dern vom Harn gereizt, sich zusammen zieht, und den Urin aus der obern Blase nicht heraus läßt.
Die mäßige Menge des Urins scheinet sich in dem bauchigen Blasengrunde, der sich, gegen den Mastdarm zu, unterhalb der Harnröhre, verlängert, leicht und ohne Empfindung anzuhäufen: hierauf fängt sich vielleicht der Schliesmuskel an zu verengern, wenn die nunmehr an- wachsende Harnmenge gegen die Mündung der Harn- röhre hinauf steigt, und ich vermuthe, daß dieser Mu- skel desto mehr zu thun bekomme, je höher nun über der Harnröhre die Urinsäule ist, die mit ihrem Gewichte auf die Mündung der Harnröhre drükkt.
Der Hebemuskel des Hintern(c) hebt die Blase, und deren Ausgang ein wenig in die Höhe; er vermag auch wohl die Harnröhre in so fern enger zu machen: so wie der umgepaarte Queermuskel (d).
§. 11. Das Verweilen des Harns in der Blase.
Wenn der Urin aus der Niere kömmt, so ist er dünne und wäßrig, und er hat noch wenig Geruch und Ge- schmakk an sich. Verweilt er sich aber in der Blase, und empfindet er erst die Wärme aus der Nachbarschaft des Mastdarms, oder verliert sich ein Theil desselben(e), den die Blutadern der Blase einsaugen, vielleicht auch ver- mittelst der Verdünstung durch die unmerkliche Schweis- löcher (f), so fängt er an faul zu werden; er wird dikker, schärfer, gelber, endlich stinkt er, er wird braun, und sehr scharf, wofern man ihn länger als man sollte, an sich hält. Daher bekömmt er eigentlich erst in der Blase seinen rechten und eignen Harncharacter.
Da
(c)[Spaltenumbruch]L. XXIV. p. 115. Conf. p. 155. Conf. WALTH. l. c. p. 9. 10.
(d)Ibid. p. 153.
(e)[Spaltenumbruch]KAAUW. n. 492.
(f)p. 329. 330.
O o 5
IV. Abſchn. die der Harn nimmt.
dern vom Harn gereizt, ſich zuſammen zieht, und den Urin aus der obern Blaſe nicht heraus laͤßt.
Die maͤßige Menge des Urins ſcheinet ſich in dem bauchigen Blaſengrunde, der ſich, gegen den Maſtdarm zu, unterhalb der Harnroͤhre, verlaͤngert, leicht und ohne Empfindung anzuhaͤufen: hierauf faͤngt ſich vielleicht der Schliesmuſkel an zu verengern, wenn die nunmehr an- wachſende Harnmenge gegen die Muͤndung der Harn- roͤhre hinauf ſteigt, und ich vermuthe, daß dieſer Mu- ſkel deſto mehr zu thun bekomme, je hoͤher nun uͤber der Harnroͤhre die Urinſaͤule iſt, die mit ihrem Gewichte auf die Muͤndung der Harnroͤhre druͤkkt.
Der Hebemuſkel des Hintern(c) hebt die Blaſe, und deren Ausgang ein wenig in die Hoͤhe; er vermag auch wohl die Harnroͤhre in ſo fern enger zu machen: ſo wie der umgepaarte Queermuſkel (d).
§. 11. Das Verweilen des Harns in der Blaſe.
Wenn der Urin aus der Niere koͤmmt, ſo iſt er duͤnne und waͤßrig, und er hat noch wenig Geruch und Ge- ſchmakk an ſich. Verweilt er ſich aber in der Blaſe, und empfindet er erſt die Waͤrme aus der Nachbarſchaft des Maſtdarms, oder verliert ſich ein Theil deſſelben(e), den die Blutadern der Blaſe einſaugen, vielleicht auch ver- mittelſt der Verduͤnſtung durch die unmerkliche Schweis- loͤcher (f), ſo faͤngt er an faul zu werden; er wird dikker, ſchaͤrfer, gelber, endlich ſtinkt er, er wird braun, und ſehr ſcharf, wofern man ihn laͤnger als man ſollte, an ſich haͤlt. Daher bekoͤmmt er eigentlich erſt in der Blaſe ſeinen rechten und eignen Harncharacter.
Da
(c)[Spaltenumbruch]L. XXIV. p. 115. Conf. p. 155. Conf. WALTH. l. c. p. 9. 10.
(d)Ibid. p. 153.
(e)[Spaltenumbruch]KAAUW. n. 492.
(f)p. 329. 330.
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IV. Abſchn. die der Harn nimmt.
dern vom Harn gereizt, ſich zuſammen zieht, und den
Urin aus der obern Blaſe nicht heraus laͤßt.
Die maͤßige Menge des Urins ſcheinet ſich in dem
bauchigen Blaſengrunde, der ſich, gegen den Maſtdarm
zu, unterhalb der Harnroͤhre, verlaͤngert, leicht und ohne
Empfindung anzuhaͤufen: hierauf faͤngt ſich vielleicht der
Schliesmuſkel an zu verengern, wenn die nunmehr an-
wachſende Harnmenge gegen die Muͤndung der Harn-
roͤhre hinauf ſteigt, und ich vermuthe, daß dieſer Mu-
ſkel deſto mehr zu thun bekomme, je hoͤher nun uͤber der
Harnroͤhre die Urinſaͤule iſt, die mit ihrem Gewichte
auf die Muͤndung der Harnroͤhre druͤkkt.
Der Hebemuſkel des Hintern (c) hebt die Blaſe, und
deren Ausgang ein wenig in die Hoͤhe; er vermag auch
wohl die Harnroͤhre in ſo fern enger zu machen: ſo wie
der umgepaarte Queermuſkel (d).
§. 11.
Das Verweilen des Harns in der Blaſe.
Wenn der Urin aus der Niere koͤmmt, ſo iſt er duͤnne
und waͤßrig, und er hat noch wenig Geruch und Ge-
ſchmakk an ſich. Verweilt er ſich aber in der Blaſe, und
empfindet er erſt die Waͤrme aus der Nachbarſchaft des
Maſtdarms, oder verliert ſich ein Theil deſſelben (e), den
die Blutadern der Blaſe einſaugen, vielleicht auch ver-
mittelſt der Verduͤnſtung durch die unmerkliche Schweis-
loͤcher (f), ſo faͤngt er an faul zu werden; er wird dikker,
ſchaͤrfer, gelber, endlich ſtinkt er, er wird braun, und
ſehr ſcharf, wofern man ihn laͤnger als man ſollte, an ſich
haͤlt. Daher bekoͤmmt er eigentlich erſt in der Blaſe
ſeinen rechten und eignen Harncharacter.
Da
(c)
L. XXIV. p. 115. Conf. p.
155. Conf. WALTH. l. c. p. 9. 10.
(d) Ibid. p. 153.
(e)
KAAUW. n. 492.
(f) p. 329. 330.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/621>, abgerufen am 30.12.2024.
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