Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Aberwitz.
witz ist mit dem Stoltz gesippt/ hat Dünkel zuver-
kauffen. Der Schwindel auf der Ehrenspitz stürtzt
manchen in die Aberwitz. Eigentlich ist Aber-
witz/ Affterwitz/
wann man zu spat klug wird/
und Witz einwenden will/ nach geschehenem
Schaden. Es wird auch gesagt von unrichtiger
Vernunfft/ welche zu Zeiten die Fieber verru-
cken/ daß man aberredet/ und sich wegen der gros-
sen Hitze nicht besinnet.

Dieses Unheil könte gebildet werden/ mit ei-
ner Narrenkappen/ die nur eine Schelle
zeichte.

7. Abschied.

Wer Bulerscheiden Scheiden nennet/ ein
blosses Scheiden wie man pflegt/ desselben Hertz
hat nie gebrennet/ von solcher Glut die Liebe
hegt. Jch sage/ wie ich jetzt erfahre/ das scheiden
sey ein solcher Schmertz/ ein Schmertz der schei-
det Seel und Hertz/ und beedes bringet auf die
Baare. (Siereno in der Diana.) Das Scheiden
zerschneidet der Liebenden Band: Das Scheiden
macht Leiden/ die Wiederkunfft Freuden. Der
Abschied heischet verdienten Lohn. Bey dem Ab-
schied ist der Tritt über die Schwelle der lang-
samste und der schwerste. Wiederkommen macht/
daß/ man Scheiden nicht acht.

8. Acker.

Hiervon besihe in dem Poetischen Trichter
die 6. Stund. §. 9. der Acker wird gebragt/

geegt/

Aberwitz.
witz iſt mit dem Stoltz geſippt/ hat Duͤnkel zuver-
kauffen. Der Schwindel auf der Ehrenſpitz ſtuͤrtzt
manchen in die Aberwitz. Eigentlich iſt Aber-
witz/ Affterwitz/
wann man zu ſpat klug wird/
und Witz einwenden will/ nach geſchehenem
Schaden. Es wird auch geſagt von unrichtiger
Vernunfft/ welche zu Zeiten die Fieber verru-
cken/ daß man aberredet/ und ſich wegen der groſ-
ſen Hitze nicht beſinnet.

Dieſes Unheil koͤnte gebildet werden/ mit ei-
ner Narrenkappen/ die nur eine Schelle
zeichte.

7. Abſchied.

Wer Bulerſcheiden Scheiden nennet/ ein
bloſſes Scheiden wie man pflegt/ deſſelben Hertz
hat nie gebrennet/ von ſolcher Glut die Liebe
hegt. Jch ſage/ wie ich jetzt erfahre/ das ſcheiden
ſey ein ſolcher Schmertz/ ein Schmertz der ſchei-
det Seel und Hertz/ und beedes bringet auf die
Baare. (Siereno in der Diana.) Das Scheiden
zerſchneidet der Liebenden Band: Das Scheiden
macht Leiden/ die Wiederkunfft Freuden. Der
Abſchied heiſchet verdienten Lohn. Bey dem Ab-
ſchied iſt der Tritt uͤber die Schwelle der lang-
ſamſte und der ſchwerſte. Wiederkommẽ macht/
daß/ man Scheiden nicht acht.

8. Acker.

Hiervon beſihe in dem Poëtiſchen Trichter
die 6. Stund. §. 9. der Acker wird gebragt/

