§. 20. Die inwendigste Einrichtung der Niere selbst.
1. Des rindigen Wesens.
Da sich das rindige Wesen der Niere leichtlich mit gefärbten Säften, die man durch die Schlagadern sprizzt, ganz und gar färben, und anfüllen läßt, und man in selbigen unzähliche Gefässe antrift, so hat man keine Schwierigkeiten gemacht, dasselbe für gefäsreich zu halten.
Es scheinet nämlich, daß die meisten Blutadern(a) der Niere, wenn sie sich aus ihren Bögen bis zur Haut dieses Eingeweides ausstrekken, andre Bögen zu ma- chen (b), die sich zurükke biegen, nach Schlangenart (c), und in das Jnnere der Niere zurükke gehen; und man kann diesen Bau mit blossen Augen, sonderlich wenn sie von den eingesprizzten Säften eine rothe Farbe angenom- men, ohne Schwierigkeit verfolgen.
Es entstehen auch ebenfalls aus den Gefässen des rindigen Wesens, nahe an der Oberfläche fasrige (c*) Flämmchen, die sich in die Rinde erstrekken, oder es entspringen selbige von den Rindensäulen, welche die Flämmchen distinguiren (c+).
Endlich laufen diese wellenförmige Kanäle gegen die Wärzchen wieder zurükke, sie strekken sich nach und nach aus (d), sie mischen sich unter die Harngänge (e), und
inseri-
(a)[Spaltenumbruch]RUYSCH. Thes. II. tab. 6. Thes. III. t. 4. f. 2. Thes. VI. prodr. T. I. Nur am äussersten Theile BEUDT. p. 9
(b) Andre Sternchen.
(c) Wie Därme in der Schild- kröte MORGAGN. Adv. IV. p. 70. im Menschen RUYSCH. Thes. III. tab. 4. f. 3. Thes. IV. tab. 7. f. 1. Thes. VI. prodr. t. 1. f. 2. LAGHI Comm. Acad. Bonon. T. IV. n. 131. die Schlagäderchen wären nicht schlangenförmig, sondern, nach [Spaltenumbruch]
Wechselwinkeln gebogen BERTIN. p. 94. t 6. f. 2. im Dgel hat es ge- sehen DROYSEN.
(c*)pag. 252. Man vergleiche FERREIN. p. 509. t. 5.
(c+) Ebend.
(d) Von seinen corticalibus tu- bis FERREIN. p. 508. f. 5. zeichnet Knoten daran Ibid. vielleicht wa- ren es Reste zerrissener Röhrchen.
(e)FERREIN. p. 502. wie ich oft gesehen.
C c 2
I. Abſchn. Die Nieren, und deren Bau.
§. 20. Die inwendigſte Einrichtung der Niere ſelbſt.
1. Des rindigen Weſens.
Da ſich das rindige Weſen der Niere leichtlich mit gefaͤrbten Saͤften, die man durch die Schlagadern ſprizzt, ganz und gar faͤrben, und anfuͤllen laͤßt, und man in ſelbigen unzaͤhliche Gefaͤſſe antrift, ſo hat man keine Schwierigkeiten gemacht, daſſelbe fuͤr gefaͤsreich zu halten.
Es ſcheinet naͤmlich, daß die meiſten Blutadern(a) der Niere, wenn ſie ſich aus ihren Boͤgen bis zur Haut dieſes Eingeweides ausſtrekken, andre Boͤgen zu ma- chen (b), die ſich zuruͤkke biegen, nach Schlangenart (c), und in das Jnnere der Niere zuruͤkke gehen; und man kann dieſen Bau mit bloſſen Augen, ſonderlich wenn ſie von den eingeſprizzten Saͤften eine rothe Farbe angenom- men, ohne Schwierigkeit verfolgen.
Es entſtehen auch ebenfalls aus den Gefaͤſſen des rindigen Weſens, nahe an der Oberflaͤche faſrige (c*) Flaͤmmchen, die ſich in die Rinde erſtrekken, oder es entſpringen ſelbige von den Rindenſaͤulen, welche die Flaͤmmchen diſtinguiren (c†).
