weilen habe ich einen weissen Fasernstreif aus dem Zwi- schenraume der Harngänge gegen den Hahnenkopf zu herablaufen gesehen, welches Morgagni(o) fur eine Krankheit des geschwollenen Vorstehers, und für eine seltene Krankheit (p) hält. Er erinnert daß diese Hügel- chen bisweilen nicht vorhanden gewesen (q).
§. 19. Die unorganischen Pori.
Es hat die Harnblase eben die Natur, als der Ma- gen (a), und diese ist, wie ich davor halte, alle Mem- branen im menschlichen Körper gemein. Es befinden sich nemlich in derselben Pori, durch welche zwar keine Luft, aber wohl das Wasser leichtlich durchdringt.
Eine umgekehrte Blase (b) hält zwar die Luft an sich(c), sie laßt aber doch das Wasser, so man hinein- giest (d), und auch die Milch, wiewohl langsamer (e), durchgehen. Wiederum sauget sie ins Wasser geworfen, dasselbe in sich, und nimmt solches in ihre Höhlung auf (f).
Es glauben daher berühmte Männer (g) zeigen zu können, daß an der Blase Pori sind, die inwendig en- ger würden, und von aussen offen stünden, weil sie sich [Spaltenumbruch](n)
einbil-
(o)Sed. Caus. II. p. 433.
(p)L. c.
(q)Sed. et Caus. morb. T. II. p. 155. 451. 434 433. 432. finde sich selten SANTORIN. c. 10. p. 201
(a)Conf. L. XIX. p. 162. seq.
(b)La HIRE. beim HAMEL. Hist. l'Acad. Reg. pag. 271. 272. VERDIER. tr. de l'usage des part. l. pag. 224. MORIN. Mem. de l'Acad. 1701. p. 201.
(c)[Spaltenumbruch]WOLF. Anc. mem. II. p. 40. 62.
(d)FANTON. p. 140.
(e) Bei dem Du HAMEL. p. 272. Anc. mem. II. p. 40. 62.
(f)MORIN. p. 201. LANG- GUTH. n. 25. REAUMUR. Mem. de 1714. p. 61.
(g)Anonym. Zod. Gall. T. V. Jan. p. 70. Phil. La HIRE Anc. mem. T. II. p. 40. beim du HA- MEL. l. c. CARTHEUSER. de aer. circ. p. 16.
(n)Comm. in Prael. T. V. P. I. p. 334. 335.
Die Harnwege. XXVI. Buch.
weilen habe ich einen weiſſen Faſernſtreif aus dem Zwi- ſchenraume der Harngaͤnge gegen den Hahnenkopf zu herablaufen geſehen, welches Morgagni(o) fur eine Krankheit des geſchwollenen Vorſtehers, und fuͤr eine ſeltene Krankheit (p) haͤlt. Er erinnert daß dieſe Huͤgel- chen bisweilen nicht vorhanden geweſen (q).
§. 19. Die unorganiſchen Pori.
Es hat die Harnblaſe eben die Natur, als der Ma- gen (a), und dieſe iſt, wie ich davor halte, alle Mem- branen im menſchlichen Koͤrper gemein. Es befinden ſich nemlich in derſelben Pori, durch welche zwar keine Luft, aber wohl das Waſſer leichtlich durchdringt.
Eine umgekehrte Blaſe (b) haͤlt zwar die Luft an ſich(c), ſie laßt aber doch das Waſſer, ſo man hinein- gieſt (d), und auch die Milch, wiewohl langſamer (e), durchgehen. Wiederum ſauget ſie ins Waſſer geworfen, daſſelbe in ſich, und nimmt ſolches in ihre Hoͤhlung auf (f).
Es glauben daher beruͤhmte Maͤnner (g) zeigen zu koͤnnen, daß an der Blaſe Pori ſind, die inwendig en- ger wuͤrden, und von auſſen offen ſtuͤnden, weil ſie ſich [Spaltenumbruch](n)
einbil-
(o)Sed. Cauſ. II. p. 433.
(p)L. c.
(q)Sed. et Cauſ. morb. T. II. p. 155. 451. 434 433. 432. finde ſich ſelten SANTORIN. c. 10. p. 201
(a)Conf. L. XIX. p. 162. ſeq.
(b)La HIRE. beim HAMEL. Hiſt. l’Acad. Reg. pag. 271. 272. VERDIER. tr. de l’uſage des part. l. pag. 224. MORIN. Mém. de l’Acad. 1701. p. 201.
(c)[Spaltenumbruch]WOLF. Anc. mém. II. p. 40. 62.
(d)FANTON. p. 140.
(e) Bei dem Du HAMEL. p. 272. Anc. mém. II. p. 40. 62.
(f)MORIN. p. 201. LANG- GUTH. n. 25. REAUMUR. Mém. de 1714. p. 61.
(g)Anonym. Zod. Gall. T. V. Jan. p. 70. Phil. La HIRE Anc. mém. T. II. p. 40. beim du HA- MEL. l. c. CARTHEUSER. de aer. circ. p. 16.
