Wir haben die durchsichtige Gefässe der Blase er- wänt. An der Mannsruthe haben auch einige berühmte Männer limphatische Gefässe(a) mit Augen gesehen, und selbige durch die Blutadern mit Luft angefüllt (b).
Vor kurzem beschrieb auch ein berühmter Mann(c) an den Leisten eine Drüse, welche aus einem Säkkchen, so in der Mitte lag, einen kleinen Kanal hervorbrachte, der in dem weiblichen Zeugungstheil inserirt war. Die- ses scheinet überhaupt ein Flieswassergefässe gewesen zu seyn, dergleichen Vercelloni gesehen.
So wie übrigens die kleinste Schlagäderchen der Zeugungstheile in die Harnröhre einen zarten Dunst aus- hauchen, so scheinet es kein Zweifel zu seyn, daß nicht auch resorbirende Blutadern in der innern Oberfläche der Harnröhre seyn sollten, und es bestätigt solches die venerische Krankheit (d). Ein gesunder Mensch, dessen Ruthe von venerischem Gifte angegriffen worden, kann und pflegte ehemals ohne alle Ausnahme am ganzen Kör- per die Wirkungen dieses heftigsten Giftes erdulden: in- dem der Tripper zu unsern Zeiten, dieser Zufall der neuern Zeiten, dieses Gift öfters wegspült.
§. 51. Die Nerven.
Es besizzt die männliche Ruthe unter allen Theilen des menschlichen Körpers, ein, in ihrer Art, sehr empfind- liches Gefühl, und dieses gilt wenigstens von der ent- blößten Eichel. Es ist nemlich am ganzen menschlichen
Körper
(a)[Spaltenumbruch]COWPER. myot. ann. 1694. f. 10. VERCELLONI pubendagr. p. 83. kommen von den Leisten her.
(b)Ad BIDLOO tab. 48.
(c)[Spaltenumbruch]DETHARDING. de gland. inguin. p. 6. führt auch an EL- LECUM p. 7.
(d)KAAUW. perspirat. n. 493.
B b b 2
I. Abſchn. und deren Saamen.
§. 50. Die Flieswaſſergefaͤſſe der Mannsruthe.
Wir haben die durchſichtige Gefaͤſſe der Blaſe er- waͤnt. An der Mannsruthe haben auch einige beruͤhmte Maͤnner limphatiſche Gefaͤſſe(a) mit Augen geſehen, und ſelbige durch die Blutadern mit Luft angefuͤllt (b).
Vor kurzem beſchrieb auch ein beruͤhmter Mann(c) an den Leiſten eine Druͤſe, welche aus einem Saͤkkchen, ſo in der Mitte lag, einen kleinen Kanal hervorbrachte, der in dem weiblichen Zeugungstheil inſerirt war. Die- ſes ſcheinet uͤberhaupt ein Flieswaſſergefaͤſſe geweſen zu ſeyn, dergleichen Vercelloni geſehen.
So wie uͤbrigens die kleinſte Schlagaͤderchen der Zeugungstheile in die Harnroͤhre einen zarten Dunſt aus- hauchen, ſo ſcheinet es kein Zweifel zu ſeyn, daß nicht auch reſorbirende Blutadern in der innern Oberflaͤche der Harnroͤhre ſeyn ſollten, und es beſtaͤtigt ſolches die veneriſche Krankheit (d). Ein geſunder Menſch, deſſen Ruthe von veneriſchem Gifte angegriffen worden, kann und pflegte ehemals ohne alle Ausnahme am ganzen Koͤr- per die Wirkungen dieſes heftigſten Giftes erdulden: in- dem der Tripper zu unſern Zeiten, dieſer Zufall der neuern Zeiten, dieſes Gift oͤfters wegſpuͤlt.
§. 51. Die Nerven.
Es beſizzt die maͤnnliche Ruthe unter allen Theilen des menſchlichen Koͤrpers, ein, in ihrer Art, ſehr empfind- liches Gefuͤhl, und dieſes gilt wenigſtens von der ent- bloͤßten Eichel. Es iſt nemlich am ganzen menſchlichen
Koͤrper
(a)[Spaltenumbruch]COWPER. myot. ann. 1694. f. 10. VERCELLONI pubendagr. p. 83. kommen von den Leiſten her.
(b)Ad BIDLOO tab. 48.
(c)[Spaltenumbruch]DETHARDING. de gland. inguin. p. 6. fuͤhrt auch an EL- LECUM p. 7.
(d)KAAUW. perſpirat. n. 493.
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[755/0791]
I. Abſchn. und deren Saamen.
§. 50.
Die Flieswaſſergefaͤſſe der Mannsruthe.
Wir haben die durchſichtige Gefaͤſſe der Blaſe er-
waͤnt. An der Mannsruthe haben auch einige beruͤhmte
Maͤnner limphatiſche Gefaͤſſe (a) mit Augen geſehen,
und ſelbige durch die Blutadern mit Luft angefuͤllt (b).
Vor kurzem beſchrieb auch ein beruͤhmter Mann (c)
an den Leiſten eine Druͤſe, welche aus einem Saͤkkchen,
ſo in der Mitte lag, einen kleinen Kanal hervorbrachte,
der in dem weiblichen Zeugungstheil inſerirt war. Die-
ſes ſcheinet uͤberhaupt ein Flieswaſſergefaͤſſe geweſen zu
ſeyn, dergleichen Vercelloni geſehen.
So wie uͤbrigens die kleinſte Schlagaͤderchen der
Zeugungstheile in die Harnroͤhre einen zarten Dunſt aus-
hauchen, ſo ſcheinet es kein Zweifel zu ſeyn, daß nicht
auch reſorbirende Blutadern in der innern Oberflaͤche
der Harnroͤhre ſeyn ſollten, und es beſtaͤtigt ſolches die
veneriſche Krankheit (d). Ein geſunder Menſch, deſſen
Ruthe von veneriſchem Gifte angegriffen worden, kann
und pflegte ehemals ohne alle Ausnahme am ganzen Koͤr-
per die Wirkungen dieſes heftigſten Giftes erdulden: in-
dem der Tripper zu unſern Zeiten, dieſer Zufall der neuern
Zeiten, dieſes Gift oͤfters wegſpuͤlt.
§. 51.
Die Nerven.
Es beſizzt die maͤnnliche Ruthe unter allen Theilen
des menſchlichen Koͤrpers, ein, in ihrer Art, ſehr empfind-
liches Gefuͤhl, und dieſes gilt wenigſtens von der ent-
bloͤßten Eichel. Es iſt nemlich am ganzen menſchlichen
Koͤrper
(a)
COWPER. myot. ann. 1694.
f. 10. VERCELLONI pubendagr.
p. 83. kommen von den Leiſten her.
(b) Ad BIDLOO tab. 48.
(c)
DETHARDING. de gland.
inguin. p. 6. fuͤhrt auch an EL-
LECUM p. 7.
(d) KAAUW. perſpirat. n. 493.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/791>, abgerufen am 21.11.2024.
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