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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 117, Hamburg, 24. Juli 1789.

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Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1789.    (Am Freytage, den 24 Julii.)    
Num. 117.



[Beginn Spaltensatz]

Die Gerüchte, daß Berbir oder Alt-Gradiska durch
Accord übergegangen, und die zum Entsatz angerückte
Türkische Armee geschlagen sey, waren ungegründet.
Dennoch aber ist Berbir nun in unsern Händen, weil
die Türken den Ort plötzlich verlassen, und sich mit
ihrer zum Entsatz angerückten Armee über Hals und
Kopf auf die Flucht begeben haben, wie aus dem fol-
genden Bericht aus der Beylage zu der heutigen Wiener
Zeitung erhellet:

Durch verschiedene Berichte erhielt der Feldmarschall
von Laudon die Nachricht, daß das zum Entsatz der
belagerten Vestung Berbir bestimmte feindliche Corps
aus 5000 Mann bestehe, und sich, in Erwartung des
Bascha von Travenick, mit einer Verstärkung von 4000
Mann, in dem nahe gelegenen dichten Walde gelagert
habe. -- Jndessen wurde den 3ten, 4ten und 5ten die
Belagerung fortgesetzt, und des Abends, den 5ten, ge-
schahen im feindlichen Lager 3 Kanonenschüsse, worauf
man durch Kundschafter erfuhr, daß ein Pacha von
3 Roßschweifen mit einem Corps Arnauten angekom-
men sey. Den 6ten, 7ten und 8ten rückte man der
Vestung immer näher. Am 9ten, als sich der Feldmar-
schall um 10 Uhr des Abends zur Anordnung der in der
Nacht vorzunehmenden Arbeiten in die Trenchee begab,
nahm er wahr, daß nicht nur die im Walde gestande-
nen Feinde das Lager abgebrochen, und sich hinwegge-
zogen hatten, sondern daß auch die Besatzung von Ber-
bir, auf dem ihr noch offenen Wege, sammt Gepäcke,
sich wegzubegeben anfange. Unserer Seits ward sogleich
das Kanonenfeuer auf die entweichenden Feinde gerich-
tet, dieselben warfen sich aber mit solcher Eilfertigkeit
in den Wald, und setzten, sammt der dort gestandenen
Entsatzmannschaft, den Marsch so schnell fort, daß von
unseren sogleich, sowol gegen die Vestung, als in den
Wald geschickten Patroullen, erstere die Vestung schon
[Spaltenumbruch] ganz leer fanden, und die anderen im Walde ebenfalls
vom Feinde keinen Mann mehr antrafen. Wohin
eigentlich die Türken sich gewendet haben, war daher
damals noch ganz unbekannt.

Der Herr Feldmarschall hat über dasjenige, was in
der von dem Feinde verlassenen Vestung an Geschütz,
und sonst noch zurück geblieben seyn mag, den Bericht
nachzutragen, sich vorbehalten, und inzwischen nur be-
merkt, daß die Vestung immer noch eine gute Zeit sich
hätte vertheidigen können; daher der außerordentliche
schnelle Abzug der Besatzung sowol, als des am Walde
gestandenen Entsetzungs-Corps, nur durch die Ueberzeu-
gung gewirket worden zu seyn scheint, daß sie gegen
unsere Mannschaft, in der Position, in der sich solche
befand, nichts unternehmen konnten, und endlich un-
terliegen müßten.




Unser Lager bey Belegisch, oberhalb Semlin, ist mit
10 Bataillons Deutscher Jnfanterie, und die Haupt-
Armee mit 4 Bataillons verstärkt werden.

Der Kayserl. Königl. Hofrath und geheime Cabinets-
secretair, Freyherr von Pichler, ist im 70sten Jahre
seines Alters gestorben.

Der Fürst Poniatowski, zweyter Oberster bey Modena,
ist von den Ständen nach Warschau zurückberufen, und
wird, wie man sagt, als General bey der Pohlnischen
Armee in der Ukraine angestellt werden.

Den 6ten ward ein Officier als Courier mit Depe-
schen an den bey Semlin commandirenden Prinzen von
Ligne abgefertigt. Es ist ihm die größte Eil empfohlen
worden, und die Depeschen sollen nach Constantinopel
bestimmt seyn.

Die Nachricht, daß die Türken die Veteranische
Höhle wieder in Besitz genommen hätten, ist unge
gründet.

Die Pforte soll dem Pacha von Scutari unter folgen-

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1789.    (Am Freytage, den 24 Julii.)    
Num. 117.