geegt/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0150" n="118"/><fw place="top" type="header">Aberwitz.</fw><lb/>
witz i&#x017F;t mit dem Stoltz ge&#x017F;ippt/ hat Du&#x0364;nkel zuver-<lb/>
kauffen. Der Schwindel auf der Ehren&#x017F;pitz &#x017F;tu&#x0364;rtzt<lb/>
manchen in die Aberwitz. Eigentlich i&#x017F;t <hi rendition="#fr">Aber-<lb/>
witz/ Affterwitz/</hi> wann man zu &#x017F;pat klug wird/<lb/>
und Witz einwenden will/ nach ge&#x017F;chehenem<lb/>
Schaden. Es wird auch ge&#x017F;agt von unrichtiger<lb/>
Vernunfft/ welche zu Zeiten die Fieber verru-<lb/>
cken/ daß man aberredet/ und &#x017F;ich wegen der gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Hitze nicht be&#x017F;innet.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;es <hi rendition="#fr">U</hi>nheil ko&#x0364;nte gebildet werden/ mit ei-<lb/>
ner <hi rendition="#fr">Narrenkappen/</hi> die nur eine Schelle<lb/>
zeichte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">7. Ab&#x017F;chied.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Wer Buler&#x017F;cheiden Scheiden nennet/ ein<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;es Scheiden wie man pflegt/ de&#x017F;&#x017F;elben Hertz<lb/>
hat nie gebrennet/ von &#x017F;olcher Glut die Liebe<lb/>
hegt. Jch &#x017F;age/ wie ich jetzt erfahre/ das &#x017F;cheiden<lb/>
&#x017F;ey ein &#x017F;olcher Schmertz/ ein Schmertz der &#x017F;chei-<lb/>
det Seel und Hertz/ und beedes bringet auf die<lb/>
Baare. (Siereno in der Diana.) Das Scheiden<lb/>
zer&#x017F;chneidet der Liebenden Band: Das Scheiden<lb/>
macht Leiden/ die Wiederkunfft Freuden. Der<lb/>
Ab&#x017F;chied hei&#x017F;chet verdienten Lohn. Bey dem Ab-<lb/>
&#x017F;chied i&#x017F;t der Tritt u&#x0364;ber die Schwelle der lang-<lb/>
&#x017F;am&#x017F;te und der &#x017F;chwer&#x017F;te. Wiederkomm&#x1EBD; macht/<lb/>
daß/ man Scheiden nicht acht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">8. Acker.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Hiervon be&#x017F;ihe in dem Po<hi rendition="#aq">ë</hi>ti&#x017F;chen Trichter<lb/>
die 6. Stund. §. 9. der Acker wird gebragt/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">geegt/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0150] Aberwitz. witz iſt mit dem Stoltz geſippt/ hat Duͤnkel zuver- kauffen. Der Schwindel auf der Ehrenſpitz ſtuͤrtzt manchen in die Aberwitz. Eigentlich iſt Aber- witz/ Affterwitz/ wann man zu ſpat klug wird/ und Witz einwenden will/ nach geſchehenem Schaden. Es wird auch geſagt von unrichtiger Vernunfft/ welche zu Zeiten die Fieber verru- cken/ daß man aberredet/ und ſich wegen der groſ- ſen Hitze nicht beſinnet. Dieſes Unheil koͤnte gebildet werden/ mit ei- ner Narrenkappen/ die nur eine Schelle zeichte. 7. Abſchied. Wer Bulerſcheiden Scheiden nennet/ ein bloſſes Scheiden wie man pflegt/ deſſelben Hertz hat nie gebrennet/ von ſolcher Glut die Liebe hegt. Jch ſage/ wie ich jetzt erfahre/ das ſcheiden ſey ein ſolcher Schmertz/ ein Schmertz der ſchei- det Seel und Hertz/ und beedes bringet auf die Baare. (Siereno in der Diana.) Das Scheiden zerſchneidet der Liebenden Band: Das Scheiden macht Leiden/ die Wiederkunfft Freuden. Der Abſchied heiſchet verdienten Lohn. Bey dem Ab- ſchied iſt der Tritt uͤber die Schwelle der lang- ſamſte und der ſchwerſte. Wiederkommẽ macht/ daß/ man Scheiden nicht acht. 8. Acker. Hiervon beſihe in dem Poëtiſchen Trichter die 6. Stund. §. 9. der Acker wird gebragt/ geegt/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/150
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/150>, abgerufen am 20.11.2024.