Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Mißbrauch.
304. Mißbrauch.

Der schädliche/ schändliche/ eingerißne/ ärger-
liche/ den guten anklebende/ eingeflochtne/ einge-
schlichne/ eingeschichte/ irrige/ eingeschleichte/
verbrechliche/ schwere/ fast unwandelbare/ ein-
gewurtzelte/ beliebte/ eingemischte/ verjährte/
nachtheilige/ unabwendliche/ ungebührliche un-
bescheidne/ nach und nach unvermerkte und durch
die Zeit besterkte Mißbrauch/ der Mißbrauch so
nicht abgethan/ masset sich deß alten Rechtes
an. Den Mißbrauch abschaffen/ mässigen/ zuru-
cke weisen/ mit Gesätzen beschranken/ und entoh-
nigen. Der Mißbrauch ist deß hellen Feuers trü-
ber Rauch. Je grösser/ herrlicher/ und übertreff-
licher der rechte Gebrauch einer Sache; je schäd-
licher ist desselben Gebrauch.

305. Mittag.

Wann die Sonn am höchsten stehet und dann
gegen Abent gehet. Das guldne Aug der Welt
eilt mitten an den Himmel/ verkürtzt den Schat-
tenstreif/ vermehret seine Stralen beleuchtet uns-
re Welt/ wil sie mit Gold bemahlen: Dann brennt
die Feuerglut und kochet/ entzündet/ erwärmet/
zerschmeltzet/ durchhitzet Erd und Flut. Die höch-
ste Tagesstund/ führt Kohlen in dem Mund/
pflegt Speis zunehmen an. Der Sonnen Mit-
telstand verbrennt das Mohrenland.

Die gegen Mittag gelegne Länder/ werden

gebil-
Mißbrauch.
304. Mißbrauch.

Der ſchaͤdliche/ ſchaͤndliche/ eingerißne/ aͤrger-
liche/ den guten anklebende/ eingeflochtne/ einge-
ſchlichne/ eingeſchichte/ irrige/ eingeſchleichte/
verbrechliche/ ſchwere/ faſt unwandelbare/ ein-
gewurtzelte/ beliebte/ eingemiſchte/ verjaͤhrte/
nachtheilige/ unabwendliche/ ungebuͤhrliche un-
beſcheidne/ nach uñ nach unvermerkte und durch
die Zeit beſterkte Mißbrauch/ der Mißbrauch ſo
nicht abgethan/ maſſet ſich deß alten Rechtes
an. Den Mißbrauch abſchaffen/ maͤſſigen/ zuru-
cke weiſen/ mit Geſaͤtzen beſchranken/ und entoh-
nigen. Der Mißbrauch iſt deß hellen Feuers truͤ-
ber Rauch. Je groͤſſer/ herrlicher/ und uͤbertreff-
licher der rechte Gebrauch einer Sache; je ſchaͤd-
licher iſt deſſelben Gebrauch.

305. Mittag.

Wann die Sonn am hoͤchſten ſtehet und dañ
gegen Abent gehet. Das guldne Aug der Welt
eilt mitten an den Himmel/ verkuͤrtzt den Schat-
tenſtreif/ vermehret ſeine Stralen beleuchtet unſ-
re Welt/ wil ſie mit Gold bemahlen: Dann breñt
die Feuerglut und kochet/ entzuͤndet/ erwaͤrmet/
zerſchmeltzet/ durchhitzet Erd und Flut. Die hoͤch-
ſte Tagesſtund/ fuͤhrt Kohlen in dem Mund/
pflegt Speis zunehmen an. Der Sonnen Mit-
telſtand verbrennt das Mohrenland.

