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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 4. Julii 1731.

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groß, als sie noch niemahls gewesen, und täglich
der völlige Einbruch des Rheins und Kinz-Flusses,
wie auch der völlige Umsturz der Fortifications -
Wercke, samt dem Verlust der verhandenen Kriegs -
Gerähtschaften, ohne solche mehr schüzen zu kön-
nen, zu besorgen wäre; wobey die Einsendung
einiger Reparations-Gelder, nach erfordernder
Nohtdurft, nochmals erinnert wird, damit inzwi-
schen künftigen Schadhaftigkeiten vorgebeuget,
und denen armen krancken Soldaten mit besserem
Logis in dem Lazareth und Herbeybringung gesun-
dern Wassers geholffen werden könnte. Zwey
Französische Briefe aus Utrecht so vom 22. April
und 15. May dieses Jahrs datiret sind, und den
zwischen Ihro Kayserl. Maj. und der Cron Groß -
Brittannien unterm 16. Mart. dieses Jahrs in
Wien geschlossenen Tractat betreffen, auch bishero
unter der Hand herum gegangen, sind nunmehro
gedruckt, und werden von dem Buchdrucker im
Bayrischen Hofe öffentlich verkauffet.


Alle würcklich alhier anwesende Ritter des Jo-
hanniter-Ordens haben beschlossen, sich auf die
Kriegs-Schiffe zu begeben, und zu denen andern,
so auf den mittelländischen Meer creuzen, zu stos-
sen, damit sie einer von Constantinopel ausgelauf-
enen und unter dem Commando des Capitain -
Bassa, Gianum Cuggia, stehenden Türckischen
Escadre ein Treffen liefern mögen, im Fall dieser
leztere nach der Insul Corsica segeln wollte, um
denen dasigen Rebellen beyzuspringen.


Aus Sevilien vernimmt man, daß der Infant
Don Carlos, nachdem der zu Wien geschlossene
Tractat ihm kund worden, Versicherung verlange,
daß die ihm versprochene Besizung derer Staaten
von Toscana, Parma und Piacenza ihm dermal-
einst an dem Anspruch des Königreichs Spanien
nicht nachtheilich seyn möchte, im Fall der Prinz
von Asturien, welcher ohne dem ein zarter und
kräncklicher Herr, ohne Erben mit Tode abgehen
möchte. Aus Senna wird gemeldet, daß daselbst
nicht mehr von den deutschen Trouppen, derer man
sich gegen die Corsische Rebellen bedienen wollen,
geredet würde, immassen die Mayländische Ge-
neralität, nachdem der Kayserliche Hof ihr die Sa-
che zur Ueberlegung anheim gegeben, weniger nicht
als 12. Bataillons, 12. Compagnien Grenadiers,
ein Regiment Dragoner und 400. Husaren, wel-
ches an der Zahl über 12000. Mann ausgemachet,
[Spaltenumbruch]
dahin marschiren, und noch dazu vorhero einige
Officiers, um das Land und die Gennesische Ma-
gazyns zu recognosciren, nach gemeldeter Insul
will abgehen lassen. Weil nun dieses die meisten Re-
venüen der Republic leicht erschöpfen würde, so
hat diese ihre Meynung geändert, und wird also
die lezthin gemeldete 5. Schiffe nicht in Bestand
nehmen, jedoch einige Tartanen, mit Pulver,
Bley und Soldaten dahin abschicken, imgleichen
4. bis 5. Galeeren bewafnen um denen Rebellen die
Zufuhr, so ihnen noch immer von unbekanten
Orten zukommt, abzuschneiden; dahingegen lez-
tere einen Admiral über die See-Macht, welche
sie aufzurichten beschlossen, erwählet haben sollen,
weswegen man zu glauben hat, daß sie nach geen-
digten Waffen-Stillstand etwas wichtiges auszu-
führen im Sinn haben.


