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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 2. Julii 1771.

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[Spaltenumbruch] Marseille sur l'arrivee de la Flotte Russe dans la Medi-
terranee
6 Bogen in 8. Dieser Brief verräth einen
Mann, der mehr und tiefere Kenntnisse besitzt, als der
Name gewöhnlich verspricht, wohinter sich der Verfasser
verbirgt. Es ist eine Antwort auf ein Schreiben eines
sogenannten Bürgers von Marseille, (das uns nicht
bekannt geworden ist,) worinn der Briefsteller hat er-
weisen wollen, daß die Erscheinung der Rußischen Flotte
im mittellandischen Meere gegen das Völkerrecht, und
gegen das Interesse nicht allein von Frankreich, sondern
auch von Holland sey. Diese Vorstellung sucht der Ver-
fasser dieses vor uns habenden Schreibens zu schwächen,
und zwar mit der Wärme und dem Eifer, welche jeden
Bürger eines Staates so rühmlich sind. Denn daß er
so glücklich sey, unter dem glorreichen Scepter Catha-
rina der Zwoten zu leben, und daß er dieses Glück
mit Dankbarkeit schätze, das leuchtet aus sehr vielen
Stellen des Schreibens um desto mehr hervor, je mehr
er solches hat verbergen wollen. Da wir diese Bogen
als eine Staatsschrift ansehen, so bescheiden wir uns,
kein Urtheil über ihre Gründe und deren Ausführung zu
fällen; aber über den erhabenen Ruhm seiner Monar-
chinn, und über die Thaten eines Orlows und Spiri-
tows dürfen wir sagen, daß wir völlig mit dem Ver-
fasser gleich denken, wenn er schreibt: "Ich sage Ihnen
bloß, was Ihnen ganz Europa sagt; und über diesen
Punkt sagen Ihnen der Bürger zu Ismail und der
Janitschar zu Constantinopel mit lauter Stimme, was
man sich im Divan ins Ohr sagt." Der Marseillaner
scheint die bey ihnen seit einiger Zeit vorgefallene Fal-
lißemente der Ursache zuzuschreiben, daß ihr Handel
nach der Levante durch die Rußische Flotte geführet
worden; und hierauf antwortet unser Herr Verfasser
in einer Stelle, die wir hieher setzen wollen, weil solche
für alle Handelsörter lehrreich, wenn auch der Gedanke
nicht völlig neu ist. Er sagt: "Gestehen Sie, mein
Herr, daß die alte unschuldige Sitte unserer Vorfahren
fast gänzlich verbannt ist. Die meisten Leute, besonders ihre
geadelte Bürger, ihre Pächter, ihre Kaufleute, haschen nach
höhern Titeln, und verschleudern durch das lächerliche
Bestreben, ihre Kinder mit dem alten Adel zu verhey-
rathen, die Arbeit und den Reichthum verschiedener
Generationen. Jedermann bemüht sich mehr zu schei-
nen, als er ist, man schämt sich vor dem Namen Bürger. --

"Diese Thorheit ist es, die sowol bey Ihnen, als
anderwärts, nach und nach die jungen Leute vom Han-
del abzieht, und ihnen vor jeder Arbeit, die sich darauf
bezieht, einen Eckel beybringt. -- Hat uns der Himmel
Glücksgüter beschehrt, und glauben wir, daß wir alle
aus einem Thone gemacht sind, so laßt uns mit unserm
Stande zufrieden seyn; mögen doch diejenigen von
unsern Kindern die Vorzüge des Adels genießen, die
sich dem Ruhme und der Vertheidigung des Vaterlan-
des mit vorzüglichem Eifer widmen. Kurz, haben Sie
den Namen Bürger eben so lieb, als wir Holländer und
die Schweizer!" --

"Die häufigen Gesellschaften, die rasende Sucht aufs
Spiel, das ist ihr, und das ist das Verderben ihrer
Söhne und Töchter. Die Lüsternheit, sich an Personen
vom Stande zu drängen, welche nur des vollen Beutels
wegen dieser Eitelkeit schmeicheln, verrückt ihnen den
Kopf, läßt ihnen ihr Korn verzehren, ehe es reif wird,
und bringt sie, sammt ihren blinden Eltern, gerades-
weges nach dem Spitale. Von jeder Mode sind sie
Sclaven, und wahre Affen der Personen vom ersten
[Spaltenumbruch] Range; sie künsteln ein vornehmes Ansehen nach und
einen übertriebenen Luxus zeigen sie bey jeder Gelegen-
heit." --



Magdeburg.

