Man muß übrigens, das sonst so glaubwürdige Ve- salische Werk, nicht in der Beschreibung dieses Baues zu Rathe ziehen.
§. 10. Der Harngang(a).
Es ist der Harngang ein Ausführungsgang der Niere, und in dem Geschlechte dieser Gänge der aller- größte. Er hat überhaupt einen sehr einfachen Bau, und es lassen sich im Menschen schwerlich die Häute un- terscheiden, welche ein gar zu festes Fadengewebe ver- einigt (b). Eben so schwer lassen sich die Muskelfasern (c) zeigen; und es besteht also der ganze Harngang aus ei- ner einförmigen (d) ziemlich starken [Spaltenumbruch](d*) Membran, wel- che augenscheinlich ein Fortsazz von der nervigen Haut der Blase ist (e), und mit einer inwendigen Bekleidung überzogen ist, welche an andern Orten die zottige Haut heißt, und hier glatt, und wofern es wahr ist, undeut- lich poröse ist (g). Auswendig ist ein dichtes Faden- gewebe (h) vorhanden, worinnen viele Gefässe kriechen, die im Bekken und am Harngange sichtbar werden.
(f)
Eine
(a)[Spaltenumbruch]
Zwei ansehnliche Gänge die vom Nierensinus zur Blase hin- laufen ARISTOTELES Hist. l. c. 17. Part. anim. III. c. 9. nervige röh- rige Kanäle ARETAEI diut. II. c. 3.
(b) Eine einzige Membran ma- chet auch ORIBASIUS p. 120. RUTTY. p. 10. EUSTACH. p. 75. RIOLAN. p. 147.
(c) Solches gesteht DISDIER. und auch WINSLOW. n. 427. doch bestätigt zirkelrunde lange Fa- sern, im Pferde und Menschen DU- VERNEY posth T. II. p. 265.
(d) Ein fester Harngang BID- LOO t. 44. f. 1. FANTON. diss. p. 329. HEISTER. fünf Membra- ne. BEUDT. p. 21.
(d*) Fester Harngang MEKEL. Mem. de Berlin. T. X. p. 99. in Krankheiten. Eine dikke Substanz LIEUTAUD p. 17.
(e)Ligamenteuse WINSLOW. n. 428.
(g) Drüsen hat BIDLOO t. 44. f. 1. LISTER. Hist. de l'Acad. 1701. MORGAGN Adv. III. KEIL. ab- ridgen. p. 184.
(h) Das Fadengewebe kann nicht aufgeblasen werden HEY- MAN. T. VII. p. 414. ist nämlich zu dikk WINSLOW. n. 427.
(f)Membraneuse Ejusd. sey weit DISDIER. splanchnolog. I. p. 207. nach der Länge gefaltet. DUVERNEY. WINSLOW. n. 428.
Die Harnwege. XXVI. Buch.
Man muß uͤbrigens, das ſonſt ſo glaubwuͤrdige Ve- ſaliſche Werk, nicht in der Beſchreibung dieſes Baues zu Rathe ziehen.
§. 10. Der Harngang(a).
Es iſt der Harngang ein Ausfuͤhrungsgang der Niere, und in dem Geſchlechte dieſer Gaͤnge der aller- groͤßte. Er hat uͤberhaupt einen ſehr einfachen Bau, und es laſſen ſich im Menſchen ſchwerlich die Haͤute un- terſcheiden, welche ein gar zu feſtes Fadengewebe ver- einigt (b). Eben ſo ſchwer laſſen ſich die Muſkelfaſern (c) zeigen; und es beſteht alſo der ganze Harngang aus ei- ner einfoͤrmigen (d) ziemlich ſtarken [Spaltenumbruch](d*) Membran, wel- che augenſcheinlich ein Fortſazz von der nervigen Haut der Blaſe iſt (e), und mit einer inwendigen Bekleidung uͤberzogen iſt, welche an andern Orten die zottige Haut heißt, und hier glatt, und wofern es wahr iſt, undeut- lich poroͤſe iſt (g). Auswendig iſt ein dichtes Faden- gewebe (h) vorhanden, worinnen viele Gefaͤſſe kriechen, die im Bekken und am Harngange ſichtbar werden.
(f)
Eine
(a)[Spaltenumbruch]
Zwei anſehnliche Gaͤnge die vom Nierenſinus zur Blaſe hin- laufen ARISTOTELES Hiſt. l. c. 17. Part. anim. III. c. 9. nervige roͤh- rige Kanaͤle ARETAEI diut. II. c. 3.
