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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
stökke und ihre Trompeten auf die Darmknochen, welche
zu deren Aufnehmen ein wenig hohl gelassen sind. Die-
ses ist ihr herrschender Bau einige Jahre hindurch. Jn-
dessen habe ich doch im siebenten Jahre die Eyerstökke
im Bekken gesehen. Und so ist auch jederzeit(t) in
der Frucht die Blase länger als die Mutter.

Jn einem Mägdchen, welches nunmehro auf die
Welt gebracht wird, wird das Bekken immer mehr und
mehr hohl, zugleich wächst die Mutter immer mehr und
mehr in die Breite, hingegen weniger in die Länge, und
sie wird nunmehr, nach dem Verhältnisse ihrer Länge, viel
stammhafter. Daher kömmt es, daß die ganze Gebär-
mutter an einer mannbaren Jungfer, und mit ihr zugleich
die Eyerstökke und Muttertrompeten im Bekken ihren
Plazz finden.

Wenn hingegen die Frucht, welche die Wohnung
der Gebärmutter verlassen, nun in einigen Monaten grös-
ser gewachsen ist, so steiget wiederum die Mutter aus den
Bekken herauf, sie raget allmählich in den Unterleib vor,
indem sie in dem sechsten Monate nicht sehr hoch über
dem Schaamknochen liegt. Jn einer reifen Schwanger-
schaft dehnt sie sich bis zum Magen aus (u), und bis zum
Queergrimmdarm (w).

Von dieser Grösse und Umfange ziehet sie sich wiede-
rum kurze Zeit nach der Geburt in ihr Lager und Bekken
zurükk, hiervon wollen wir aber an einem andern Orte
umständlicher reden.

§. 5.
Das Gemeinschaftliche der Gebärmutter.

Es ist die Gebärmutter bey den meisten vierfüßigen
Thieren [Spaltenumbruch] (a) in zwey Hörner zertheilet, deren Enden ge-

gen
(t) [Spaltenumbruch] Tab. art. pelv. I.
(u) ROEDERER p. 12.
(w) JENTY.
(a) Der Elephant PARIS. die
Kuh SYLV. var. diss. die Ziege SE-
VERIN. Zoot. p.
295. der Tiger
PARIS.

Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
ſtoͤkke und ihre Trompeten auf die Darmknochen, welche
zu deren Aufnehmen ein wenig hohl gelaſſen ſind. Die-
ſes iſt ihr herrſchender Bau einige Jahre hindurch. Jn-
deſſen habe ich doch im ſiebenten Jahre die Eyerſtoͤkke
im Bekken geſehen. Und ſo iſt auch jederzeit(t) in
der Frucht die Blaſe laͤnger als die Mutter.

Jn einem Maͤgdchen, welches nunmehro auf die
Welt gebracht wird, wird das Bekken immer mehr und
mehr hohl, zugleich waͤchſt die Mutter immer mehr und
mehr in die Breite, hingegen weniger in die Laͤnge, und
ſie wird nunmehr, nach dem Verhaͤltniſſe ihrer Laͤnge, viel
ſtammhafter. Daher koͤmmt es, daß die ganze Gebaͤr-
mutter an einer mannbaren Jungfer, und mit ihr zugleich
die Eyerſtoͤkke und Muttertrompeten im Bekken ihren
Plazz finden.

Wenn hingegen die Frucht, welche die Wohnung
der Gebaͤrmutter verlaſſen, nun in einigen Monaten groͤſ-
ſer gewachſen iſt, ſo ſteiget wiederum die Mutter aus den
Bekken herauf, ſie raget allmaͤhlich in den Unterleib vor,
indem ſie in dem ſechſten Monate nicht ſehr hoch uͤber
dem Schaamknochen liegt. Jn einer reifen Schwanger-
ſchaft dehnt ſie ſich bis zum Magen aus (u), und bis zum
Queergrimmdarm (w).

Von dieſer Groͤſſe und Umfange ziehet ſie ſich wiede-
rum kurze Zeit nach der Geburt in ihr Lager und Bekken
zuruͤkk, hiervon wollen wir aber an einem andern Orte
umſtaͤndlicher reden.

§. 5.
Das Gemeinſchaftliche der Gebaͤrmutter.

Es iſt die Gebaͤrmutter bey den meiſten vierfuͤßigen
Thieren [Spaltenumbruch] (a) in zwey Hoͤrner zertheilet, deren Enden ge-

gen
(t) [Spaltenumbruch] Tab. art. pelv. I.
(u) ROEDERER p. 12.
(w) JENTY.
(a) Der Elephant PARIS. die
Kuh SYLV. var. diſſ. die Ziege SE-
VERIN. Zoot. p.
295. der Tiger
PARIS.
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[928/0964] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. ſtoͤkke und ihre Trompeten auf die Darmknochen, welche zu deren Aufnehmen ein wenig hohl gelaſſen ſind. Die- ſes iſt ihr herrſchender Bau einige Jahre hindurch. Jn- deſſen habe ich doch im ſiebenten Jahre die Eyerſtoͤkke im Bekken geſehen. Und ſo iſt auch jederzeit (t) in der Frucht die Blaſe laͤnger als die Mutter. Jn einem Maͤgdchen, welches nunmehro auf die Welt gebracht wird, wird das Bekken immer mehr und mehr hohl, zugleich waͤchſt die Mutter immer mehr und mehr in die Breite, hingegen weniger in die Laͤnge, und ſie wird nunmehr, nach dem Verhaͤltniſſe ihrer Laͤnge, viel ſtammhafter. Daher koͤmmt es, daß die ganze Gebaͤr- mutter an einer mannbaren Jungfer, und mit ihr zugleich die Eyerſtoͤkke und Muttertrompeten im Bekken ihren Plazz finden. Wenn hingegen die Frucht, welche die Wohnung der Gebaͤrmutter verlaſſen, nun in einigen Monaten groͤſ- ſer gewachſen iſt, ſo ſteiget wiederum die Mutter aus den Bekken herauf, ſie raget allmaͤhlich in den Unterleib vor, indem ſie in dem ſechſten Monate nicht ſehr hoch uͤber dem Schaamknochen liegt. Jn einer reifen Schwanger- ſchaft dehnt ſie ſich bis zum Magen aus (u), und bis zum Queergrimmdarm (w). Von dieſer Groͤſſe und Umfange ziehet ſie ſich wiede- rum kurze Zeit nach der Geburt in ihr Lager und Bekken zuruͤkk, hiervon wollen wir aber an einem andern Orte umſtaͤndlicher reden. §. 5. Das Gemeinſchaftliche der Gebaͤrmutter. Es iſt die Gebaͤrmutter bey den meiſten vierfuͤßigen Thieren (a) in zwey Hoͤrner zertheilet, deren Enden ge- gen (t) Tab. art. pelv. I. (u) ROEDERER p. 12. (w) JENTY. (a) Der Elephant PARIS. die Kuh SYLV. var. diſſ. die Ziege SE- VERIN. Zoot. p. 295. der Tiger PARIS.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/964>, abgerufen am 23.11.2024.