Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 2. Julii 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Commandant des Fahrzeuges St. Maria, in dem Haven
von Lemnos ein, wo unsere Flotte vor Anker lag. Er
wollte nach Tripolis in Syrien, um eine Ladung Ge-
traide da einzunehmen. Er ersuchte mich, ich möchte
ihm erlauben, 3000 Centner Wolle auf der Insel ein-
kaufen zu dürfen. Ich stand es ihm sogleich zu, und,
nachdem er mit seinem Einkauf fertig war, setzte er
seinen Weg fort. Den 5ten September lief die Polacre,
l'Unione, geführet von Capitain Emanuel Aubran, mit
einer Ladung Salz in diesem Haven ein. Nach zween
Tagen konnte sie ihre Reise fortsetzen, nachdem sie für
ihre Verzögerung eine Bezahlung erhalten.

An eben diesem Tage kam auch die Polacre, der
Africaner, von Tripoli in dem Haven an. Sie war
auf Smirna mit Negern und Negrinen geladen. Ca-
pitain Audebert, der sie führte, sagte aus, er wäre
von 2 Fahrzeugen mit Rußischer Flagge geplündert wor-
den; und ob ich gleich wußte, daß dies Seeräuber ge-
wesen waren, so bewogen mich doch seine Umstände
zu solchem Mitleiden, daß ich Befehl gab, die ihm noch
übrig gebliebenen Neger zu nehmen, und ihm die ganze
Fracht zu bezahlen. Sogleich wurden auch 2 Fregatten
beordert, den gedachten Seeräubern nachzuspühren,
welche ich, sobald sie in meiner Gewalt seyn werden,
auf eine exemplarische Weise werde bestrafen lassen,
weil sie die Verwegenheit gehabt haben, Rußische Flagge
wehen zu lassen.

An eben diesem Tage lief auch Capitain Belluomo
in den Haven ein. Er kam von Marseille, und wollte
nach Constantinopel. Wir kauften verschiedene Waa-
ren von ihm für den von ihm geforderten Preis, und
den 8ten setzte er seine Reise nach dem Orte seiner Be-
stimmung fort. Ehe er abreisete, bat er mich, ich
möchte ihm zu größerer Sicherheit einen Türken mit-
geben. Da ich seine Reise auch hierinn gern begünstigen
wollte, so ließ ich einen der vornehmsten Türken in
Freyheit setzen. Dieser aber, ohne den Werth seiner
Freyheit zu schätzen, sagte dem Capitain ins Gesicht,
daß er seine Sclaverey der Freyheit vorzöge, und daß
er sich lieber wolle in Stücken hauen lassen, als am
Bord eines Französischen Schiffes nach Constantinopel
gehen.

Ich habe bey der Flotte noch 3 Französische Fahrzeuge:
1) Die Polacre, die Versehung, welche Capitain Johann
Olivier führet. Sie kam von Alexandrien mit ver-
schiedenen Waaren für Türkische Rechnung. 2) Eine
Pinke, mit Namen, die Seelen des Fegefeuers, für
Türkische Rechnung befrachtet, und von Capitain Mo-
riz Michelon commandirt. 3) Ein Fahrzeug, die Rose
genannt, ebenfalls für Türkische Rechnung befrachtet,
welches von Alexandrien gekommen. Die beyden ersten
habe ich gemiethet, um sie nach Italien, mit dem, was
ich für gut befinden werde, zu schicken. Der Capitain
des dritten, der bange war, er möchte auf Dulcignottische
oder andere Türkische Corsaren stoßen, hat mich gebe-
ten, ich möchte ihm erlauben, daß er Gerste laden, und
bey der Flotte bleiben dürfte, bis etwa ein Kriegsschiff
nach Italien gienge, unter dessen Begleitung er dahin
absegeln könnte.

Was den 2ten Artikel anbetrifft, so haben die Depu-
tirten von Smirna Ihnen von den Gesinnungen des
Herrn Contreadmirals Elphinston eben so falsche Nach-
richt gegeben, der, nach ihrer Aussage, Constantinopel
für bloquirt ansiehet, und gar keine Waaren dahin ge-
hen lassen will. Nicht nur die Worte, sondern auch
[Spaltenumbruch] selbst das Betragen des Contreadmirals zeigen den Un-
grund ihrer Behauptung.

Der Capitain Belluomo, der von Marseille kam, und
nach Constantinopel wollte, wurde visitirt, und von der
Flotte des Contreadmirals frey gelassen. Dies schlägt
die ganze Beschuldigung zu Boden, und es ist zu ver-
muthen, daß derjenige von den Deputirten, welcher
Ihnen diese Nachricht gegeben, vergessen hat hinzuzu-
fügen, daß er damals nicht im Stande gewesen, gut zu
hören, noch weniger, wohl zu verstehen, um Ihnen
einen genauen und richtigen Bericht abstatten zu können.

Ohne mich in die Untersuchung einzulassen, ob die
Stadt Constantinopel bloquirt sey, oder nicht, welches
nichts zur Sache beyträgt, können Ew. Excellenz nun-
mehr sehen, daß der Transport solcher Waaren, als
Capitain Belluomo am Bord gehabt, niemals verhin-
dert worden, noch je verhindert werden wird.