Endlich laufen dieſe wellenfoͤrmige Kanaͤle gegen die Waͤrzchen wieder zuruͤkke, ſie ſtrekken ſich nach und nach aus (d), ſie miſchen ſich unter die Harngaͤnge (e), und
inſeri-
(a)[Spaltenumbruch]RUYSCH. Theſ. II. tab. 6. Theſ. III. t. 4. f. 2. Theſ. VI. prodr. T. I. Nur am aͤuſſerſten Theile BEUDT. p. 9
(b) Andre Sternchen.
(c) Wie Daͤrme in der Schild- kroͤte MORGAGN. Adv. IV. p. 70. im Menſchen RUYSCH. Theſ. III. tab. 4. f. 3. Theſ. IV. tab. 7. f. 1. Theſ. VI. prodr. t. 1. f. 2. LAGHI Comm. Acad. Bonon. T. IV. n. 131. die Schlagaͤderchen waͤren nicht ſchlangenfoͤrmig, ſondern, nach [Spaltenumbruch]
Wechſelwinkeln gebogen BERTIN. p. 94. t 6. f. 2. im Dgel hat es ge- ſehen DROYSEN.
(c*)pag. 252. Man vergleiche FERREIN. p. 509. t. 5.
(c†) Ebend.
(d) Von ſeinen corticalibus tu- bis FERREIN. p. 508. f. 5. zeichnet Knoten daran Ibid. vielleicht wa- ren es Reſte zerriſſener Roͤhrchen.
(e)FERREIN. p. 502. wie ich oft geſehen.
C c 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0439"n="403"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchn. Die Nieren, und deren Bau.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 20.<lb/><hirendition="#b">Die inwendigſte Einrichtung der Niere ſelbſt.</hi></head><lb/><argument><p>1. <hirendition="#fr">Des rindigen Weſens.</hi></p></argument><lb/><p>Da ſich das rindige Weſen der Niere leichtlich mit<lb/>
gefaͤrbten Saͤften, die man durch die Schlagadern ſprizzt,<lb/>
ganz und gar faͤrben, und anfuͤllen laͤßt, und man in<lb/>ſelbigen unzaͤhliche Gefaͤſſe antrift, ſo hat man keine<lb/>
Schwierigkeiten gemacht, daſſelbe fuͤr gefaͤsreich zu halten.</p><lb/><p>Es ſcheinet naͤmlich, daß die meiſten Blutadern<noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">RUYSCH. Theſ. II. tab. 6.<lb/>
Theſ. III. t. 4. f. 2. Theſ. VI. prodr.<lb/>
T. I.</hi> Nur am aͤuſſerſten Theile<lb/><hirendition="#aq">BEUDT. p.</hi> 9</note><lb/>
der Niere, wenn ſie ſich aus ihren Boͤgen bis zur Haut<lb/>
dieſes Eingeweides ausſtrekken, andre Boͤgen zu ma-<lb/>
chen <noteplace="foot"n="(b)">Andre Sternchen.</note>, die ſich zuruͤkke biegen, nach Schlangenart <noteplace="foot"n="(c)">Wie Daͤrme in der Schild-<lb/>
kroͤte <hirendition="#aq">MORGAGN. Adv. IV. p.</hi> 70.<lb/>
im Menſchen <hirendition="#aq">RUYSCH. Theſ. III.<lb/>
tab. 4. f. 3. Theſ. IV. tab. 7. f. 1.<lb/>
Theſ. VI. prodr. t. 1. f. 2. LAGHI<lb/>
Comm. Acad. Bonon. T. IV. n.</hi> 131.<lb/>
die Schlagaͤderchen waͤren nicht<lb/>ſchlangenfoͤrmig, ſondern, nach<lb/><cb/>
Wechſelwinkeln gebogen <hirendition="#aq">BERTIN.<lb/>
p. 94. t 6. f.</hi> 2. im Dgel hat es ge-<lb/>ſehen <hirendition="#aq">DROYSEN.</hi></note>,<lb/>
und in das Jnnere der Niere zuruͤkke gehen; und man<lb/>
kann dieſen Bau mit bloſſen Augen, ſonderlich wenn ſie<lb/>
von den eingeſprizzten Saͤften eine rothe Farbe angenom-<lb/>
men, ohne Schwierigkeit verfolgen.</p><lb/><p>Es entſtehen auch ebenfalls aus den Gefaͤſſen des<lb/>
rindigen Weſens, nahe an der Oberflaͤche faſrige <noteplace="foot"n="(c*)"><hirendition="#aq">pag.</hi> 252. Man vergleiche<lb/><hirendition="#aq">FERREIN. p. 509. t.</hi> 5.</note><lb/>
Flaͤmmchen, die ſich in die Rinde erſtrekken, oder es<lb/>
entſpringen ſelbige von den Rindenſaͤulen, welche die<lb/>
Flaͤmmchen diſtinguiren <noteplace="foot"n="(c†)">Ebend.</note>.</p><lb/><p>Endlich laufen dieſe wellenfoͤrmige Kanaͤle gegen die<lb/>
Waͤrzchen wieder zuruͤkke, ſie ſtrekken ſich nach und nach<lb/>
aus <noteplace="foot"n="(d)">Von ſeinen <hirendition="#aq">corticalibus tu-<lb/>
bis FERREIN. p. 508. f.</hi> 5. zeichnet<lb/>
Knoten daran <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ibid.</hi></hi> vielleicht wa-<lb/>
ren es Reſte zerriſſener Roͤhrchen.</note>, ſie miſchen ſich unter die Harngaͤnge <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">FERREIN. p.</hi> 502. wie ich<lb/>
oft geſehen.</note>, und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">inſeri-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[403/0439]