Man kann nicht umhin zur Ehre der
deutschen Litteratur, und derjenigen insbesondere, welche
an der Magdeburgischen Uebersetzung des Tacitus An-
theil haben, Folgendes zu melden:

"Bey der neulichen Anwesenheit des Königs in dem
Lager bey dieser Stadt, wurde demselben gedachte Ue-
bersetzung von dem Verleger überreichet. Se. Majestät
nahmen sie sehr gnädig auf; beschäfftigten sich den gan-
zen Abend mit Lesung derselben, und erkannten ihr
nachher über der Tafel den Vorzug vor der Franzö-
sischen zu. Am folgenden Tage ließen Sie sich nach den
Uebersetzern erkundigen, und die Namen derselben von
dem Herrn Commerzienrath -- in Ihrer ihm zu die-
sem Ende zugeschickten Schreibtafel aufzeichnen. Ta-
ges darauf schickten Se. Majestät zu dem Herrn Pre-
diger Patzke, welcher den größten Antheil an dieser
schönen Uebersetzung hat, und ließen denselben nicht
nur Ihrer Gnade versichern, sondern sich auch nach des-
selben Eltern und Geburtsorte erkundigen; worauf
der Herr Prediger eine schriftliche Antwort zu geben,
die Ehre hatte.



NOTIFICATION.

Da am bevorstehenden Dienstage, als am 9ten Julii
a. c. Vormittags um 11 Uhr, das bey dem Schaarthor
belegene von Hertel bewohnt werdende Haus, um einen
Theil desselben gleich nach dem Verkauf, der übrige Theil
aber nach Martini dieses Jahres abzubrechen, und einen
reinen Platz zu liefern, öffentlich an den Meistbietenden
verkauft werden soll: Als wird den Liebhabern solches
hiemit kund gethan, um sich zu bemeldter Zeit in ober-
wähntem Hause einzufinden, und auf was Wenigste die
Abbrechung zu bewerkstelligen seyn wird, zu vernehmen.



Da nunmehro die Ziehung der 4ten und letzten Classe
der 10ten Chur-Cöllnischen Lotterie völlig geendiget,
und die Ziehungs-Bogen sämmtlich eingetroffen sind, so
können die resp. Interessenten solche beliebigst bey mir
einsehen. Die Auszahlung derer Gewinne, worunter
einige von beträchtlicher Größe hierher getroffen sind,
nimmt, dem Plan gemäß, in 14 Tagen ihren Anfang.
Zugleich sind zu der künftigen 11ten Lotterie, deren Ein-
richtung eben dieselbe, wie die vollbrachte 10te Lotterie
ist, und welche denen Liebhabern die nämlichen beträcht-
lichen Gewinne darbietet, Loose a 4 Fl. 20 Kr. und der
Plan gratis bey mir zu bekommen.


C. P. Schulz,
Churfürstl. Cöllnischer Agent und General-
Collecteur dieser Lotterie, wohnhaft unten
am alten Steinwege.


Die bey heut vollzogenen 15ten Ziehung des Hochfürstl.
Augsburgischen Lotto zu Dillingen aus dem Glücksrade
mit gewöhnlichen Feyerlichkeiten gehobene Nummern sind:

49.82.31.21.29.
Die 16te Ziehung geschiehet Donnersags den 11ten Julii
nächstkommend, und also von 3 zu 3 Wochen.

Zugleich hat man nöthig erachtet, ein geehrtes Publi-
cum zu benachrichtigen, daß dahiesig Hochfürstl. Augs-