Was aber den Transport von Mund- und Kriegs-
Provisionen auf neutralen Fahrzeugen nach Constanti-
nopel betrifft, so kennen Sie das Völker- und Kriegs-
recht zu gut, als daß sie die freye Durchlassung dersel-
ben verlangen, oder sich dergleichen auch nur vorstellen
könnten. Wer einen solchen Begriff hätte, der könnte
nach eben den Gründen auch etwas dagegen zu sagen
haben, daß wir nach feindlichen Gewässern gesegelt.

Daß 3 Fahrzeuge mit Tuch beladen, an den Küsten
von Morea, von Rußischen Kapern genommen worden,
glaube ich eben so wenig, als Ew. Excellenz. Ich bin
aber völlig gewiß, daß sich weder an den Küsten von
Morea, noch in irgend einem Theile der Welt Rußische
Kaper befinden.

Ich glaube nunmehro, daß ich mich über alle Punkte
deutlich genug erklärt, und zugleich hinlänglich bewie-
sen habe, welches Ew. Excellenz, wie ich hoffe, selbst
eingestehen werden, daß ich dem Commercio der Nation
nicht nur keinen Schaden zugefüget, sondern sogar ein-
zelne Personen derselben alle Achtung erwiesen habe;
man möchte es mir denn übel nehmen wollen, daß ich
bey allen Gelegenheiten ihnen Beystand zu leisten, be-
müht gewesen bin. Sollte ich auch wol deshalb zur
Verantwortung gezogen werden, daß ich, nach empfan-
gener Nachricht von dem kläglichen Zustande der Euro-
päer in Smirna, an welchem Frankreich mehr Antheil,
als andere Nationen gehabt, alle Mittel angewandt
habe, sie von solchem Elende glücklich zu befreyen?
worinn es mir auch sehr gut gelungen, indem ich so viel
als möglich zur Wiedererhaltung ihrer Ruhe beygetra-
gen habe.

Auf Ersuchen der Deputirten habe ich so vielen Ge-
fangenen, als Deputirte da waren, die Freyheit gege-
ben, und ich schmeichle mir, Sie inskünftige immer
mehr zu überzeugen, daß ich nach den Absichten meiner
Monarchinn, nicht nur keinem, er sey wer er wolle,
Beschwerlichkeiten verursachen, sondern auch jederzeit
bereitwillig seyn werde, den neutralen Fahrzeugen aller-
hand nützliche Dienste zu leisten. Uebrigens können
Sie versichert seyn, daß ich mich vor nichts in der Welt
fürchte, es müßte denn blos vor Ungerechtigkeit seyn.


Der König von Portugall hat eigenhändig an den
Pabst geschrieben, und seine Zufriedenheit über das
weise Betragen des Päbstl. Nuntii, Herrn Conti, an
seinem Hofe bezeuget. Auf Königl. Befehl kündigte
der Portugiesische Minister d'Almada, dem Königl. Se-
cretair und Ritter Verney die Erlassung seiner Bedie-

[Spaltenumbruch] Commandant des Fahrzeuges St. Maria, in dem Haven
von Lemnos ein, wo unſere Flotte vor Anker lag. Er
wollte nach Tripolis in Syrien, um eine Ladung Ge-
traide da einzunehmen. Er erſuchte mich, ich moͤchte
ihm erlauben, 3000 Centner Wolle auf der Inſel ein-
kaufen zu duͤrfen. Ich ſtand es ihm ſogleich zu, und,
nachdem er mit ſeinem Einkauf fertig war, ſetzte er
ſeinen Weg fort. Den 5ten September lief die Polacre,
l’Unione, gefuͤhret von Capitain Emanuel Aubran, mit
einer Ladung Salz in dieſem Haven ein. Nach zween
Tagen konnte ſie ihre Reiſe fortſetzen, nachdem ſie fuͤr
ihre Verzoͤgerung eine Bezahlung erhalten.

An eben dieſem Tage kam auch die Polacre, der
Africaner, von Tripoli in dem Haven an. Sie war
auf Smirna mit Negern und Negrinen geladen. Ca-
pitain Audebert, der ſie fuͤhrte, ſagte aus, er waͤre
von 2 Fahrzeugen mit Rußiſcher Flagge gepluͤndert wor-
den; und ob ich gleich wußte, daß dies Seeraͤuber ge-
weſen waren, ſo bewogen mich doch ſeine Umſtaͤnde
zu ſolchem Mitleiden, daß ich Befehl gab, die ihm noch
uͤbrig gebliebenen Neger zu nehmen, und ihm die ganze
Fracht zu bezahlen. Sogleich wurden auch 2 Fregatten
beordert, den gedachten Seeraͤubern nachzuſpuͤhren,
welche ich, ſobald ſie in meiner Gewalt ſeyn werden,
auf eine exemplariſche Weiſe werde beſtrafen laſſen,
weil ſie die Verwegenheit gehabt haben, Rußiſche Flagge
wehen zu laſſen.