(n)Comm. in Præl. T. V. P. I. p. 334. 335.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0520"n="484"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Harnwege. <hirendition="#aq">XXVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
weilen habe ich einen weiſſen Faſernſtreif aus dem Zwi-<lb/>ſchenraume der Harngaͤnge gegen den Hahnenkopf zu<lb/>
herablaufen geſehen, welches <hirendition="#fr">Morgagni</hi><noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">Sed. Cauſ. II. p.</hi> 433.</note> fur eine<lb/>
Krankheit des geſchwollenen Vorſtehers, und fuͤr eine<lb/>ſeltene Krankheit <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">L. c.</hi></note> haͤlt. Er erinnert daß dieſe Huͤgel-<lb/>
chen bisweilen nicht vorhanden geweſen <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">Sed. et Cauſ. morb. T. II.<lb/>
p.</hi> 155. 451. 434 433. 432. finde ſich<lb/>ſelten <hirendition="#aq">SANTORIN. c. 10. p.</hi> 201</note>.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 19.<lb/><hirendition="#b">Die unorganiſchen Pori.</hi></head><lb/><p>Es hat die Harnblaſe eben die Natur, als der Ma-<lb/>
gen <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Conf. L. XIX. p. 162. ſeq.</hi></note>, und dieſe iſt, wie ich davor halte, alle Mem-<lb/>
branen im menſchlichen Koͤrper gemein. Es befinden<lb/>ſich nemlich in derſelben Pori, durch welche zwar keine<lb/>
Luft, aber wohl das Waſſer leichtlich durchdringt.</p><lb/><p>Eine umgekehrte Blaſe <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">La HIRE.</hi> beim <hirendition="#aq">HAMEL.<lb/>
Hiſt. l’Acad. Reg. pag. 271. 272.<lb/>
VERDIER. tr. de l’uſage des part.<lb/>
l. pag. 224. <hirendition="#g">MORIN.</hi> Mém. de<lb/>
l’Acad. 1701. p.</hi> 201.</note> haͤlt zwar die Luft an<lb/>ſich<noteplace="foot"n="(c)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">WOLF.</hi> Anc. mém. II. p.</hi><lb/>
40. 62.</note>, ſie laßt aber doch das Waſſer, ſo man hinein-<lb/>
gieſt <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">FANTON. p.</hi> 140.</note>, und auch die Milch, wiewohl langſamer <noteplace="foot"n="(e)">Bei dem <hirendition="#aq">Du HAMEL. p.<lb/>
272. Anc. mém. II. p.</hi> 40. 62.</note>,<lb/>
durchgehen. Wiederum ſauget ſie ins Waſſer geworfen,<lb/>
daſſelbe in ſich, und nimmt ſolches in ihre Hoͤhlung<lb/>
auf <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">MORIN. p. 201. LANG-<lb/>
GUTH. n. 25. REAUMUR. Mém.<lb/>
de 1714. p.</hi> 61.</note>.</p><lb/><p>Es glauben daher beruͤhmte Maͤnner <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">Anonym. Zod. Gall. T. V.<lb/>
Jan. p. 70. Phil. La HIRE Anc.<lb/>
mém. T. II. p.</hi> 40. beim <hirendition="#aq">du HA-<lb/>
MEL. l. c. CARTHEUSER. de aer.<lb/>
circ. p.</hi> 16.</note> zeigen zu<lb/>
koͤnnen, daß an der Blaſe Pori ſind, die inwendig en-<lb/>
ger wuͤrden, und von auſſen offen ſtuͤnden, weil ſie ſich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">einbil-</fw><lb/><cb/><noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">Comm. in Præl. T. V. P. I.<lb/>
p.</hi> 334. 335.</note><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[484/0520]
Die Harnwege. XXVI. Buch.
weilen habe ich einen weiſſen Faſernſtreif aus dem Zwi-
ſchenraume der Harngaͤnge gegen den Hahnenkopf zu
herablaufen geſehen, welches Morgagni (o) fur eine
Krankheit des geſchwollenen Vorſtehers, und fuͤr eine
ſeltene Krankheit (p) haͤlt. Er erinnert daß dieſe Huͤgel-
chen bisweilen nicht vorhanden geweſen (q).
§. 19.
Die unorganiſchen Pori.
Es hat die Harnblaſe eben die Natur, als der Ma-
gen (a), und dieſe iſt, wie ich davor halte, alle Mem-
branen im menſchlichen Koͤrper gemein. Es befinden
ſich nemlich in derſelben Pori, durch welche zwar keine
Luft, aber wohl das Waſſer leichtlich durchdringt.
Eine umgekehrte Blaſe (b) haͤlt zwar die Luft an
ſich (c), ſie laßt aber doch das Waſſer, ſo man hinein-
gieſt (d), und auch die Milch, wiewohl langſamer (e),
durchgehen. Wiederum ſauget ſie ins Waſſer geworfen,
daſſelbe in ſich, und nimmt ſolches in ihre Hoͤhlung
auf (f).
Es glauben daher beruͤhmte Maͤnner (g) zeigen zu
koͤnnen, daß an der Blaſe Pori ſind, die inwendig en-
ger wuͤrden, und von auſſen offen ſtuͤnden, weil ſie ſich
einbil-
(n)
(o) Sed. Cauſ. II. p. 433.
(p) L. c.
(q) Sed. et Cauſ. morb. T. II.
p. 155. 451. 434 433. 432. finde ſich
ſelten SANTORIN. c. 10. p. 201
(a) Conf. L. XIX. p. 162. ſeq.
(b) La HIRE. beim HAMEL.
Hiſt. l’Acad. Reg. pag. 271. 272.
VERDIER. tr. de l’uſage des part.
l. pag. 224. MORIN. Mém. de
l’Acad. 1701. p. 201.
(c)
WOLF. Anc. mém. II. p.
40. 62.
(d) FANTON. p. 140.
(e) Bei dem Du HAMEL. p.
272. Anc. mém. II. p. 40. 62.
(f) MORIN. p. 201. LANG-
GUTH. n. 25. REAUMUR. Mém.
de 1714. p. 61.
(g) Anonym. Zod. Gall. T. V.
Jan. p. 70. Phil. La HIRE Anc.
mém. T. II. p. 40. beim du HA-
MEL. l. c. CARTHEUSER. de aer.
circ. p. 16.
(n) Comm. in Præl. T. V. P. I.
p. 334. 335.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/520>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.