(b) Eine einzige Membran ma- chet auch ORIBASIUS p. 120. RUTTY. p. 10. EUSTACH. p. 75. RIOLAN. p. 147.
(c) Solches geſteht DISDIER. und auch WINSLOW. n. 427. doch beſtaͤtigt zirkelrunde lange Fa- ſern, im Pferde und Menſchen DU- VERNEY poſth T. II. p. 265.
(d) Ein feſter Harngang BID- LOO t. 44. f. 1. FANTON. diſſ. p. 329. HEISTER. fuͤnf Membra- ne. BEUDT. p. 21.
(d*) Feſter Harngang MEKEL. Mém. de Berlin. T. X. p. 99. in Krankheiten. Eine dikke Subſtanz LIEUTAUD p. 17.
(e)Ligamenteuſe WINSLOW. n. 428.
(g) Druͤſen hat BIDLOO t. 44. f. 1. LISTER. Hiſt. de l’Acad. 1701. MORGAGN Adv. III. KEIL. ab- ridgen. p. 184.
(h) Das Fadengewebe kann nicht aufgeblaſen werden HEY- MAN. T. VII. p. 414. iſt naͤmlich zu dikk WINSLOW. n. 427.
(f)Membraneuſe Ejusd. ſey weit DISDIER. ſplanchnolog. I. p. 207. nach der Laͤnge gefaltet. DUVERNEY. WINSLOW. n. 428.
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Die Harnwege. XXVI. Buch.
Man muß uͤbrigens, das ſonſt ſo glaubwuͤrdige Ve-
ſaliſche Werk, nicht in der Beſchreibung dieſes Baues
zu Rathe ziehen.
§. 10.
Der Harngang (a).
Es iſt der Harngang ein Ausfuͤhrungsgang der
Niere, und in dem Geſchlechte dieſer Gaͤnge der aller-
groͤßte. Er hat uͤberhaupt einen ſehr einfachen Bau,
und es laſſen ſich im Menſchen ſchwerlich die Haͤute un-
terſcheiden, welche ein gar zu feſtes Fadengewebe ver-
einigt (b). Eben ſo ſchwer laſſen ſich die Muſkelfaſern (c)
zeigen; und es beſteht alſo der ganze Harngang aus ei-
ner einfoͤrmigen (d) ziemlich ſtarken
(d*) Membran, wel-
che augenſcheinlich ein Fortſazz von der nervigen Haut
der Blaſe iſt (e), und mit einer inwendigen Bekleidung
uͤberzogen iſt, welche an andern Orten die zottige Haut
heißt, und hier glatt, und wofern es wahr iſt, undeut-
lich poroͤſe iſt (g). Auswendig iſt ein dichtes Faden-
gewebe (h) vorhanden, worinnen viele Gefaͤſſe kriechen,
die im Bekken und am Harngange ſichtbar werden.
Eine
(f)
(a)
Zwei anſehnliche Gaͤnge die
vom Nierenſinus zur Blaſe hin-
laufen ARISTOTELES Hiſt. l. c.
17. Part. anim. III. c. 9. nervige roͤh-
rige Kanaͤle ARETAEI diut. II.
c. 3.
(b) Eine einzige Membran ma-
chet auch ORIBASIUS p. 120.
RUTTY. p. 10. EUSTACH. p. 75.
RIOLAN. p. 147.
(c) Solches geſteht DISDIER.
und auch WINSLOW. n. 427.
doch beſtaͤtigt zirkelrunde lange Fa-
ſern, im Pferde und Menſchen DU-
VERNEY poſth T. II. p. 265.
(d) Ein feſter Harngang BID-
LOO t. 44. f. 1. FANTON. diſſ.
p. 329. HEISTER. fuͤnf Membra-
ne. BEUDT. p. 21.
(d*) Feſter Harngang MEKEL.
Mém. de Berlin. T. X. p. 99. in
Krankheiten. Eine dikke Subſtanz
LIEUTAUD p. 17.
(e) Ligamenteuſe WINSLOW.
n. 428.
(g) Druͤſen hat BIDLOO t. 44.
f. 1. LISTER. Hiſt. de l’Acad. 1701.
MORGAGN Adv. III. KEIL. ab-
ridgen. p. 184.
(h) Das Fadengewebe kann
nicht aufgeblaſen werden HEY-
MAN. T. VII. p. 414. iſt naͤmlich
zu dikk WINSLOW. n. 427.
(f) Membraneuſe Ejusd. ſey
weit DISDIER. ſplanchnolog. I.
p. 207. nach der Laͤnge gefaltet.
DUVERNEY. WINSLOW. n. 428.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/414>, abgerufen am 21.11.2024.
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