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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 115, Hamburg, 19. Julii 1771.

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Wir sind nun schon wieder seit 5 Wochen mit Ueber-
schwemmungen und großen Wassern geplagt, und die
Elbe ist in dieser ganzen Zeit nicht einmal in ihr altes
Herbstlager, geschweige in ihr Sommerufer getreten.
Wenn sie ja einmal eine Elle tief fiel, so wuchs sie doch
den folgenden Tag wieder eben so hoch, und oft noch
eine Elle höher. Die mehresten Häuser an der Elbe
werden solchergestalt künftigen Winter unbrauchbar
bleiben. Vor 12 Tagen stürzte ein Stück Felsen eine
Viertelstunde von hier im sogenannten Spaar ein, riß
ein Haus mit fort, und warf den einen Theil desselben
in die Elbe, und unter dem andern Theile ward eine
Frau erschlagen, und ein Mann tödtlich verwundet, so,
daß er des andern Tages gleichfalls sterben mußte. Das
Haus stämmete sich an unsere Brücke an, und verur-
sachte hier viele Unruhe. Zum Glücke wurde es von
dem Wasser zerbrochen, und ohne Schaden der Brücke
fortgeführt.



Am 10ten dieses ist das Königl Kriegsschiff, Prinz
Friedrich, welches der Commandeur-Capitain Becker
führet, aus der Mittelländischen See wieder auf hie-
siger Rhede angekommen, und wird nun einige Tage
die Quarantaine halten.

Dieser Tagen sind 2 Westindienfahrer, Capitain No-
bolt und Rothwid, mit Zucker aus St. Croix hier ein-
getroffen. Unsere Kunstverständigen haben bis jetzt
noch kein Gold aus dem auf dieser Insel gefundenen
und hieher gesandten Erzte bringen können.



Den 11ten dieses sind Ihro Königl. Hoheit, die Frau
Erbprinzeßinn, von einer jungen wohlgebildeten Prin-
zeßinn glücklich entbunden worden, welche frohe Bege-
benheit sogleich den nächsten Verwandten und andern
hohen Höfen bekannt gemacht ist.



Die Elbe ist von neuem durchgebrochen, und hat nicht
nur die Dörfer Tello, Neuhaus und Gothmann, sondern
auch unsere Stadt unter Wasser gesetzt; es ist so hoch,
daß die Schiffe an einigen Orten in der Stadt fahren
können. Vom Thor bis zu den Anhöhen vor derselben
sind Fahrböte angelegt worden. Das Elend der Dorf-
schaften und unserer armen Einwohner ist nicht zu be-
schreiben. Ihr Vieh kommt für Hunger um, und ihre
fruchtbare Gärten sind gänzlich ruinirt, und davon müssen
sie doch leben.



In der vorigen Nacht ist das Wasser noch 3 Zoll ge-
stiegen. Die Schlaufen können so viel nicht abziehen,
als durch den großen Deichbruch beym Gammer-Ort,
der über 60 Ruthen lang seyn soll, wieder einströmet,
weshalb man auch willens seyn soll, den Elbdeich an
einigen Orten durchzustechen.

Ein Hochweiser Rath hat wegen dieses betrübten
Vorfalls auf den Sonntag über 8 Tage einen Bußtag
angeordnet, an welchem zugleich die Becken zur Unter-
stützung der Nothleidenden ausgesetzt werden sollen.




Von gelehrten Sachen.
Leipzig.

