Jndessen findet sich, und zwar sehr oft, gar kein piramidenförmiger Muskel, entweder an einer(p) oder auch an beiden Seiten nicht (q), indem ich beide Fälle gesehen habe. Die weise Ordnung der Natur verstat- tet aber nicht, daß ein Muskel, welcher zum Harnen noth- wendig ist, mangeln sollte. Er erreicht ferner schwerlich jemals den Nabel, und hat auch mit dem Darmfelle nichts zu thun (r), an welchen Schlagadern feste hängen; und folglich kann er auch den Nabel nicht aus seiner Stelle bringen.
Jch halte es für eine Seltenheit, daß drei pirami- denförmige vorhanden gewesen (s). Jch glaube vielmehr daß zween, aber so schlecht von einander getrennte da sind, da man sie für einen einzigen ansehen kann (t).
Dritter Abschnitt. Der Harn.
§. 1.
Diejenige Feuchtigkeit, welche in der Niere erzeugt, und in der Blase aufbehalten wird, nennt man, nach der Sprache der Alten, im Latein, lotium, oder nach der griechischen Art, urina,Harn.
Es
(p)[Spaltenumbruch]ALBIN. p. 292. oft GUNZ. p. 13. Siehe RHODIUS mantiss. n. 54 wie auch BOSCUS und nach des Vaters Versuche facult. anat. p. 10. et VERHEYN. p. 43.
(q)ALBIN. p. 292 RIOLAN. p. 314. BARTH. Cent. IV. hist. 1. RHOD. mantiss obs. 55. PEYER. obs. 7. MOULINS. p. 6. SCHRA- DER Dec. l. obs. 7. sehle sehr oft SPIGELIUS p. 118. Exempel hat [Spaltenumbruch]SANTORINUS pag. 160. COW- PER. FABRIC. progt. ann. 1759. p. 23. MAJOR. Anat. l. Comm. Litt. Not. 1736. hebd. 14. ARAN- TIUS cap. 10. DETHARDING. anat. jucend. et util.
(r) Dies leugnete schon SPI- GELIUS.
(s)RUYSCH. Thes. IV. n. 83.
(t)ESCHENBACH. anat. 758. BIERLING. p. 55.
Die Harnwege. XXVI. Buch.
Jndeſſen findet ſich, und zwar ſehr oft, gar kein piramidenfoͤrmiger Muſkel, entweder an einer(p) oder auch an beiden Seiten nicht (q), indem ich beide Faͤlle geſehen habe. Die weiſe Ordnung der Natur verſtat- tet aber nicht, daß ein Muſkel, welcher zum Harnen noth- wendig iſt, mangeln ſollte. Er erreicht ferner ſchwerlich jemals den Nabel, und hat auch mit dem Darmfelle nichts zu thun (r), an welchen Schlagadern feſte haͤngen; und folglich kann er auch den Nabel nicht aus ſeiner Stelle bringen.
Jch halte es fuͤr eine Seltenheit, daß drei pirami- denfoͤrmige vorhanden geweſen (s). Jch glaube vielmehr daß zween, aber ſo ſchlecht von einander getrennte da ſind, da man ſie fuͤr einen einzigen anſehen kann (t).
Dritter Abſchnitt. Der Harn.
§. 1.
Diejenige Feuchtigkeit, welche in der Niere erzeugt, und in der Blaſe aufbehalten wird, nennt man, nach der Sprache der Alten, im Latein, lotium, oder nach der griechiſchen Art, urina,Harn.
Es
(p)[Spaltenumbruch]ALBIN. p. 292. oft GUNZ. p. 13. Siehe RHODIUS mantiſſ. n. 54 wie auch BOSCUS und nach des Vaters Verſuche facult. anat. p. 10. et VERHEYN. p. 43.
(q)ALBIN. p. 292 RIOLAN. p. 314. BARTH. Cent. IV. hiſt. 1. RHOD. mantiſſ obſ. 55. PEYER. obſ. 7. MOULINS. p. 6. SCHRA- DER Dec. l. obſ. 7. ſehle ſehr oft SPIGELIUS p. 118. Exempel hat [Spaltenumbruch]SANTORINUS pag. 160. COW- PER. FABRIC. progt. ann. 1759. p. 23. MAJOR. Anat. l. Comm. Litt. Not. 1736. hebd. 14. ARAN- TIUS cap. 10. DETHARDING. anat. jucend. et util.
(r) Dies leugnete ſchon SPI- GELIUS.
(s)RUYSCH. Theſ. IV. n. 83.