I. Abſchn. Die Nieren, und deren Bau.
§. 20.
Die inwendigſte Einrichtung der Niere ſelbſt.
1. Des rindigen Weſens.
Da ſich das rindige Weſen der Niere leichtlich mit
gefaͤrbten Saͤften, die man durch die Schlagadern ſprizzt,
ganz und gar faͤrben, und anfuͤllen laͤßt, und man in
ſelbigen unzaͤhliche Gefaͤſſe antrift, ſo hat man keine
Schwierigkeiten gemacht, daſſelbe fuͤr gefaͤsreich zu halten.
Es ſcheinet naͤmlich, daß die meiſten Blutadern (a)
der Niere, wenn ſie ſich aus ihren Boͤgen bis zur Haut
dieſes Eingeweides ausſtrekken, andre Boͤgen zu ma-
chen (b), die ſich zuruͤkke biegen, nach Schlangenart (c),
und in das Jnnere der Niere zuruͤkke gehen; und man
kann dieſen Bau mit bloſſen Augen, ſonderlich wenn ſie
von den eingeſprizzten Saͤften eine rothe Farbe angenom-
men, ohne Schwierigkeit verfolgen.
Es entſtehen auch ebenfalls aus den Gefaͤſſen des
rindigen Weſens, nahe an der Oberflaͤche faſrige (c*)
Flaͤmmchen, die ſich in die Rinde erſtrekken, oder es
entſpringen ſelbige von den Rindenſaͤulen, welche die
Flaͤmmchen diſtinguiren (c†).
Endlich laufen dieſe wellenfoͤrmige Kanaͤle gegen die
Waͤrzchen wieder zuruͤkke, ſie ſtrekken ſich nach und nach
aus (d), ſie miſchen ſich unter die Harngaͤnge (e), und
inſeri-
(a)
RUYSCH. Theſ. II. tab. 6.
Theſ. III. t. 4. f. 2. Theſ. VI. prodr.
T. I. Nur am aͤuſſerſten Theile
BEUDT. p. 9
(b) Andre Sternchen.
(c) Wie Daͤrme in der Schild-
kroͤte MORGAGN. Adv. IV. p. 70.
im Menſchen RUYSCH. Theſ. III.
tab. 4. f. 3. Theſ. IV. tab. 7. f. 1.
Theſ. VI. prodr. t. 1. f. 2. LAGHI
Comm. Acad. Bonon. T. IV. n. 131.
die Schlagaͤderchen waͤren nicht
ſchlangenfoͤrmig, ſondern, nach
Wechſelwinkeln gebogen BERTIN.
p. 94. t 6. f. 2. im Dgel hat es ge-
ſehen DROYSEN.
(c*) pag. 252. Man vergleiche
FERREIN. p. 509. t. 5.
(c†) Ebend.
(d) Von ſeinen corticalibus tu-
bis FERREIN. p. 508. f. 5. zeichnet
Knoten daran Ibid. vielleicht wa-
ren es Reſte zerriſſener Roͤhrchen.
(e) FERREIN. p. 502. wie ich
oft geſehen.
C c 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/439>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.