Von den Adversariis medico-practicis ist
bereits die erste Hälfte des 2ten Bandes in der verwi-
chenen Ostermesse bey Weidmanns Erben und Reich
ausgegeben worden. Zu Anfang des ersten Theils
steht eine Abhandlung von der verschiedenen Entwicke-
lung der gichtischen Materie. Der Verfasser zeigt
[Spaltenumbruch] mit eigenen Erfahrungen, daß sie oftmals zwar lange
ruhig bleibe; allein, unter allerley Gestalt bald plötz-
lich, bald aber durch langwierige Gebrechen Gesund-
heit und Leben zerstöhre. -- Hierauf folgt eine Rede,
worinn erwiesen wird, daß bey der Verabsäumung
der Naturkenntniß weder gründliche Einsicht, noch
vortheilhafte Ausführung der Arzeneykunst Platz finde.
Eine Lection, welche sich unsere stolzen Afterärzte wohl
verdeutschen lassen möchten. -- Die dritte Abhandlung
lehret in einigen Beyspielen, daß man gemeiniglich die
Verunstaltung der Frucht ohne Grund der gerührten
Einbildungskraft ihrer Mutter zuschreibe. Sie ist schon
im Jahr 1759 besonders abgedrucket, und eben nicht
von großem Gewichte. -- Der vierte Aufsatz ist von
Herrn Greding. Er hat 120 Historien von melancho-
lischen, tollen und epileptischen Personen in dem Wald-
heimischen Krankenhause gesammlet, und nachher der-
selben Leichen geöffnet. Die Beschreibung ihrer Krank-
heiten hat er hier und in dem zweyten Theile geliefert;
die anatomischen Wahrnehmungen werden künftig fol-
gen. Diesen sehen wir mit Verlangen entgegen. Jene
sind zwar kurz, und zeigen nicht oft den Einfluß der
Hauptkrankheit auf den Tod. Jedoch kommt hie und
da ein Umstand vor, welcher denkenden Aerzten nützlich
seyn kann. Das 5te Stück soll die Folgen der Krank-
heiten mit Ausschlägen erläutern. So wird durch einen
Fall gezeiget, daß die zurückgetriebene Krätze nicht allein
allerley schwere Krankheiten, sondern auch den Tod
bewirken könne. Es wird auch etwas von den Folgen
der Blattern und Masern berühret. In der That aber
ist nichts recht erschöpfet, und vieles zu sehr gesucht
und ausgedehnet. -- Zuletzt wird noch ein tödtlicher
Milchfluß eines säugenden Kindes beschrieben, und mit
sehr entbehrlichen Anmerkungen begleitet.

Der zweyte Theil fängt mit einer langweiligen Er-
zählung einiger Fälle an, welche beweisen sollen, daß
Kinder und Jünglinge, des Wachsthums wegen, oft
gichtische Schmerzen leiden. -- Hiernächst wird in einer
Rede erwiesen, daß die empirischen Aerzte oft mehr
Hypothesen anhängen, als die dogmatischen. -- In
dem dritten Stücke werden gerichtliche Berichte von
verrenkten Halswirbeln, als Ursachen schleuniger Todes-
fälle, ordentlich erzählet und gut beurtheilet. -- Von
Herrn Greding folgen ein paar merkwürdige Beobach-
tungen von der geschwinden und vortheilhaften Wirkung
der Belladonna in langwieriger Gelbsucht. Die Säfte
frischer Gartengewächse scheinen an der Cur großen
Antheil gehabt zu haben. -- Sodann wird der erste
Theil eine Abhandlung von der verwachsenen Rückgräte
geliefert. Die wohlgefaßte Beschreibung der verschie-
denen Arten wird mit guten Kupfern und Anmerkungen
erläutert. -- Den Beschluß machen einige Erinnerun-
gen von dem guten und schädlichen Gebrauch abfüh-
render Mittel nach überstandenen Krankheiten.


Nachricht.

Heute wird bey H. C. Grund das 11te Stück des
Wochenblatts: Nahrung des Vergnügens für den den-
kenden Leser,
ausgegeben. In diesem Stücke fährt der
Mann, welcher neulich eine Quaterne gewonnen hat,
fort, der Welt alle ihm seit der Zeit aufgestoßene Aben-
theuer bekannt zu machen. Alsdann lieset man die
Fortsetzung der Vertheidigung des Herrn Doctor Pauli.




Wir Director und Assessores bey denen Stadtgerich-
ten der Königl. Stadt Schweidnitz fügen nachbenannten
von hier abwesenden, als: 1) Den in An. 1755. von
[Spaltenumbruch]


Wir ſind nun ſchon wieder ſeit 5 Wochen mit Ueber-
ſchwemmungen und großen Waſſern geplagt, und die
Elbe iſt in dieſer ganzen Zeit nicht einmal in ihr altes
Herbſtlager, geſchweige in ihr Sommerufer getreten.
Wenn ſie ja einmal eine Elle tief fiel, ſo wuchs ſie doch
den folgenden Tag wieder eben ſo hoch, und oft noch
eine Elle hoͤher. Die mehreſten Haͤuſer an der Elbe
werden ſolchergeſtalt kuͤnftigen Winter unbrauchbar
bleiben. Vor 12 Tagen ſtuͤrzte ein Stuͤck Felſen eine
Viertelſtunde von hier im ſogenannten Spaar ein, riß
ein Haus mit fort, und warf den einen Theil deſſelben
in die Elbe, und unter dem andern Theile ward eine
Frau erſchlagen, und ein Mann toͤdtlich verwundet, ſo,
daß er des andern Tages gleichfalls ſterben mußte. Das
Haus ſtaͤmmete ſich an unſere Bruͤcke an, und verur-
ſachte hier viele Unruhe. Zum Gluͤcke wurde es von
dem Waſſer zerbrochen, und ohne Schaden der Bruͤcke
fortgefuͤhrt.



