Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Liebe Stammregister.
glichen Kleidern/ nechst einer vollen Geldtruen
zu sehen/ und diese war
der Reichthum.
IV. War ein Jüngling mit einem Fucker in
der Hande/ umb ihn lagen Würffel/ Karten/
Lauten/ Masquen und dieser war
der Müssiggang.
V. War zu sehen das Liebs Kind mit einem
Bogen/ Köcher/ Pfeilen/ und schertzte mit der
Abbildung der Schönheit. Dieses sind also die
adelichen Ahnen erst gemeldter Liebe von wel-
chen sie herstammet.
275. Liebe deß Vaterlandes.

Die Liebe deß Vaterlandes ist stärker als der
Tod/ kein Berg ist so hoch den sie nicht ersteigen
solte/ keine Festung ist so stark/ die sie nicht be-
zwingen solte/ keine Gefahr ist so groß die sie
scheuen solte/ kein Ungewitter ist so erschrecklich
daß sie nicht ausstehen solte/ keine Palmen sind
genugsam ihren Siegespracht zu zieren/ und
alle Lorbeerkräntze sind zu wenig ihren Ruhm zu
verewigen. Diese Liebe erhält die Städte/ be-
schutzt die Länder/ beschirmet die Regimenter/ er-
nähret die Völker/ und machet sich zum Schlacht-
opfer für den gemeinen Nutzen. Kein Schmer-
tzen kan die Liebe deß Vaterlandes kränken/ keine
Plage kan sie wendig machen/ kein Hunger kan
sie verhindern/ noch der Durst vermindern; ja

der
Der Liebe Stammregiſter.
glichen Kleidern/ nechſt einer vollen Geldtruen
zu ſehen/ und dieſe war
der Reichthum.
IV. War ein Juͤngling mit einem Fucker in
der Hande/ umb ihn lagen Wuͤrffel/ Karten/
Lauten/ Maſquen und dieſer war
der Muͤſſiggang.
V. War zu ſehen das Liebs Kind mit einem
Bogen/ Koͤcher/ Pfeilen/ und ſchertzte mit der
Abbildung der Schoͤnheit. Dieſes ſind alſo die
adelichen Ahnen erſt gemeldter Liebe von wel-
chen ſie herſtammet.
275. Liebe deß Vaterlandes.

Die Liebe deß Vaterlandes iſt ſtaͤrker als der
Tod/ kein Berg iſt ſo hoch den ſie nicht erſteigen
ſolte/ keine Feſtung iſt ſo ſtark/ die ſie nicht be-
zwingen ſolte/ keine Gefahr iſt ſo groß die ſie
ſcheuen ſolte/ kein Ungewitter iſt ſo erſchrecklich
daß ſie nicht ausſtehen ſolte/ keine Palmen ſind
genugſam ihren Siegespracht zu zieren/ und
alle Lorbeerkraͤntze ſind zu wenig ihren Ruhm zu
verewigen. Dieſe Liebe erhaͤlt die Staͤdte/ be-
ſchutzt die Laͤnder/ beſchirmet die Regimenter/ er-
naͤhret die Voͤlker/ uñ machet ſich zum Schlacht-
opfer fuͤr den gemeinen Nutzen. Kein Schmer-
tzen kan die Liebe deß Vaterlandes kraͤnken/ keine
Plage kan ſie wendig machen/ kein Hunger kan
ſie verhindern/ noch der Durſt vermindern; ja

