Man weiß, daß ein Mensch, welcher fast das ganze Jahr auf eine gleichmäßige Art(e) seine Nahrung zu sich nimmt, zu allen Zeiten verliebet seyn kann(e). Daß sich Thiere gemeiniglich (f) im Winter von der Begat- tung enthalten, weil sie magre Speisen geniessen, und daß sie, wenn sie leicht zur Nahrung gelangen können, bald wieder an den Beischlaf gedenken. Daß Wölfe, weil sie ungewisse Zeiten zu einer überflüßigen Nahrung haben, auch ihre Begattungen auf ungewisse Zeiten ver- schieben (g). Daß Enten, wenn ihnen die Menschen gute Nahrung reichen, im Stande sind, im ganzen Jah- re fruchtbar zu seyn (g*). Folglich hat man Unrecht zu leugnen, daß ein Mensch bei guten Speisen, den Reiz der Liebe nicht zu schäzzen pflege (h).
Da aber der vorzüglichste Reiz zur Liebe auf dem Daseyn eines guten Saamens zu beruhen pflegt, so ist es zu vermuthen, daß die Speisen viel zur Ergänzung dieses Saftes beitragen müssen.
§. 12. Säfte, welche den Saamen ausmachen.
Zuerst fällt uns der in den Hoden zubereitete Saame in die Augen. Es scheint mir dieses ein gelblicher Saft (a) zu seyn, welcher in den Saamenbläschen überhaupt gelb (b*) grünlich zu seyn scheint (b); er ist auch nicht in der Oberhode weis (c). Man findet ihn viel flüßiger, als der vom Körper weggelassen wird. So ist der Saame
bei
(e)[Spaltenumbruch]BUFFON. T. VI. p. 92.
(e)[Spaltenumbruch]BUFFON. T. VI. p. 92.
(f) Ebendas.
(g)BUFFON. T. VII. p. 42.
(g*)BRADLEY fram. direct. p. 33.
(h)BOND. nigth mare p. 53. 54.
(a) Bleich VENETTE pag. 9. wäßrig und grau GRAAF. p. 45.
(b*) Grün im ductu deferente VIRIDET bon chyle p. 344.
(b) Gelbe RIOLAN. pag. 164. ferner HIGHMORE p. 93. et SPI- [Spaltenumbruch]
GEL. p. 248. gelbbraun MONRO pag. 56.
(c)GRAFF. sey so im wilden Schweine BIRCH. T. IV. p. 184. in der grossen Hausmaus habe ichs gesehen.
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Man weiß, daß ein Menſch, welcher faſt das ganze Jahr auf eine gleichmaͤßige Art(e) ſeine Nahrung zu ſich nimmt, zu allen Zeiten verliebet ſeyn kann(e). Daß ſich Thiere gemeiniglich (f) im Winter von der Begat- tung enthalten, weil ſie magre Speiſen genieſſen, und daß ſie, wenn ſie leicht zur Nahrung gelangen koͤnnen, bald wieder an den Beiſchlaf gedenken. Daß Woͤlfe, weil ſie ungewiſſe Zeiten zu einer uͤberfluͤßigen Nahrung haben, auch ihre Begattungen auf ungewiſſe Zeiten ver- ſchieben (g). Daß Enten, wenn ihnen die Menſchen gute Nahrung reichen, im Stande ſind, im ganzen Jah- re fruchtbar zu ſeyn (g*). Folglich hat man Unrecht zu leugnen, daß ein Menſch bei guten Speiſen, den Reiz der Liebe nicht zu ſchaͤzzen pflege (h).
Da aber der vorzuͤglichſte Reiz zur Liebe auf dem Daſeyn eines guten Saamens zu beruhen pflegt, ſo iſt es zu vermuthen, daß die Speiſen viel zur Ergaͤnzung dieſes Saftes beitragen muͤſſen.
§. 12. Saͤfte, welche den Saamen ausmachen.