Am 10ten dieſes iſt das Koͤnigl Kriegsſchiff, Prinz
Friedrich, welches der Commandeur-Capitain Becker
fuͤhret, aus der Mittellaͤndiſchen See wieder auf hie-
ſiger Rhede angekommen, und wird nun einige Tage
die Quarantaine halten.

Dieſer Tagen ſind 2 Weſtindienfahrer, Capitain No-
bolt und Rothwid, mit Zucker aus St. Croix hier ein-
getroffen. Unſere Kunſtverſtaͤndigen haben bis jetzt
noch kein Gold aus dem auf dieſer Inſel gefundenen
und hieher geſandten Erzte bringen koͤnnen.



Den 11ten dieſes ſind Ihro Koͤnigl. Hoheit, die Frau
Erbprinzeßinn, von einer jungen wohlgebildeten Prin-
zeßinn gluͤcklich entbunden worden, welche frohe Bege-
benheit ſogleich den naͤchſten Verwandten und andern
hohen Hoͤfen bekannt gemacht iſt.



Die Elbe iſt von neuem durchgebrochen, und hat nicht
nur die Doͤrfer Tello, Neuhaus und Gothmann, ſondern
auch unſere Stadt unter Waſſer geſetzt; es iſt ſo hoch,
daß die Schiffe an einigen Orten in der Stadt fahren
koͤnnen. Vom Thor bis zu den Anhoͤhen vor derſelben
ſind Fahrboͤte angelegt worden. Das Elend der Dorf-
ſchaften und unſerer armen Einwohner iſt nicht zu be-
ſchreiben. Ihr Vieh kommt fuͤr Hunger um, und ihre
fruchtbare Gaͤrten ſind gaͤnzlich ruinirt, und davon muͤſſen
ſie doch leben.



In der vorigen Nacht iſt das Waſſer noch 3 Zoll ge-
ſtiegen. Die Schlaufen koͤnnen ſo viel nicht abziehen,
als durch den großen Deichbruch beym Gammer-Ort,
der uͤber 60 Ruthen lang ſeyn ſoll, wieder einſtroͤmet,
weshalb man auch willens ſeyn ſoll, den Elbdeich an
einigen Orten durchzuſtechen.

Ein Hochweiſer Rath hat wegen dieſes betruͤbten
Vorfalls auf den Sonntag uͤber 8 Tage einen Bußtag
angeordnet, an welchem zugleich die Becken zur Unter-
ſtuͤtzung der Nothleidenden ausgeſetzt werden ſollen.




Von gelehrten Sachen.
Leipzig.