(t)ESCHENBACH. anat. 758. BIERLING. p. 55.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0532"n="496"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Harnwege. <hirendition="#aq">XXVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Jndeſſen findet ſich, und zwar ſehr oft, gar kein<lb/>
piramidenfoͤrmiger Muſkel, entweder an einer<noteplace="foot"n="(p)"><cb/><hirendition="#aq">ALBIN. p.</hi> 292. oft <hirendition="#aq">GUNZ.<lb/>
p.</hi> 13. Siehe <hirendition="#aq">RHODIUS mantiſſ.<lb/>
n.</hi> 54 wie auch <hirendition="#aq">BOSCUS</hi> und nach<lb/>
des Vaters Verſuche <hirendition="#aq">facult. anat.<lb/>
p. 10. et VERHEYN. p.</hi> 43.</note> oder<lb/>
auch an beiden Seiten nicht <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">ALBIN. p. 292 RIOLAN.<lb/>
p. 314. BARTH. Cent. IV. hiſt. 1.<lb/>
RHOD. mantiſſ obſ. 55. PEYER.<lb/>
obſ. 7. MOULINS. p. 6. SCHRA-<lb/>
DER Dec. l. obſ.</hi> 7. ſehle ſehr oft<lb/><hirendition="#aq">SPIGELIUS p.</hi> 118. Exempel hat<lb/><cb/><hirendition="#aq">SANTORINUS pag. 160. COW-<lb/>
PER. FABRIC. progt. ann. 1759.<lb/>
p. 23. MAJOR. Anat. l. Comm.<lb/>
Litt. Not. 1736. hebd. 14. ARAN-<lb/>
TIUS cap. 10. DETHARDING.<lb/>
anat. jucend. et util.</hi></note>, indem ich beide Faͤlle<lb/>
geſehen habe. Die weiſe Ordnung der Natur verſtat-<lb/>
tet aber nicht, daß ein Muſkel, welcher zum Harnen noth-<lb/>
wendig iſt, mangeln ſollte. Er erreicht ferner ſchwerlich<lb/>
jemals den Nabel, und hat auch mit dem Darmfelle<lb/>
nichts zu thun <noteplace="foot"n="(r)">Dies leugnete ſchon <hirendition="#aq">SPI-<lb/>
GELIUS.</hi></note>, an welchen Schlagadern feſte haͤngen;<lb/>
und folglich kann er auch den Nabel nicht aus ſeiner<lb/>
Stelle bringen.</p><lb/><p>Jch halte es fuͤr eine Seltenheit, daß drei pirami-<lb/>
denfoͤrmige vorhanden geweſen <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">RUYSCH. Theſ. IV. n.</hi> 83.</note>. Jch glaube vielmehr<lb/>
daß zween, aber ſo ſchlecht von einander getrennte da<lb/>ſind, da man ſie fuͤr einen einzigen anſehen kann <noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq">ESCHENBACH. anat. 758.<lb/>
BIERLING. p.</hi> 55.</note>.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Dritter Abſchnitt.<lb/>
Der Harn.</hi></hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="4"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>iejenige Feuchtigkeit, welche in der Niere erzeugt,<lb/>
und in der Blaſe aufbehalten wird, nennt man, nach<lb/>
der Sprache der Alten, im Latein, <hirendition="#aq">lotium,</hi> oder nach der<lb/>
griechiſchen Art, <hirendition="#aq">urina,</hi><hirendition="#fr">Harn.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[496/0532]
Die Harnwege. XXVI. Buch.
Jndeſſen findet ſich, und zwar ſehr oft, gar kein
piramidenfoͤrmiger Muſkel, entweder an einer (p) oder
auch an beiden Seiten nicht (q), indem ich beide Faͤlle
geſehen habe. Die weiſe Ordnung der Natur verſtat-
tet aber nicht, daß ein Muſkel, welcher zum Harnen noth-
wendig iſt, mangeln ſollte. Er erreicht ferner ſchwerlich
jemals den Nabel, und hat auch mit dem Darmfelle
nichts zu thun (r), an welchen Schlagadern feſte haͤngen;
und folglich kann er auch den Nabel nicht aus ſeiner
Stelle bringen.
Jch halte es fuͤr eine Seltenheit, daß drei pirami-
denfoͤrmige vorhanden geweſen (s). Jch glaube vielmehr
daß zween, aber ſo ſchlecht von einander getrennte da
ſind, da man ſie fuͤr einen einzigen anſehen kann (t).
Dritter Abſchnitt.
Der Harn.
§. 1.
Diejenige Feuchtigkeit, welche in der Niere erzeugt,
und in der Blaſe aufbehalten wird, nennt man, nach
der Sprache der Alten, im Latein, lotium, oder nach der
griechiſchen Art, urina, Harn.
Es
(p)
ALBIN. p. 292. oft GUNZ.
p. 13. Siehe RHODIUS mantiſſ.
n. 54 wie auch BOSCUS und nach
des Vaters Verſuche facult. anat.
p. 10. et VERHEYN. p. 43.
(q) ALBIN. p. 292 RIOLAN.
p. 314. BARTH. Cent. IV. hiſt. 1.
RHOD. mantiſſ obſ. 55. PEYER.
obſ. 7. MOULINS. p. 6. SCHRA-
DER Dec. l. obſ. 7. ſehle ſehr oft
SPIGELIUS p. 118. Exempel hat
SANTORINUS pag. 160. COW-
PER. FABRIC. progt. ann. 1759.
p. 23. MAJOR. Anat. l. Comm.
Litt. Not. 1736. hebd. 14. ARAN-
TIUS cap. 10. DETHARDING.
anat. jucend. et util.
(r) Dies leugnete ſchon SPI-
GELIUS.
(s) RUYSCH. Theſ. IV. n. 83.
(t) ESCHENBACH. anat. 758.
BIERLING. p. 55.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/532>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.