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0354" n="324[322]"/><fw place="top" type="header">Der Liebe Stammregi&#x017F;ter.</fw><lb/>
glichen Kleidern/ nech&#x017F;t einer vollen Geldtruen<lb/>
zu &#x017F;ehen/ und die&#x017F;e war</item><lb/>
                <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">der Reichthum.</hi> </hi> </item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">IV.</hi> War ein Ju&#x0364;ngling mit einem Fucker in<lb/>
der Hande/ umb ihn lagen Wu&#x0364;rffel/ Karten/<lb/>
Lauten/ Ma&#x017F;quen und die&#x017F;er war</item><lb/>
                <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">der Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggang.</hi> </hi> </item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">V.</hi> War zu &#x017F;ehen das Liebs Kind mit einem<lb/>
Bogen/ Ko&#x0364;cher/ Pfeilen/ und &#x017F;chertzte mit der<lb/>
Abbildung der Scho&#x0364;nheit. Die&#x017F;es &#x017F;ind al&#x017F;o die<lb/>
adelichen Ahnen er&#x017F;t gemeldter <hi rendition="#fr">Liebe</hi> von wel-<lb/>
chen &#x017F;ie her&#x017F;tammet.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">275. Liebe deß Vaterlandes.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Die Liebe deß Vaterlandes i&#x017F;t &#x017F;ta&#x0364;rker als der<lb/>
Tod/ kein Berg i&#x017F;t &#x017F;o hoch den &#x017F;ie nicht er&#x017F;teigen<lb/>
&#x017F;olte/ keine Fe&#x017F;tung i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;tark/ die &#x017F;ie nicht be-<lb/>
zwingen &#x017F;olte/ keine Gefahr i&#x017F;t &#x017F;o groß die &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;cheuen &#x017F;olte/ kein <hi rendition="#aq">U</hi>ngewitter i&#x017F;t &#x017F;o er&#x017F;chrecklich<lb/>
daß &#x017F;ie nicht aus&#x017F;tehen &#x017F;olte/ keine Palmen &#x017F;ind<lb/>
genug&#x017F;am ihren Siegespracht zu zieren/ und<lb/>
alle Lorbeerkra&#x0364;ntze &#x017F;ind zu wenig ihren Ruhm zu<lb/>
verewigen. Die&#x017F;e Liebe erha&#x0364;lt die Sta&#x0364;dte/ be-<lb/>
&#x017F;chutzt die La&#x0364;nder/ be&#x017F;chirmet die Regimenter/ er-<lb/>
na&#x0364;hret die Vo&#x0364;lker/ uñ machet &#x017F;ich zum Schlacht-<lb/>
opfer fu&#x0364;r den gemeinen Nutzen. Kein Schmer-<lb/>
tzen kan die Liebe deß Vaterlandes kra&#x0364;nken/ keine<lb/>
Plage kan &#x017F;ie wendig machen/ kein Hunger kan<lb/>
&#x017F;ie verhindern/ noch der Dur&#x017F;t vermindern; ja<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324[322]/0354] Der Liebe Stammregiſter. glichen Kleidern/ nechſt einer vollen Geldtruen zu ſehen/ und dieſe war der Reichthum. IV. War ein Juͤngling mit einem Fucker in der Hande/ umb ihn lagen Wuͤrffel/ Karten/ Lauten/ Maſquen und dieſer war der Muͤſſiggang. V. War zu ſehen das Liebs Kind mit einem Bogen/ Koͤcher/ Pfeilen/ und ſchertzte mit der Abbildung der Schoͤnheit. Dieſes ſind alſo die adelichen Ahnen erſt gemeldter Liebe von wel- chen ſie herſtammet. 275. Liebe deß Vaterlandes. Die Liebe deß Vaterlandes iſt ſtaͤrker als der Tod/ kein Berg iſt ſo hoch den ſie nicht erſteigen ſolte/ keine Feſtung iſt ſo ſtark/ die ſie nicht be- zwingen ſolte/ keine Gefahr iſt ſo groß die ſie ſcheuen ſolte/ kein Ungewitter iſt ſo erſchrecklich daß ſie nicht ausſtehen ſolte/ keine Palmen ſind genugſam ihren Siegespracht zu zieren/ und alle Lorbeerkraͤntze ſind zu wenig ihren Ruhm zu verewigen. Dieſe Liebe erhaͤlt die Staͤdte/ be- ſchutzt die Laͤnder/ beſchirmet die Regimenter/ er- naͤhret die Voͤlker/ uñ machet ſich zum Schlacht- opfer fuͤr den gemeinen Nutzen. Kein Schmer- tzen kan die Liebe deß Vaterlandes kraͤnken/ keine Plage kan ſie wendig machen/ kein Hunger kan ſie verhindern/ noch der Durſt vermindern; ja der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/354
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 324[322]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/354>, abgerufen am 20.11.2024.