoͤrige Staͤnde zu begeben, und daſelbſt ſeiner Schuldigkeit getreulich nachzukommen; allen uͤbrigen Buͤrgern und Einwohnern aber und ſonſt jedermann, welche keine buͤrgerliche Pflichten bey der

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 118, Hamburg, 24. Julii 1771, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1182407_1771/3>, abgerufen am 21.11.2024.