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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Sendschreiben/
Den Zweck und Jnhalt dieses Werkleins
betreffend.
Woledler/ hochgeehrter Herr und
vielwerther Gevatter.

WJe hoch der heilige Geist die löbliche Poesi
geachtet/ und geadelt/ erscheinet/ neben an-
dern/ auch daher: daß er seine liebe Diener zu ei-
nem schönen poetischen Lied/ wann Gott seinem
Volk eine besondere Wolthat erzeiget/ angetrie-
ben/ und aufgemuntert: wie wir derer gnugsam
in der Grundsprache H. Schrift zu befinden/
und aufzuweisen haben.

Diese fürtrefliche Kunst der Poesi ist auch
endlich auf unsere alte redliche Teutschen kom-
men; aber (wie es mit dem Anfang aller Künfte
beschaffen) sehr unvollkommen; gestalt man aus
denen noch überbliebenen Liedern sattsam ver-
spüret: biß endlich hochbegabte Gemüter/ in die-
sen allergreulichsten Läuften/ da gantz Teutsch-
land in der endlichen Kriegsglut glimmet/ und
den Greuel seiner Verwüstung vor der Thür si-
het/ was Ruhe in beförderlicher Aus arbeitung
ietztgesagter teutschen Poesi suchten/ und gutes
Theils erlangeten.

Daß nun Woledler/ hochgeehrter Herr/

und


Sendſchreiben/
Den Zweck und Jnhalt dieſes Werkleins
betreffend.
Woledler/ hochgeehrter Herr und
vielwerther Gevatter.

WJe hoch der heilige Geiſt die loͤbliche Poeſi
geachtet/ und geadelt/ erſcheinet/ neben an-
dern/ auch daher: daß er ſeine liebe Diener zu ei-
nem ſchoͤnen poetiſchen Lied/ wann Gott ſeinem
Volk eine beſondere Wolthat erzeiget/ angetrie-
ben/ und aufgemuntert: wie wir derer gnugſam
in der Grundſprache H. Schrift zu befinden/
und aufzuweiſen haben.

Dieſe fuͤrtrefliche Kunſt der Poeſi iſt auch
endlich auf unſere alte redliche Teutſchen kom-
men; aber (wie es mit dem Anfang aller Kuͤnfte
beſchaffen) ſehr unvollkommen; geſtalt man aus
denen noch uͤberbliebenen Liedern ſattſam ver-
ſpuͤret: biß endlich hochbegabte Gemuͤter/ in die-
ſen allergreulichſten Laͤuften/ da gantz Teutſch-
land in der endlichen Kriegsglut glimmet/ und
den Greuel ſeiner Verwuͤſtung vor der Thuͤr ſi-
het/ was Ruhe in befoͤrderlicher Aus arbeitung
ietztgeſagter teutſchen Poeſi ſuchten/ und gutes
Theils erlangeten.

Daß nun Woledler/ hochgeehrter Herr/

und
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[[134]/0152] Sendſchreiben/ Den Zweck und Jnhalt dieſes Werkleins betreffend. Woledler/ hochgeehrter Herr und vielwerther Gevatter. WJe hoch der heilige Geiſt die loͤbliche Poeſi geachtet/ und geadelt/ erſcheinet/ neben an- dern/ auch daher: daß er ſeine liebe Diener zu ei- nem ſchoͤnen poetiſchen Lied/ wann Gott ſeinem Volk eine beſondere Wolthat erzeiget/ angetrie- ben/ und aufgemuntert: wie wir derer gnugſam in der Grundſprache H. Schrift zu befinden/ und aufzuweiſen haben. Dieſe fuͤrtrefliche Kunſt der Poeſi iſt auch endlich auf unſere alte redliche Teutſchen kom- men; aber (wie es mit dem Anfang aller Kuͤnfte beſchaffen) ſehr unvollkommen; geſtalt man aus denen noch uͤberbliebenen Liedern ſattſam ver- ſpuͤret: biß endlich hochbegabte Gemuͤter/ in die- ſen allergreulichſten Laͤuften/ da gantz Teutſch- land in der endlichen Kriegsglut glimmet/ und den Greuel ſeiner Verwuͤſtung vor der Thuͤr ſi- het/ was Ruhe in befoͤrderlicher Aus arbeitung ietztgeſagter teutſchen Poeſi ſuchten/ und gutes Theils erlangeten. Daß nun Woledler/ hochgeehrter Herr/ und

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. [134]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/152>, abgerufen am 20.11.2024.