Als Ihro Durchl. Prinz Wilhelm von Hessen
jüngsthin zu Broel angekommen, haben Se. Chur-
fürstl. Durchl. von Cölln mit Ihro Durchl. am
Donnerstage sich nach Bonn erhoben, woselbst bey
deren Ankunft verschiedene Salven aus denen
Stücken gegeben worden. Die Erz-Stifftlichen
Herren Land-Stände sind daselbst annoch versamm-
let, ohne zu wissen, wann dieselben mit ihren Deli-
berationen eine Ende machen werden.


Vor etlichen Tagen ist ein Knabe vor dem Thore,
am sogenannten See, als er wegen eines Pfer-
des sich hinter ein Schober-Breter in Sicherheit
begeben wollen, und dieselben eingefallen, sehr
beschädiget worden, und hat einen Arm zerbrochen;
auch hatte auf dem Neumarckte ein Handlanger
das Unglück, Wortwechsels halber von einem Flei-
scher-Knecht mit einer Stange vor die Brust ge-
stossen zu werden, daß ihm das Blut zum Halse
heraus geschossen, daß man ihn fast todt wegtra-
gen müssen; den Thäter aber hat man alsbald in
gefängliche Hafft gebracht. Der so genannte star-
cke Mann, ist um einige 100. Thlr. bestohlen wor-
den, und hat man deßwegen eine verdächtige
Weibes-Persohn in Verhafft gezogen. An der
Mittewoch begaben sich Ihro Königl. Majest.
im Zeughauß-Keller bey Brennung 400. Lampen,
dero vorhandenen grossen Vorraht von in- und
ausländischen Weinen, zu besehen, und haben
sich die fremden Küpers uber den grossen Vorraht
sehr verwundert. Gestern Vormittags hat ein
Pastor bey Pirnau einen Bräutigam, Nahmens
[Spaltenumbruch]

groß, als ſie noch niemahls geweſen, und taͤglich
der voͤllige Einbruch des Rheins und Kinz-Fluſſes,
wie auch der voͤllige Umſturz der Fortifications –
Wercke, ſamt dem Verluſt der verhandenen Kriegs –
Geraͤhtſchaften, ohne ſolche mehr ſchuͤzen zu koͤn-
nen, zu beſorgen waͤre; wobey die Einſendung
einiger Reparations-Gelder, nach erfordernder
Nohtdurft, nochmals erinnert wird, damit inzwi-
ſchen kuͤnftigen Schadhaftigkeiten vorgebeuget,
und denen armen krancken Soldaten mit beſſerem
Logis in dem Lazareth und Herbeybringung geſun-
dern Waſſers geholffen werden koͤnnte. Zwey
Franzoͤſiſche Briefe aus Utrecht ſo vom 22. April
und 15. May dieſes Jahrs datiret ſind, und den
zwiſchen Ihro Kayſerl. Maj. und der Cron Groß –
Brittannien unterm 16. Mart. dieſes Jahrs in
Wien geſchloſſenen Tractat betreffen, auch bishero
unter der Hand herum gegangen, ſind nunmehro
gedruckt, und werden von dem Buchdrucker im
Bayriſchen Hofe oͤffentlich verkauffet.


Alle wuͤrcklich alhier anweſende Ritter des Jo-
hanniter-Ordens haben beſchloſſen, ſich auf die
Kriegs-Schiffe zu begeben, und zu denen andern,
ſo auf den mittellaͤndiſchen Meer creuzen, zu ſtoſ-
ſen, damit ſie einer von Conſtantinopel ausgelauf-
enen und unter dem Commando des Capitain –
Baſſa, Gianum Cuggia, ſtehenden Tuͤrckiſchen
Eſcadre ein Treffen liefern moͤgen, im Fall dieſer
leztere nach der Inſul Corſica ſegeln wollte, um
denen daſigen Rebellen beyzuſpringen.