An eben dieſem Tage lief auch Capitain Belluomo
in den Haven ein. Er kam von Marſeille, und wollte
nach Conſtantinopel. Wir kauften verſchiedene Waa-
ren von ihm fuͤr den von ihm geforderten Preis, und
den 8ten ſetzte er ſeine Reiſe nach dem Orte ſeiner Be-
ſtimmung fort. Ehe er abreiſete, bat er mich, ich
moͤchte ihm zu groͤßerer Sicherheit einen Tuͤrken mit-
geben. Da ich ſeine Reiſe auch hierinn gern beguͤnſtigen
wollte, ſo ließ ich einen der vornehmſten Tuͤrken in
Freyheit ſetzen. Dieſer aber, ohne den Werth ſeiner
Freyheit zu ſchaͤtzen, ſagte dem Capitain ins Geſicht,
daß er ſeine Sclaverey der Freyheit vorzoͤge, und daß
er ſich lieber wolle in Stuͤcken hauen laſſen, als am
Bord eines Franzoͤſiſchen Schiffes nach Conſtantinopel
gehen.

Ich habe bey der Flotte noch 3 Franzoͤſiſche Fahrzeuge:
1) Die Polacre, die Verſehung, welche Capitain Johann
Olivier fuͤhret. Sie kam von Alexandrien mit ver-
ſchiedenen Waaren fuͤr Tuͤrkiſche Rechnung. 2) Eine
Pinke, mit Namen, die Seelen des Fegefeuers, fuͤr
Tuͤrkische Rechnung befrachtet, und von Capitain Mo-
riz Michelon commandirt. 3) Ein Fahrzeug, die Roſe
genannt, ebenfalls fuͤr Tuͤrkische Rechnung befrachtet,
welches von Alexandrien gekommen. Die beyden erſten
habe ich gemiethet, um ſie nach Italien, mit dem, was
ich fuͤr gut befinden werde, zu ſchicken. Der Capitain
des dritten, der bange war, er moͤchte auf Dulcignottiſche
oder andere Tuͤrkiſche Corſaren ſtoßen, hat mich gebe-
ten, ich moͤchte ihm erlauben, daß er Gerſte laden, und
bey der Flotte bleiben duͤrfte, bis etwa ein Kriegsſchiff
nach Italien gienge, unter deſſen Begleitung er dahin
abſegeln koͤnnte.

Was den 2ten Artikel anbetrifft, ſo haben die Depu-
tirten von Smirna Ihnen von den Geſinnungen des
Herrn Contreadmirals Elphinſton eben ſo falſche Nach-
richt gegeben, der, nach ihrer Ausſage, Conſtantinopel
fuͤr bloquirt anſiehet, und gar keine Waaren dahin ge-
hen laſſen will. Nicht nur die Worte, ſondern auch
[Spaltenumbruch] ſelbſt das Betragen des Contreadmirals zeigen den Un-
grund ihrer Behauptung.

Der Capitain Belluomo, der von Marſeille kam, und
nach Conſtantinopel wollte, wurde viſitirt, und von der
Flotte des Contreadmirals frey gelaſſen. Dies ſchlaͤgt
die ganze Beſchuldigung zu Boden, und es iſt zu ver-
muthen, daß derjenige von den Deputirten, welcher
Ihnen dieſe Nachricht gegeben, vergeſſen hat hinzuzu-
fuͤgen, daß er damals nicht im Stande geweſen, gut zu
hoͤren, noch weniger, wohl zu verſtehen, um Ihnen
einen genauen und richtigen Bericht abſtatten zu koͤnnen.

Ohne mich in die Unterſuchung einzulaſſen, ob die
Stadt Conſtantinopel bloquirt ſey, oder nicht, welches
nichts zur Sache beytraͤgt, koͤnnen Ew. Excellenz nun-
mehr ſehen, daß der Tranſport ſolcher Waaren, als
Capitain Belluomo am Bord gehabt, niemals verhin-
dert worden, noch je verhindert werden wird.

Was aber den Tranſport von Mund- und Kriegs-
Proviſionen auf neutralen Fahrzeugen nach Conſtanti-
nopel betrifft, ſo kennen Sie das Voͤlker- und Kriegs-
recht zu gut, als daß ſie die freye Durchlaſſung derſel-
ben verlangen, oder ſich dergleichen auch nur vorſtellen
koͤnnten. Wer einen ſolchen Begriff haͤtte, der koͤnnte
nach eben den Gruͤnden auch etwas dagegen zu ſagen
haben, daß wir nach feindlichen Gewaͤſſern geſegelt.

Daß 3 Fahrzeuge mit Tuch beladen, an den Kuͤsten
von Morea, von Rußiſchen Kapern genommen worden,
glaube ich eben ſo wenig, als Ew. Excellenz. Ich bin
aber voͤllig gewiß, daß ſich weder an den Kuͤſten von
Morea, noch in irgend einem Theile der Welt Rußiſche
Kaper befinden.

Ich glaube nunmehro, daß ich mich uͤber alle Punkte
deutlich genug erklaͤrt, und zugleich hinlaͤnglich bewie-
ſen habe, welches Ew. Excellenz, wie ich hoffe, ſelbſt
eingeſtehen werden, daß ich dem Commercio der Nation
nicht nur keinen Schaden zugefuͤget, ſondern ſogar ein-
zelne Perſonen derſelben alle Achtung erwieſen habe;
man moͤchte es mir denn uͤbel nehmen wollen, daß ich
bey allen Gelegenheiten ihnen Beyſtand zu leiſten, be-
muͤht geweſen bin. Sollte ich auch wol deshalb zur
Verantwortung gezogen werden, daß ich, nach empfan-
gener Nachricht von dem klaͤglichen Zuſtande der Euro-
paͤer in Smirna, an welchem Frankreich mehr Antheil,
als andere Nationen gehabt, alle Mittel angewandt
habe, ſie von ſolchem Elende gluͤcklich zu befreyen?
worinn es mir auch ſehr gut gelungen, indem ich ſo viel
als moͤglich zur Wiedererhaltung ihrer Ruhe beygetra-
gen habe.