Zuerſt faͤllt uns der in den Hoden zubereitete Saame in die Augen. Es ſcheint mir dieſes ein gelblicher Saft (a) zu ſeyn, welcher in den Saamenblaͤschen uͤberhaupt gelb (b*) gruͤnlich zu ſeyn ſcheint (b); er iſt auch nicht in der Oberhode weis (c). Man findet ihn viel fluͤßiger, als der vom Koͤrper weggelaſſen wird. So iſt der Saame
bei
(e)[Spaltenumbruch]BUFFON. T. VI. p. 92.
(e)[Spaltenumbruch]BUFFON. T. VI. p. 92.
(f) Ebendaſ.
(g)BUFFON. T. VII. p. 42.
(g*)BRADLEY fram. direct. p. 33.
(h)BOND. nigth mare p. 53. 54.
(a) Bleich VENETTE pag. 9. waͤßrig und grau GRAAF. p. 45.
(b*) Gruͤn im ductu deferente VIRIDET bon chyle p. 344.
(b) Gelbe RIOLAN. pag. 164. ferner HIGHMORE p. 93. et SPI- [Spaltenumbruch]
GEL. p. 248. gelbbraun MONRO pag. 56.
(c)GRAFF. ſey ſo im wilden Schweine BIRCH. T. IV. p. 184. in der groſſen Hausmaus habe ichs geſehen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0824"n="788"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zeugungstheile, <hirendition="#aq">XXVII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Man weiß, daß ein Menſch, welcher faſt das ganze<lb/>
Jahr auf eine gleichmaͤßige Art<noteplace="foot"n="(e)"><cb/><hirendition="#aq">BUFFON. T. VI. p.</hi> 92.</note>ſeine Nahrung zu ſich<lb/>
nimmt, zu allen Zeiten verliebet ſeyn kann<noteplace="foot"n="(e)"><cb/><hirendition="#aq">BUFFON. T. VI. p.</hi> 92.</note>. Daß<lb/>ſich Thiere gemeiniglich <noteplace="foot"n="(f)">Ebendaſ.</note> im Winter von der Begat-<lb/>
tung enthalten, weil ſie magre Speiſen genieſſen, und<lb/>
daß ſie, wenn ſie leicht zur Nahrung gelangen koͤnnen,<lb/>
bald wieder an den Beiſchlaf gedenken. Daß Woͤlfe,<lb/>
weil ſie ungewiſſe Zeiten zu einer uͤberfluͤßigen Nahrung<lb/>
haben, auch ihre Begattungen auf ungewiſſe Zeiten ver-<lb/>ſchieben <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">BUFFON. T. VII. p.</hi> 42.</note>. Daß Enten, wenn ihnen die Menſchen<lb/>
gute Nahrung reichen, im Stande ſind, im ganzen Jah-<lb/>
re fruchtbar zu ſeyn <noteplace="foot"n="(g*)"><hirendition="#aq">BRADLEY fram. direct.<lb/>
p.</hi> 33.</note>. Folglich hat man Unrecht<lb/>
zu leugnen, daß ein Menſch bei guten Speiſen, den<lb/>
Reiz der Liebe nicht zu ſchaͤzzen pflege <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">BOND. nigth mare p.</hi> 53. 54.</note>.</p><lb/><p>Da aber der vorzuͤglichſte Reiz zur Liebe auf dem<lb/>
Daſeyn eines guten Saamens zu beruhen pflegt, ſo iſt<lb/>
es zu vermuthen, daß die Speiſen viel zur Ergaͤnzung<lb/>
dieſes Saftes beitragen muͤſſen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 12.<lb/><hirendition="#b">Saͤfte, welche den Saamen ausmachen.</hi></head><lb/><p>Zuerſt faͤllt uns der in den Hoden zubereitete Saame<lb/>
in die Augen. Es ſcheint mir dieſes ein gelblicher Saft<lb/><noteplace="foot"n="(a)">Bleich <hirendition="#aq">VENETTE pag.</hi> 9.<lb/>
waͤßrig und grau <hirendition="#aq">GRAAF. p.</hi> 45.</note> zu ſeyn, welcher in den Saamenblaͤschen uͤberhaupt<lb/>
gelb <noteplace="foot"n="(b*)">Gruͤn im <hirendition="#aq">ductu deferente<lb/>
VIRIDET bon chyle p.</hi> 344.</note> gruͤnlich zu ſeyn ſcheint <noteplace="foot"n="(b)">Gelbe <hirendition="#aq">RIOLAN. pag.</hi> 164.<lb/>
ferner <hirendition="#aq">HIGHMORE p. 93. et SPI-<lb/><cb/>
GEL. p.</hi> 248. gelbbraun <hirendition="#aq">MONRO<lb/>
pag.</hi> 56.</note>; er iſt auch nicht<lb/>
in der Oberhode weis <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">GRAFF.</hi>ſey ſo im wilden<lb/>
Schweine <hirendition="#aq">BIRCH. T. IV. p.</hi> 184.<lb/>
in der groſſen Hausmaus habe ichs<lb/>
geſehen.</note>. Man findet ihn viel fluͤßiger,<lb/>
als der vom Koͤrper weggelaſſen wird. So iſt der Saame<lb/><fwplace="bottom"type="catch">bei</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[788/0824]
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Man weiß, daß ein Menſch, welcher faſt das ganze
Jahr auf eine gleichmaͤßige Art (e) ſeine Nahrung zu ſich
nimmt, zu allen Zeiten verliebet ſeyn kann (e). Daß
ſich Thiere gemeiniglich (f) im Winter von der Begat-
tung enthalten, weil ſie magre Speiſen genieſſen, und
daß ſie, wenn ſie leicht zur Nahrung gelangen koͤnnen,
bald wieder an den Beiſchlaf gedenken. Daß Woͤlfe,
weil ſie ungewiſſe Zeiten zu einer uͤberfluͤßigen Nahrung
haben, auch ihre Begattungen auf ungewiſſe Zeiten ver-
ſchieben (g). Daß Enten, wenn ihnen die Menſchen
gute Nahrung reichen, im Stande ſind, im ganzen Jah-
re fruchtbar zu ſeyn (g*). Folglich hat man Unrecht
zu leugnen, daß ein Menſch bei guten Speiſen, den
Reiz der Liebe nicht zu ſchaͤzzen pflege (h).
Da aber der vorzuͤglichſte Reiz zur Liebe auf dem
Daſeyn eines guten Saamens zu beruhen pflegt, ſo iſt
es zu vermuthen, daß die Speiſen viel zur Ergaͤnzung
dieſes Saftes beitragen muͤſſen.
§. 12.
Saͤfte, welche den Saamen ausmachen.
Zuerſt faͤllt uns der in den Hoden zubereitete Saame
in die Augen. Es ſcheint mir dieſes ein gelblicher Saft
(a) zu ſeyn, welcher in den Saamenblaͤschen uͤberhaupt
gelb (b*) gruͤnlich zu ſeyn ſcheint (b); er iſt auch nicht
in der Oberhode weis (c). Man findet ihn viel fluͤßiger,
als der vom Koͤrper weggelaſſen wird. So iſt der Saame
bei
(e)
BUFFON. T. VI. p. 92.
(e)
BUFFON. T. VI. p. 92.
(f) Ebendaſ.
(g) BUFFON. T. VII. p. 42.
(g*) BRADLEY fram. direct.
p. 33.
(h) BOND. nigth mare p. 53. 54.
(a) Bleich VENETTE pag. 9.
waͤßrig und grau GRAAF. p. 45.
(b*) Gruͤn im ductu deferente
VIRIDET bon chyle p. 344.
(b) Gelbe RIOLAN. pag. 164.
ferner HIGHMORE p. 93. et SPI-
GEL. p. 248. gelbbraun MONRO
pag. 56.
(c) GRAFF. ſey ſo im wilden
Schweine BIRCH. T. IV. p. 184.
in der groſſen Hausmaus habe ichs
geſehen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/824>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.