[Spaltenumbruch] Marſeille ſur l’arrivée de la Flotte Ruſſe dans la Medi-
terranée
6 Bogen in 8. Dieſer Brief verraͤth einen
Mann, der mehr und tiefere Kenntniſſe beſitzt, als der
Name gewoͤhnlich verſpricht, wohinter ſich der Verfaſſer
verbirgt. Es iſt eine Antwort auf ein Schreiben eines
ſogenannten Buͤrgers von Marſeille, (das uns nicht
bekannt geworden iſt,) worinn der Briefſteller hat er-
weiſen wollen, daß die Erſcheinung der Rußiſchen Flotte
im mittellandiſchen Meere gegen das Voͤlkerrecht, und
gegen das Intereſſe nicht allein von Frankreich, ſondern
auch von Holland ſey. Dieſe Vorſtellung ſucht der Ver-
faſſer dieſes vor uns habenden Schreibens zu ſchwaͤchen,
und zwar mit der Waͤrme und dem Eifer, welche jeden
Buͤrger eines Staates ſo ruͤhmlich ſind. Denn daß er
ſo gluͤcklich ſey, unter dem glorreichen Scepter Catha-
rina der Zwoten zu leben, und daß er dieſes Gluͤck
mit Dankbarkeit ſchaͤtze, das leuchtet aus ſehr vielen
Stellen des Schreibens um deſto mehr hervor, je mehr
er ſolches hat verbergen wollen. Da wir dieſe Bogen
als eine Staatsſchrift anſehen, ſo beſcheiden wir uns,
kein Urtheil uͤber ihre Gruͤnde und deren Ausfuͤhrung zu
faͤllen; aber uͤber den erhabenen Ruhm ſeiner Monar-
chinn, und uͤber die Thaten eines Orlows und Spiri-
tows duͤrfen wir ſagen, daß wir voͤllig mit dem Ver-
faſſer gleich denken, wenn er ſchreibt: “Ich ſage Ihnen
bloß, was Ihnen ganz Europa ſagt; und uͤber dieſen
Punkt ſagen Ihnen der Buͤrger zu Ismail und der
Janitſchar zu Conſtantinopel mit lauter Stimme, was
man ſich im Divan ins Ohr ſagt.” Der Marſeillaner
ſcheint die bey ihnen ſeit einiger Zeit vorgefallene Fal-
lißemente der Urſache zuzuſchreiben, daß ihr Handel
nach der Levante durch die Rußiſche Flotte gefuͤhret
worden; und hierauf antwortet unſer Herr Verfaſſer
in einer Stelle, die wir hieher ſetzen wollen, weil ſolche
fuͤr alle Handelsoͤrter lehrreich, wenn auch der Gedanke
nicht voͤllig neu iſt. Er ſagt: “Geſtehen Sie, mein
Herr, daß die alte unſchuldige Sitte unſerer Vorfahren
faſt gaͤnzlich verbannt iſt. Die meiſten Leute, beſonders ihre
geadelte Buͤrger, ihre Paͤchter, ihre Kaufleute, haſchen nach
hoͤhern Titeln, und verſchleudern durch das laͤcherliche
Beſtreben, ihre Kinder mit dem alten Adel zu verhey-
rathen, die Arbeit und den Reichthum verſchiedener
Generationen. Jedermann bemuͤht ſich mehr zu ſchei-
nen, als er iſt, man ſchaͤmt ſich vor dem Namen Buͤrger. —

“Dieſe Thorheit iſt es, die ſowol bey Ihnen, als
anderwaͤrts, nach und nach die jungen Leute vom Han-
del abzieht, und ihnen vor jeder Arbeit, die ſich darauf
bezieht, einen Eckel beybringt. — Hat uns der Himmel
Gluͤcksguͤter beſchehrt, und glauben wir, daß wir alle
aus einem Thone gemacht ſind, ſo laßt uns mit unſerm
Stande zufrieden ſeyn; moͤgen doch diejenigen von
unſern Kindern die Vorzuͤge des Adels genießen, die
ſich dem Ruhme und der Vertheidigung des Vaterlan-
des mit vorzuͤglichem Eifer widmen. Kurz, haben Sie
den Namen Buͤrger eben ſo lieb, als wir Hollaͤnder und
die Schweizer!” —

“Die haͤufigen Geſellſchaften, die raſende Sucht aufs
Spiel, das iſt ihr, und das iſt das Verderben ihrer
Soͤhne und Toͤchter. Die Luͤſternheit, ſich an Perſonen
vom Stande zu draͤngen, welche nur des vollen Beutels
wegen dieſer Eitelkeit ſchmeicheln, verruͤckt ihnen den
Kopf, laͤßt ihnen ihr Korn verzehren, ehe es reif wird,
und bringt ſie, ſammt ihren blinden Eltern, gerades-
weges nach dem Spitale. Von jeder Mode ſind ſie
Sclaven, und wahre Affen der Perſonen vom erſten
[Spaltenumbruch] Range; ſie kuͤnſteln ein vornehmes Anſehen nach und
einen uͤbertriebenen Luxus zeigen ſie bey jeder Gelegen-
heit.” —



Magdeburg.