Von den Adverſariis medico-practicis iſt
bereits die erſte Haͤlfte des 2ten Bandes in der verwi-
chenen Oſtermeſſe bey Weidmanns Erben und Reich
ausgegeben worden. Zu Anfang des erſten Theils
ſteht eine Abhandlung von der verſchiedenen Entwicke-
lung der gichtiſchen Materie. Der Verfaſſer zeigt
[Spaltenumbruch] mit eigenen Erfahrungen, daß ſie oftmals zwar lange
ruhig bleibe; allein, unter allerley Geſtalt bald ploͤtz-
lich, bald aber durch langwierige Gebrechen Geſund-
heit und Leben zerſtoͤhre. — Hierauf folgt eine Rede,
worinn erwieſen wird, daß bey der Verabſaͤumung
der Naturkenntniß weder gruͤndliche Einſicht, noch
vortheilhafte Ausfuͤhrung der Arzeneykunſt Platz finde.
Eine Lection, welche ſich unſere ſtolzen Afteraͤrzte wohl
verdeutſchen laſſen moͤchten. — Die dritte Abhandlung
lehret in einigen Beyſpielen, daß man gemeiniglich die
Verunſtaltung der Frucht ohne Grund der geruͤhrten
Einbildungskraft ihrer Mutter zuſchreibe. Sie iſt ſchon
im Jahr 1759 beſonders abgedrucket, und eben nicht
von großem Gewichte. — Der vierte Aufſatz iſt von
Herrn Greding. Er hat 120 Hiſtorien von melancho-
liſchen, tollen und epileptiſchen Perſonen in dem Wald-
heimiſchen Krankenhauſe geſammlet, und nachher der-
ſelben Leichen geoͤffnet. Die Beſchreibung ihrer Krank-
heiten hat er hier und in dem zweyten Theile geliefert;
die anatomiſchen Wahrnehmungen werden kuͤnftig fol-
gen. Dieſen ſehen wir mit Verlangen entgegen. Jene
ſind zwar kurz, und zeigen nicht oft den Einfluß der
Hauptkrankheit auf den Tod. Jedoch kommt hie und
da ein Umſtand vor, welcher denkenden Aerzten nuͤtzlich
ſeyn kann. Das 5te Stuͤck ſoll die Folgen der Krank-
heiten mit Ausſchlaͤgen erlaͤutern. So wird durch einen
Fall gezeiget, daß die zuruͤckgetriebene Kraͤtze nicht allein
allerley ſchwere Krankheiten, ſondern auch den Tod
bewirken koͤnne. Es wird auch etwas von den Folgen
der Blattern und Maſern beruͤhret. In der That aber
iſt nichts recht erſchoͤpfet, und vieles zu ſehr geſucht
und ausgedehnet. — Zuletzt wird noch ein toͤdtlicher
Milchfluß eines ſaͤugenden Kindes beſchrieben, und mit
ſehr entbehrlichen Anmerkungen begleitet.

Der zweyte Theil faͤngt mit einer langweiligen Er-
zaͤhlung einiger Faͤlle an, welche beweiſen ſollen, daß
Kinder und Juͤnglinge, des Wachsthums wegen, oft
gichtiſche Schmerzen leiden. — Hiernaͤchſt wird in einer
Rede erwieſen, daß die empiriſchen Aerzte oft mehr
Hypotheſen anhaͤngen, als die dogmatiſchen. — In
dem dritten Stuͤcke werden gerichtliche Berichte von
verrenkten Halswirbeln, als Urſachen ſchleuniger Todes-
faͤlle, ordentlich erzaͤhlet und gut beurtheilet. — Von
Herrn Greding folgen ein paar merkwuͤrdige Beobach-
tungen von der geſchwinden und vortheilhaften Wirkung
der Belladonna in langwieriger Gelbſucht. Die Saͤfte
friſcher Gartengewaͤchſe ſcheinen an der Cur großen
Antheil gehabt zu haben. — Sodann wird der erſte
Theil eine Abhandlung von der verwachſenen Ruͤckgraͤte
geliefert. Die wohlgefaßte Beſchreibung der verſchie-
denen Arten wird mit guten Kupfern und Anmerkungen
erlaͤutert. — Den Beſchluß machen einige Erinnerun-
gen von dem guten und ſchaͤdlichen Gebrauch abfuͤh-
render Mittel nach uͤberſtandenen Krankheiten.


Nachricht.

Heute wird bey H. C. Grund das 11te Stuͤck des
Wochenblatts: Nahrung des Vergnuͤgens fuͤr den den-
kenden Leſer,
ausgegeben. In dieſem Stuͤcke faͤhrt der
Mann, welcher neulich eine Quaterne gewonnen hat,
fort, der Welt alle ihm ſeit der Zeit aufgeſtoßene Aben-
theuer bekannt zu machen. Alsdann lieſet man die
Fortſetzung der Vertheidigung des Herrn Doctor Pauli.




