Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 109, Hamburg, 11. Julii 1731.[Spaltenumbruch]
Majest. würckl. geheimen und Hof-Kriegs-Rahts Rom, den 16. Junii. Am Montag ist Donna Maria Altoviti-Corsini Livorno, den 15. Junii. Wegen Absterben der Groß-Prinzeßin Vio- Stuttgard, den 20. Junii. Gestern Abends sind Ihro Hochfürstl. Durchl. [Spaltenumbruch]
Majeſt. wuͤrckl. geheimen und Hof-Kriegs-Rahts Rom, den 16. Junii. Am Montag iſt Donna Maria Altoviti-Corſini Livorno, den 15. Junii. Wegen Abſterben der Groß-Prinzeßin Vio- Stuttgard, den 20. Junii. Geſtern Abends ſind Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> Majeſt. wuͤrckl. geheimen und Hof-Kriegs-Rahts<lb/> Caͤmmerers, General-Feld-Marſchall-Lieute-<lb/> nants, Generals im Marggrafthum Maͤhren und<lb/> Commandantens der Veſtung Spielberg ohnweit<lb/> Bruͤnn, Frau Gemahlin, Frau Maria, ſtarb vor<lb/> einigen Tagen. Der Herzog von Lothringen hat<lb/> den Baron von Jacquemin ernennet, um bey Ih-<lb/> ro Kayſerl. Majeſtaͤt, im Namen Ihro Koͤniglichen<lb/> Hoheit, allhier die Lehn von dem Schleſiſchen<lb/> Fuͤrſtenthum Teſchen zu erhalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Rom, den 16. Junii.</hi> </dateline><lb/> <p>Am Montag iſt Donna Maria Altoviti-Corſini<lb/> und Donna Octavia Strozzi-Corſini mit ihren<lb/> Toͤchtern aus Florenz in hieſiger Stadt angelangt.<lb/> Beym Corſiniſchen Pallaſt, ſo auf dem Plaz Ravon-<lb/> ne gelegen, ſtiegen ſie ab. Am folgenden Tag fuh-<lb/> ren ſie nach dem Ovirinal, den gewoͤhnlichen Fuß-<lb/> Kuß abzulegen; ſie wurden auch mit ſonderbaren<lb/> Kennzeichen einer herzlichen Liebe empfangen, als<lb/> Repoten zur Seiten des Paͤbſtlichen Throns geſezt,<lb/> durchgehends mit Roſen-Kraͤnzen beſchenckt, ſo<lb/> aus Himmel-blauen und in Gold eingefaſſten Stei-<lb/> nen nebſt einer guͤldenen Medaille beſtehen, und<lb/> nebſt etlichen Reliquien regaliret; der Cardinal<lb/> Cinfuegos war auch bedacht, dieſe Princeßinnen<lb/> mit viel auserleſenen Erfriſchungen zu ehren.<lb/> Neulich iſt der General, Graf von Schulenburg,<lb/> von Venedig allhier angekommen, und wird uͤber<lb/> Otranto nach Corfu reiſen. Des folgenden Ta-<lb/> ges iſt der Herr Bondelmonte von Benevento all-<lb/> hier angelanget, und hat ſich ſogleich zur Audienz<lb/> bey dem Pabſt verfuͤget, wobey er einen Bericht<lb/> von dem Fortgang ſeiner daſelbſt obgehabten Com-<lb/> mißion abgeleget hat; da denn der Pabſt uͤber deſ-<lb/> ſen kluge Auffuͤhrung und groſſen Dienſte, welche<lb/> er bey dieſer Gelegenheit dem Paͤpſtl. Stuhl er-<lb/> wieſen, ein ganz beſonderes Vergnuͤgen bezeuget<lb/> hat. Vor kurzen iſt der Praͤtendent, nebſt ſeiner<lb/> Frau Gemahlin und ſeinen 2. Soͤhnen von Albano<lb/> allhier wieder angekom̃en In dem hieſigen Muͤnz-<lb/> Hauſe hat man 30000. Thaler mit dem Stempel<lb/> des regierenden Papſtes gepraͤget. Geſtern hat<lb/> der Pabſt dem Polniſchen Miniſtre und den Abge-<lb/> ordneten von Bologna die Abſchieds-Audienzen er-<lb/> theilet. Wie man vernimmt, ſo ſoll ein gewiſſer<lb/> Moͤnch die Copeyen einiger Briefe zerriſſen haben,<lb/> welche man bey dem Hrn. Sardini gefunden, wor-<lb/> innen angezeiget worden, wie Se. Koͤnigl. Majeſt.<lb/> von Sardinien es angefangen, daß ſie die Privile-<lb/><cb/> gien erhalten koͤnnen, welche Ihro Maj. unter der<lb/> Regierung des leztverſtorbenen Papſtes eingeraͤu-<lb/> met worden. Der Herr Sardini ſoll aus der En-<lb/> gelsburg auf das in der Provinz Urbino gelegene<lb/> Schloß des Heil. Leonis gebracht werden. Der<lb/> Cardinal Coſcia hat dem Pabſt eine Copie von ei-<lb/> nem ihm zugeſendeten Billet zugeſchicket, welches<lb/> alſo lautet: Nicolaus Coſcia! Monſignor Coſcia!