[Beginn Spaltensatz]

Die Geruͤchte, daß Berbir oder Alt-Gradiska durch
Accord uͤbergegangen, und die zum Entſatz angeruͤckte
Tuͤrkiſche Armee geſchlagen ſey, waren ungegruͤndet.
Dennoch aber iſt Berbir nun in unſern Haͤnden, weil
die Tuͤrken den Ort ploͤtzlich verlaſſen, und ſich mit
ihrer zum Entſatz angeruͤckten Armee uͤber Hals und
Kopf auf die Flucht begeben haben, wie aus dem fol-
genden Bericht aus der Beylage zu der heutigen Wiener
Zeitung erhellet:

Durch verſchiedene Berichte erhielt der Feldmarſchall
von Laudon die Nachricht, daß das zum Entſatz der
belagerten Veſtung Berbir beſtimmte feindliche Corps
aus 5000 Mann beſtehe, und ſich, in Erwartung des
Baſcha von Travenick, mit einer Verſtaͤrkung von 4000
Mann, in dem nahe gelegenen dichten Walde gelagert
habe. — Jndeſſen wurde den 3ten, 4ten und 5ten die
Belagerung fortgeſetzt, und des Abends, den 5ten, ge-
ſchahen im feindlichen Lager 3 Kanonenſchuͤſſe, worauf
man durch Kundſchafter erfuhr, daß ein Pacha von
3 Roßſchweifen mit einem Corps Arnauten angekom-
men ſey. Den 6ten, 7ten und 8ten ruͤckte man der
Veſtung immer naͤher. Am 9ten, als ſich der Feldmar-
ſchall um 10 Uhr des Abends zur Anordnung der in der
Nacht vorzunehmenden Arbeiten in die Trenchee begab,
nahm er wahr, daß nicht nur die im Walde geſtande-
nen Feinde das Lager abgebrochen, und ſich hinwegge-
zogen hatten, ſondern daß auch die Beſatzung von Ber-
bir, auf dem ihr noch offenen Wege, ſammt Gepaͤcke,
ſich wegzubegeben anfange. Unſerer Seits ward ſogleich
das Kanonenfeuer auf die entweichenden Feinde gerich-
tet, dieſelben warfen ſich aber mit ſolcher Eilfertigkeit
in den Wald, und ſetzten, ſammt der dort geſtandenen
Entſatzmannſchaft, den Marſch ſo ſchnell fort, daß von
unſeren ſogleich, ſowol gegen die Veſtung, als in den
Wald geſchickten Patroullen, erſtere die Veſtung ſchon
[Spaltenumbruch] ganz leer fanden, und die anderen im Walde ebenfalls
vom Feinde keinen Mann mehr antrafen. Wohin
eigentlich die Tuͤrken ſich gewendet haben, war daher
damals noch ganz unbekannt.

Der Herr Feldmarſchall hat uͤber dasjenige, was in
der von dem Feinde verlaſſenen Veſtung an Geſchuͤtz,
und ſonſt noch zuruͤck geblieben ſeyn mag, den Bericht
nachzutragen, ſich vorbehalten, und inzwiſchen nur be-
merkt, daß die Veſtung immer noch eine gute Zeit ſich
haͤtte vertheidigen koͤnnen; daher der außerordentliche
ſchnelle Abzug der Beſatzung ſowol, als des am Walde
geſtandenen Entſetzungs-Corps, nur durch die Ueberzeu-
gung gewirket worden zu ſeyn ſcheint, daß ſie gegen
unſere Mannſchaft, in der Poſition, in der ſich ſolche
befand, nichts unternehmen konnten, und endlich un-
terliegen muͤßten.




Unſer Lager bey Belegiſch, oberhalb Semlin, iſt mit
10 Bataillons Deutſcher Jnfanterie, und die Haupt-
Armee mit 4 Bataillons verſtaͤrkt werden.

Der Kayſerl. Koͤnigl. Hofrath und geheime Cabinets-
ſecretair, Freyherr von Pichler, iſt im 70ſten Jahre
ſeines Alters geſtorben.

Der Fuͤrſt Poniatowski, zweyter Oberſter bey Modena,
iſt von den Staͤnden nach Warſchau zuruͤckberufen, und
wird, wie man ſagt, als General bey der Pohlniſchen
Armee in der Ukraine angeſtellt werden.

Den 6ten ward ein Officier als Courier mit Depe-
ſchen an den bey Semlin commandirenden Prinzen von
Ligne abgefertigt. Es iſt ihm die groͤßte Eil empfohlen
worden, und die Depeſchen ſollen nach Conſtantinopel
beſtimmt ſeyn.

Die Nachricht, daß die Tuͤrken die Veteraniſche
Hoͤhle wieder in Beſitz genommen haͤtten, iſt unge
gruͤndet.

