Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Baum. sen Baumen Schattenreich. Das Fruchtbeheng-te Holtz behagt dem Gärtenmann. Die unge- krümmten Sprossen sind drangs herfür geschos- sen. Jhr tieffer Wurtzel Straus biß in den Ab- grund reicht/ und einen Gipfel hat der sich den Wolken gleicht. Flemming. Die ihr auf glatte Rinden setzt/ pfropfet oder rimpft/ sagt wie aus fremden Zweigen sich zahme Früchte Zeugen? Deß alten Stämmers Wurtzelsafft giebt dem jungen Reißlein Krafft etc. Der Baum ist Wur- tzelreich/ mit grünem Haar bewachsen. Der Schäfer Jahr- und Liebes-Bücher. Der Birken zarte Rinden. Der Baum stammet/ astet/ zwei- get/ sprosset/ blühet/ fruchtet. Deß Waltes grü- ne Sutzen/ das frische Wald Gebälke/ in der Wäl- der Reich berindet/ der Baumen grünes Haar befalbt der herbe Herbst. Jeder Baum hat seine sondere Deutung/ wel- 36. Baue/ Baukunst. Einen Bau aufführen/ aufrichten/ erheben/ Wolken
Baum. ſen Baumen Schattenreich. Das Fꝛuchtbeheng-te Holtz behagt dem Gaͤrtenmann. Die unge- kruͤmmten Sproſſen ſind drangs herfuͤr geſchoſ- ſen. Jhr tieffer Wurtzel Straus biß in den Ab- grund reicht/ und einen Gipfel hat der ſich den Wolken gleicht. Flemming. Die ihr auf glatte Rinden ſetzt/ pfropfet oder rimpft/ ſagt wie aus fremden Zweigen ſich zahme Fruͤchte Zeugen? Deß alten Staͤmmers Wurtzelſafft giebt dem jungen Reißlein Krafft ꝛc. Der Baum iſt Wur- tzelreich/ mit gruͤnem Haar bewachſen. Der Schaͤfer Jahr- und Liebes-Buͤcher. Der Birken zarte Rinden. Der Baum ſtammet/ aſtet/ zwei- get/ ſproſſet/ bluͤhet/ fruchtet. Deß Waltes gruͤ- ne Sutzen/ das friſche Wald Gebaͤlke/ in der Waͤl- der Reich berindet/ der Baumen gruͤnes Haar befalbt der herbe Herbſt. Jeder Baum hat ſeine ſondere Deutung/ wel- 36. Baue/ Baukunſt. Einen Bau auffuͤhren/ aufrichten/ erheben/ Wolken
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Baum.
ſen Baumen Schattenreich. Das Fꝛuchtbeheng-
te Holtz behagt dem Gaͤrtenmann. Die unge-
kruͤmmten Sproſſen ſind drangs herfuͤr geſchoſ-
ſen. Jhr tieffer Wurtzel Straus biß in den Ab-
grund reicht/ und einen Gipfel hat der ſich den
Wolken gleicht. Flemming. Die ihr auf glatte
Rinden ſetzt/ pfropfet oder rimpft/ ſagt wie aus
fremden Zweigen ſich zahme Fruͤchte Zeugen?
Deß alten Staͤmmers Wurtzelſafft giebt dem
jungen Reißlein Krafft ꝛc. Der Baum iſt Wur-
tzelreich/ mit gruͤnem Haar bewachſen. Der
Schaͤfer Jahr- und Liebes-Buͤcher. Der Birken
zarte Rinden. Der Baum ſtammet/ aſtet/ zwei-
get/ ſproſſet/ bluͤhet/ fruchtet. Deß Waltes gruͤ-
ne Sutzen/ das friſche Wald Gebaͤlke/ in der Waͤl-
der Reich berindet/ der Baumen gruͤnes Haar
befalbt der herbe Herbſt.
Jeder Baum hat ſeine ſondere Deutung/ wel-
che alle hierherzuſetzen zulang fallen moͤchte.
36. Baue/ Baukunſt.
Einen Bau auffuͤhren/ aufrichten/ erheben/
ſetzen/ vollfuͤhren Fach und Dach/ er ſparte noch
Verſtand/ noch Gelt an dem Palaſt/ er legt den
tieffen Grund/ ſetzt groſſe Mauerſtein/ erhebt das
gantze Werk/ wie ershat bedacht/ ſteigt mit dem
Maurgebaͤnd’ an das abhange Dach/ und rich-
tet ſeinen Foͤrſt/ der ſteht der Wetter fuͤr es
mangelt keiner Zier/ Schloͤſſer auffuͤhren/ mit
Wolken
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Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/172>, abgerufen am 22.02.2025. |