Wir Director und Aſſeſſores bey denen Stadtgerich-
ten der Koͤnigl. Stadt Schweidnitz fuͤgen nachbenannten
von hier abweſenden, als: 1) Den in An. 1755. von
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[[3]/0003] Meißen, den 7 Julii. Wir ſind nun ſchon wieder ſeit 5 Wochen mit Ueber- ſchwemmungen und großen Waſſern geplagt, und die Elbe iſt in dieſer ganzen Zeit nicht einmal in ihr altes Herbſtlager, geſchweige in ihr Sommerufer getreten. Wenn ſie ja einmal eine Elle tief fiel, ſo wuchs ſie doch den folgenden Tag wieder eben ſo hoch, und oft noch eine Elle hoͤher. Die mehreſten Haͤuſer an der Elbe werden ſolchergeſtalt kuͤnftigen Winter unbrauchbar bleiben. Vor 12 Tagen ſtuͤrzte ein Stuͤck Felſen eine Viertelſtunde von hier im ſogenannten Spaar ein, riß ein Haus mit fort, und warf den einen Theil deſſelben in die Elbe, und unter dem andern Theile ward eine Frau erſchlagen, und ein Mann toͤdtlich verwundet, ſo, daß er des andern Tages gleichfalls ſterben mußte. Das Haus ſtaͤmmete ſich an unſere Bruͤcke an, und verur- ſachte hier viele Unruhe. Zum Gluͤcke wurde es von dem Waſſer zerbrochen, und ohne Schaden der Bruͤcke fortgefuͤhrt. Copenhagen, den 13 Julii. Am 10ten dieſes iſt das Koͤnigl Kriegsſchiff, Prinz Friedrich, welches der Commandeur-Capitain Becker fuͤhret, aus der Mittellaͤndiſchen See wieder auf hie- ſiger Rhede angekommen, und wird nun einige Tage die Quarantaine halten. Dieſer Tagen ſind 2 Weſtindienfahrer, Capitain No- bolt und Rothwid, mit Zucker aus St. Croix hier ein- getroffen. Unſere Kunſtverſtaͤndigen haben bis jetzt noch kein Gold aus dem auf dieſer Inſel gefundenen und hieher geſandten Erzte bringen koͤnnen. Hanau, den 13 Julii. Den 11ten dieſes ſind Ihro Koͤnigl. Hoheit, die Frau Erbprinzeßinn, von einer jungen wohlgebildeten Prin- zeßinn gluͤcklich entbunden worden, welche frohe Bege- benheit ſogleich den naͤchſten Verwandten und andern hohen Hoͤfen bekannt gemacht iſt. Boitzenburg, den 16 Julii. Die Elbe iſt von neuem durchgebrochen, und hat nicht nur die Doͤrfer Tello, Neuhaus und Gothmann, ſondern auch unſere Stadt unter Waſſer geſetzt; es iſt ſo hoch, daß die Schiffe an einigen Orten in der Stadt fahren koͤnnen. Vom Thor bis zu den Anhoͤhen vor derſelben ſind Fahrboͤte angelegt worden. Das Elend der Dorf- ſchaften und unſerer armen Einwohner iſt nicht zu be- ſchreiben. Ihr Vieh kommt fuͤr Hunger um, und ihre fruchtbare Gaͤrten ſind gaͤnzlich ruinirt, und davon muͤſſen ſie doch leben. Hamburg, den 18 Julii. In der vorigen Nacht iſt das Waſſer noch 3 Zoll ge- ſtiegen. Die Schlaufen koͤnnen ſo viel nicht abziehen, als durch den großen Deichbruch beym Gammer-Ort, der uͤber 60 Ruthen lang ſeyn ſoll, wieder einſtroͤmet, weshalb man auch willens ſeyn ſoll, den Elbdeich an einigen Orten durchzuſtechen. Ein Hochweiſer Rath hat wegen dieſes betruͤbten Vorfalls auf den Sonntag uͤber 8 Tage einen Bußtag angeordnet, an welchem zugleich die Becken zur Unter- ſtuͤtzung der Nothleidenden ausgeſetzt werden ſollen. Von gelehrten Sachen. Leipzig. Von den Adverſariis medico-practicis iſt bereits die erſte Haͤlfte des 2ten Bandes in der verwi- chenen Oſtermeſſe bey Weidmanns Erben und Reich ausgegeben worden. Zu Anfang des erſten Theils ſteht eine Abhandlung von der verſchiedenen Entwicke- lung der gichtiſchen Materie. Der Verfaſſer zeigt mit eigenen Erfahrungen, daß ſie oftmals zwar lange ruhig bleibe; allein, unter allerley Geſtalt bald ploͤtz- lich, bald aber