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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Die Harnwege, XXVI. Buch.

Es steiget aber der Urin beständig tropfenweise her-
nieder, wie man an monströsen Körpern sehen konnte(f),
an denen die Harngänge in der Haut selbst offen lagen,
und endlich, wiewohl dergleichen Exempel selten vorkom-
men, an der Blase eines lebendigen Menschen (g). Der
Urin hatte mit seinem Tröpfeln in die Steine Rinnen
eingegraben (h) oder ganze Steine durchbort (i).

Durch die Harngänge läuft der Urin, kraft seiner
Schwere, doch nur im Menschen, von dem Drukke des
nachfolgenden Harns, sonderlich aber von den Kräften
des Atemholens (k), und der Bauchmuskeln getrieben,
in die Blase ab, denn es können diese Muskeln nicht ih-
ren Bauch verengern, ohne zugleich auf die Harngänge
mit zu drükken.

§. 9.
Der Harn hält sich in der Blase auf.

Wenn der Urin aus einem engen Harngange in die
sehr weite Blase fällt, so verliert er alle Bewegung, und
er verweilet darinnen bald lange, bald kurze Zeit, bis sich
die gereizte Blase in Bewegung sezzt, um den Harn aus-
zuleeren.

Er tritt nicht in die Harngänge, wenn diese gesund
sind, zurükke, weil ein ansehnliches Stükk derselben, mit-
ten zwischen den Häuten der Blase, liegt (l). Wenn
daher der Urin, oder die Luft, die Blase ausdehnt, so

leidet
(f) [Spaltenumbruch] GATTIER. obs. 19. Jour-
nal. Encyclop. Aout. 1756. Rec.
Period. 1756. Aout Ess. of a Soc.
at Edimb. T. III. p. 277. Journ.
de Medec. 1757. m. Febr.
an der
Scheidenseite FENON. l. c. an den
Vögeln HARVEI. de gener. p. 21.
(g) COLLOT p. 200.
(h) LANCIS. in MERUATUM
Act. Lit. Suec. 1726. p.
127. 132.
[Spaltenumbruch] LYC. PATAV. l. c. DENYS.
t. 9. f. 10. t. 3. GREW. rar. p.
9.
(i) EUSTACH. p. 145. LOSS.
L. I. obs.
53. von 14 unciis PAL-
FIN. Anat. Chir. p. 155. SHARPE
p. 78. RUTTY p. 53. SALMUTH.
Cent. III. obs. 30. BECKET. obs.
p.
159.
(k) BELLIN. urin. puls. p. 25.
(l) FALLOPIUS inst. anat. p. 8.
EUSTACHIUS p.
147.
Die Harnwege, XXVI. Buch.

Es ſteiget aber der Urin beſtaͤndig tropfenweiſe her-
nieder, wie man an monſtroͤſen Koͤrpern ſehen konnte(f),
an denen die Harngaͤnge in der Haut ſelbſt offen lagen,
und endlich, wiewohl dergleichen Exempel ſelten vorkom-
men, an der Blaſe eines lebendigen Menſchen (g). Der
Urin hatte mit ſeinem Troͤpfeln in die Steine Rinnen
eingegraben (h) oder ganze Steine durchbort (i).

Durch die Harngaͤnge laͤuft der Urin, kraft ſeiner
Schwere, doch nur im Menſchen, von dem Drukke des
nachfolgenden Harns, ſonderlich aber von den Kraͤften
des Atemholens (k), und der Bauchmuſkeln getrieben,
in die Blaſe ab, denn es koͤnnen dieſe Muſkeln nicht ih-
ren Bauch verengern, ohne zugleich auf die Harngaͤnge
mit zu druͤkken.

§. 9.
Der Harn haͤlt ſich in der Blaſe auf.

Wenn der Urin aus einem engen Harngange in die
ſehr weite Blaſe faͤllt, ſo verliert er alle Bewegung, und
er verweilet darinnen bald lange, bald kurze Zeit, bis ſich
die gereizte Blaſe in Bewegung ſezzt, um den Harn aus-
zuleeren.