Die Pforte ſoll dem Pacha von Scutari unter folgen-

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[[1]/0001] Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit. Staats- und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Freytage, den 24 Julii.) Num. 117. Wien, den 15 Julii. Die Geruͤchte, daß Berbir oder Alt-Gradiska durch Accord uͤbergegangen, und die zum Entſatz angeruͤckte Tuͤrkiſche Armee geſchlagen ſey, waren ungegruͤndet. Dennoch aber iſt Berbir nun in unſern Haͤnden, weil die Tuͤrken den Ort ploͤtzlich verlaſſen, und ſich mit ihrer zum Entſatz angeruͤckten Armee uͤber Hals und Kopf auf die Flucht begeben haben, wie aus dem fol- genden Bericht aus der Beylage zu der heutigen Wiener Zeitung erhellet: Durch verſchiedene Berichte erhielt der Feldmarſchall von Laudon die Nachricht, daß das zum Entſatz der belagerten Veſtung Berbir beſtimmte feindliche Corps aus 5000 Mann beſtehe, und ſich, in Erwartung des Baſcha von Travenick, mit einer Verſtaͤrkung von 4000 Mann, in dem nahe gelegenen dichten Walde gelagert habe. — Jndeſſen wurde den 3ten, 4ten und 5ten die Belagerung fortgeſetzt, und des Abends, den 5ten, ge- ſchahen im feindlichen Lager 3 Kanonenſchuͤſſe, worauf man durch Kundſchafter erfuhr, daß ein Pacha von 3 Roßſchweifen mit einem Corps Arnauten angekom- men ſey. Den 6ten, 7ten und 8ten ruͤckte man der Veſtung immer naͤher. Am 9ten, als ſich der Feldmar- ſchall um 10 Uhr des Abends zur Anordnung der in der Nacht vorzunehmenden Arbeiten in die Trenchee begab, nahm er wahr, daß nicht nur die im Walde geſtande- nen Feinde das Lager abgebrochen, und ſich hinwegge- zogen hatten, ſondern daß auch die Beſatzung von Ber- bir, auf dem ihr noch offenen Wege, ſammt Gepaͤcke, ſich wegzubegeben anfange. Unſerer Seits ward ſogleich das Kanonenfeuer auf die entweichenden Feinde gerich- tet, dieſelben warfen ſich aber mit ſolcher Eilfertigkeit in den Wald, und ſetzten, ſammt der dort geſtandenen Entſatzmannſchaft, den Marſch ſo ſchnell fort, daß von unſeren ſogleich, ſowol gegen die Veſtung, als in den Wald geſchickten Patroullen, erſtere die Veſtung ſchon ganz leer fanden, und die anderen im Walde ebenfalls vom Feinde keinen Mann mehr antrafen. Wohin eigentlich die Tuͤrken ſich gewendet haben, war daher damals noch ganz unbekannt. Der Herr Feldmarſchall hat uͤber dasjenige, was in der von dem Feinde verlaſſenen Veſtung an Geſchuͤtz, und ſonſt noch zuruͤck geblieben ſeyn mag, den Bericht nachzutragen, ſich vorbehalten, und inzwiſchen nur be- merkt, daß die Veſtung immer noch eine gute Zeit ſich haͤtte vertheidigen koͤnnen; daher der außerordentliche ſchnelle Abzug der Beſatzung ſowol, als des am Walde geſtandenen Entſetzungs-Corps, nur durch die Ueberzeu- gung gewirket worden zu ſeyn ſcheint, daß ſie gegen unſere Mannſchaft, in der Poſition, in der ſich ſolche befand, nichts unternehmen konnten, und endlich un- terliegen muͤßten. Unſer Lager bey Belegiſch, oberhalb Semlin, iſt mit 10 Bataillons Deutſcher Jnfanterie, und die Haupt- Armee mit 4 Bataillons verſtaͤrkt werden. Der Kayſerl. Koͤnigl. Hofrath und geheime Cabinets- ſecretair, Freyherr von Pichler, iſt im 70ſten Jahre ſeines Alters geſtorben. Der Fuͤrſt Poniatowski, zweyter Oberſter bey Modena, iſt von den Staͤnden nach Warſchau zuruͤckberufen, und wird, wie man ſagt, als General bey der Pohlniſchen Armee in der Ukraine angeſtellt werden. Den 6ten ward ein Officier als Courier mit Depe- ſchen an den bey Semlin commandirenden Prinzen von Ligne abgefertigt. Es iſt ihm die groͤßte Eil empfohlen worden, und die Depeſchen ſollen nach Conſtantinopel beſtimmt ſeyn. Die Nachricht, daß die Tuͤrken die Veteraniſche Hoͤhle wieder in Beſitz genommen haͤtten, iſt unge gruͤndet. Die Pforte ſoll dem Pacha von Scutari unter folgen-

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 117, Hamburg, 24. Juli 1789, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1172407_1789/1>, abgerufen am 21.11.2024.