Auf Erſuchen der Deputirten habe ich ſo vielen Ge-
fangenen, als Deputirte da waren, die Freyheit gege-
ben, und ich ſchmeichle mir, Sie inskuͤnftige immer
mehr zu uͤberzeugen, daß ich nach den Abſichten meiner
Monarchinn, nicht nur keinem, er ſey wer er wolle,
Beſchwerlichkeiten verurſachen, ſondern auch jederzeit
bereitwillig ſeyn werde, den neutralen Fahrzeugen aller-
hand nuͤtzliche Dienſte zu leiſten. Uebrigens koͤnnen
Sie verſichert ſeyn, daß ich mich vor nichts in der Welt
fuͤrchte, es muͤßte denn blos vor Ungerechtigkeit ſeyn.


Der Koͤnig von Portugall hat eigenhaͤndig an den
Pabſt geſchrieben, und ſeine Zufriedenheit uͤber das
weiſe Betragen des Paͤbſtl. Nuntii, Herrn Conti, an
ſeinem Hofe bezeuget. Auf Koͤnigl. Befehl kuͤndigte
der Portugieſiſche Miniſter d’Almada, dem Koͤnigl. Se-
cretair und Ritter Verney die Erlaſſung ſeiner Bedie-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="letter">
            <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/>
Commandant des
                                                 Fahrzeuges St. Maria, in dem Haven<lb/>
von Lemnos
                                                 ein, wo un&#x017F;ere Flotte vor Anker lag. Er<lb/>
wollte
                                                 nach Tripolis in Syrien, um eine Ladung
                                                 Ge-<lb/>
traide da einzunehmen. Er er&#x017F;uchte mich, ich
                                                 mo&#x0364;chte<lb/>
ihm erlauben, 3000 Centner Wolle auf der
                                                 In&#x017F;el ein-<lb/>
kaufen zu du&#x0364;rfen. Ich &#x017F;tand es ihm
                                                 &#x017F;ogleich zu, und,<lb/>
nachdem er mit &#x017F;einem Einkauf
                                                 fertig war, &#x017F;etzte er<lb/>
&#x017F;einen Weg fort. Den 5ten
                                                 September lief die Polacre,<lb/>
l&#x2019;Unione, gefu&#x0364;hret
                                                 von Capitain Emanuel Aubran, mit<lb/>
einer Ladung
                                                 Salz in die&#x017F;em Haven ein. Nach zween<lb/>
Tagen
                                                 konnte &#x017F;ie ihre Rei&#x017F;e fort&#x017F;etzen, nachdem &#x017F;ie
                                                 fu&#x0364;r<lb/>
ihre Verzo&#x0364;gerung eine Bezahlung
                                                 erhalten.</p><lb/>
            <p>An eben die&#x017F;em Tage kam auch die Polacre,
                                                 der<lb/>
Africaner, von Tripoli in dem Haven an. Sie
                                                 war<lb/>
auf Smirna mit Negern und Negrinen geladen.
                                                 Ca-<lb/>
pitain Audebert, der &#x017F;ie fu&#x0364;hrte, &#x017F;agte aus,
                                                 er wa&#x0364;re<lb/>
von 2 Fahrzeugen mit Rußi&#x017F;cher Flagge
                                                 geplu&#x0364;ndert wor-<lb/>
den; und ob ich gleich wußte,
                                                 daß dies Seera&#x0364;uber ge-<lb/>
we&#x017F;en waren, &#x017F;o bewogen
                                                 mich doch &#x017F;eine Um&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
zu &#x017F;olchem Mitleiden,
                                                 daß ich Befehl gab, die ihm noch<lb/>
u&#x0364;brig
                                                 gebliebenen Neger zu nehmen, und ihm die
                                                 ganze<lb/>
Fracht zu bezahlen. Sogleich wurden auch 2
                                                 Fregatten<lb/>
beordert, den gedachten Seera&#x0364;ubern
                                                 nachzu&#x017F;pu&#x0364;hren,<lb/>
welche ich, &#x017F;obald &#x017F;ie in meiner
                                                 Gewalt &#x017F;eyn werden,<lb/>
auf eine exemplari&#x017F;che Wei&#x017F;e
                                                 werde be&#x017F;trafen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
weil &#x017F;ie die
                                                 Verwegenheit gehabt haben, Rußi&#x017F;che Flagge<lb/>
wehen
                                                 zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>An eben die&#x017F;em Tage lief auch Capitain Belluomo<lb/>
in
                                                 den Haven ein. Er kam von Mar&#x017F;eille, und
                                                 wollte<lb/>
nach Con&#x017F;tantinopel. Wir kauften
                                                 ver&#x017F;chiedene Waa-<lb/>
ren von ihm fu&#x0364;r den von ihm
                                                 geforderten Preis, und<lb/>
den 8ten &#x017F;etzte er &#x017F;eine