durch langwierige Gebrechen Geſund- heit und Leben zerſtoͤhre. — Hierauf folgt eine Rede, worinn erwieſen wird, daß bey der Verabſaͤumung der Naturkenntniß weder gruͤndliche Einſicht, noch vortheilhafte Ausfuͤhrung der Arzeneykunſt Platz finde. Eine Lection, welche ſich unſere ſtolzen Afteraͤrzte wohl verdeutſchen laſſen moͤchten. — Die dritte Abhandlung lehret in einigen Beyſpielen, daß man gemeiniglich die Verunſtaltung der Frucht ohne Grund der geruͤhrten Einbildungskraft ihrer Mutter zuſchreibe. Sie iſt ſchon im Jahr 1759 beſonders abgedrucket, und eben nicht von großem Gewichte. — Der vierte Aufſatz iſt von Herrn Greding. Er hat 120 Hiſtorien von melancho- liſchen, tollen und epileptiſchen Perſonen in dem Wald- heimiſchen Krankenhauſe geſammlet, und nachher der- ſelben Leichen geoͤffnet. Die Beſchreibung ihrer Krank- heiten hat er hier und in dem zweyten Theile geliefert; die anatomiſchen Wahrnehmungen werden kuͤnftig fol- gen. Dieſen ſehen wir mit Verlangen entgegen. Jene ſind zwar kurz, und zeigen nicht oft den Einfluß der Hauptkrankheit auf den Tod. Jedoch kommt hie und da ein Umſtand vor, welcher denkenden Aerzten nuͤtzlich ſeyn kann. Das 5te Stuͤck ſoll die Folgen der Krank- heiten mit Ausſchlaͤgen erlaͤutern. So wird durch einen Fall gezeiget, daß die zuruͤckgetriebene Kraͤtze nicht allein allerley ſchwere Krankheiten, ſondern auch den Tod bewirken koͤnne. Es wird auch etwas von den Folgen der Blattern und Maſern beruͤhret. In der That aber iſt nichts recht erſchoͤpfet, und vieles zu ſehr geſucht und ausgedehnet. — Zuletzt wird noch ein toͤdtlicher Milchfluß eines ſaͤugenden Kindes beſchrieben, und mit ſehr entbehrlichen Anmerkungen begleitet. Der zweyte Theil faͤngt mit einer langweiligen Er- zaͤhlung einiger Faͤlle an, welche beweiſen ſollen, daß Kinder und Juͤnglinge, des Wachsthums wegen, oft gichtiſche Schmerzen leiden. — Hiernaͤchſt wird in einer Rede erwieſen, daß die empiriſchen Aerzte oft mehr Hypotheſen anhaͤngen, als die dogmatiſchen. — In dem dritten Stuͤcke werden gerichtliche Berichte von verrenkten Halswirbeln, als Urſachen ſchleuniger Todes- faͤlle, ordentlich erzaͤhlet und gut beurtheilet. — Von Herrn Greding folgen ein paar merkwuͤrdige Beobach- tungen von der geſchwinden und vortheilhaften Wirkung der Belladonna in langwieriger Gelbſucht. Die Saͤfte friſcher Gartengewaͤchſe ſcheinen an der Cur großen Antheil gehabt zu haben. — Sodann wird der erſte Theil eine Abhandlung von der verwachſenen Ruͤckgraͤte geliefert. Die wohlgefaßte Beſchreibung der verſchie- denen Arten wird mit guten Kupfern und Anmerkungen erlaͤutert. — Den Beſchluß machen einige Erinnerun- gen von dem guten und ſchaͤdlichen Gebrauch abfuͤh- render Mittel nach uͤberſtandenen Krankheiten. Nachricht. Heute wird bey H. C. Grund das 11te Stuͤck des Wochenblatts: Nahrung des Vergnuͤgens fuͤr den den- kenden Leſer, ausgegeben. In dieſem Stuͤcke faͤhrt der Mann, welcher neulich eine Quaterne gewonnen hat, fort, der Welt alle ihm ſeit der Zeit aufgeſtoßene Aben- theuer bekannt zu machen. Alsdann lieſet man die Fortſetzung der Vertheidigung des Herrn Doctor Pauli. Wir Director und Aſſeſſores bey denen Stadtgerich- ten der Koͤnigl. Stadt Schweidnitz fuͤgen nachbenannten von hier abweſenden, als: 1) Den in An. 1755. von

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 115, Hamburg, 19. Julii 1771, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1151907_1771/3>, abgerufen am 21.11.2024.