Die gegen Mittag gelegne Laͤnder/ werden

gebil-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0376" n="346[344]"/>
          <fw place="top" type="header">Mißbrauch.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">304. Mißbrauch.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Der &#x017F;cha&#x0364;dliche/ &#x017F;cha&#x0364;ndliche/ eingerißne/ a&#x0364;rger-<lb/>
liche/ den guten anklebende/ eingeflochtne/ einge-<lb/>
&#x017F;chlichne/ einge&#x017F;chichte/ irrige/ einge&#x017F;chleichte/<lb/>
verbrechliche/ &#x017F;chwere/ fa&#x017F;t unwandelbare/ ein-<lb/>
gewurtzelte/ beliebte/ eingemi&#x017F;chte/ verja&#x0364;hrte/<lb/>
nachtheilige/ unabwendliche/ ungebu&#x0364;hrliche un-<lb/>
be&#x017F;cheidne/ nach uñ nach unvermerkte und durch<lb/>
die Zeit be&#x017F;terkte Mißbrauch/ der Mißbrauch &#x017F;o<lb/>
nicht abgethan/ ma&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich deß alten Rechtes<lb/>
an. Den Mißbrauch ab&#x017F;chaffen/ ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen/ zuru-<lb/>
cke wei&#x017F;en/ mit Ge&#x017F;a&#x0364;tzen be&#x017F;chranken/ und entoh-<lb/>
nigen. Der Mißbrauch i&#x017F;t deß hellen Feuers tru&#x0364;-<lb/>
ber Rauch. Je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ herrlicher/ und u&#x0364;bertreff-<lb/>
licher der rechte Gebrauch einer Sache; je &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
licher i&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;elben Gebrauch.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">305. Mittag.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Wann die Sonn am ho&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;tehet und dañ<lb/>
gegen Abent gehet. Das guldne Aug der Welt<lb/>
eilt mitten an den Himmel/ verku&#x0364;rtzt den Schat-<lb/>
ten&#x017F;treif/ vermehret &#x017F;eine Stralen beleuchtet un&#x017F;-<lb/>
re Welt/ wil &#x017F;ie mit Gold bemahlen: Dann breñt<lb/>
die Feuerglut und kochet/ entzu&#x0364;ndet/ erwa&#x0364;rmet/<lb/>
zer&#x017F;chmeltzet/ durchhitzet Erd und Flut. Die ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;te Tages&#x017F;tund/ fu&#x0364;hrt Kohlen in dem Mund/<lb/>
pflegt Speis zunehmen an. Der Sonnen Mit-<lb/>
tel&#x017F;tand verbrennt das Mohrenland.</p><lb/>
            <p>Die gegen <hi rendition="#fr">Mittag</hi> gelegne <hi rendition="#fr">La&#x0364;nder/</hi> werden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gebil-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346[344]/0376] Mißbrauch. 304. Mißbrauch. Der ſchaͤdliche/ ſchaͤndliche/ eingerißne/ aͤrger- liche/ den guten anklebende/ eingeflochtne/ einge- ſchlichne/ eingeſchichte/ irrige/ eingeſchleichte/ verbrechliche/ ſchwere/ faſt unwandelbare/ ein- gewurtzelte/ beliebte/ eingemiſchte/ verjaͤhrte/ nachtheilige/ unabwendliche/ ungebuͤhrliche un- beſcheidne/ nach uñ nach unvermerkte und durch die Zeit beſterkte Mißbrauch/ der Mißbrauch ſo nicht abgethan/ maſſet ſich deß alten Rechtes an. Den Mißbrauch abſchaffen/ maͤſſigen/ zuru- cke weiſen/ mit Geſaͤtzen beſchranken/ und entoh- nigen. Der Mißbrauch iſt deß hellen Feuers truͤ- ber Rauch. Je groͤſſer/ herrlicher/ und uͤbertreff- licher der rechte Gebrauch einer Sache; je ſchaͤd- licher iſt deſſelben Gebrauch. 305. Mittag. Wann die Sonn am hoͤchſten ſtehet und dañ gegen Abent gehet. Das guldne Aug der Welt eilt mitten an den Himmel/ verkuͤrtzt den Schat- tenſtreif/ vermehret ſeine Stralen beleuchtet unſ- re Welt/ wil ſie mit Gold bemahlen: Dann breñt die Feuerglut und kochet/ entzuͤndet/ erwaͤrmet/ zerſchmeltzet/ durchhitzet Erd und Flut. Die hoͤch- ſte Tagesſtund/ fuͤhrt Kohlen in dem Mund/ pflegt Speis zunehmen an. Der Sonnen Mit- telſtand verbrennt das Mohrenland. Die gegen Mittag gelegne Laͤnder/ werden gebil-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/376
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 346[344]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/376>, abgerufen am 21.12.2024.