                                                 Rei&#x017F;e nach dem Orte &#x017F;einer Be-<lb/>
&#x017F;timmung fort.
                                                 Ehe er abrei&#x017F;ete, bat er mich, ich<lb/>
mo&#x0364;chte ihm
                                                 zu gro&#x0364;ßerer Sicherheit einen Tu&#x0364;rken
                                                 mit-<lb/>
geben. Da ich &#x017F;eine Rei&#x017F;e auch hierinn gern
                                                 begu&#x0364;n&#x017F;tigen<lb/>
wollte, &#x017F;o ließ ich einen der
                                                 vornehm&#x017F;ten Tu&#x0364;rken in<lb/>
Freyheit &#x017F;etzen. Die&#x017F;er
                                                 aber, ohne den Werth &#x017F;einer<lb/>
Freyheit zu
                                                 &#x017F;cha&#x0364;tzen, &#x017F;agte dem Capitain ins Ge&#x017F;icht,<lb/>
daß
                                                 er &#x017F;eine Sclaverey der Freyheit vorzo&#x0364;ge, und
                                                 daß<lb/>
er &#x017F;ich lieber wolle in Stu&#x0364;cken hauen
                                                 la&#x017F;&#x017F;en, als am<lb/>
Bord eines Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen
                                                 Schiffes nach Con&#x017F;tantinopel<lb/>
gehen.</p><lb/>
            <p>Ich habe bey der Flotte noch 3 Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che
                                                 Fahrzeuge:<lb/>
1) Die Polacre, die Ver&#x017F;ehung, welche
                                                 Capitain Johann<lb/>
Olivier fu&#x0364;hret. Sie kam von
                                                 Alexandrien mit ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Waaren fu&#x0364;r
                                                 Tu&#x0364;rki&#x017F;che Rechnung. 2) Eine<lb/>
Pinke, mit Namen,
                                                 die Seelen des Fegefeuers, fu&#x0364;r<lb/>
Tu&#x0364;rkische
                                                 Rechnung befrachtet, und von Capitain Mo-<lb/>
riz
                                                 Michelon commandirt. 3) Ein Fahrzeug, die
                                                 Ro&#x017F;e<lb/>
genannt, ebenfalls fu&#x0364;r Tu&#x0364;rkische Rechnung
                                                 befrachtet,<lb/>
welches von Alexandrien gekommen.
                                                 Die beyden er&#x017F;ten<lb/>
habe ich gemiethet, um &#x017F;ie
                                                 nach Italien, mit dem, was<lb/>
ich fu&#x0364;r gut befinden
                                                 werde, zu &#x017F;chicken. Der Capitain<lb/>
des dritten,
                                                 der bange war, er mo&#x0364;chte auf
                                                 Dulcignotti&#x017F;che<lb/>
oder andere Tu&#x0364;rki&#x017F;che Cor&#x017F;aren
                                                 &#x017F;toßen, hat mich gebe-<lb/>
ten, ich mo&#x0364;chte ihm
                                                 erlauben, daß er Ger&#x017F;te laden, und<lb/>
bey der
                                                 Flotte bleiben du&#x0364;rfte, bis etwa ein
                                                 Kriegs&#x017F;chiff<lb/>
nach Italien gienge, unter de&#x017F;&#x017F;en
                                                 Begleitung er dahin<lb/>
ab&#x017F;egeln ko&#x0364;nnte.</p><lb/>
            <p>Was den 2ten Artikel anbetrifft, &#x017F;o haben die
                                                 Depu-<lb/>
tirten von Smirna Ihnen von den
                                                 Ge&#x017F;innungen des<lb/>
Herrn Contreadmirals Elphin&#x017F;ton
                                                 eben &#x017F;o fal&#x017F;che Nach-<lb/>
richt gegeben, der, nach
                                                 ihrer Aus&#x017F;age, Con&#x017F;tantinopel<lb/>
fu&#x0364;r bloquirt
                                                 an&#x017F;iehet, und gar keine Waaren dahin ge-<lb/>
hen
                                                 la&#x017F;&#x017F;en will. Nicht nur die Worte, &#x017F;ondern
                                                   auch<lb/><cb/>
&#x017F;elb&#x017F;t das Betragen des
                                                 Contreadmirals zeigen den Un-<lb/>
grund ihrer
                                                 Behauptung.</p><lb/>
            <p>Der Capitain Belluomo, der von Mar&#x017F;eille kam,
                                                 und<lb/>
nach Con&#x017F;tantinopel wollte, wurde vi&#x017F;itirt,
                                                 und von der<lb/>
Flotte des Contreadmirals frey
                                                 gela&#x017F;&#x017F;en. Dies &#x017F;chla&#x0364;gt<lb/>
