Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 4. Julii 1731.groß, als sie noch niemahls gewesen, und täglich Maltha, den 6. Junii. Alle würcklich alhier anwesende Ritter des Jo- Livorno, den 9. Junii. Aus Sevilien vernimmt man, daß der Infant Cölln, den 24. Jun. Als Ihro Durchl. Prinz Wilhelm von Hessen Dreßden, den 22. Jun. Vor etlichen Tagen ist ein Knabe vor dem Thore, groß, als ſie noch niemahls geweſen, und taͤglich Maltha, den 6. Junii. Alle wuͤrcklich alhier anweſende Ritter des Jo- Livorno, den 9. Junii. Aus Sevilien vernim̃t man, daß der Infant Coͤlln, den 24. Jun. Als Ihro Durchl. Prinz Wilhelm von Heſſen Dreßden, den 22. Jun. Vor etlichen Tagen iſt ein Knabe vor dem Thore, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/> groß, als ſie noch niemahls geweſen, und taͤglich<lb/> der voͤllige Einbruch des Rheins und Kinz-Fluſſes,<lb/> wie auch der voͤllige Umſturz der Fortifications –<lb/> Wercke, ſamt dem Verluſt der verhandenen Kriegs –<lb/> Geraͤhtſchaften, ohne ſolche mehr ſchuͤzen zu koͤn-<lb/> nen, zu beſorgen waͤre; wobey die Einſendung<lb/> einiger Reparations-Gelder, nach erfordernder<lb/> Nohtdurft, nochmals erinnert wird, damit inzwi-<lb/> ſchen kuͤnftigen Schadhaftigkeiten vorgebeuget,<lb/> und denen armen krancken Soldaten mit beſſerem<lb/> Logis in dem Lazareth und Herbeybringung geſun-<lb/> dern Waſſers geholffen werden koͤnnte. Zwey<lb/> Franzoͤſiſche Briefe aus Utrecht ſo vom 22. April<lb/> und 15. May dieſes Jahrs datiret ſind, und den<lb/> zwiſchen Ihro Kayſerl. Maj. und der Cron Groß –<lb/> Brittannien unterm 16. Mart. dieſes Jahrs in<lb/> Wien geſchloſſenen Tractat betreffen, auch bishero<lb/> unter der Hand herum gegangen, ſind nunmehro<lb/> gedruckt, und werden von dem Buchdrucker im<lb/> Bayriſchen Hofe oͤffentlich verkauffet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Maltha, den 6. Junii.</hi> </dateline><lb/> <p>Alle wuͤrcklich alhier anweſende Ritter des Jo-<lb/> hanniter-Ordens haben beſchloſſen, ſich auf die<lb/> Kriegs-Schiffe zu begeben, und zu denen andern,<lb/> ſo auf den mittellaͤndiſchen Meer creuzen, zu ſtoſ-<lb/> ſen, damit ſie einer von Conſtantinopel ausgelauf-<lb/> enen und unter dem Commando des Capitain –<lb/> Baſſa, Gianum Cuggia, ſtehenden Tuͤrckiſchen<lb/> Eſcadre ein Treffen liefern moͤgen, im Fall dieſer<lb/> leztere nach der Inſul Corſica ſegeln wollte, um<lb/> denen daſigen Rebellen beyzuſpringen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Livorno, den 9. Junii.</hi> </dateline><lb/> <p>Aus Sevilien vernim̃t man, daß der Infant<lb/> Don Carlos, nachdem der zu Wien geſchloſſene<lb/> Tractat ihm kund worden, Verſicherung verlange,<lb/> daß die ihm verſprochene Beſizung derer Staaten<lb/> von Toſcana, Parma und Piacenza ihm dermal-<lb/> einſt an dem Anſpruch des Koͤnigreichs Spanien<lb/> nicht nachtheilich seyn moͤchte, im Fall der Prinz<lb/> von Aſturien, welcher ohne dem ein zarter und<lb/> kraͤncklicher Herr, ohne Erben mit Tode abgehen<lb/> moͤchte. Aus Senna wird gemeldet, daß daſelbſt<lb/> nicht mehr von den deutſchen Trouppen, derer man<lb/> ſich gegen die Corſiſche Rebellen bedienen wollen,<lb/> geredet wuͤrde, immaſſen die Maylaͤndiſche Ge-<lb/> neralitaͤt, nachdem der Kayſerliche Hof ihr die Sa-<lb/> che zur Ueberlegung anheim gegeben, weniger nicht<lb/> als 12. Bataillons, 12. Compagnien Grenadiers,<lb/> ein Regiment Dragoner und 400. Huſaren, wel-<lb/> ches an der Zahl uͤber 12000. Mann ausgemachet,<lb/><cb/><lb/> dahin marſchiren, und noch dazu vorhero einige<lb/> Officiers, um das Land und die Genneſiſche