Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Hand. dem Gesicht/ arbeitet für den Mund/ sie bauethier und dar auf Felsen harten Grund: die hoch- gepriesne Hand kan auch die Feder führen/ und alles Kunstgewerb mit ihrer Arbeit zieren. Man schmuckt sie nicht umsonst mit Gold und Edlen stein/ dann solche Treuer Dienst' Huld und Be- lohnung seyn. Es trägt die Linke Hand offt ihrer Rechten Ringe; So füget sich nach Gunst und nicht nach dem Bedinge/ der Tugend Ehren- preis. Die nie zugeschlossne milde Hand ist Wollen- weis. Die Hand deß Hertzens Zunge beglaubet Die geschlossne Hand ist ein Zeichen der Ei- 187. Haubt. Der Himmel der kleinen Menschen Welte/ welcher Q vj
Hand. dem Geſicht/ arbeitet fuͤr den Mund/ ſie bauethier und dar auf Felſen harten Grund: die hoch- geprieſne Hand kan auch die Feder fuͤhren/ und alles Kunſtgewerb mit ihrer Arbeit zieren. Man ſchmuckt ſie nicht umſonſt mit Gold und Edlen ſtein/ dann ſolche Treuer Dienſt’ Huld und Be- lohnung ſeyn. Es traͤgt die Linke Hand offt ihrer Rechten Ringe; So fuͤget ſich nach Gunſt und nicht nach dem Bedinge/ der Tugend Ehren- pꝛeis. Die nie zugeſchloſſne milde Hand iſt Wollẽ- weis. Die Hand deß Hertzens Zunge beglaubet Die geſchloſſne Hand iſt ein Zeichen der Ei- 187. Haubt. Der Himmel der kleinen Menſchen Welte/ welcher Q vj
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Hand.
dem Geſicht/ arbeitet fuͤr den Mund/ ſie bauet
hier und dar auf Felſen harten Grund: die hoch-
geprieſne Hand kan auch die Feder fuͤhren/ und
alles Kunſtgewerb mit ihrer Arbeit zieren. Man
ſchmuckt ſie nicht umſonſt mit Gold und Edlen
ſtein/ dann ſolche Treuer Dienſt’ Huld und Be-
lohnung ſeyn. Es traͤgt die Linke Hand offt ihrer
Rechten Ringe; So fuͤget ſich nach Gunſt und
nicht nach dem Bedinge/ der Tugend Ehren-
pꝛeis. Die nie zugeſchloſſne milde Hand iſt Wollẽ-
weis.
Die Hand deß Hertzens Zunge beglaubet
mehr als die Rede/ in Friedensſtand und Fede.
Die geſchloſſne Hand iſt ein Zeichen der Ei-
nigkeit und Staͤrke; die offne Hand der ſchwachẽ
Uneinigkeit. Zwo ineinander geſchloſſne Haͤnde
bilden die Treue und Freundſchafft.
187. Haubt.
Der Himmel der kleinen Menſchen Welte/
die Sterne ſind die Augen/ und zugleich die Re-
genwolken. Die Rundung deutet die Vollkom-
menheit und den Sitz deß faſt Goͤttlichen Ver-
ſtandes/ deſſen Palaſt das Gehirn. Deß Men-
ſchen Oberglied/ das Himmel aufgerichtet/ der
Tugend Kennzeichen/ deß Alters Merkmahl/
die hoͤchſte Zier deß Leibes. Das Haubt gleicht
einer umgekehrten Waage/ die Augen ſind die
Waagbalken/ die Ohren die Waagſchalen nach
welcher
Q vj
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Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 253[251]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/283>, abgerufen am 22.02.2025. |