die ganze Be&#x017F;chuldigung
                                                 zu Boden, und es i&#x017F;t zu ver-<lb/>
muthen, daß
                                                 derjenige von den Deputirten, welcher<lb/>
Ihnen
                                                 die&#x017F;e Nachricht gegeben, verge&#x017F;&#x017F;en hat
                                                 hinzuzu-<lb/>
fu&#x0364;gen, daß er damals nicht im Stande
                                                 gewe&#x017F;en, gut zu<lb/>
ho&#x0364;ren, noch weniger, wohl zu
                                                 ver&#x017F;tehen, um Ihnen<lb/>
einen genauen und richtigen
                                                 Bericht ab&#x017F;tatten zu ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <p>Ohne mich in die Unter&#x017F;uchung einzula&#x017F;&#x017F;en, ob
                                                 die<lb/>
Stadt Con&#x017F;tantinopel bloquirt &#x017F;ey, oder
                                                 nicht, welches<lb/>
nichts zur Sache beytra&#x0364;gt,
                                                 ko&#x0364;nnen Ew. Excellenz nun-<lb/>
mehr &#x017F;ehen, daß der
                                                 Tran&#x017F;port &#x017F;olcher Waaren, als<lb/>
Capitain Belluomo
                                                 am Bord gehabt, niemals verhin-<lb/>
dert worden,
                                                 noch je verhindert werden wird.</p><lb/>
            <p>Was aber den Tran&#x017F;port von Mund- und
                                                 Kriegs-<lb/>
Provi&#x017F;ionen auf neutralen Fahrzeugen
                                                 nach Con&#x017F;tanti-<lb/>
nopel betrifft, &#x017F;o kennen Sie
                                                 das Vo&#x0364;lker- und Kriegs-<lb/>
recht zu gut, als daß
                                                 &#x017F;ie die freye Durchla&#x017F;&#x017F;ung der&#x017F;el-<lb/>
ben
                                                 verlangen, oder &#x017F;ich dergleichen auch nur
                                                 vor&#x017F;tellen<lb/>
ko&#x0364;nnten. Wer einen &#x017F;olchen Begriff
                                                 ha&#x0364;tte, der ko&#x0364;nnte<lb/>
nach eben den Gru&#x0364;nden auch
                                                 etwas dagegen zu &#x017F;agen<lb/>
haben, daß wir nach
                                                 feindlichen Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern ge&#x017F;egelt.</p><lb/>
            <p>Daß 3 Fahrzeuge mit Tuch beladen, an den Ku&#x0364;sten<lb/>
von
                                                 Morea, von Rußi&#x017F;chen Kapern genommen
                                                 worden,<lb/>
glaube ich eben &#x017F;o wenig, als Ew.
                                                 Excellenz. Ich bin<lb/>
aber vo&#x0364;llig gewiß, daß &#x017F;ich
                                                 weder an den Ku&#x0364;&#x017F;ten von<lb/>
Morea, noch in irgend
                                                 einem Theile der Welt Rußi&#x017F;che<lb/>
Kaper
                                                 befinden.</p><lb/>
            <p>Ich glaube nunmehro, daß ich mich u&#x0364;ber alle
                                                 Punkte<lb/>
deutlich genug erkla&#x0364;rt, und zugleich
                                                 hinla&#x0364;nglich bewie-<lb/>
&#x017F;en habe, welches Ew.
                                                 Excellenz, wie ich hoffe, &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
einge&#x017F;tehen
                                                 werden, daß ich dem Commercio der Nation<lb/>
nicht
                                                 nur keinen Schaden zugefu&#x0364;get, &#x017F;ondern &#x017F;ogar
                                                 ein-<lb/>
zelne Per&#x017F;onen der&#x017F;elben alle Achtung
                                                 erwie&#x017F;en habe;<lb/>
man mo&#x0364;chte es mir denn u&#x0364;bel
                                                 nehmen wollen, daß ich<lb/>
bey allen Gelegenheiten
                                                 ihnen Bey&#x017F;tand zu lei&#x017F;ten, be-<lb/>
mu&#x0364;ht gewe&#x017F;en
                                                 bin. Sollte ich auch wol deshalb
                                                 zur<lb/>
Verantwortung gezogen werden, daß ich, nach
                                                 empfan-<lb/>
gener Nachricht von dem kla&#x0364;glichen
                                                 Zu&#x017F;tande der Euro-<lb/>
pa&#x0364;er in Smirna, an welchem
                                                 Frankreich mehr Antheil,<lb/>
