Wichtigkeit einer reinen Luft. -- Kohlensäure, ein Gift. -- Stadt und Landluft. -- Beschaffenheit der Schlaf- und Wohnstuben. -- Lage des Wohnhauses. -- Gefahr des zu frühen Einziehens in ein neugebautes Haus.
Selten fühlt sich der Mensch in einer glücklicheren Stimmung, als wenn er nach einer schweren Krank- heit auf's Neue zum Leben erwacht. Die tägliche Zunahme seiner Kräfte, das Gefühl der wiederkeh- renden Gesundheit erfüllt ihn mit einem unaussprech- lichen Wohlbehagen, und im ruhigen Genuß des Augenblickes ist es ihm, als ob er in die Tage seiner Kindheit zurückversetzt sei, wo ihm auch der Augen- blick alles war. Wie schätzt er nun so manche Wohl- that, an die er in den Tagen der Gesundheit nicht dachte! Wie schmeckt ihm das Essen, wie erquickt ihn der Schlaf, und wie wohlig ist es ihm, wenn er das Krankenzimmer verläßt, um zum ersten Male wieder in's Freie zu treten! Dann erst erkennt er,
Erſtes Kapitel.
Wichtigkeit einer reinen Luft. — Kohlenſäure, ein Gift. — Stadt und Landluft. — Beſchaffenheit der Schlaf- und Wohnſtuben. — Lage des Wohnhauſes. — Gefahr des zu frühen Einziehens in ein neugebautes Haus.
Selten fuͤhlt ſich der Menſch in einer gluͤcklicheren Stimmung, als wenn er nach einer ſchweren Krank- heit auf’s Neue zum Leben erwacht. Die taͤgliche Zunahme ſeiner Kraͤfte, das Gefühl der wiederkeh- renden Geſundheit erfuͤllt ihn mit einem unausſprech- lichen Wohlbehagen, und im ruhigen Genuß des Augenblickes iſt es ihm, als ob er in die Tage ſeiner Kindheit zuruͤckverſetzt ſei, wo ihm auch der Augen- blick alles war. Wie ſchaͤtzt er nun ſo manche Wohl- that, an die er in den Tagen der Geſundheit nicht dachte! Wie ſchmeckt ihm das Eſſen, wie erquickt ihn der Schlaf, und wie wohlig iſt es ihm, wenn er das Krankenzimmer verlaͤßt, um zum erſten Male wieder in’s Freie zu treten! Dann erſt erkennt er,
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[[10]/0020]
Erſtes Kapitel.
Wichtigkeit einer reinen Luft. — Kohlenſäure, ein Gift. — Stadt
und Landluft. — Beſchaffenheit der Schlaf- und Wohnſtuben. —
Lage des Wohnhauſes. — Gefahr des zu frühen Einziehens in
ein neugebautes Haus.
Selten fuͤhlt ſich der Menſch in einer gluͤcklicheren
Stimmung, als wenn er nach einer ſchweren Krank-
heit auf’s Neue zum Leben erwacht. Die taͤgliche
Zunahme ſeiner Kraͤfte, das Gefühl der wiederkeh-
renden Geſundheit erfuͤllt ihn mit einem unausſprech-
lichen Wohlbehagen, und im ruhigen Genuß des
Augenblickes iſt es ihm, als ob er in die Tage ſeiner
Kindheit zuruͤckverſetzt ſei, wo ihm auch der Augen-
blick alles war. Wie ſchaͤtzt er nun ſo manche Wohl-
that, an die er in den Tagen der Geſundheit nicht
dachte! Wie ſchmeckt ihm das Eſſen, wie erquickt
ihn der Schlaf, und wie wohlig iſt es ihm, wenn
er das Krankenzimmer verlaͤßt, um zum erſten Male
wieder in’s Freie zu treten! Dann erſt erkennt er,
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Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. [10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/20>, abgerufen am 22.02.2025.
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