Ma-<lb/> gazyns zu recognoſciren, nach gemeldeter Inſul<lb/> will abgehen laſſen. Weil nun dieſes die meiſten Re-<lb/> venuͤen der Republic leicht erſchoͤpfen wuͤrde, ſo<lb/> hat dieſe ihre Meynung geaͤndert, und wird alſo<lb/> die lezthin gemeldete 5. Schiffe nicht in Beſtand<lb/> nehmen, jedoch einige Tartanen, mit Pulver,<lb/> Bley und Soldaten dahin abſchicken, imgleichen<lb/> 4. bis 5. Galeeren bewafnen um denen Rebellen die<lb/> Zufuhr, ſo ihnen noch immer von unbekanten<lb/> Orten zukom̃t, abzuſchneiden; dahingegen lez-<lb/> tere einen Admiral uͤber die See-Macht, welche<lb/> ſie aufzurichten beſchloſſen, erwaͤhlet haben ſollen,<lb/> weswegen man zu glauben hat, daß ſie nach geen-<lb/> digten Waffen-Stillſtand etwas wichtiges auszu-<lb/> fuͤhren im Sinn haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Coͤlln, den 24. 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Jun.</hi> </dateline><lb/> <p>Vor etlichen Tagen iſt ein Knabe vor dem Thore,<lb/> am ſogenannten See, als er wegen eines Pfer-<lb/> des ſich hinter ein Schober-Breter in Sicherheit<lb/> begeben wollen, und dieſelben eingefallen, ſehr<lb/> beſchaͤdiget worden, und hat einen Arm zerbrochen;<lb/> auch hatte auf dem Neumarckte ein Handlanger<lb/> das Ungluͤck, Wortwechſels halber von einem Flei-<lb/> ſcher-Knecht mit einer Stange vor die Bruſt ge-<lb/> ſtoſſen zu werden, daß ihm das Blut zum Halſe<lb/> heraus geſchossen, daß man ihn faſt todt wegtra-<lb/> gen muͤſſen; den Thaͤter aber hat man alsbald in<lb/> gefaͤngliche Hafft gebracht. Der ſo genannte ſtar-<lb/> cke Mann, iſt um einige 100. Thlr. beſtohlen wor-<lb/> den, und hat man deßwegen eine verdaͤchtige<lb/> Weibes-Perſohn in Verhafft gezogen. An der<lb/> Mittewoch begaben sich Ihro Koͤnigl. Majeſt.<lb/> im Zeughauß-Keller bey Brennung 400. Lampen,<lb/> dero vorhandenen groſſen Vorraht von in- und<lb/> auslaͤndiſchen Weinen, zu beſehen, und haben<lb/> ſich die fremden Kuͤpers uber den groſſen Vorraht<lb/> ſehr verwundert. Geſtern Vormittags hat ein<lb/> Paſtor bey Pirnau einen Braͤutigam, Nahmens<lb/><cb/> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
groß, als ſie noch niemahls geweſen, und taͤglich
der voͤllige Einbruch des Rheins und Kinz-Fluſſes,
wie auch der voͤllige Umſturz der Fortifications –
Wercke, ſamt dem Verluſt der verhandenen Kriegs –
Geraͤhtſchaften, ohne ſolche mehr ſchuͤzen zu koͤn-
nen, zu beſorgen waͤre; wobey die Einſendung
einiger Reparations-Gelder, nach erfordernder
Nohtdurft, nochmals erinnert wird, damit inzwi-
ſchen kuͤnftigen Schadhaftigkeiten vorgebeuget,
und denen armen krancken Soldaten mit beſſerem
Logis in dem Lazareth und Herbeybringung geſun-
dern Waſſers geholffen werden koͤnnte. Zwey
Franzoͤſiſche Briefe aus Utrecht ſo vom 22. April
und 15. May dieſes Jahrs datiret ſind, und den
zwiſchen Ihro Kayſerl. Maj. und der Cron Groß –
Brittannien unterm 16. Mart. dieſes Jahrs in
Wien geſchloſſenen Tractat betreffen, auch bishero
unter der Hand herum gegangen, ſind nunmehro
gedruckt, und werden von dem Buchdrucker im
Bayriſchen Hofe oͤffentlich verkauffet.
Maltha, den 6. Junii.
Alle wuͤrcklich alhier anweſende Ritter des Jo-
hanniter-Ordens haben beſchloſſen, ſich auf die
Kriegs-Schiffe zu begeben, und zu denen andern,
ſo auf den mittellaͤndiſchen Meer creuzen, zu ſtoſ-
ſen, damit ſie einer von Conſtantinopel ausgelauf-
enen und unter dem Commando des Capitain –
Baſſa, Gianum Cuggia, ſtehenden Tuͤrckiſchen
Eſcadre ein Treffen liefern moͤgen, im Fall dieſer
leztere nach der Inſul Corſica ſegeln wollte, um
denen daſigen Rebellen beyzuſpringen.
Livorno, den 9. Junii.
Aus Sevilien vernim̃t man, daß der Infant
Don Carlos, nachdem der zu Wien geſchloſſene
Tractat ihm kund worden, Verſicherung verlange,
daß die ihm verſprochene Beſizung derer Staaten
von Toſcana, Parma und Piacenza ihm dermal-
einſt an dem Anſpruch des Koͤnigreichs Spanien
nicht nachtheilich seyn moͤchte, im Fall der Prinz
von Aſturien, welcher ohne dem ein zarter und
kraͤncklicher Herr, ohne Erben mit Tode abgehen
moͤchte. Aus Senna wird gemeldet, daß daſelbſt
nicht mehr von den deutſchen Trouppen, derer man
ſich gegen die Corſiſche Rebellen bedienen wollen,
geredet wuͤrde, immaſſen die Maylaͤndiſche Ge-
neralitaͤt, nachdem der Kayſerliche Hof ihr die Sa-
che zur Ueberlegung anheim gegeben, weniger nicht
als 12. Bataillons, 12. Compagnien Grenadiers,
ein Regiment Dragoner und 400. Huſaren, wel-
ches an der Zahl uͤber 12000. Mann ausgemachet,
dahin marſchiren, und noch dazu vorhero einige
Officiers, um das Land und die Genneſiſche Ma-
gazyns zu recognoſciren, nach gemeldeter Inſul
will abgehen laſſen. Weil nun dieſes die meiſten Re-
venuͤen der Republic leicht erſchoͤpfen wuͤrde, ſo
hat dieſe ihre Meynung geaͤndert, und wird alſo
die lezthin gemeldete 5. Schiffe nicht in Beſtand
nehmen, jedoch einige Tartanen, mit Pulver,
Bley und Soldaten dahin abſchicken, imgleichen
4. bis 5. Galeeren bewafnen um denen Rebellen die
Zufuhr, ſo ihnen noch immer von unbekanten
Orten zukom̃t, abzuſchneiden; dahingegen lez-
tere einen Admiral uͤber die See-Macht, welche
ſie aufzurichten beſchloſſen, erwaͤhlet haben ſollen,
weswegen man zu glauben hat, daß ſie nach geen-
digten Waffen-Stillſtand etwas wichtiges auszu-
fuͤhren im Sinn haben.
Coͤlln, den 24. Jun.
Als Ihro Durchl. Prinz Wilhelm von Heſſen
juͤngſthin zu Broel angekommen, haben Se. Chur-
fuͤrſtl. Durchl. von Coͤlln mit Ihro Durchl. am
Donnerſtage ſich nach Bonn erhoben, woſelbſt bey
deren Ankunft verſchiedene Salven aus denen
Stuͤcken gegeben worden. Die Erz-Stifftlichen
Herren Land-Staͤnde ſind daſelbſt annoch verſam̃-
let, ohne zu wiſſen, wann dieſelben mit ihren Deli-
berationen eine Ende machen werden.
Dreßden, den 22. Jun.
Vor etlichen Tagen iſt ein Knabe vor dem Thore,
am ſogenannten See, als er wegen eines Pfer-
des ſich hinter ein Schober-Breter in Sicherheit
begeben wollen, und dieſelben eingefallen, ſehr
beſchaͤdiget worden, und hat einen Arm zerbrochen;
auch hatte auf dem Neumarckte ein Handlanger
das Ungluͤck, Wortwechſels halber von einem Flei-
ſcher-Knecht mit einer Stange vor die Bruſt ge-
ſtoſſen zu werden, daß ihm das Blut zum Halſe
heraus geſchossen, daß man ihn faſt todt wegtra-
gen muͤſſen; den Thaͤter aber hat man alsbald in
gefaͤngliche Hafft gebracht. Der ſo genannte ſtar-
cke Mann, iſt um einige 100. Thlr. beſtohlen wor-
den, und hat man deßwegen eine verdaͤchtige
Weibes-Perſohn in Verhafft gezogen. An der
Mittewoch begaben sich Ihro Koͤnigl. Majeſt.
im Zeughauß-Keller bey Brennung 400. Lampen,
dero vorhandenen groſſen Vorraht von in- und
auslaͤndiſchen Weinen, zu beſehen, und haben
ſich die fremden Kuͤpers uber den groſſen Vorraht
ſehr verwundert. Geſtern Vormittags hat ein
Paſtor bey Pirnau einen Braͤutigam, Nahmens
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(2014-07-07T10:12:03Z)
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