als andere Nationen
                                                 gehabt, alle Mittel angewandt<lb/>
habe, &#x017F;ie von
                                                 &#x017F;olchem Elende glu&#x0364;cklich zu befreyen?<lb/>
worinn es
                                                 mir auch &#x017F;ehr gut gelungen, indem ich &#x017F;o
                                                 viel<lb/>
als mo&#x0364;glich zur Wiedererhaltung ihrer Ruhe
                                                 beygetra-<lb/>
gen habe.</p><lb/>
            <p>Auf Er&#x017F;uchen der Deputirten habe ich &#x017F;o vielen
                                                 Ge-<lb/>
fangenen, als Deputirte da waren, die
                                                 Freyheit gege-<lb/>
ben, und ich &#x017F;chmeichle mir, Sie
                                                 insku&#x0364;nftige immer<lb/>
mehr zu u&#x0364;berzeugen, daß ich
                                                 nach den Ab&#x017F;ichten meiner<lb/>
Monarchinn, nicht nur
                                                 keinem, er &#x017F;ey wer er wolle,<lb/>
Be&#x017F;chwerlichkeiten
                                                 verur&#x017F;achen, &#x017F;ondern auch jederzeit<lb/>
bereitwillig
                                                 &#x017F;eyn werde, den neutralen Fahrzeugen aller-<lb/>
hand
                                                 nu&#x0364;tzliche Dien&#x017F;te zu lei&#x017F;ten. Uebrigens
                                                 ko&#x0364;nnen<lb/>
Sie ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn, daß ich mich vor
                                                 nichts in der Welt<lb/>
fu&#x0364;rchte, es mu&#x0364;ßte denn blos
                                                 vor Ungerechtigkeit &#x017F;eyn.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <dateline> <hi rendition="#c">Rom, den 12
                                                 Junii.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Der Ko&#x0364;nig von Portugall hat eigenha&#x0364;ndig an
                                                 den<lb/>
Pab&#x017F;t ge&#x017F;chrieben, und &#x017F;eine Zufriedenheit
                                                 u&#x0364;ber das<lb/>
wei&#x017F;e Betragen des Pa&#x0364;b&#x017F;tl. Nuntii,
                                                 Herrn Conti, an<lb/>
&#x017F;einem Hofe bezeuget. Auf
                                                 Ko&#x0364;nigl. Befehl ku&#x0364;ndigte<lb/>
der Portugie&#x017F;i&#x017F;che
                                                 Mini&#x017F;ter d&#x2019;Almada, dem Ko&#x0364;nigl. Se-<lb/>
cretair und
                                                 Ritter Verney die Erla&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;einer Bedie-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[4]/0004] Commandant des Fahrzeuges St. Maria, in dem Haven von Lemnos ein, wo unſere Flotte vor Anker lag. Er wollte nach Tripolis in Syrien, um eine Ladung Ge- traide da einzunehmen. Er erſuchte mich, ich moͤchte ihm erlauben, 3000 Centner Wolle auf der Inſel ein- kaufen zu duͤrfen. Ich ſtand es ihm ſogleich zu, und, nachdem er mit ſeinem Einkauf fertig war, ſetzte er ſeinen Weg fort. Den 5ten September lief die Polacre, l’Unione, gefuͤhret von Capitain Emanuel Aubran, mit einer Ladung Salz in dieſem Haven ein. Nach zween Tagen konnte ſie ihre Reiſe fortſetzen, nachdem ſie fuͤr ihre Verzoͤgerung eine Bezahlung erhalten. An eben dieſem Tage kam auch die Polacre, der Africaner, von Tripoli in dem Haven an. Sie war auf Smirna mit Negern und Negrinen geladen. Ca- pitain Audebert, der ſie fuͤhrte, ſagte aus, er waͤre von 2 Fahrzeugen mit Rußiſcher Flagge gepluͤndert wor- den; und ob ich gleich wußte, daß dies Seeraͤuber ge- weſen waren, ſo bewogen mich doch ſeine Umſtaͤnde zu ſolchem Mitleiden, daß ich Befehl gab, die ihm noch uͤbrig gebliebenen Neger zu nehmen, und ihm die ganze Fracht zu bezahlen. Sogleich wurden auch 2 Fregatten beordert, den gedachten Seeraͤubern nachzuſpuͤhren, welche ich, ſobald ſie in meiner Gewalt ſeyn werden, auf eine exemplariſche Weiſe werde beſtrafen laſſen, weil ſie die Verwegenheit gehabt haben, Rußiſche Flagge wehen zu laſſen. An eben dieſem Tage lief auch Capitain Belluomo in den Haven ein. Er kam von Marſeille, und wollte nach Conſtantinopel. Wir kauften verſchiedene Waa- ren von ihm fuͤr den von ihm geforderten Preis, und den 8ten ſetzte er ſeine Reiſe nach dem Orte ſeiner Be- ſtimmung fort. Ehe er abreiſete, bat er mich, ich moͤchte ihm zu groͤßerer Sicherheit einen Tuͤrken mit- geben. Da ich ſeine Reiſe auch hierinn gern beguͤnſtigen wollte, ſo ließ ich einen der vornehmſten Tuͤrken in Freyheit ſetzen. Dieſer aber, ohne den Werth ſeiner Freyheit zu ſchaͤtzen, ſagte dem Capitain ins Geſicht, daß er ſeine Sclaverey der Freyheit vorzoͤge, und daß er ſich lieber wolle in Stuͤcken hauen laſſen, als am Bord eines Franzoͤſiſchen Schiffes nach Conſtantinopel gehen. Ich habe bey der Flotte noch 3 Franzoͤſiſche Fahrzeuge: 1) Die Polacre, die Verſehung, welche Capitain Johann Olivier fuͤhret. Sie kam von Alexandrien mit ver- ſchiedenen Waaren fuͤr Tuͤrkiſche Rechnung. 