Man kann nicht umhin zur Ehre der
deutſchen Litteratur, und derjenigen insbeſondere, welche
an der Magdeburgiſchen Ueberſetzung des Tacitus An-
theil haben, Folgendes zu melden:

„Bey der neulichen Anweſenheit des Koͤnigs in dem
Lager bey dieſer Stadt, wurde demſelben gedachte Ue-
berſetzung von dem Verleger uͤberreichet. Se. Majeſtaͤt
nahmen ſie ſehr gnaͤdig auf; beſchaͤfftigten ſich den gan-
zen Abend mit Leſung derſelben, und erkannten ihr
nachher uͤber der Tafel den Vorzug vor der Franzoͤ-
ſiſchen zu. Am folgenden Tage ließen Sie ſich nach den
Ueberſetzern erkundigen, und die Namen derſelben von
dem Herrn Commerzienrath — in Ihrer ihm zu die-
ſem Ende zugeſchickten Schreibtafel aufzeichnen. Ta-
ges darauf ſchickten Se. Majeſtaͤt zu dem Herrn Pre-
diger Patzke, welcher den groͤßten Antheil an dieſer
ſchoͤnen Ueberſetzung hat, und ließen denſelben nicht
nur Ihrer Gnade verſichern, ſondern ſich auch nach deſ-
ſelben Eltern und Geburtsorte erkundigen; worauf
der Herr Prediger eine ſchriftliche Antwort zu geben,
die Ehre hatte.



NOTIFICATION.

Da am bevorſtehenden Dienſtage, als am 9ten Julii
a. c. Vormittags um 11 Uhr, das bey dem Schaarthor
belegene von Hertel bewohnt werdende Haus, um einen
Theil deſſelben gleich nach dem Verkauf, der uͤbrige Theil
aber nach Martini dieſes Jahres abzubrechen, und einen
reinen Platz zu liefern, oͤffentlich an den Meiſtbietenden
verkauft werden ſoll: Als wird den Liebhabern ſolches
hiemit kund gethan, um ſich zu bemeldter Zeit in ober-
waͤhntem Hauſe einzufinden, und auf was Wenigſte die
Abbrechung zu bewerkſtelligen ſeyn wird, zu vernehmen.



Da nunmehro die Ziehung der 4ten und letzten Claſſe
der 10ten Chur-Coͤllniſchen Lotterie voͤllig geendiget,
und die Ziehungs-Bogen ſaͤmmtlich eingetroffen ſind, ſo
koͤnnen die reſp. Intereſſenten ſolche beliebigſt bey mir
einſehen. Die Auszahlung derer Gewinne, worunter
einige von betraͤchtlicher Groͤße hierher getroffen ſind,
nimmt, dem Plan gemaͤß, in 14 Tagen ihren Anfang.
Zugleich ſind zu der kuͤnftigen 11ten Lotterie, deren Ein-
richtung eben dieſelbe, wie die vollbrachte 10te Lotterie
iſt, und welche denen Liebhabern die naͤmlichen betraͤcht-
lichen Gewinne darbietet, Looſe à 4 Fl. 20 Kr. und der
Plan gratis bey mir zu bekommen.


C. P. Schulz,
Churfuͤrſtl. Coͤllniſcher Agent und General-
Collecteur dieſer Lotterie, wohnhaft unten
am alten Steinwege.


Die bey heut vollzogenen 15ten Ziehung des Hochfuͤrſtl.
Augsburgiſchen Lotto zu Dillingen aus dem Gluͤcksrade
mit gewoͤhnlichen Feyerlichkeiten gehobene Num̃ern ſind:

49.82.31.21.29.
Die 16te Ziehung geſchiehet Donnerſags den 11ten Julii
naͤchſtkommend, und alſo von 3 zu 3 Wochen.

Zugleich hat man noͤthig erachtet, ein geehrtes Publi-
cum zu benachrichtigen, daß dahieſig Hochfuͤrſtl. Augs-

