Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889.Vierter Akt. (Wie im zweiten Akt: der Gutshof. Zeit: eine Viertelstunde nach Helenens Liebeserklärung.) (Marie und Golisch, der Kuhjunge, schleppen sich mit einer hölzernen Lade die Bodentreppe herunter. Loth kommt reisefertig aus dem Hause und geht langsam und nachdenklich quer über den Hof. Bevor er in den Wirthshaus- steg einbiegt, stößt er auf Hoffmann, der mit ziemlicher Eile durch den Hof- eingang ihm entgegen kommt.) Hoffmann (Cylinder, Glacehandschuhe). Sei mir nicht böse. (Er verstellt Loth den Weg und faßt seine beiden Hände.) Ich nehme hier- mit Alles zurück!...nenne mir eine Genugthuung!... Ich bin zu jeder Genugthuung bereit!...ich bereue, bereue Alles aufrichtig. Loth. Das hilft Dir und mir wenig. Hoffmann. Ach! -- wenn Du doch....sieh mal....! mehr kann man doch eigentlich nicht thun. .................. Ich sage Dir: mein Gewissen hat mir keine Ruhe ge- lassen! Dicht vor Jauer bin ich umgekehrt,....daran solltest Du doch schon erkennen, daß es mir Ernst ist. -- Wo wolltest Du hin....? Loth. In's Wirthshaus -- einstweilen. Hoffmann. Ach, das darfst Du mir nicht an- thun.....! das thu mir nur nicht an! Ich glaube ja, daß es Dich tief kränken mußte. 's ist ja auch viel- leicht nicht so -- mit ein paar Worten wieder gut zu machen. Nur nimm mir nicht jede Gelegenheit..... jede Möglichkeit, Dir zu beweisen......hörst Du? Kehr um!....Bleib wenigstens bis...bis morgen. Oder bis...bis ich zurückkomme. Ich muß mich noch Vierter Akt. (Wie im zweiten Akt: der Gutshof. Zeit: eine Viertelſtunde nach Helenens Liebeserklärung.) (Marie und Goliſch, der Kuhjunge, ſchleppen ſich mit einer hölzernen Lade die Bodentreppe herunter. Loth kommt reiſefertig aus dem Hauſe und geht langſam und nachdenklich quer über den Hof. Bevor er in den Wirthshaus- ſteg einbiegt, ſtößt er auf Hoffmann, der mit ziemlicher Eile durch den Hof- eingang ihm entgegen kommt.) Hoffmann (Cylinder, Glacéhandſchuhe). Sei mir nicht böſe. (Er verſtellt Loth den Weg und faßt ſeine beiden Hände.) Ich nehme hier- mit Alles zurück!...nenne mir eine Genugthuung!... Ich bin zu jeder Genugthuung bereit!...ich bereue, bereue Alles aufrichtig. Loth. Das hilft Dir und mir wenig. Hoffmann. Ach! — wenn Du doch....ſieh mal....! mehr kann man doch eigentlich nicht thun. .................. Ich ſage Dir: mein Gewiſſen hat mir keine Ruhe ge- laſſen! Dicht vor Jauer bin ich umgekehrt,....daran ſollteſt Du doch ſchon erkennen, daß es mir Ernſt iſt. — Wo wollteſt Du hin....? Loth. In's Wirthshaus — einſtweilen. Hoffmann. Ach, das darfſt Du mir nicht an- thun.....! das thu mir nur nicht an! Ich glaube ja, daß es Dich tief kränken mußte. 's iſt ja auch viel- leicht nicht ſo — mit ein paar Worten wieder gut zu machen. Nur nimm mir nicht jede Gelegenheit..... jede Möglichkeit, Dir zu beweiſen......hörſt Du? Kehr um!....Bleib wenigſtens bis...bis morgen. Oder bis...bis ich zurückkomme. Ich muß mich noch <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0079" n="73"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">V</hi>ierter <hi rendition="#in">A</hi>kt.</hi> </head><lb/> <p> <stage>(Wie im zweiten Akt: der Gutshof. Zeit: eine Viertelſtunde nach<lb/> Helenens Liebeserklärung.)</stage> </p><lb/> <p> <stage>(<hi rendition="#g">Marie</hi> und <hi rendition="#g">Goliſch</hi>, der Kuhjunge, ſchleppen ſich mit einer hölzernen<lb/> Lade die Bodentreppe herunter. Loth kommt reiſefertig aus dem Hauſe und<lb/> geht langſam und nachdenklich quer über den Hof. Bevor er in den Wirthshaus-<lb/> ſteg einbiegt, ſtößt er auf <hi rendition="#g">Hoffmann</hi>, der mit ziemlicher Eile durch den Hof-<lb/> eingang ihm entgegen kommt.)</stage> </p><lb/> <sp who="#HOF"> <speaker> <hi rendition="#g">Hoffmann</hi> </speaker> <p><stage>(Cylinder, Glacéhandſchuhe).</stage> Sei mir nicht böſe.<lb/><stage>(Er verſtellt Loth den Weg und faßt ſeine beiden Hände.)</stage> Ich nehme hier-<lb/> mit Alles zurück!...nenne mir eine Genugthuung!...<lb/> Ich bin zu jeder Genugthuung bereit!...ich bereue,<lb/> bereue Alles aufrichtig.</p> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker><hi rendition="#g">Loth</hi>.</speaker> <p>Das hilft Dir und mir wenig.</p> </sp><lb/> <sp who="#HOF"> <speaker><hi rendition="#g">Hoffmann</hi>.</speaker> <p>Ach! — wenn Du doch....ſieh<lb/> mal....! mehr kann man doch eigentlich nicht thun.<lb/> ..................<lb/> Ich ſage Dir: mein Gewiſſen hat mir keine Ruhe ge-<lb/> laſſen! Dicht vor Jauer bin ich umgekehrt,....daran<lb/> ſollteſt Du doch ſchon erkennen, daß es mir Ernſt iſt. —<lb/> Wo wollteſt Du hin....?</p> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker><hi rendition="#g">Loth</hi>.</speaker> <p>In's Wirthshaus — einſtweilen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HOF"> <speaker><hi rendition="#g">Hoffmann</hi>.</speaker> <p>Ach, das darfſt Du mir nicht an-<lb/> thun.....! das thu mir nur nicht an! Ich glaube<lb/> ja, daß es Dich tief kränken mußte. 's iſt ja auch viel-<lb/> leicht nicht ſo — mit ein paar Worten wieder gut zu<lb/> machen. Nur nimm mir nicht jede Gelegenheit.....<lb/> jede Möglichkeit, Dir zu beweiſen......hörſt Du?<lb/> Kehr um!....Bleib wenigſtens bis...bis morgen.<lb/> Oder bis...bis ich zurückkomme. Ich muß mich noch<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [73/0079]
Vierter Akt.
(Wie im zweiten Akt: der Gutshof. Zeit: eine Viertelſtunde nach
Helenens Liebeserklärung.)
(Marie und Goliſch, der Kuhjunge, ſchleppen ſich mit einer hölzernen
Lade die Bodentreppe herunter. Loth kommt reiſefertig aus dem Hauſe und
geht langſam und nachdenklich quer über den Hof. Bevor er in den Wirthshaus-
ſteg einbiegt, ſtößt er auf Hoffmann, der mit ziemlicher Eile durch den Hof-
eingang ihm entgegen kommt.)
Hoffmann (Cylinder, Glacéhandſchuhe). Sei mir nicht böſe.
(Er verſtellt Loth den Weg und faßt ſeine beiden Hände.) Ich nehme hier-
mit Alles zurück!...nenne mir eine Genugthuung!...
Ich bin zu jeder Genugthuung bereit!...ich bereue,
bereue Alles aufrichtig.
Loth. Das hilft Dir und mir wenig.
Hoffmann. Ach! — wenn Du doch....ſieh
mal....! mehr kann man doch eigentlich nicht thun.
..................
Ich ſage Dir: mein Gewiſſen hat mir keine Ruhe ge-
laſſen! Dicht vor Jauer bin ich umgekehrt,....daran
ſollteſt Du doch ſchon erkennen, daß es mir Ernſt iſt. —
Wo wollteſt Du hin....?
Loth. In's Wirthshaus — einſtweilen.
Hoffmann. Ach, das darfſt Du mir nicht an-
thun.....! das thu mir nur nicht an! Ich glaube
ja, daß es Dich tief kränken mußte. 's iſt ja auch viel-
leicht nicht ſo — mit ein paar Worten wieder gut zu
machen. Nur nimm mir nicht jede Gelegenheit.....
jede Möglichkeit, Dir zu beweiſen......hörſt Du?
Kehr um!....Bleib wenigſtens bis...bis morgen.
Oder bis...bis ich zurückkomme. Ich muß mich noch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |