man auf Heu gießt, zu sehen pflegt [Spaltenumbruch](p*). Es kann auch auf keinerlei Art bewiesen werden, daß er Saamenthier- chen nicht in frischen Saamen, sondern in Säften, die über zerschnittne Hoden gegossen waren [Spaltenumbruch](p**) erst den vierten Tag zu betrachten angefangen. Denn diese Ver- suche führen offenbar auf faulgewordne Thierchen, und auch diese Versuche werden selbst noch dadurch verdäch- tig, daß dieser grosse Mann sehr wenige dergleichen aus frischen, und von getödteten Menschen hergenommenen Saamen gezogen. Es läßt sich nemlich schwerlich auf einige Weise hoffen, daß einerlei Erscheinungen an einem frischen und warmen Saamen, und an einer Flüßigkeit vorkommen werden, worinn man eine bereits abgestor- bene Hode geworfen.
Jch kann ferner nicht verhalten, daß es sich aus der Beschreibung des gelben Drüsenkörpers an jungen Thie- ren vor der Begattung, wie auch aus einigen andern anatomischen Unrichtigkeiten ergebe, daß in diesem Punk- te dieser grosse Mann die Gesezze dererjenigen Künste nicht vor Augen gehabt, welche ihm sonst gewöhnlich ge- worden waren.
Selbst der Herausgeber des Needhamschen Wer- kes bezeugt, die Saamenthierchen, und zwar mehr, als einmal gesehen zu haben (q).
§. 6. Ob es lebendige Thierchen sind.
Es ist dieses nunmehr unsere Hauptfrage, seitdem der berühmte Buffon behauptet, daß diese Würmchen
keine
(p*) Vom JOBLOTO beschrie- ben. Diese Thierchen wären or- ganische Körper, gestehet BUFFON. II. p. 283. wie er die Stoffe in sei- nem Saamen zu Mitteldingen zwi- schen Pflanzen |und Thieren sind p. 263.
(p**) Finden sich nicht, wenn nicht vorher der Saame an die Luft gesezzt worden. NEEDHAM. nouv. obs. p. 102.
(q)p. 98.
C c c 3
II. Abſchn. und deren Saamen.
man auf Heu gießt, zu ſehen pflegt [Spaltenumbruch](p*). Es kann auch auf keinerlei Art bewieſen werden, daß er Saamenthier- chen nicht in friſchen Saamen, ſondern in Saͤften, die uͤber zerſchnittne Hoden gegoſſen waren [Spaltenumbruch](p**) erſt den vierten Tag zu betrachten angefangen. Denn dieſe Ver- ſuche fuͤhren offenbar auf faulgewordne Thierchen, und auch dieſe Verſuche werden ſelbſt noch dadurch verdaͤch- tig, daß dieſer groſſe Mann ſehr wenige dergleichen aus friſchen, und von getoͤdteten Menſchen hergenommenen Saamen gezogen. Es laͤßt ſich nemlich ſchwerlich auf einige Weiſe hoffen, daß einerlei Erſcheinungen an einem friſchen und warmen Saamen, und an einer Fluͤßigkeit vorkommen werden, worinn man eine bereits abgeſtor- bene Hode geworfen.
Jch kann ferner nicht verhalten, daß es ſich aus der Beſchreibung des gelben Druͤſenkoͤrpers an jungen Thie- ren vor der Begattung, wie auch aus einigen andern anatomiſchen Unrichtigkeiten ergebe, daß in dieſem Punk- te dieſer groſſe Mann die Geſezze dererjenigen Kuͤnſte nicht vor Augen gehabt, welche ihm ſonſt gewoͤhnlich ge- worden waren.
Selbſt der Herausgeber des Needhamſchen Wer- kes bezeugt, die Saamenthierchen, und zwar mehr, als einmal geſehen zu haben (q).
§. 6. Ob es lebendige Thierchen ſind.
Es iſt dieſes nunmehr unſere Hauptfrage, ſeitdem der beruͤhmte Buffon behauptet, daß dieſe Wuͤrmchen
keine
(p*) Vom JOBLOTO beſchrie- ben. Dieſe Thierchen waͤren or- ganiſche Koͤrper, geſtehet BUFFON. II. p. 283. wie er die Stoffe in ſei- nem Saamen zu Mitteldingen zwi- ſchen Pflanzen |und Thieren ſind p. 263.
(p**) Finden ſich nicht, wenn nicht vorher der Saame an die Luft geſezzt worden. NEEDHAM. nouv. obſ. p. 102.
(q)p. 98.
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II. Abſchn. und deren Saamen.
man auf Heu gießt, zu ſehen pflegt
(p*). Es kann auch
auf keinerlei Art bewieſen werden, daß er Saamenthier-
chen nicht in friſchen Saamen, ſondern in Saͤften, die
uͤber zerſchnittne Hoden gegoſſen waren
(p**) erſt den
vierten Tag zu betrachten angefangen. Denn dieſe Ver-
ſuche fuͤhren offenbar auf faulgewordne Thierchen, und
auch dieſe Verſuche werden ſelbſt noch dadurch verdaͤch-
tig, daß dieſer groſſe Mann ſehr wenige dergleichen aus
friſchen, und von getoͤdteten Menſchen hergenommenen
Saamen gezogen. Es laͤßt ſich nemlich ſchwerlich auf
einige Weiſe hoffen, daß einerlei Erſcheinungen an einem
friſchen und warmen Saamen, und an einer Fluͤßigkeit
vorkommen werden, worinn man eine bereits abgeſtor-
bene Hode geworfen.
Jch kann ferner nicht verhalten, daß es ſich aus der
Beſchreibung des gelben Druͤſenkoͤrpers an jungen Thie-
ren vor der Begattung, wie auch aus einigen andern
anatomiſchen Unrichtigkeiten ergebe, daß in dieſem Punk-
te dieſer groſſe Mann die Geſezze dererjenigen Kuͤnſte
nicht vor Augen gehabt, welche ihm ſonſt gewoͤhnlich ge-
worden waren.
Selbſt der Herausgeber des Needhamſchen Wer-
kes bezeugt, die Saamenthierchen, und zwar mehr, als
einmal geſehen zu haben (q).
§. 6.
Ob es lebendige Thierchen ſind.
Es iſt dieſes nunmehr unſere Hauptfrage, ſeitdem
der beruͤhmte Buffon behauptet, daß dieſe Wuͤrmchen
keine
(p*) Vom JOBLOTO beſchrie-
ben. Dieſe Thierchen waͤren or-
ganiſche Koͤrper, geſtehet BUFFON.
II. p. 283. wie er die Stoffe in ſei-
nem Saamen zu Mitteldingen zwi-
ſchen Pflanzen |und Thieren ſind
p. 263.
(p**) Finden ſich nicht, wenn
nicht vorher der Saame an die
Luft geſezzt worden. NEEDHAM.
nouv. obſ. p. 102.
(q) p. 98.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 773. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/809>, abgerufen am 21.11.2024.
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