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[[7]/0007] Marſeille ſur l’arrivée de la Flotte Ruſſe dans la Medi- terranée6 Bogen in 8. Dieſer Brief verraͤth einen Mann, der mehr und tiefere Kenntniſſe beſitzt, als der Name gewoͤhnlich verſpricht, wohinter ſich der Verfaſſer verbirgt. Es iſt eine Antwort auf ein Schreiben eines ſogenannten Buͤrgers von Marſeille, (das uns nicht bekannt geworden iſt,) worinn der Briefſteller hat er- weiſen wollen, daß die Erſcheinung der Rußiſchen Flotte im mittellandiſchen Meere gegen das Voͤlkerrecht, und gegen das Intereſſe nicht allein von Frankreich, ſondern auch von Holland ſey. Dieſe Vorſtellung ſucht der Ver- faſſer dieſes vor uns habenden Schreibens zu ſchwaͤchen, und zwar mit der Waͤrme und dem Eifer, welche jeden Buͤrger eines Staates ſo ruͤhmlich ſind. Denn daß er ſo gluͤcklich ſey, unter dem glorreichen Scepter Catha- rina der Zwoten zu leben, und daß er dieſes Gluͤck mit Dankbarkeit ſchaͤtze, das leuchtet aus ſehr vielen Stellen des Schreibens um deſto mehr hervor, je mehr er ſolches hat verbergen wollen. Da wir dieſe Bogen als eine Staatsſchrift anſehen, ſo beſcheiden wir uns, kein Urtheil uͤber ihre Gruͤnde und deren Ausfuͤhrung zu faͤllen; aber uͤber den erhabenen Ruhm ſeiner Monar- chinn, und uͤber die Thaten eines Orlows und Spiri- tows duͤrfen wir ſagen, daß wir voͤllig mit dem Ver- faſſer gleich denken, wenn er ſchreibt: “Ich ſage Ihnen bloß, was Ihnen ganz Europa ſagt; und uͤber dieſen Punkt ſagen Ihnen der Buͤrger zu Ismail und der Janitſchar zu Conſtantinopel mit lauter Stimme, was man ſich im Divan ins Ohr ſagt.” Der Marſeillaner ſcheint die bey ihnen ſeit einiger Zeit vorgefallene Fal- lißemente der Urſache zuzuſchreiben, daß ihr Handel nach der Levante durch die Rußiſche Flotte gefuͤhret worden; und hierauf antwortet unſer Herr Verfaſſer in einer Stelle, die wir hieher ſetzen wollen, weil ſolche fuͤr alle Handelsoͤrter lehrreich, wenn auch der Gedanke nicht voͤllig neu iſt. Er ſagt: “Geſtehen Sie, mein Herr, daß die alte unſchuldige Sitte unſerer Vorfahren faſt gaͤnzlich verbannt iſt. Die meiſten Leute, beſonders ihre geadelte Buͤrger, ihre Paͤchter, ihre Kaufleute, haſchen nach hoͤhern Titeln, und verſchleudern durch das laͤcherliche Beſtreben, ihre Kinder mit dem alten Adel zu verhey- rathen, die Arbeit und den Reichthum verſchiedener Generationen. Jedermann bemuͤht ſich mehr zu ſchei- nen, als er iſt, man ſchaͤmt ſich vor dem Namen Buͤrger. — “Dieſe Thorheit iſt es, die ſowol bey Ihnen, als anderwaͤrts, nach und nach die jungen Leute vom Han- del abzieht, und ihnen vor jeder Arbeit, die ſich darauf bezieht, einen Eckel beybringt. — Hat uns der Himmel Gluͤcksguͤter beſchehrt, und glauben wir, daß wir alle aus einem Thone gemacht ſind, ſo laßt uns mit unſerm Stande zufrieden ſeyn; moͤgen doch diejenigen von unſern Kindern die Vorzuͤge des Adels genießen, die ſich dem Ruhme und der Vertheidigung des Vaterlan- des mit vorzuͤglichem Eifer widmen. Kurz, haben Sie den Namen Buͤrger eben ſo lieb, als wir Hollaͤnder und die Schweizer!” — “Die haͤufigen Geſellſchaften, die raſende Sucht aufs Spiel, das iſt ihr, und das iſt das Verderben ihrer Soͤhne und Toͤchter. Die Luͤſternheit, ſich an Perſonen vom Stande zu draͤngen, welche nur des vollen Beutels wegen dieſer Eitelkeit ſchmeicheln, verruͤckt ihnen den