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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Gut.
Bauren: Ob die Brucken gut? der sagte: Er hätte
sie nicht versucht. Jch vermeine/ fragt er ferner:
Ob sie kein Loch habe? der Bauer versetzte: Wie
wolte das Wasser sonst durchlauffen? Etliche
Bauren wolten ihren Altar/ in welchem der En-
gel Michael mit den Drachen streitend gebildet/
erneuren lassen/ sagend: der Teuffel were noch
gut/ aber der Engel tauchte nichts mehr. Wer
das/ was anihm selbst gut/ oder doch gut gemeint
ist/ noch mehr vergütet/ ist gutes Sinnes/ und
thut ein gutes Werk/ würdig eines guten Ruhms
und aller Gegengütigkeit. H. Schottel. in der
Teutschen Sprachkunst.

H
182. Haar.

Deß Haubtes schönste Zier und Kleid/ der
Schmuck deß alten/ grauen/ jungen/ schönen/
wolgestalten Angesichts/ die guldnen Hertzen-
Bande. Die Haare sind Köstenfarb/ zärtlich/
kräußlich/ goldgelbe Locken/ weich/ hart/ starrig/
gleich der langen Löwen Män. Haare gleich den
Adlerfedern. Das Haar hat keine Empfindlich-
keit/ und ist kein Leben in demselben ausser dem

Wachs-
Q iiij

Gut.
Bauren: Ob die Bꝛucken gut? der ſagte: Er haͤtte
ſie nicht verſucht. Jch vermeine/ fragt er ferner:
Ob ſie kein Loch habe? der Bauer verſetzte: Wie
wolte das Waſſer ſonſt durchlauffen? Etliche
Bauren wolten ihren Altar/ in welchem der En-
gel Michael mit den Drachen ſtreitend gebildet/
erneuren laſſen/ ſagend: der Teuffel were noch
gut/ aber der Engel tauchte nichts mehr. Wer
das/ was anihm ſelbſt gut/ odeꝛ doch gut gemeint
iſt/ noch mehr verguͤtet/ iſt gutes Sinnes/ und
thut ein gutes Werk/ wuͤrdig eines gutẽ Ruhms
und aller Gegenguͤtigkeit. H. Schottel. in der
Teutſchen Sprachkunſt.

H
182. Haar.

Deß Haubtes ſchoͤnſte Zier und Kleid/ der
Schmuck deß alten/ grauen/ jungen/ ſchoͤnen/
wolgeſtalten Angeſichts/ die guldnen Hertzen-
Bande. Die Haare ſind Koͤſtenfarb/ zaͤrtlich/
kraͤußlich/ goldgelbe Locken/ weich/ hart/ ſtarrig/
gleich der langen Loͤwen Maͤn. Haare gleich den
Adlerfedern. Das Haar hat keine Empfindlich-
keit/ und iſt kein Leben in demſelben auſſer dem

Wachs-
Q iiij
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[249[247]/0279] Gut. Bauren: Ob die Bꝛucken gut? der ſagte: Er haͤtte ſie nicht verſucht. Jch vermeine/ fragt er ferner: Ob ſie kein Loch habe? der Bauer verſetzte: Wie wolte das Waſſer ſonſt durchlauffen? Etliche Bauren wolten ihren Altar/ in welchem der En- gel Michael mit den Drachen ſtreitend gebildet/ erneuren laſſen/ ſagend: der Teuffel were noch gut/ aber der Engel tauchte nichts mehr. Wer das/ was anihm ſelbſt gut/ odeꝛ doch gut gemeint iſt/ noch mehr verguͤtet/ iſt gutes Sinnes/ und thut ein gutes Werk/ wuͤrdig eines gutẽ Ruhms und aller Gegenguͤtigkeit. H. Schottel. in der Teutſchen Sprachkunſt. H 182. Haar. Deß Haubtes ſchoͤnſte Zier und Kleid/ der Schmuck deß alten/ grauen/ jungen/ ſchoͤnen/ wolgeſtalten Angeſichts/ die guldnen Hertzen- Bande. Die Haare ſind Koͤſtenfarb/ zaͤrtlich/ kraͤußlich/ goldgelbe Locken/ weich/ hart/ ſtarrig/ gleich der langen Loͤwen Maͤn. Haare gleich den Adlerfedern. Das Haar hat keine Empfindlich- keit/ und iſt kein Leben in demſelben auſſer dem Wachs- Q iiij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 249[247]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/279>, abgerufen am 20.11.2024.