Aus Sevilien vernim̃t man, daß der Infant
Don Carlos, nachdem der zu Wien geſchloſſene
Tractat ihm kund worden, Verſicherung verlange,
daß die ihm verſprochene Beſizung derer Staaten
von Toſcana, Parma und Piacenza ihm dermal-
einſt an dem Anſpruch des Koͤnigreichs Spanien
nicht nachtheilich seyn moͤchte, im Fall der Prinz
von Aſturien, welcher ohne dem ein zarter und
kraͤncklicher Herr, ohne Erben mit Tode abgehen
moͤchte. Aus Senna wird gemeldet, daß daſelbſt
nicht mehr von den deutſchen Trouppen, derer man
ſich gegen die Corſiſche Rebellen bedienen wollen,
geredet wuͤrde, immaſſen die Maylaͤndiſche Ge-
neralitaͤt, nachdem der Kayſerliche Hof ihr die Sa-
che zur Ueberlegung anheim gegeben, weniger nicht
als 12. Bataillons, 12. Compagnien Grenadiers,
ein Regiment Dragoner und 400. Huſaren, wel-
ches an der Zahl uͤber 12000. Mann ausgemachet,
[Spaltenumbruch]
dahin marſchiren, und noch dazu vorhero einige
Officiers, um das Land und die Genneſiſche Ma-
gazyns zu recognoſciren, nach gemeldeter Inſul
will abgehen laſſen. Weil nun dieſes die meiſten Re-
venuͤen der Republic leicht erſchoͤpfen wuͤrde, ſo
hat dieſe ihre Meynung geaͤndert, und wird alſo
die lezthin gemeldete 5. Schiffe nicht in Beſtand
nehmen, jedoch einige Tartanen, mit Pulver,
Bley und Soldaten dahin abſchicken, imgleichen
4. bis 5. Galeeren bewafnen um denen Rebellen die
Zufuhr, ſo ihnen noch immer von unbekanten
Orten zukom̃t, abzuſchneiden; dahingegen lez-
tere einen Admiral uͤber die See-Macht, welche
ſie aufzurichten beſchloſſen, erwaͤhlet haben ſollen,
weswegen man zu glauben hat, daß ſie nach geen-
digten Waffen-Stillſtand etwas wichtiges auszu-
fuͤhren im Sinn haben.


Als Ihro Durchl. Prinz Wilhelm von Heſſen
juͤngſthin zu Broel angekommen, haben Se. Chur-
fuͤrſtl. Durchl. von Coͤlln mit Ihro Durchl. am
Donnerſtage ſich nach Bonn erhoben, woſelbſt bey
deren Ankunft verſchiedene Salven aus denen
Stuͤcken gegeben worden. Die Erz-Stifftlichen
Herren Land-Staͤnde ſind daſelbſt annoch verſam̃-
let, ohne zu wiſſen, wann dieſelben mit ihren Deli-
berationen eine Ende machen werden.


Vor etlichen Tagen iſt ein Knabe vor dem Thore,
am ſogenannten See, als er wegen eines Pfer-
des ſich hinter ein Schober-Breter in Sicherheit
begeben wollen, und dieſelben eingefallen, ſehr
beſchaͤdiget worden, und hat einen Arm zerbrochen;
auch hatte auf dem Neumarckte ein Handlanger
das Ungluͤck, Wortwechſels halber von einem Flei-
ſcher-Knecht mit einer Stange vor die Bruſt ge-
ſtoſſen zu werden, daß ihm das Blut zum Halſe
heraus geſchossen, daß man ihn faſt todt wegtra-
gen muͤſſen; den Thaͤter aber hat man alsbald in
gefaͤngliche Hafft gebracht. Der ſo genannte ſtar-
cke Mann, iſt um einige 100. Thlr. beſtohlen wor-
den, und hat man deßwegen eine verdaͤchtige
Weibes-Perſohn in Verhafft gezogen. An der
Mittewoch begaben sich Ihro Koͤnigl. Majeſt.
im Zeughauß-Keller bey Brennung 400. Lampen,
dero vorhandenen groſſen Vorraht von in- und
auslaͤndiſchen Weinen, zu beſehen, und haben
ſich die fremden Kuͤpers uber den groſſen Vorraht
ſehr verwundert. Geſtern Vormittags hat ein
Paſtor bey Pirnau einen Braͤutigam, Nahmens
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:12:03Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert




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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1050407_1731
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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 4. Julii 1731, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1050407_1731/3>, abgerufen am 03.12.2024.