Kopf, laͤßt ihnen ihr Korn verzehren, ehe es reif wird, und bringt ſie, ſammt ihren blinden Eltern, gerades- weges nach dem Spitale. Von jeder Mode ſind ſie Sclaven, und wahre Affen der Perſonen vom erſten Range; ſie kuͤnſteln ein vornehmes Anſehen nach und einen uͤbertriebenen Luxus zeigen ſie bey jeder Gelegen- heit.” — Magdeburg. Man kann nicht umhin zur Ehre der deutſchen Litteratur, und derjenigen insbeſondere, welche an der Magdeburgiſchen Ueberſetzung des Tacitus An- theil haben, Folgendes zu melden: „Bey der neulichen Anweſenheit des Koͤnigs in dem Lager bey dieſer Stadt, wurde demſelben gedachte Ue- berſetzung von dem Verleger uͤberreichet. Se. Majeſtaͤt nahmen ſie ſehr gnaͤdig auf; beſchaͤfftigten ſich den gan- zen Abend mit Leſung derſelben, und erkannten ihr nachher uͤber der Tafel den Vorzug vor der Franzoͤ- ſiſchen zu. Am folgenden Tage ließen Sie ſich nach den Ueberſetzern erkundigen, und die Namen derſelben von dem Herrn Commerzienrath — in Ihrer ihm zu die- ſem Ende zugeſchickten Schreibtafel aufzeichnen. Ta- ges darauf ſchickten Se. Majeſtaͤt zu dem Herrn Pre- diger Patzke, welcher den groͤßten Antheil an dieſer ſchoͤnen Ueberſetzung hat, und ließen denſelben nicht nur Ihrer Gnade verſichern, ſondern ſich auch nach deſ- ſelben Eltern und Geburtsorte erkundigen; worauf der Herr Prediger eine ſchriftliche Antwort zu geben, die Ehre hatte. NOTIFICATION. Da am bevorſtehenden Dienſtage, als am 9ten Julii a. c. Vormittags um 11 Uhr, das bey dem Schaarthor belegene von Hertel bewohnt werdende Haus, um einen Theil deſſelben gleich nach dem Verkauf, der uͤbrige Theil aber nach Martini dieſes Jahres abzubrechen, und einen reinen Platz zu liefern, oͤffentlich an den Meiſtbietenden verkauft werden ſoll: Als wird den Liebhabern ſolches hiemit kund gethan, um ſich zu bemeldter Zeit in ober- waͤhntem Hauſe einzufinden, und auf was Wenigſte die Abbrechung zu bewerkſtelligen ſeyn wird, zu vernehmen. Hamburg, den 1ſten Julii, 1771. Da nunmehro die Ziehung der 4ten und letzten Claſſe der 10ten Chur-Coͤllniſchen Lotterie voͤllig geendiget, und die Ziehungs-Bogen ſaͤmmtlich eingetroffen ſind, ſo koͤnnen die reſp. Intereſſenten ſolche beliebigſt bey mir einſehen. Die Auszahlung derer Gewinne, worunter einige von betraͤchtlicher Groͤße hierher getroffen ſind, nimmt, dem Plan gemaͤß, in 14 Tagen ihren Anfang. Zugleich ſind zu der kuͤnftigen 11ten Lotterie, deren Ein- richtung eben dieſelbe, wie die vollbrachte 10te Lotterie iſt, und welche denen Liebhabern die naͤmlichen betraͤcht- lichen Gewinne darbietet, Looſe à 4 Fl. 20 Kr. und der Plan gratis bey mir zu bekommen. Hamburg, den 30ſten Junii, 1771. C. P. Schulz, Churfuͤrſtl. Coͤllniſcher Agent und General- Collecteur dieſer Lotterie, wohnhaft unten am alten Steinwege. Die bey heut vollzogenen 15ten Ziehung des Hochfuͤrſtl. Augsburgiſchen Lotto zu Dillingen aus dem Gluͤcksrade mit gewoͤhnlichen Feyerlichkeiten gehobene Num̃ern ſind: 49. 82. 31. 21. 29. Die 16te Ziehung geſchiehet Donnerſags den 11ten Julii naͤchſtkommend, und alſo von 3 zu 3 Wochen. Zugleich hat man noͤthig erachtet, ein geehrtes Publi- cum zu benachrichtigen, daß dahieſig Hochfuͤrſtl. Augs-

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 2. Julii 1771, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1050207_1771/7>, abgerufen am 30.12.2024.