<lb/> waͤhlet, welcher unter dieſen beyden Tituln euch<lb/> am beſten gefalle. Seyd nicht karg; die Waare<lb/> iſt wolfeil. Unwuͤrdigſter Herr! Euch ſey Heil<lb/> und Fluch zuvor, und allen den Eurigen. Wañ<lb/> ihr einige Liebe habt zu eurem Leben, woran ich<lb/> nicht zweiffele, ob gleich daſſelbe keinen Schilling<lb/> werth iſt, ſo rathe ich euch, als ein Freund und<lb/> als ein Feind, welches euch eines iſt, daß ihr unver-<lb/> zuͤglich, und ohne daß man euch bey den Ohren<lb/> darzu ziehen muͤſſe, die 300000. Thaler bezahlet,<lb/> worzu ihr wegen eures Trozens, von derjenigen<lb/> Congregation seyd verdammt worden, welche die<lb/> Ehre hat, ſich in eure vortreffliche Sachen zu mi-<lb/> ſchen; anders werdet ihr eine Wallfahrt thun muͤſ-<lb/> ſen zu eurem alten Patron, Benedicto dem Drey-<lb/> zehenden, um mit demſelben die Klag-Lieder an-<lb/> zuſtimmen. Ihr wiſſet nicht, wer ich bin; ſollet<lb/> es auch nicht wiſſen: Denn ich verlange nicht, mit<lb/> Ew. Unwuͤrden Kundſchafft zu machen. Wann ihr<lb/> aber nicht thut, was ich euch ſage, ſo habe ich ei-<lb/> nen Cammeraden von einem ſpizigen Naturell, wel-<lb/> cher mit euch eine genaue Freundſchafft aufrichten,<lb/> und euch vielleicht bis in den Todt lieben doͤrfft, ꝛc.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Livorno, den 15. Junii.</hi> </dateline><lb/> <p>Wegen Abſterben der Groß-Prinzeßin Vio-<lb/> lanta hat man nunmehr die Trauer in Florenz an-<lb/> gezogen. Die Vollzieher ihres Teſtaments ſind<lb/> beſchaͤftiget mit der Verfertigung eines Inventarii<lb/> ihrer Sachen, um nach angelangten Antworten<lb/> vom Chur-Fuͤrſten von Coͤlln und Baͤyern, bey<lb/> Beyſtimmung des Herzogs Ferdinand von Bay-<lb/> ern, als Univerſal-Erbens, die Legaten abzufuͤh-<lb/> ren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Stuttgard, den 20. Junii.</hi> </dateline><lb/> <p>Geſtern Abends ſind Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl.<lb/> der regierende Herr Herzog zu Wuͤrtemberg, nebſt<lb/> Dero bey ſich gehabtem hochanſehnlichen Gefolge,<lb/> zu groͤſter Freude Dero getreuen Unterthanen, von<lb/> Berlin friſch und geſund in Dero Hochfuͤrſtl. Reſi-<lb/> denz Lugwigsburg wiederum angelanget.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Majeſt. wuͤrckl. geheimen und Hof-Kriegs-Rahts
Caͤmmerers, General-Feld-Marſchall-Lieute-
nants, Generals im Marggrafthum Maͤhren und
Commandantens der Veſtung Spielberg ohnweit
Bruͤnn, Frau Gemahlin, Frau Maria, ſtarb vor
einigen Tagen. Der Herzog von Lothringen hat
den Baron von Jacquemin ernennet, um bey Ih-
ro Kayſerl. Majeſtaͤt, im Namen Ihro Koͤniglichen
Hoheit, allhier die Lehn von dem Schleſiſchen
Fuͤrſtenthum Teſchen zu erhalten.
Rom, den 16. Junii.
Am Montag iſt Donna Maria Altoviti-Corſini
und Donna Octavia Strozzi-Corſini mit ihren
Toͤchtern aus Florenz in hieſiger Stadt angelangt.
Beym Corſiniſchen Pallaſt, ſo auf dem Plaz Ravon-
ne gelegen, ſtiegen ſie ab. Am folgenden Tag fuh-
ren ſie nach dem Ovirinal, den gewoͤhnlichen Fuß-
Kuß abzulegen; ſie wurden auch mit ſonderbaren
Kennzeichen einer herzlichen Liebe empfangen, als
Repoten zur Seiten des Paͤbſtlichen Throns geſezt,
durchgehends mit Roſen-Kraͤnzen beſchenckt, ſo
aus Himmel-blauen und in Gold eingefaſſten Stei-
nen nebſt einer guͤldenen Medaille beſtehen, und
nebſt etlichen Reliquien regaliret; der Cardinal
Cinfuegos war auch bedacht, dieſe Princeßinnen
mit viel auserleſenen Erfriſchungen zu ehren.
