Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Wein. Verstehe weh. und H. Flemming sagt dem Wein Der Wein begeistert mich ein gutes Lied zu machen; Wer kaltes Wasser trinkt/ der schreibet kahle Sachen. Der Lustfreund/ Hertzenstrost/ Geistreger/ Der Weinstock. Jch diene niemand nicht/ so bald ich werd gerissenaus meiner Mutter Bauch/ in dem ich kan ver- süssen das bittre Sorgenleid. Jch bin dörr/ ohne Krafft/ und gebe doch von mir den allersüssten Safft. Der Wein und Weintraube/ hat die Deutung Weinen. Threnen. 508. Weisat. Die Gabe oder Opfer so die Unterthanen ih- 509. Weißheit. Wird in die Himmlische und irdische getheilet. Die
Wein. Verſtehe weh. und H. Flemming ſagt dem Wein Deꝛ Wein begeiſtert mich ein gutes Lied zu machen; Wer kaltes Waſſer trinkt/ der ſchreibet kahle Sachen. Der Luſtfreund/ Hertzenstroſt/ Geiſtreger/ Der Weinſtock. Jch diene niemand nicht/ ſo bald ich werd geriſſenaus meiner Mutter Bauch/ in dem ich kan ver- ſuͤſſen das bittre Sorgenleid. Jch bin doͤrr/ ohne Krafft/ und gebe doch von mir den allerſuͤſſten Safft. Der Wein und Weintraube/ hat die Deutung Weinen. ☞Threnen. 508. Weiſat. Die Gabe oder Opfer ſo die Unterthanen ih- 509. Weißheit. Wird in die Himmliſche und irdiſche getheilet. Die
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Wein.
Verſtehe weh. und H. Flemming ſagt dem Wein
dieſes Lob nach:
Deꝛ Wein begeiſtert mich ein gutes Lied
zu machen;
Wer kaltes Waſſer trinkt/ der ſchreibet
kahle Sachen.
Der Luſtfreund/ Hertzenstroſt/ Geiſtreger/
Sinnendringer/ Freyheitbringer/ Liederſinger.
Der Weinſtock.
Jch diene niemand nicht/ ſo bald ich werd geriſſen
aus meiner Mutter Bauch/ in dem ich kan ver-
ſuͤſſen
das bittre Sorgenleid. Jch bin doͤrr/ ohne
Krafft/
und gebe doch von mir den allerſuͤſſten Safft.
Der Wein und Weintraube/ hat die Deutung
der Froͤlichkeit ☞ Trunkenheit.
Weinen.
☞Threnen.
508. Weiſat.
Die Gabe oder Opfer ſo die Unterthanen ih-
ren Herren/ anhohen Feſten thaͤten. ☞ Geſchẽk.
509. Weißheit.
Wird in die Himmliſche und irdiſche getheilet.
Die Himmliſche iſt die Gefertin der Gottes-
furcht/ ſie wird genennet hochgeſtirnt/ dẽ menſch-
lichen Kraͤfften unergruͤndlich/ und iſt die letzte
Frucht aller GOtt gefaͤlligen Tugenden.
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Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 484[482]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/514>, abgerufen am 22.02.2025. |