Er tritt nicht in die Harngaͤnge, wenn dieſe geſund
ſind, zuruͤkke, weil ein anſehnliches Stuͤkk derſelben, mit-
ten zwiſchen den Haͤuten der Blaſe, liegt (l). Wenn
daher der Urin, oder die Luft, die Blaſe ausdehnt, ſo

leidet
(f) [Spaltenumbruch] GATTIER. obſ. 19. Jour-
nal. Encyclop. Aout. 1756. Rec.
Period. 1756. Aout Eſſ. of a Soc.
at Edimb. T. III. p. 277. Journ.
de Medec. 1757. m. Febr.
an der
Scheidenſeite FENON. l. c. an den
Voͤgeln HARVEI. de gener. p. 21.
(g) COLLOT p. 200.
(h) LANCIS. in MERUATUM
Act. Lit. Suec. 1726. p.
127. 132.
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t. 9. f. 10. t. 3. GREW. rar. p.
9.
(i) EUSTACH. p. 145. LOSS.
L. I. obſ.
53. von 14 unciis PAL-
FIN. Anat. Chir. p. 155. SHARPE
p. 78. RUTTY p. 53. SALMUTH.
Cent. III. obſ. 30. BECKET. obſ.
p.
159.
(k) BELLIN. urin. pulſ. p. 25.
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EUSTACHIUS p.
147.
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[578/0614] Die Harnwege, XXVI. Buch. Es ſteiget aber der Urin beſtaͤndig tropfenweiſe her- nieder, wie man an monſtroͤſen Koͤrpern ſehen konnte (f), an denen die Harngaͤnge in der Haut ſelbſt offen lagen, und endlich, wiewohl dergleichen Exempel ſelten vorkom- men, an der Blaſe eines lebendigen Menſchen (g). Der Urin hatte mit ſeinem Troͤpfeln in die Steine Rinnen eingegraben (h) oder ganze Steine durchbort (i). Durch die Harngaͤnge laͤuft der Urin, kraft ſeiner Schwere, doch nur im Menſchen, von dem Drukke des nachfolgenden Harns, ſonderlich aber von den Kraͤften des Atemholens (k), und der Bauchmuſkeln getrieben, in die Blaſe ab, denn es koͤnnen dieſe Muſkeln nicht ih- ren Bauch verengern, ohne zugleich auf die Harngaͤnge mit zu druͤkken. §. 9. Der Harn haͤlt ſich in der Blaſe auf. Wenn der Urin aus einem engen Harngange in die ſehr weite Blaſe faͤllt, ſo verliert er alle Bewegung, und er verweilet darinnen bald lange, bald kurze Zeit, bis ſich die gereizte Blaſe in Bewegung ſezzt, um den Harn aus- zuleeren. Er tritt nicht in die Harngaͤnge, wenn dieſe geſund ſind, zuruͤkke, weil ein anſehnliches Stuͤkk derſelben, mit- ten zwiſchen den Haͤuten der Blaſe, liegt (l). Wenn daher der Urin, oder die Luft, die Blaſe ausdehnt, ſo leidet (f) GATTIER. obſ. 19. Jour- nal. Encyclop. Aout. 1756. Rec. Period. 1756. Aout Eſſ. of a Soc. at Edimb. T. III. p. 277. Journ. de Medec. 1757. m. Febr. an der Scheidenſeite FENON. l. c. an den Voͤgeln HARVEI. de gener. p. 21. (g) COLLOT p. 200. (h) LANCIS. in MERUATUM Act. Lit. Suec. 1726. p. 127. 132. LYC. PATAV. l. c. DENYS. t. 9. f. 10. t. 3. GREW. rar. p. 9. (i) EUSTACH. p. 145. LOSS. L. I. obſ. 53. von 14 unciis PAL- FIN. Anat. Chir. p. 155. SHARPE p. 78. RUTTY p. 53. SALMUTH. Cent. III. obſ. 30. BECKET. obſ. p. 159. (k) BELLIN. urin. pulſ. p. 25. (l) FALLOPIUS inſt. anat. p. 8. EUSTACHIUS p. 147.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/614>, abgerufen am 21.11.2024.