2) Eine Pinke, mit Namen, die Seelen des Fegefeuers, fuͤr Tuͤrkische Rechnung befrachtet, und von Capitain Mo- riz Michelon commandirt. 3) Ein Fahrzeug, die Roſe genannt, ebenfalls fuͤr Tuͤrkische Rechnung befrachtet, welches von Alexandrien gekommen. Die beyden erſten habe ich gemiethet, um ſie nach Italien, mit dem, was ich fuͤr gut befinden werde, zu ſchicken. Der Capitain des dritten, der bange war, er moͤchte auf Dulcignottiſche oder andere Tuͤrkiſche Corſaren ſtoßen, hat mich gebe- ten, ich moͤchte ihm erlauben, daß er Gerſte laden, und bey der Flotte bleiben duͤrfte, bis etwa ein Kriegsſchiff nach Italien gienge, unter deſſen Begleitung er dahin abſegeln koͤnnte. Was den 2ten Artikel anbetrifft, ſo haben die Depu- tirten von Smirna Ihnen von den Geſinnungen des Herrn Contreadmirals Elphinſton eben ſo falſche Nach- richt gegeben, der, nach ihrer Ausſage, Conſtantinopel fuͤr bloquirt anſiehet, und gar keine Waaren dahin ge- hen laſſen will. Nicht nur die Worte, ſondern auch ſelbſt das Betragen des Contreadmirals zeigen den Un- grund ihrer Behauptung. Der Capitain Belluomo, der von Marſeille kam, und nach Conſtantinopel wollte, wurde viſitirt, und von der Flotte des Contreadmirals frey gelaſſen. Dies ſchlaͤgt die ganze Beſchuldigung zu Boden, und es iſt zu ver- muthen, daß derjenige von den Deputirten, welcher Ihnen dieſe Nachricht gegeben, vergeſſen hat hinzuzu- fuͤgen, daß er damals nicht im Stande geweſen, gut zu hoͤren, noch weniger, wohl zu verſtehen, um Ihnen einen genauen und richtigen Bericht abſtatten zu koͤnnen. Ohne mich in die Unterſuchung einzulaſſen, ob die Stadt Conſtantinopel bloquirt ſey, oder nicht, welches nichts zur Sache beytraͤgt, koͤnnen Ew. Excellenz nun- mehr ſehen, daß der Tranſport ſolcher Waaren, als Capitain Belluomo am Bord gehabt, niemals verhin- dert worden, noch je verhindert werden wird. Was aber den Tranſport von Mund- und Kriegs- Proviſionen auf neutralen Fahrzeugen nach Conſtanti- nopel betrifft, ſo kennen Sie das Voͤlker- und Kriegs- recht zu gut, als daß ſie die freye Durchlaſſung derſel- ben verlangen, oder ſich dergleichen auch nur vorſtellen koͤnnten. Wer einen ſolchen Begriff haͤtte, der koͤnnte nach eben den Gruͤnden auch etwas dagegen zu ſagen haben, daß wir nach feindlichen Gewaͤſſern geſegelt. Daß 3 Fahrzeuge mit Tuch beladen, an den Kuͤsten von Morea, von Rußiſchen Kapern genommen worden, glaube ich eben ſo wenig, als Ew. Excellenz. Ich bin aber voͤllig gewiß, daß ſich weder an den Kuͤſten von Morea, noch in irgend einem Theile der Welt Rußiſche Kaper befinden. Ich glaube nunmehro, daß ich mich uͤber alle Punkte deutlich genug erklaͤrt, und zugleich hinlaͤnglich bewie- ſen habe, welches Ew. Excellenz, wie ich hoffe, ſelbſt eingeſtehen werden, daß ich dem Commercio der Nation nicht nur keinen Schaden zugefuͤget, ſondern ſogar ein- zelne Perſonen derſelben alle Achtung erwieſen habe; man moͤchte es mir denn uͤbel nehmen wollen, daß ich bey allen Gelegenheiten ihnen Beyſtand zu leiſten, be- muͤht geweſen bin. Sollte ich auch wol deshalb zur Verantwortung gezogen werden, daß ich, nach empfan- gener Nachricht von dem klaͤglichen Zuſtande der Euro- paͤer in Smirna, an welchem Frankreich mehr Antheil, als andere Nationen gehabt, alle Mittel angewandt habe, ſie von ſolchem Elende gluͤcklich zu befreyen? worinn es mir auch ſehr gut gelungen, indem ich ſo viel als moͤglich zur Wiedererhaltung ihrer Ruhe beygetra- gen habe. Auf Erſuchen der Deputirten habe ich ſo vielen Ge- fangenen, als Deputirte da waren, die Freyheit gege- ben, und ich ſchmeichle mir, Sie inskuͤnftige immer mehr zu uͤberzeugen, daß ich nach den Abſichten meiner Monarchinn, nicht nur keinem, er ſey wer er wolle, Beſchwerlichkeiten verurſachen, ſondern auch jederzeit bereitwillig ſeyn werde, den neutralen Fahrzeugen aller- hand nuͤtzliche Dienſte zu leiſten. Uebrigens koͤnnen Sie verſichert ſeyn, daß ich mich vor nichts in der Welt fuͤrchte, es muͤßte denn blos vor Ungerechtigkeit ſeyn. Rom, den 12 Junii. Der Koͤnig von Portugall hat eigenhaͤndig an den Pabſt geſchrieben, und ſeine Zufriedenheit uͤber das weiſe Betragen des Paͤbſtl. Nuntii, Herrn Conti, an ſeinem Hofe bezeuget. Auf Koͤnigl. Befehl kuͤndigte der Portugieſiſche Miniſter d’Almada, dem Koͤnigl. Se- cretair und Ritter Verney die Erlaſſung ſeiner Bedie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1050207_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1050207_1771/4
Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 2. Julii 1771, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1050207_1771/4>, abgerufen am 21.11.2024.