Neulich iſt der General, Graf von Schulenburg,
von Venedig allhier angekommen, und wird uͤber
Otranto nach Corfu reiſen. Des folgenden Ta-
ges iſt der Herr Bondelmonte von Benevento all-
hier angelanget, und hat ſich ſogleich zur Audienz
bey dem Pabſt verfuͤget, wobey er einen Bericht
von dem Fortgang ſeiner daſelbſt obgehabten Com-
mißion abgeleget hat; da denn der Pabſt uͤber deſ-
ſen kluge Auffuͤhrung und groſſen Dienſte, welche
er bey dieſer Gelegenheit dem Paͤpſtl. Stuhl er-
wieſen, ein ganz beſonderes Vergnuͤgen bezeuget
hat. Vor kurzen iſt der Praͤtendent, nebſt ſeiner
Frau Gemahlin und ſeinen 2. Soͤhnen von Albano
allhier wieder angekom̃en In dem hieſigen Muͤnz-
Hauſe hat man 30000. Thaler mit dem Stempel
des regierenden Papſtes gepraͤget. Geſtern hat
der Pabſt dem Polniſchen Miniſtre und den Abge-
ordneten von Bologna die Abſchieds-Audienzen er-
theilet. Wie man vernimmt, ſo ſoll ein gewiſſer
Moͤnch die Copeyen einiger Briefe zerriſſen haben,
welche man bey dem Hrn. Sardini gefunden, wor-
innen angezeiget worden, wie Se. Koͤnigl. Majeſt.
von Sardinien es angefangen, daß ſie die Privile-
gien erhalten koͤnnen, welche Ihro Maj. unter der
Regierung des leztverſtorbenen Papſtes eingeraͤu-
met worden. Der Herr Sardini ſoll aus der En-
gelsburg auf das in der Provinz Urbino gelegene
Schloß des Heil. Leonis gebracht werden. Der
Cardinal Coſcia hat dem Pabſt eine Copie von ei-
nem ihm zugeſendeten Billet zugeſchicket, welches
alſo lautet: Nicolaus Coſcia! Monſignor Coſcia!
waͤhlet, welcher unter dieſen beyden Tituln euch
am beſten gefalle. Seyd nicht karg; die Waare
iſt wolfeil. Unwuͤrdigſter Herr! Euch ſey Heil
und Fluch zuvor, und allen den Eurigen. Wañ
ihr einige Liebe habt zu eurem Leben, woran ich
nicht zweiffele, ob gleich daſſelbe keinen Schilling
werth iſt, ſo rathe ich euch, als ein Freund und
als ein Feind, welches euch eines iſt, daß ihr unver-
zuͤglich, und ohne daß man euch bey den Ohren
darzu ziehen muͤſſe, die 300000. Thaler bezahlet,
worzu ihr wegen eures Trozens, von derjenigen
Congregation seyd verdammt worden, welche die
Ehre hat, ſich in eure vortreffliche Sachen zu mi-
ſchen; anders werdet ihr eine Wallfahrt thun muͤſ-
ſen zu eurem alten Patron, Benedicto dem Drey-
zehenden, um mit demſelben die Klag-Lieder an-
zuſtimmen. Ihr wiſſet nicht, wer ich bin; ſollet
es auch nicht wiſſen: Denn ich verlange nicht, mit
Ew. Unwuͤrden Kundſchafft zu machen. Wann ihr
aber nicht thut, was ich euch ſage, ſo habe ich ei-
nen Cammeraden von einem ſpizigen Naturell, wel-
cher mit euch eine genaue Freundſchafft aufrichten,
und euch vielleicht bis in den Todt lieben doͤrfft, ꝛc.
Livorno, den 15. Junii.
Wegen Abſterben der Groß-Prinzeßin Vio-
lanta hat man nunmehr die Trauer in Florenz an-
gezogen. Die Vollzieher ihres Teſtaments ſind
beſchaͤftiget mit der Verfertigung eines Inventarii
ihrer Sachen, um nach angelangten Antworten
vom Chur-Fuͤrſten von Coͤlln und Baͤyern, bey
Beyſtimmung des Herzogs Ferdinand von Bay-
ern, als Univerſal-Erbens, die Legaten abzufuͤh-
ren.
Stuttgard, den 20. Junii.
Geſtern Abends ſind Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl.
der regierende Herr Herzog zu Wuͤrtemberg, nebſt
Dero bey ſich gehabtem hochanſehnlichen Gefolge,
zu groͤſter Freude Dero getreuen Unterthanen, von
Berlin friſch und geſund in Dero Hochfuͤrſtl. Reſi-
denz Lugwigsburg wiederum angelanget.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-07-07T10:12:03Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |